Archiv für den Monat: April 2017

Warum nicht mal mit dem eigenen Flieger nach Marokko

Nicht zuletzt weil ich selbst Pilotin bin hat es sich in der letzten Zeit herumgesprochen, dass ich eine gute Anlaufstelle bin für Leute, die mit dem eigenen Flugzeug nach Marokko kommen und hier etwas unternehmen wollen. So hatte ich für den ersten Kunden dieser Art, dessen erster Stopp Ouarzazate war, eine Tour auf der Straße der Kasbahs und dem Rosental in die Dadesschlucht organisiert, danach einen Wüstentrip ab Zagora und am Ende dann noch einen Aufenthalt in Essaouira. Der Kunde, selbst Chef eines kleinen Flughafens, schrieb darüber im Fliegermagazin und so kommen nun immer wieder Piloten, die von mir eine Wüstentour organisiert haben wollen. Das mache ich total gerne. Ich helfe allen meinen Kunden gerne, aber Piloten sind halt doch noch etwas Besonderes.

Aber der Clou kam am Freitag. Abends spät rief mich ein Christian an und wollte spontan am Sonntag von Sevilla nach Marrakech fliegen. Bis Samstag um die Mittagszeit hatte ich alles fertig organisiert, ein schönes Riad gefunden, natürlich immer mit dem bewährten Sahara Experience und dem tollen Mitarbeiter Jawad. Christian kam pünktlich an, brauchte aber eine gute Stunde, um sich durch die Formalitäten zu kämpfen und wurde dann zu seinem Riad gebracht, ich selbst war ja in Südmarokko auf Tour. Aber einen Piloten selbst zu empfangen, das hat mich einfach total gereizt und ich änderte mein Programm. Als ich Dienstag um 11 Uhr in Zagora einfuhr, der Flugplan sagte, der kleine Flieger solle um 11:30 Uhr eintreffen, klingelte mein Telefon und Christian war dran. In Zagora gäbe es kein AvGas und er müsse noch in Marrakech tanken und diese ganze schreckliche Prozedur dauerte eine Stunde. Er konnte dort zwar noch mit Kreditkarte bezahlen, aber kam dann später in Zagora genau mit 5 Euro Bargeld an, ich kann jedem Piloten nur raten, sich damit reichlich einzudecken, hier gibt es Gebühren und dort, und alles erfordert Bares.

Ich fuhr zum nagelneuen großartigen Terminal von Zagora, das mit Berlin etwas Wichtiges gemein hat, es ist immer noch nicht eröffnet. Hier aber nicht wegen Baumängeln, die Marokkaner können das wohl besser, sondern weil erst der König kommen muss, um das Terminal festlich zu eröffnen. Vorher läuft da gar nichts, wird ein abgetrennter Bereich genutzt. Gleichzeitig mit mir fuhr ein weiterer Wagen auf den ansonsten leeren, riesigen Parkplatz und der Fahrer sprach mich an. Ich fragte ihn etwas abweisend, was er denn wolle, und er stellte sich als der neue Direktor des Flugplatzes heraus, er ist erst seit zwei Monaten dort und soll den Betrieb auf ein internationales Niveau bringen. Die Polizei kam gleich mit, die Sicherheitsvorkehrungen hier sind riesig, jeder, der zum Flughafen kommt, wird genau registriert, mein Pass wurde fotografiert, aber die Leute waren total nett und boten mir Tee an. Und riefen gleich beim Tower an, der uns verständigte, dass Christian in etwa 30 Minuten zu erwarten sei.

Daraufhin zeigte mir der Direktor das verschlossene neue Terminal und dadurch verpasste ich leider den Landeanflug von Christian, ich konnte nur noch knipsen, wie er parkte. Er kam mit Frau und Kind und wir verstanden uns sofort super. Abdelkhalek, der Chef von Sahara Experience war persönlich gekommen, um die Gäste abzuholen, und bot vollen VIP-Service. Abdou beschäftigt für seine große Flotte an Geländewagen zahlreiche Chauffeure und fährt nur die Prominenz persönlich, so wie Königin Sofia von Spanien oder den Sänger Seal, aber er war gerade vor Ort und auch er freut sich über die Piloten.

Wir fuhren alle zusammen ins Riad Dar Sofian zum Mittagessen, danach ließ ich die Familie alleine ihre Zeit im gut 30 Grad heißen Zagora genießen.

Trekking im Dades-Tal

Ich habe mich immer für relativ fit und sportlich gehalten. Zuletzt heute früh um zehn. Das ist aber nun endgültig vorbei, durch einen kleinen Spaziergang im Dades-Tal.

