Archiv für den Monat: Januar 2014

20.1. Camping Hakkou und Rekkam

Das war mal wieder ein ergiebiger Tag. Zunächst ging es zum Caming Hakkou. Er ist neu im Ziztal, kurz nach dem schon bekannten Camping Tissirt. Er stellte sich als sehr kleiner Platz heraus, vielleicht 10 – 15 Fahrzeuge passen rein. Man hat schon anständige Stromanschlüsse geschaffen und die Duschen sind richtig groß, da kann man sogar zu zweit duschen, ein Waschbecken gibt es auch. Camping Tissirt finde ich schöner, ist so richtig lauschig, aber hier überzeugen die netten Brüder, die alles für ihre Camper tun. Die Frau des Hauses backt morgens auf Bestellung das Fladenbrot aus selbst angebautem und verarbeitetem Mehl und auch für Tajine oder Couscous werden vorwiegend eigene Produkte verwendet.
Dann ging es weiter nach Boudenib, denn dort hat ja ein Franzose gerade einen Campingplatz angelegt. Er ist auf einem großen Gelände am Oued Ghuir und durch das Tor passen auch Dickschiffe. Noch ist nicht alles perfekt, aber es werden schon Gäste empfangen. Die Duschen und WC sind fertig, das Wasser wird im großen Holzofen geheizt. Auch hier sind die Duschkabinen sehr groß und enthalten ein Waschbecken, die Toiletten haben Sitz- und Stehmöglichkeit. Eine Küche bietet Tajine und sonstiges an. Francois war nicht vor Ort, aber sein Vertreter Youssef hat alles sehr gut gemacht, mir alles gezeigt und auch noch einen Spaziergang zum alten Ksar gemacht.
Ich war natürlich schon öfter in Boudenib, aber für mehr als eine kurze Stippvisite hat es nie gereicht. Die Stadt bietet auf den ersten Blick wenig, was für Touristen interessant ist, sie hat noch nicht mal eine Tankstelle, was schon ungewöhnlich ist. Nun aber habe ich mit Youssef einen kleinen Rundgang gemacht und war angenehm überrascht. Boudenib liegt weniger als 100 km von den Touristenstützpunkten entfernt und ist dennoch unglaublich untouristisch, noch richtig jungfräulich. Im Zentrum sitzen die alten, markigen Männer im Café, trinken Tee, spielen Dame, unterhalten sich, lassen sich von einer einsamen Touristin absolut nicht stören. Youssef muss zum Bäcker, der backt sein Brot natürlich noch im Holzofen und lässt sich gerne fotografieren.
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Youssef hat für mich ein Tajine vorbereitet und beginnt damit, Teller und Besteck herbeizubringen, aber ich erkläre ihm, dass ich erstens nicht alleine essen will und zweitens nicht vom Teller. Er ist richtig erleichtert. Ein Tajine schmeckt natürlich nur richtig gut, wenn man die Soße mit frischem Brot aus dem Tontopf auftunkt, in dem es gebrutzelt wurde. Vor Jahrzehnten habe ich nur so gegessen in Marokko, aber in den letzten Jahren hat sich alles sehr touristisch entwickelt, man isst nicht mehr mit mir, sondern serviert fein auf einem Teller für mich alleine. Im Restaurant schiebe ich den Teller oft weg. Aber Youssef lässt sich nicht lange bitten und wir tunken gemeinsam. Dazu gibt es Harissa, das seine Mutter selbst hergestellt hat.
Nach dem Essen fahren wir in den alten Ksar Boudenib. Er ist heute weitgehend zerfallen, nur wenige Familien wohnen noch dort. Der Staat hat ein großes Schild aufgestellt, das auf eine Restaurierung hinweist. Aber man hat lediglich Mauern um die Ruinen gezogen, keine Häuser renoviert. Schade. Mehr Leben ist dagegen in den zwei Ölmühlen. Es ist ja gerade Olivenernte. Und auch hier lassen sich die Männer gerne fotografieren, sind sogar stolz und ich bin mal wieder überwältigt von der Freundlichkeit der Menschen hier. Nicht ein Kind hat uns angebettelt, niemand drängt sich auf, aber wenn man was will erklären sie alles sehr freundlich. Wir finden ein Marabut und ein Bewohner ruht nicht, bis er endlich die Antwort auf meine Frage gefunden hat, wie dieser denn heißt. Es ist wohl eher ein unbekannter Marabut, aber er heißt wie mein Führer Sidi Youssef.
Zum Schluss besuchen wir noch Khalid. Er heißt nicht wirklich so, wird nur von den Dorfbewohnern so genannt. Er ist Franzose und hat eine Frau aus Boudenib geheiratet. Die beiden haben nun ein typisches Dorfhaus zu ihrem Wohnhaus gemacht, wo sie drei hübsche Zimmer auch für Gäste anbieten. Die Zimmer sind rustikal einfach, aber hübsch und sauber eingerichtet und haben jeweils ein eigenes Bad, so dass damit die erste richtige Unterkunft in Boudenib bereitgestellt wird. Bisher gab es nämlich nur ein heruntergekommenes Hotel im Zentrum mit einfachen Zimmerchen ohne Bad, nur mit Bett und kalter Etagendusche. Ich kann nur empfehlen, hier mal ein paar Tage zu bleiben. So bekommt man einen wirklich guten Einblick in das unverfälschte, ländliche Marokko. Zum Haus gehört sogar eine Hammam.

