Archiv für den Monat: November 2017

Fitter geht’s nimmer

Ich bin hin und weg. Heute früh hab ich überlegt, wie ich den Tag wohl gestalten könnte, nachdem Handyman Bob mich schon wieder sitzen lässt. Da finde ich einen alten Gutschein für einen Haarschnitt, ja, das wärs. Ich fahre also los, bin 10 vor 10 vor Ort, aber der Friseur hat noch zu. Ich spaziere herum und sehe ein Fitnessstudio. Die Y, in der ich für 3 Monate angemeldet bin, ist zwar ganz nett, hat ihre guten Seiten, aber auch die schlechten. Dazu gehört, dass sie ja ein richtiges Pflegeheim ist. Ich habe nichts gegen alte Menschen, gehöre ja selbst dazu, aber hier ist es anders. Rentner haben die Y kostenlos und wenn sie eine Krankheit haben, die Physiotherapie erfordert, gehen sie in die Y. Hier kommen Menschen im Rollstuhl, mit Rollator, können kaum laufen, werden zu den Maschinen gefahren. Wirklich, ich finde es toll, dass sie etwas tun. Aber es ist einfach zu viel. Der Altersdurchschnitt in dieser Gym ist jenseits der 70 und jenseits von gesund. Zudem sind die Umkleideräume unter jeder Kritik, die ziemlich alte Sauna hat nur 60 Grad. Und das Außen-Schwimmbecken ist zwar okay, aber es hat mich noch nicht gereizt, da mal rein zu springen.

Und dann stehe ich vor diesem neuen Studio, LA Fitness. Habe mir neulich auch schon Planet Fitness angeschaut, sie machen groß Reklame, dass es nur 10 $ im Monat kostet, aber der Besuch ergab, dass dies absolut nicht stimmt. Für meine 4 Monate würde es inklusive aller Nebenkosten 130 $ kosten. Ein Besuch zeigte, es ist nett und 24 Stunden geöffnet, aber so richtig beeindruckt hat es mich nicht.

Ganz anders LA Fitness. Ich komme rein und mache Whow! Riesig. Modern. Sauber. Gut besucht und dennoch freie Maschinen. Kursräume, helles freundliches Hallenbad, eine richtige Sauna, in die man sogar nackt dürfte, und ein Jacuzzi! Die Umkleideräume schick und modern. Ich bin einfach hin und weg. Ein Traum. Ob ich mir das leisten kann? Das muss doch ein Vermögen kosten.

Der nette Chaz führt mich herum. Meine Augen leuchten, ich möchte am liebsten sofort eintreten, sch… doch auf die bereits bezahlte Y. Wir setzen uns zusammen und er macht mir ein tolles Angebot. Die Anmeldegebühr von 120 $ entfällt, ich kann jederzeit kündigen und die verbleibenden 3 Monate kosten mich 111 $, die Y war teurer. Schon habe ich unterschrieben und kann auch sofort einen Termin bei einer Trainerin bekommen. Ich gehe natürlich davon aus, dass sie mich an den Maschinen einweist. Zunächst aber Aufwärmen an den Ergometern, jeder mit einem eigenen kleinen TV-Bildschirm wie im Flugzeug. Mit echtem Live-TV. Dann geht es in die Trainingszone und sie zeigt mir einige Übungen speziell für meinen Rücken. Danach aber kommt der Hammer und meine Hochstimmung ist kurzzeitig getrübt. Nix ist mit Maschineneinweisung, das war ein Personal Trainer Programm, das sie mir verkaufen möchte, für 200 $ extra im Monat bei 1 Stunde in der Woche, oder 360 $ bei 2 Stunden. Nein, vielen Dank, das kann und will ich mir nicht leisten. Zudem ich ja nun 2 Studios bezahle.

Ich muss mir also nun die Maschinen selbst aussuchen und einstellen. Werde ich schaffen, auch wenn sie wieder ganz anders sind als in der Y und vor allem nicht nummeriert. Das macht Probleme bei der Aufstellung eines Programms. Aber ich kriege das hin.