Auf den Rundreisen, die ich für meine Kunden organisiere, kommt im Dades-Tal auch immer ein Trekking dazu, so 1 – 2 Stunden. Und natürlich muss ich das auch selbst mal ausprobieren. So ein bisschen wandern, was ist das schon. Youssef wartete an der Hotelrezeption auf mich und los ging es. Sein Ausgangspunkt war etwas oberhalb der Affenpfoten-Felsen, bei Ait Arbi. Er sagte, es gäbe verschiedene Trekkingrouten, aber das sei die schönste.

Wir überquerten die Brücke und gingen an schönen, zerfallenen Kasbahs entlang, durch Oasengärten. Eins ist klar, diesen Weg kann man nicht allein laufen, er ist nicht zu finden. Oft geht es einfach querein über Felder. Und dann kamen wir zu den Affenpfoten-Felsen, hier sollte unsere Schlucht beginnen. Oh mein Gott, was war das schwierig. Oft noch nicht mal 50 cm breit der Weg, ging es über Felsen, durch Bäche, hinauf und Hinunter. Youssef musste mir oft die Hand reichen, ich hätte es alleine nie geschafft. Ich bin für Trekking weder ausgerüstet (Turnschuhe) noch trainiert (tausende Kilomater am Steuer). Und die Turnschuhe erwiesen sich recht schnell als glitschig.

Ich musste mich erstmal setzen und was trinken, dann ging es weiter, aber schon bald kam ich an eine Stelle, da ging es einfach nicht mehr. Ich sollte einen weiten Schritt auf einen Felsen amchen, der einfach keinen Tritt hatte, hoch oben, und auch der weitere Weg sah nicht leichter aus. Youssef versprach mir von oben eine herrliche Aussicht und Nomaden, die dort noch in Höhlen wohnen. Aber ich schaffte es nicht, kam nicht über den Felsspalt hinüber und musste zurück. Mist, habe mich ziemlich geärgert.

Es gab allerdings noch ein zweites Problem. Heute früh nach dem Frühstück, das gar nicht so umfangreich war, hatte ich schon ziemliches Bauchgrimmen und ganz klar wartete mein Darm darauf, einen schönen sauberen Klo zu finden, was aber nicht in reichweite kam. Zwar war das nicht schuld an meinem Umdrehen, das war einfach meine Angst, aber als ich dann schließlich nach einer weiteren Stunde am Auto ankam, war ich ziemlich fertig. Habe mich natürlich vollkommen vor Youssef blamiert.

Youssef nahm ein Taxi zurück, ich wollte noch weiter im Tal recherchieren. Doch eigentlich wollte ich einfach nur irgendwo ganz ruhig sitzen und umsorgt werden, konnte mich kaum hinterm Steuer halten. Zwei Herbergen dafür kannte ich, wo man mich sicher lieb aufnehmen würde, aber bei beiden ward er Hausherr nicht da. Um die Mittagszeit ist man noch nicht auf Schlafgäste eingerichtet. Also fuhr ich weiter bis zu dem Camping Taghia, der im vergangenen Jahr gerade anfing und ich wollte den Fortschritt sehen. Den Mann dort an der Rezeption kannte ich nicht, aber er war ganz lieb. Kochte mir einen Tee mit einheimischen Kräutern, ich nutzte das ziemlich primitive Stehklo, und es ging wieder besser. Weg ist der Durchfall nicht, im schönen Xaluca bin ich einige Zeit zwischen Bett und Klo gependelt, aber es geht jetzt doch immerhin besser.

   

Menschen im Hotel

Heute bin ich im Xaluca vor der Dadesschlucht. Es ist recht groß, hier kommen viele Gruppen und irgendwie habe ich die Essenzeit schlecht gewählt. Zwei sehr unterschiedliche Gruppen sind gleichzeitig mit mir da, einmal junge Chinesen und dann eine große Gruppe älterer, marokkanischer Frauen mit Djellabah und Kopftuch. Die Reigenfolge Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch kennen sie wohl nicht. Die Chinesen begeben sich erstmal zum Nachtisch. Die marokkanischen Frauen dagegen stürmen den Bereich mit dem Hauptgang und laden sich hohe Berge auf die Teller. Die Chinesen merken irgendwann, dass es noch andere Speisen gibt und bringen alles gleichzeitig zum Tisch, so a la asiatische Reistafel.

Mein Gott, was bin ich gehässig. Ich jedenfalls warte noch ein Weilchen und greife dann ordentlich als Deutsche der Reihe nach zu. Und natürlich war es wieder zu viel, im Xaluca schmeckt es einfach immer zu gut.