La Posada, in einem östlichen Vorort, N31 57.390 W03 36.139, 0668 – 93 95 64. Ein Franzose mit seiner einheimischen Frau hat die erste akzeptable Unterkunft in Boudenib geschaffen. In ihrem typischen Dorfhaus, in dem sie auch wohnen, wurden drei Gästezimmer eingerichtet. Sie sind sehr hübsch, alles ist sauber und jedes hat ein privates Bad, eine richtige Revolution für Boudenib, wo es bisher nur ein sehr primitives Hotel gab. Und im Haus gibt es sogar eine Hammam. Hier findet man Frieden und Ruhe und bekommt einen Einblick, wie die Menschen in dieser untouristischen Region leben. HP pro Person 250 DH. Und wer sich selbst etwas zubereiten möchte kann eine kleine Küche nutzen.

Hätte ich vorher gewusst, dass es eine solche Gîte im Ort gibt, ich hätte vielleicht eine Übernachtung eingeplant. Aber so hatte ich bereits vorher mit Irmgard ausgemacht, dass ich die Nacht bei ihr verbringen will. Irmgard ist aus Südtirol, spricht daher deutsch, hat einen Mann aus Boudenib geheiratet und hat nun das nette Hotel Auberge Tinit in Errachidia. Schon lange wollte ich sie mal treffen, heute endlich hat es geklappt. Dafür hat es mit Thomas nicht geklappt, der ist auf seiner Farm.