Dann läuft mir ein großer, durchtrainierter junger Mann über den Weg mit Haaren bis zur Taille. John? Ich glaube es ja kaum. John war der Trainer im Bootcamp, das ich früher mitgemacht habe, er ist einfach super, aber im letzten Jahr habe ich schon erfahren, dass er nicht mehr dort ist. Ich bin dann auch nicht ins Bootcamp, ohne ihn ist das nicht das gleiche, aber ich kann es auch nicht mehr mit meinen Rücken- und Fußproblemen. John ist hier nicht angestellt, er trainiert nur hier und das fast täglich. Zudem lernte ich sofort eine durchtrainierte 75 Jährige kennen, mit der ich mich auf Anhieb verstand. 30 Minuten Mitglied und schon zwei Freunde. Super.

Ich beschloss dann, erst einmal Schluss zu machen, denn ich hatte zwar Turnsachen im Auto, aber kein Badeanzug. Und dieses Schwimmbad hier lockt mich, vor allem auch der Jacuzzi. Da werde ich doch heute Abend nochmal hingehen. Das Studio hat übrigens „nur“ von 5 bis 23 Uhr auf, am Wochenende 8 bis 20 Uhr. Die Y hatte am Wochenende ja nur sehr kurz auf. Ich weiß nun, wie ich den Rest meiner Zeit hier verbringe …

Ach ja, und dann bekam ich auch noch meinen freien Hair Cut.

Gut gelüftet

Für deutsche Verhältnisse ist heute ein sonniger, warmer Tag, für Florida schon eher kühl, aber trotzdem, Dress Code wie meistens ist Shorts und T-Shirt. Nach dem Mittagessen hatte ich plötzlich Lust, schnell mal zum Strand zu fahren, und dort herrschte schon eine steife Brise. Aber es war sooo schön. Ich fast alleine am Strand konnte mich aufführen, wie ein kleines Mädchen, sang aus Herzenslust, sprang herum, so lange ich den Wind im Rücken hatte. Zurück war es dann anders, ich musste gegen einen kräftigen Wind ankämpfen, aber gerade das war auch wieder schön. Das Wasser war irgendwie ölig braun, keine Ahnung warum.

Ach was geht es mir doch so gut!

Bike Trail in Edgewater

Explore Volusia hat die für diese Woche angesetzte Fahrradtour abgesagt, weil ich die einzige Teilnehmerin war. Da musste ich mir etwas anderes suchen und erinnerte mich, dass es mal so etwas in Edgewater gab. Im Internet konnte ich nichts finden, also rief ich Trey von explore Volusia an. Mit seinen Directions konnte ich dann den Einstieg gut finden. Zunächst war ich enttäuscht, sah es doch so aus, als sei es eine absolut gerade Linie entlang der Autobahn, aber bald schon wurde ich doch angenehm überrascht. Die Piste ist wunderschön asphaltiert, das Projet, das 1,6 Millionen $ kostet, ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber 5 Meilen sind schon fertig. Und zu Beginn ist ein schöner Parkplatz. Es ging durch typische Florida Landschaft mit Palmen, Sumpf und Vögeln, und obwohl wir Herbst haben, konnte ich wunderschöne Blüten fotografieren. Die Geier waren jedoch auch schon da. Dazwischen immer mal wieder Bänke zum Ausruhen. Und an einem Flugplatz ging es auch vorbei. Ich freue mich schon auf die Fertigstellung des Projekts.

Die Indianer von Florida

Als die ersten spanischen Siedler auftauchten trafen sie auf ein von Indianern verschiedener Stämme bewohntes Land. Ich will hier nicht die ganze traurige Geschichte der Vereinigten Staaten erzählen, die ja auch den meisten bekannt ist und die damit begann, dass die Ureinwohner zum großen Teil ausgerottet wurden. Heute jedoch geht es den verbliebenen Indianern von Florida besser als vielen in den nördlichen Staaten. Es gibt einige kleinere Reservate, die heute aber offen sind und vom Tourismus leben, aber die Seminole-Indianer haben auch eine clevere Führung, die etliche gut laufende Geschäfte betreibt, darunter gehören ihnen auch die Hard Rock Cafes.

Zur Zeit erinnern sich die Amerikaner im Native American Heritage Month an ihre Ureinwohner und es gibt etliche Veranstaltungen. So ging ich heute in den Tomoka State Park, wo anlässlich des Veteran Days auch noch die Eintrittsgebühr entfiel (so was liebe ich) und wollte eigentlich zu einem Vortrag über die Indianer. Aber der war ziemlich langweilig. Davor jedoch hatte eine Großfamilie ein kleines Zeltlager aufgebaut. Ähnlich wie es auch in Deutschland Clubs gibt, die indianische Traditionen pflegen, waren es auch hier keine echten Indianer, sondern Menschen, die irgendwo tief drinnen ein wenig indianisches Blut in ihren Adern glauben, vor allem aber den Eifer haben, die Traditionen der Ureinwohner zu pflegen und sogar die Sprache am Leben zu halten. Der junge Familienvater erzählte mir voller Eifer sehr viel mehr über die floridischen Indianerstämme, als ich es in dem Vortrag hätte erfahren können. Interessant ist, dass sie mir sagten, dass es nirgendwo so viel über die Indianer zu erfahren gibt wie in Deutschland, dass sie bereits ein solches Museum in München besucht haben. Kein Wunder, die Deutschen waren immer große Reisende, schauten sich in fremden Kulturen um und brachten Souvenirs mit nach Hause. Und vielleicht liegt das deutsche Interesse an den Indianern auch an Karl May. Zumindest in meiner Generation ist kein Kind ohne Winnetou und Old Shatterhand aufgewachsen und auch ich war schon in dem Karl May Museum in Radebeul. Ein wichtiges Stück vermisste ich alte Karl May Leserin aber, die Friedenspfeife. Es gab keine. Ich wurde aufgeklärt, dass diese Pfeife ein heiliges Symbol ist, das nur im eigenen Lager und nur unter Männern zum Einsatz kommt. Während viele indianische Traditionen in den verschiedenen Stämmen unterschiedlich sind, ist die Pfeife doch ein verbindendes Symbol und wurde von allen Stämmen genutzt. Aber den schon fast als heilig geltenden Tabak haben nur die Männer zusammen geraucht und so konnte die Pfeife hier fern ab vom Lager nicht zum Einsatz kommen.

Es war ein sehr netter, informativer Besuch. Aber der Clou kam, als der junge Mann mir seine Karte gab. Sein Name ist Jeremy DeBary, und, ganz ehrlich, er sah auch eher deutsch als indianisch aus. Erst im letzten Blog habe ich den deutschen Baron de Bary vorgestellt, der selbst keine lebenden Nachfahren hat, da alle Nachkommen noch zu seinen Lebzeiten verstarben. Er hatte aber andere Verwandte, die seinem Beispiel folgten und nach Amerika auswanderten, und erst vor kurzem wurde ein großes DeBary – Familientreffen abgehalten. Das interessante an diesem Einwanderungsland USA ist, wie jeder Mensch heute, wenn er mal seine DNS untersuchen lässt, feststellen kann, aus wie vielen unterschiedlichen Kulturen seine Ahnen kamen. Deshalb sind hier auch Webseiten, die bei der Ahnensuche helfen, ganz groß im Kommen. Und viele der Ultrarechten sollten sich mal prüfen lassen, sie wären vielleicht überrascht, wie wenig weiß sie sind.

 

DeBary

Um 4:30 heute Nacht wurde ich von einem sehr lauten Maschinengeräusch geweckt. Das war es erst einmal mit Schlafen. Habe keine Ahnung was es war, war jedenfalls laut. Nach etwa 10 Minuten hörte es auf, aber ich musste mir erst Markus Lanz auf dem Tablet anschauen, bevor ich wieder einschlafen konnte.