19.1. So viele nette Leute

Eigentlich wollte ich heute früh Richtung Errachidia abreisen. Doch dann war mein Ladegerät fürs Handy nicht mehr da. Ich konnte es nur in Merzouga vergessen haben. Und als ich so über die Piste düste hatte ich das Gefühl, dass mal wieder eine höhere Macht meine Schritte lenkt und wollte, dass ich noch mal nach Merzouga komme. Im Riad war nicht nur das Ladegerät, sondern auch eine junge Familie aus Mainz, also von der „Ebbsch Seit“. Da kommt man schnell ins Gespräch. Das Mädchen hatte Geburtstag, und so zeigte ich ihr doch gleich mal mein Alibuch. War wirklich ein nettes Erlebnis. Dann klingelte mein Telefon, EvaMaroc aus dem Forum war dran, sie hatte von Thomas gehört, dass ich am Erg Chebbi sei. Wir stellten fest, dass wir gerade mal 5 km Luftlinie voneinander entfernt waren, also haben wir uns schnell getroffen. Eva und Partner führen Wohnmobiltouren, aber es war nur eine kleine Gruppe. Sie standen an der Auberge Etoile des Dunes, zwar nett, aber in meinen Augen nicht ganz so schön wie Baraka, das ich gestern besucht hatte. Da kommen die Dünen viel näher heran. Aber jedem das seine und vor allem jedem Herbergsvater seine Gäste. Doch sollte das immer noch nicht das Ende der netten Gespräche sein. Zurück im Erfouder Hotel chattete ich über Facebook mit dem Besitzer von Tifina und versprach ihm, noch einmal auf seinen Platz zu gehen, obwohl ich ja vor ein paar Tagen schon da war. Und traf dort auf eine Wohnmobilbesatzung, die es sich so richtig gemütlich gemacht hatte mit einem Gläschen Cremant. Als ich meinen Namen sagte holte Otto sofort einen Stuhl und ein weiteres Glas. Seine Frau Gudrun, die immer die Tour plant, hatte schon so oft von meinen Büchern gehört und auch schon Routen daraus abgeschrieben, dass sie richtig froh waren, nun eins bei mir kaufen zu konnen. Ich war nur froh, dass es so nah keine Nachbarn gab, denn wir hatten so viel Spaß und waren bestimmt nicht leise. Sie kamen von Sidi Ifni, wo sie auch schon Benty getroffen hatten. Ja, und plötzlich kam ein Mann mit schweizer Dialekt und fragte, ob ich denn nicht vor 2 Jahren in Merzouga war. Ja klar, ich erinnerte mich. Dort traf ich drei Wohnmobile an, die zusammen reisten, eins davon sogar wie ich aus Taunusstein, und das Foto davon ist in meinem Campingführer (Les Roches). Es war wirklich so nett, ich konnte viele Hinweise zu Routen geben und sollte wirklich ein Informationsbüro aufmachen. So, und jetzt geh ich mal runter und schaue nach, was das Büffet im El Ati so bietet.

18.1. El Ati, Erfoud

Es gibt 2 Campingplätze bei Erfoud, beide etwas weiter außerhalb. Tifina ist an der Straße nach Rissani, ihn gibt es schon ein paar Jahre und er hat wirklich gute Einrichtungen, Karla ist vor Erfoud, wenn man von Errachidia kommt. Er ist erst seit ca. 2 Jahren auf. Und hat ganz klar gewonnen, obwohl er bei weitem nicht so perfekt wie Tifina ist. Ein Plus ist erstens die schöne Lage im lichten Palmenhain, es gibt zumindest ein paar alte Bäume und etwas Schatten, noch wichtiger ist aber die Herzlichkeit der Besitzer. Heute kam gerade eine Gruppe von 22 Franzosen an, da haben sich alle in ihre besten Gandoras gekleidet und die Leute wirklich nett empfangen. Später wollen sie noch Musik machen. Auf Tifina geht es dagegen völlig anonym zu.
Zwar wollten mich die Jungs von Karla unbedingt da behalten, aber ich war schon eingeladen. Freunden von mir gehört das große Hotel El Ati und obwohl ich ja eher ungern in solche Gruppenhotels gehe, nahm ich die Einladung doch gerne an. Erfoud ist nass und matschig und es hat schon Vorteile, wenn man bei solchem Wetter in einem großen, geheizten Hotel wohnt. Ich habe also überhaupt nichts erwartet, wurde aber sehr angenehm überrascht. Die Zimmer sind in Ordnung, es wird regelmäßig renoviert, sie machen einen netten Eindruck einschließlich dem gedrehten Handtuchschwan und auch die guten Bettdecken. Aufgefallen ist mir auch die Freundlichkeit des Personals, die waren auch sehr nett, als sie noch nicht wussten, dass ich vom Inhaber eingeladen war. Der Restaurantchef spricht gut deutsch und freute sich, es anzuwenden, er arbeitet bereits seit der Eröffnung hier, das zeigt ein gutes Arbeitsklima. Und auch das Essen ist wesentlich besser als ich es erwartet hätte. Abend gab es Büffet, aber mittags wurde am Tisch serviert und es war besser als in den Auberges von Merzouga.