Die Tage plätschern hier so dahin. Am Sonntag hatte Bob innerhalb von 3 Stunden das kleine Dach fertig gedeckt, aber seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Die weitere Arbeit beinhaltet Ausbesserung der morschen Wand des Floridarooms und den Austausch der maroden Fenster, durch die munter die Geckos spazieren. Ich habe zwar einige Telefonate mit ihm über die Fenster geführt, aber aufgetaucht ist er nicht. Nun heißt es, am Sonntag. Help God!

Der schönste Tag war der Dienstag. Mit der Gruppe Explore Volusia gab es wieder eine Biketour, diesmal nach DeBary, wo ich noch nie war. Stellt sich heraus, dass der Ortsname von einem deutschen Baron stammt, Frederick de Bary, der 1840 als Vertreter der Sektmarke Mumm nach New York kam und hier seinen Wintersitz erbaut hat. Die DeBary Hall steht heute leer, ist restauriert und kann besichtigt werden. Auf dem Rückweg dieses wirklich herrlich warmen, sonnigen Tages kam ich am Lake Ashby vorbei, den ich nicht nur wegen seiner Schönheit liebe, sondern auch weil da wilde Orangenbäume stehen, deren Früchte gerade anfangen reif zu werden. Sie enthalten unglaublich viele Kerne und nur wenig Saft, sind zudem unheimlich sauer, aber gerade das gibt eine vorzügliche Marmelade. Diese habe ich dann gekocht und als Abschluss ging es in das Fitness-Studio, was kann man sich mehr von einem Tag erwarten.

DeBary Hall

Nervenprobe

Ich habe einen guten Handwerker, Bob, er liefert eine solide Arbeit ab und hat sehr günstige Preise. Aber ein Auftrag an ihn kostet nicht nur Geld, sondern vor allem Nerven. Im letzten Jahr nach Hurrikan Matthew habe ich da ja schon einiges mitgemacht und auch hier berichtet. In diesem Jahr gab es keine Sturmschäden, aber das alte Mobilehome hat immer brüchige Stellen und die sucht sich dann der nächste Hurrikan zum Angriff aus.

Erste Aufgabe in diesem Jahr war, ein 30 qm großes Dach aus Metall, das zu rosten begann, mit einer Schutzschicht zu streichen, worauf es dann 10 weitere Jahre halten soll. Eigentlich sollte Bob dies wie auch die folgenden Arbeiten schon im April nach meiner Abreise machen, aber das wurde immer weiter aufgeschoben, bis ich dann da war. Und dann stand er auch nicht Gewehr bei Fuß. Gut einen Monat nachdem ich angekommen war, am Mittwoch, sollte es dann losgehen. 30 qm erst mit Laubbläser reinigen, dann streichen und das zu zweit. Darauf 10 qm neues Dach über einer Terrasse. Die beiden kamen, wenn auch nicht allzu früh, aber diese Aufgabe ist ja locker an einem Tag zu bewältigen und das Wetter war trocken. Ich musste leider wegfahren, nach Deland zu meiner Tätigkeit auf dem Flugplatz. Kam am Abend erwartungsvoll heim, schaute sofort nach dem Dach. Vorne gestrichen, prima. Hinten, nur das alte Dach entfernt.

Und da habe ich einen großen Fehler gemacht. Das offene Dach gab mir die Inspiration, Bob zu fragen, ob man das kleine Dach nicht mit Plexiglas decken kann, um einen freien Blick nach oben zu haben. Wäre ich der Handwerker, wäre ich ja am Mittwochmorgen bereits mit dem kompletten Material aufgetaucht, aber Bob hatte für das zweite Dach noch nichts besorgt. Macht er immer unmittelbar, bevor er loslegt. Also fragte ich nach dem Preis für die beiden Versionen, er sollte die billigste nehmen und fuhr zur Arbeit. Kam am Abend genauso erwartungsvoll heim.

Nichts.

Er war noch nicht mal da gewesen. Und natürlich war ich Schuld, mit meinem Plexiglas Wunsch und er hätte den Preis erst mittags um eins erfahren. Also erstens, warum hat er nicht schon am Morgen angerufen, ich hätte gesagt leg los ohne Plexiglas, oder um eins, zumindest dann hätte er anfangen können. Aber so war der Donnerstag komplett verloren. Und der Freitag? Nein, da muss er einen Umzug machen. Kann frühestens am Sonntag kommen.

Und da ist er nun. Ich werde euch bestimmt in den nächsten Tagen oder Wochen noch oft mein Herz ausschütten müssen.

Wie kann man nur so blöd sein?

In diesem Fall bin ich selbst gemeint. Ich habe ja eine doppelte Haushaltsführung, Wohnung in Deutschland, Haus in Florida, da muss alles doppelt vorhanden sein. Und nicht immer sieht alles gleich aus oder ist am gleichen Ort untergebracht. Aber heute war ich doch über meine eigene Blödheit erstaunt, wie konnte mir so etwas nun schon zweimal passieren, wenn auch in einem Zeitraum von 10 Jahren.

Doch mal ganz von vorne. Ich habe mir einen neuen Esstisch gekauft, weil der alte zu hoch für die Stühle war und auch, weil die gläserne Tischplatte so schwer ist, dass man sie alleine nicht heben kann. Putzen unter dem Tisch war fast unmöglich. Eine schöne neue Essgruppe war bald gefunden, nur, wohin mit dem alten Tisch. Ich habe es kaum geschafft, die Platte in den anderen Raum zu schaffen und auch danach die Platte wieder auf den Tisch zu bekommen für ein Foto war extrem schwierig. Dann kam der Tisch ins Internet und suchte eine neue Herrin. Egal auf welcher Seite ich es gepostet habe, kein Schwein rief an. Und diese Platte raus zum Müll zu stellen ist einfach unmöglich. Ich alleine schaffe es nicht und die Müllwerker heben das auch nicht in den Wagen. Was tun? Handyman Bob versprach, sie abzutransportieren.

Heute jedoch musste ich in dem Raum herumkramen und krachbumm, die Platte fiel um. Und das Panzerglas zersprang in 1000 Teile. Einerseits war das Problem gelöst, mit Arbeitshandschuhen konnte ich die meisten Teile in zwei Mülleimern unterbringen, einer wäre ja zu schwer gewesen. Habe später auch die Müllwerker beobachtet, hinter der Jalousie versteckt. Der erste schaute rein, nur halb voll, griff voller Elan zu, nichts tat sich. Er rief den großen kräftigen schwarzen Fahrer und zu zweit hoben sie die Tonnen hoch. Doch auf dem Teppichboden waren auch tausende von klitzekleinen Splittern. Und dafür braucht man einen Staubsauger. Das erste Mal in diesem Aufenthalt, wo ich den benutzt habe, bzw. benutzen wollte.

Doch keine Chance. Ich muss dazu erklären, dass ich zu Hause einen Staubsauger habe mit einem Wagen und einem Saugrohr mit Bürste. In Florida hatte meine Putzfrau wohl im letzten Jahr den Sauger benutzt und nicht richtig zusammengebaut, der Behälter für den Staub lag lose rum und ich musste alles zusammen schrauben. Dann wollte ich nach dem Saugrohr greifen. Doch da war keins. Ich habe den ganzen Putzschrank abgesucht, bin auf die Leiter gestiegen, nichts. War sauer. Muss einen neuen Staubsauger kaufen. Zum Glück hatte Aldi in der letzten Woche einen im Angebot, ich hin, habe den letzten bekommen, sogar herabgesetzt, stehe an der Kasse und schaue mir so gemütlich das Foto auf dem Kasten an. Und da fiel der Groschen.