17.1. Merzouga im Regen

Ein Regentag in der Wüste. Die Nomaden freuen sich, ich weniger, es ist kalt und ungemütlich, eigentlich genauso wie in Deutschland normalerweise. Aber der Morgen war noch trocken und so konnte ich auch vom schicken Riad Madu gut joggen, das Hotel liegt ja am Ortsrand, ab hier ist nur freie Wüste und noch kein Sand. Das Essen ist übrigens sehr gut, eine Stufe besser als in den anderen Wüstenherbergen. Am ersten Abend war es allerdings zu viel, es gab tatsächlich 5 Gänge. Das hat für einen vollen Bauch und schlechten Schlaf gesorgt. Am nächsten Abend habe ich dann nur noch von jedem Gang genascht. Und auch das Frühstück wird nett hergerichtet, ganz so wie auch der Name schon andeutet wie in einem Riad in Marrakech, mit vielen, vielen Schälchen. Hier mal Fotos von Frühstück und Dessert.
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Ein wenig muss ich trotz Regen arbeiten und so besuche ich die Auberge Baraka, in der ich sehr lange nicht war. Was für ein Unterschied zu den anderen, merzouganahen Unterkünften. Baraka liegt direkt an den Dünen, außerhalb der Ortschaften, und die nächsten Herbergen rechts und links sind ein ganzes Stück entfernt. Das leere Land dazwischen gehört Zaid und er wird es auch nicht verkaufen, denn er liebt die Wüsteneinsamkeit. Zwar hat auch er seine 12 Zimmer inzwischen alle mit Bad ausgestattet, das muss heute sein, aber es gibt keine Klimaanlagen, auch keinen städtischen Strom. Doch das Solarpanel sorgt für Licht und warmes Wasser den ganzen Tag. Es gefällt mir sehr gut, alles strahlt hier eine Atmosphäre von Ruhe und Frieden aus, auch Zaid, wenn er seine Katze auf dem Schoß streichelt. Hinter der Auberge sind gleich die Dünen, und inmitten diesen reichlich schöne Plätze, wo man mit seinem Fahrzeug übernachten kann, ganz ungestört. Allerdings ohne Strom. Die sauberen Sanitäranlagen der Auberge werden genutzt. Zaid lädt mich zum Essen ein und auch das Tajine ist ein richtiges Tajine, im Tongefäß gekocht und nicht im großen Topf und dann in eine Keramikschale geschichtet wie bei so vielen heute. Es gefällt mir richtig gut. Und durch die neue Schotterstraße ist auch Baraka gut für alle Fahrzeuge zu erreichen. Abends greifen die Jungs natürlich zu den Trommeln, aber ich muss weiter.

Dann besuche ich Elisaweta. Auch sie ist ja vom Nomad Palace abgereist, weil einfach zu wenig los war. Ali Mouni war nicht gut drauf und hat sich selten blicken lassen. Wir brauchen doch beide schon ein wenig mehr Leben. Ich hatte sie mit den Brüdern Hussein und Ibrahim vom Sahara Garden bekannt gemacht und es hat auf Anhieb gefunkt. Beide sind ja sehr lustige Gesellen. Ibrahim hat Elisaweta an der Tankstelle abgeholt und mit ihrem Porsche in den Sahara Garden gelotst, was ja kein einfaches Unterfangen ist, denn dorthin ist die Piste schon etliche Kilometer lang und der Porsche Boxter nicht gerade hochbeinig. Gut dass sie es noch vor dem Regen geschafft hat, der Yasminasee ist nun ziemlich glitschig. Aber Lisa ist völlig glücklich und will mindestens einen Monat bleiben. Mit Brahim schmiedet sie Pläne, wie sie die reichen Freunde aus Russland und Marbella in die Wüste zu ihren Friedenseminaren lockt. Ich glaube, bevor ich heim fahre, werde ich mir das noch mal anschauen. Vielleicht kommt ja auch Barak zu einem Seminar, Elisaweta hatte bereits mit ihm Kontakt.

16.1. Von Merzouga nach Merzouga

16.1.

Heute bin ich vom Nomad Palace abgereist, aber es ging nur wenig weiter. Hier hat ein neues Hotel aufgemacht, Riad Madu. Es wird betrieben von fünf Brüdern, wovon der eine, Omar, in Deutschland gearbeitet hat und daher gut deutsch spricht. Es ist sehr hübsch, die Zimmer sind groß, nette Badezimmer, und ganz wichtig, die Toilette hat eine Tür. Und auch hier nicht die üblichen Wolldecken auf den bequemen Decken, sondern richtige Decken in Bezügen, die besseren Hotels haben das nun in Merzouga. Wenn ich da noch an die Zeiten denke, als es um den Erg Chebbi nur drei kleine Cafés gab und man auf Matten auf dem Boden geschlafen hat. Damals war es halt noch die richtige Wüstenatmosphäre, aber heute erwarten die Gäste Komfort. Deshalb haben die Brüder auch das erste Komfortbiwak am Erg Chebbi errichtet. Die bisherigen liegen tief in den Dünen, da kann man keine festen Installationen bauen, ein Komfortbiwak braucht ebenen, festen Boden. Aber dann hat auch jedes Zelt ein richtiges Bad.

Und nun sitze ich im gemütlichen Salon am warmen Kaminfeuer und lasse es mir gut gehen.

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Direkt vor diesem Riad Madu entsteht übrigens gerade ein neues Projekt, das für alle Wohnmobilfahrer interessant sein wird. Hussein, der früher die Kasbah Ennasra in Rissani geleitet hat und auch im letzten Jahr dort einen Stellplatz eingerichtet hatte, will nun den ersten richtigen Komfortcampingplatz von Merzouga anlegen. Sein Gelände ist einfach traumhaft, ein riesiges Areal mit herrlichem, unverbaubarem Blick auf die Dünen, zu denen man allerdings etwa 200 m laufen muss. Er braucht noch etwa einen Monat, bis alles fertig ist. Es gibt bereits ein Sanitärgebäude mit ordentlichen WC und Duschen, es werden Bäume angepflanzt, Stromanschlüsse sind bereits vorhanden und auch eine Entsorgungsstation. Noch ist der Platz nicht auf, aber Mitte Februar könnte es soweit sein. Und er ist so großzügig, dass auch Dickschiffe bequem Platz finden. Zu alledem kommt, dass der lustige Hussein gut deutsch spricht. Im Sahara Garden, der ihm und seinen Brüdern gehört, wird jeden Abend Musik gemacht, vielleicht wird das auch hier so sein.

Hier schon mal ein Foto vom nicht fertigen Platz, wo man aber zumindest die Aussicht erkennt.

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15.1. Rettet die Feneks!

Seit einiger Zeit ist wieder eine üble Masche im Gang. Am Ortsausgang von Merzouga Richtung Taouz stehen Kinder am Straßenrand, haben Feneks auf dem Arm und halten sie hoch, wenn Touristenautos vorbei fahren. Ziel ist es, mit Fotos Geld zu verdienen. Ich appelliere ganz stark an alle, keine Fotos zu machen und vor allem kein Geld und Geschenke zu geben. Ich habe diese Fotos gemacht, damit ihr alle seht, was hier abgeht. Die armen Wüsten-Tiere werden übel misshandelt. Ich habe natürlich kein Geld gegeben, sondern ziemlich geschimpft und gesagt, sie sollen lieber zur Schule gehen. Da liefen sie fort. Wenn das jeder so tut, dann gibts kein Geld mehr und dann hört der Spuk vielleicht auf.
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14.1. Elisaweta

Sie sitzt beim Frühstück am Nebentisch, die Designer-Jeans getauscht gegen eine goldbestickte Djellabah mit Nerzjäckchen. Ein Lächeln und sie kommt rüber, ist ja echt langweilig, allein zu frühstücken. Wir probieren erstmal alle möglichen Sprachen aus und einigen uns dann auf Deutsch. Elisaweta ist in Kirgisistan geboren, hat unter anderem in USA und in Deutschland gelebt und residiert nun in Marbella, bei den Schönen und Reichen. Elisaweta ist auf einer Mission. Sie wachte eines Tages auf und wusste, dass ihr etwas im Leben fehlt, dass sie einen Weg gehen muss, einen mentalen Weg. Und dass Geld ihr nichts mehr bedeutet. Nun ist sie auf einer spirituellen Reise und will den Frieden zu den Menschen bringen, anfangen will sie mit den Berbern in Marokko. Sie will sie heilen, ihnen Gesundheit und Frieden bringen. Und dann soll es weiter nach Osten gehen, bis zu den Golfstaaten, noch 2014 wird sie den Frieden bringen.
Ich bin zwar keine Berberin, aber ich muss ans Internet. Elisaweta ebenfalls. Und so fahren wir zur Nachbarherberge, denn Ali hat ja seit Tagen kein Wi-Fi, typisch marokkanisch heißt es immer wieder, es dauert nur 10 Minuten, dann geht’s wieder. Wir verbringen einen richtig schönen Tag miteinander, wenn ich auch ihre Mission nicht so ganz verstehe. Aber egal, wir verstehen uns dennoch und haben eine Menge zu erzählen. Als Ausklang geht es dann zum Flamingosee. Von dem Hügel dort hat man einen Wahnsinnsausblick auf die ganze Region und auf die goldenen Sanddünen des Erg Chebbi. Es sind absolut kein Wasser und natürlich auch keine Flamingos im See, aber das tut der guten Stimmung keinen Abbruch. Mit einem Glas Rotwein in der Hand genießen wir den Sonnenuntergang. Ich war übrigens vor zwei Tagen schon mal um die Mittagszeit am See und habe in der Ferne ganz klar Wasser gesehen, habe sogar zwei Zeuginnen dafür. Jetzt am Abend sehen wir ebenso klar, dass es kein Wasser gibt. Es war also eindeutig eine Fata Morgana, eine solche klare habe ich noch nie gesehen. Und natürlich kein Foto gemacht.

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11.1. Nomad Palace, Merzouga, 8 Uhr, deutlich weniger frostig

Mein erster Jogginglauf auf Piste. Vielleicht schon das erste Training für den Marathon du Sable? Oh je, das wäre ein weiter Weg, den ich in meinem Leben nicht mehr schaffe. Aber immerhin. Ali Mouni’s Nomad Palace liegt so weit weg von Merzouga, dass ich hier unbehelligt laufen kann. Einmal Khomlia und zurück, 23 Minuten.
Mein Zimmer hier bei Ali ist wieder wunderschön. Jedes Jahr wenn ich komme hat er wieder ein paar Zimmer mehr gebaut. Bisher lag der Pool ja einsam hinter Mauern, nun ist er umrundet von Zimmern, von welchen ich eins habe. Ein breites Himmelbett, eine mollig weiche Bettdecke, keine Wolldecke wie die meisten Herbergen und ein weiches Kissen. Schon wieder fühle ich mich wie eine Prinzessin und schlafe wie auf Wolken, ich und Ali natürlich in dem endlos breiten Bett. Hallo, nein, ihr seid ganz falsch, nicht Ali Mouni, sondern Ali, mein weitgereistes Kamel. Er ist diesmal mitgekommen, weil er gerne nach Mauretanien möchte. Ich habe so viel davon erzählt, von der endlos weiten Wüste, den hohen Sanddünen, den vielen Kamelen, dass er unbedingt dorthin möchte. Hoffentlich bekommt auch er sein Visum an der Grenze.

10.1. Angekommen

15 Tage ist es schon her, dass ich die Grenze zu Marokko überschritten habe, aber erst heute bin ich angekommen. Erst hier, im Süden, ist mein Herz zu Hause. So schön es war in Jebha, in Afourer, in Boumalne und Tinerhir, hier erst bin ich bei Freunden. Es fing schon bei den Foggaras an. Ich hatte mich wirklich gefreut, die netten Jungs wiederzusehen, die die alten Wasserstollen neu ausgegraben, davor Zelte errichtet haben und nun darauf warten, dass Touristen kommen und sie ein paar Dirham für ihre Familie verdienen können. Es haben ja beide Seiten etwas davon, die Touristen sehen nicht nur die alte Bewässerungstechnik, sie erleben auch ein wenig die traditionelle Gastfreundschaft, die mit einem Tee eingeleitet wird. Gerne habe ich in meinen Büchern darauf hingewiesen. Und freue mich eben, sie wiederzusehen.
Abdou und sein Bruder Bachir erkennen mich sofort. Überhaupt kennt mich hier jeder, obwohl ich meinerseits Probleme habe, die vielen Gesichter auseinander zu halten. Wir trinken Tee, erzählen. Und kommen darauf zu sprechen, dass ich mir schon sehr lange einen richtigen Burnus wünsche. Einen handgemachten, aus Schafswolle gewebt, den man fest um sich wickeln, in dem man sogar schlafen kann. Mit einer Kapuze, die man nie überzieht, wo man aber herrlich seine Einkäufe verstauen kann. Vor 25 Jahren in Tunesien hatte ich die erste Bekanntschaft damit geschlossen, er wurde mir damals nur ausgeliehen und ich habe darin eingewickelt sogar eine Nacht auf einer Sanddüne geschlafen. Immer schon wollte ich so etwas besitzen und jetzt in Marokko, wo es so kalt ist, kommt dieser Wunsch wieder auf. Nur kann man nicht einfach in einen Laden gehen und so etwas kaufen. Ein echter Burnus wird von der Frau des Hauses für ihren Mann gewebt.
Aber die Jungs meinen, sie könnten mir helfen. Wenn sie auch gleich sagen, sie selbst kämen nie auf die Idee, einen Burnus anzuziehen, das tragen nur noch die Alten. Wir fahren zusammen nach Jorf, 13 Uhr am Freitag ist wirklich alles für das Mittagsgebet und den anschließenden Couscous mit der Familie geschlossen. Doch Abdou hat seine Beziehungen, findet den Inhaber eines Ladens und er schließt für uns auf. Schön anzusehen ist dieser weite schwarze Umhang schon, wäre sogar geeignet, über einem Abendkleid ins Theater getragen zu werden. Aber ist eben doch nicht das, was ich will. Er ist aus Filz, nicht handgewebt und eben doch weitgehend maschinell hergestellt. Abdou telefoniert herum und findet jemand, der bereit ist, seinen gebrauchten Burnus zu verkaufen. Kastanienbraun, aus Schafwolle gewebt. Ja, so etwas habe ich gesucht. Er stinkt bestialisch nach Ziege, aber das kriegt die Reinigung schon hin. Wir einigen uns auf einen Preis und Abdou dirigiert mich noch zum Haus seiner Familie, wo er mit einer Schale Couscous beladen ins Auto steigt. Wir fahren schnell zu den Foggaras zurück, damit der Couscous nicht zu kalt wird, und setzen uns alle um die Schale. Ich frage, was sie denn essen würden, wenn ich nicht gerade gekommen wäre. Sie meinen, das wäre eben Maktoub.
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Vorher hatte ich noch einen anderen, sehr interessanten Besuch gemacht. Wenn man von Tinerhir nach Tinejdad fährt sieht am 9 km vor Tinejdad ein Schild zur Quelle Lalla Mimouna. Oft schon hatte ich das gesehen, mir aber nie die Zeit genommen, dort anzuhalten. Trotz Kälte und Regen war heute aber der Tag. Es war in dem Sauwetter natürlich weit und breit niemand zu sehen, aber ein Zeitungsartikel auf deutsch, der an einer Tafel hing, machte mich neugierig. Und eine Telefonnummer war aufgeführt. Ich rief an und Zaid kam sofort. Noch überraschender war, dass er perfekt deutsch spricht. Er hatte seinerzeit in Heidelberg Germanistik studiert, aber dann sein Herz für die Kunst entdeckt. Zaid ist ein unglaublich interessanter und vielseitiger Mensch. Nach langem Kampf mit den Behörden hat er die völlig verschmutzte Quelle gekauft und ein kleines Paradies und Freilichtmuseum errichtet. Höchst persönlich führte er mich durch die Anlage, an der sein Herz hängt, und erklärte alles. Übrigens ist davor ein großer Parkplatz, der sich ideal als Stellplatz für die Nacht eignet. Zaid verlangt weder eine Gebühr, noch dass die Leute sein Museum besuchen, ja, er bietet darüber hinaus auch Hilfestellung für alle Probleme an. Ich besuche dann in Tinejdad noch sein Privathaus in einem wunderschönen Garten, dort hat er auch eine Laden mit unglaublich schönen, auserwählten Stücken. In dem lauschigen Garten ist auch ein Restaurant, wo man einfach nur was trinken kann.