In Florida habe ich ja keinen Sauger mit Wagen, sondern einen Stehsauger, der unten die Bürste hat. Hab mich sofort bei dem Kassierer entschuldigt, nein danke, brauche den Staubsauger nicht und bin entsetzt über mich selbst in den Wagen gestiegen. Wenn ihr mein Foto seht werdet ihr denken, ja, ist die denn doof? Und ihr habt recht. Aber habt mal zwei Haushalte, da sind viele Griffe, die man im Schlaf macht, so sehr auf ein Ding zugeschnitten, dass es – vor allem in meinem Alter – manchmal dauern kann, umzuschalten. Genauso passiert es mir mit kleinen Dingen, egal ob ich zu Hause oder hier bin, ich greife wie im Schlaf danach und merke dann, dass sie zwar an dieser Stelle, aber in einem anderen Erdteil liegen. Alles nicht so einfach.

Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Vor fast 10 Jahren war mir das schon einmal passiert. Ich rief sogar die Putzfrau an, fragte nach dem Saugrohr, sie war völlig verständnislos und erst, als ich in Walmart stand, um einen neuen zu kaufen, merkte ich genau wie diesmal, wo das Problem lag.

Volunteer

Auch in Deutschland gibt es viele ehrenamtliche Helfer, die zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe unverzichtbar sind. Aber dieses ehrenamtliche Helferwesen ist in USA noch sehr viel weiter ausgebreitet. Kaum eine Organisation kommt ohne aus, von der Ausleihe in der Bücherei, über den Empfang im YMCA-Sportzentrum bis zu den Helfern im Hospital für verletzte Seetiere, diese „Volunteers“ sind überall zu finden und nehmen teilweise auch Arbeitsplätze weg. Wenn es langfristige Tätigkeiten sind kann ich nicht mitmachen, da eine US-Sozialversicherungsnummer erforderlich ist, um einen Backgroundcheck zu machen. Bei einzelnen Projekten ist es aber auch für Ausländer möglich, sich zu beteiligen. Und als ich in der Zeitung las, dass für eine Airshow 150 Volunteers gesucht werden, habe ich mich als Ex-Pilotin natürlich sofort gemeldet. Das ist eine Veranstaltung ganz nach meinen Interessen.

Viele Jahre habe ich für das Statistische Bundesamt den Messeauftritt organisiert und den Stand betreut. Das hat mir sehr viel Freude gemacht, ich liebe es, mit den Leuten zu sprechen und unser Angebot zu präsentieren. Und nun kommt diese Tätigkeit zu mir zurück. Gestern war Aufbautag, ich war für die Ausstellungshalle verantwortlich und für die Aussteller da, falls sie Hilfe brauchten oder Fragen hatten. Habe meinen eigenen Tisch als „Tent Host“. Heute nun fängt die „Deland Showcase“ an. Es ist eine Messe für kleinere Flugzeuge, Hersteller kommen mit ihren Maschinen, die man probefliegen kann, Zubehörfirmen zeigen ihre Produkte. Und man glaubt es kaum, die erste Ausstellerin, die mit einer Frage zu mir kam, sie wollte eine Leiter, sprach zwar perfekt englisch, mit ihrem Kollegen aber deutsch. Es war tq-avionics, eine deutsche Firma, die Radios für Flugzeuge herstellt. Sie sind neu auf dem Markt, haben die bestehende Marke Funke aufgekauft. Es gab ein nettes, längeres Gespräch, zu dem sich dann noch ein deutscher Journalist gesellte, wir machen unseren eigenen deutschen Ableger auf der Show auf!

Und wie das für alle Volunteers üblich ist bekam ich natürlich auch mein Volunteer T-Shirt. Die Mitarbeiter müssen ja leicht zu erkennen sein. Bezahlung gibt es natürlich keine, noch nicht mal Benzingeld, aber ein Lunch wurde uns großartig versprochen. Und den habe ich gestern doch tatsächlich gegessen, hatte ja sonst nichts. Heute nehme ich mir eine Lunchbox mit. Es war so richtig eklig amerikanisch, ein absolut knatschiges Brötchen mit etlichen Scheiben Schinken und einer Scheiblette Käse, kein Salatblatt, dazu ein Cookie mit viel Zuckerguss und eine Tüte Chips. Also eine Menge schlechter Kohlehydrate und Fett. Wer wundert sich da noch über das Übergewicht?

Trick Or Treat

Seit Tagen sind hier alle im Halloween-Fieber, obwohl ja heute erst der echte Tag ist. Und ich kann es zum ersten Mal so richtig erleben. Am Samstag war Halloween Party im First Turn, meiner Stammkneipe. Auch zu uns ist dieses Fest ja inzwischen vorgedrungen, ich habe mich zusammen mit meiner Enkelin immer gerne als Hexe verkleidet, aber ich merke doch, dass es zu USA ziemlich große Unterschiede gibt. In Deutschland versucht man an diesem Tag wirklich schrecklich auszusehen, als Gespenst, Vampir, blutverschmiertes Mordopfer. Hier geht alles sehr viel mehr in Karneval über, man kann alles anziehen, Hauptsache verrückt. Das gilt natürlich auch für die Haustiere. Wahrscheinlich, weil Menschen sich nun mal gerne verkleiden und es hier eben kein Fastnacht gibt. Schon am Samstag auf der Party war das so, sogar die Presse war vertreten, um die schönsten Kostüme zu fotografieren. Und heute gab es in New Smyrna Beach eine Parade, die Hauptstraße war gesperrt und ich war gespannt, was abgehen würde. Die Canal Street ist eine nette kleine Straße, an der viele schöne Geschäfte liegen, eine der wenigen Straßen in amerikanischen Orten, an denen man bummeln kann. Vor den Geschäften saßen die Inhaber, vor sich große Schüsseln mit Süßigkeiten. Die Eltern zogen dann mit ihren Kindern in einer langen Parade an diesen Geschäften vorbei, natürlich schön maskiert, die Kinder hatten Plastikkürbisse oder Eimerchen dabei und ließen sich diese mit Süßigkeiten füllen. Am Ende dann war eine kleine Bühne aufgebaut, dort wurden die schönsten Kostüme prämiert.

Mein Auto hatte ich in einer Nebenstraße geparkt, vor einem schönen alten Südstaatenhaus aus Holz. Im Vorgarten mächtige Bananenbäume und eine Frau, die Unkraut jätete. Wir kamen in ein sehr nettes Gespräch, das damit endete, dass sie mich mit in den Garten hinter dem Haus nahm und mir etliche Ableger schenkte. Eine sehr nette Begegnung. Und es waren überhaupt keine Bananenbäume, sie sahen nur ähnlich aus, tragen aber keine Früchte, sondern schöne Blüten. Sie versprach hoch und heilig, mit mir in Kontakt zu bleiben, aber das habe schon viel getan und bisher hat es noch keiner gehalten. Ihr Name war merkwürdig, ich weiß nicht, ob ich es mir richtig gemerkt habe, Derish, und sie stammt aus der Dominikanischen Republik. Lebt aber schon lange in Florida und hat ein Geschäft zusammen mit ihrem Mann. Ich würde mich freuen, wenn sich daraus etwas entwickeln würde. Vielleicht gehe ich demnächst mal vorbei und schenke ihr ein Alibuch.

Wer Ali nicht kennt, es ist die Geschichte eines kleinen Stoffkamels, das mit mir nach Marokko reist:

http://mobilunterwegs.eu/alibuch.html

Als ich dann nach Hause kam lag noch der köstliche Backduft in der Luft, ich habe heute wieder zwei Brote gebacken. Das schwierigste daran ist immer, die ohne Brotmaschine schön in Scheiben zu schneiden, denn die werden eingefroren und ich hole mir jeden Morgen zwei Scheiben heraus, das amerikanische Brot ist ja nicht essbar.

Und hier nun einige Halloween-Fotos: