31.5. Marrakech

Schon seit einer Woche wohne ich in Marrakech im Hotel Tichka und finde es einfach nur schön. Wenn ich am Morgen aufwache höre ich durch meine offene Balkontür die Vögel zwitschern, eine Klimaanlage ist zur Zeit völlig überflüssig. Und am Pool sind die Kellner dabei, die Tische fürs Frühstück zurechtzurücken, man holt sich am Büffet sein Frühstück und sucht dann am Pool einen schönen Tisch. Ein Mädel bereitet jeden Morgen frische Crepes zu. Dieses Hotel wurde 1986 von dem berühmtesten Architekten Marokkos, Charles Boccara, gebaut, der auch das Königliche Theater entworfen hat. Es hebt sich mit seinem Stil angenehm aus der Vielzahl der anonymen 4-Sterne-Hotels der Stadt heraus. In den 30 Jahren seines Bestehens hat es mehrmals den Besitzer gewechselt und dabei einige der Möbel und Details eingebüsst, zum Beispiel sind die Betten, deren Holzrückwände genau im Stil der Fensterrahmen waren, verschwunden, und einige Teile des Gebäudes werden nicht mehr benutzt. Doch ist noch immer die besondere Architektur erkennbar, vor allem das intime marokkanische Restaurant ist sehr gemütlich. Besonders schön ist der kleine, vom großen Piscine unter hohen, alten Bäumen dominierte Garten, auf der Terrasse werden an schönen Tagen die Mahlzeiten serviert, am Abend begleitet von einem Pianospieler mit sanfter Musik. Mein Zimmer hat einen kleinen Balkon zu diesem Garten, doch höre ich den Liedern aus den 70ern und 80ern gerne zu und der bulgarische, deutsch sprechende Musiker hört so rechtzeitig auf, dass der Schlaf der Gäste nicht gestört wird.
Jeder Tourist kommt nach Marrakech, um den Djemaa el-Fna zu sehen und durch die Souks zu wandern. Doch jeder, der Marrakech schon lange kennt oder sogar hier zeitweise wohnt, hält sich sehr viel lieber in der Neustadt auf. Und so war auch ich in dieser Woche noch nicht einmal in der Medina, werde aber heute Nachmittag hingehen, um einige Souvenirs einzukaufen. Dort findet man einfach die größte Auswahl. Gestern bin ich Richtung Stausee Lalla Takerkoust gefahren, weil ich einige große Keramiktöpfe kaufen wollte, Geschenke für Freunde zu Hause mit Garten, jeder meint, ich habe ja ein großes Auto und kann das gut transportieren, aber ich habe auch viele Freunde 😉 Gekauft habe ich am Ende jedoch keine Blumenkübel, sondern wunderschöne Tonkugel, in die Sterne und andere Muster geschnitzt sind. Man stellt dann eine Kerze darunter und es leuchtet wunderschön am Abend. Ich glaube, sie werden sich freuen. Wenn ich das Auto voll denn heil nach Hause bringe.
Ansonsten ging die Zeit hier vorbei mit Auto- und Schönheitspflege. Die Reifen wurden alle abmontiert, geprüft, neu ausgewuchtet und versetzt wieder montiert, so dass sie sich gleichmäßig abnutzen. Dann habe ich meine gerissene Seilwinde und auch deren defekten Motor reparieren lassen. Und schließlich bekam mein Auto noch eine komplette Inspektion in der Vertragswerkstatt. Zuhause ist nur nach 20.000 km ein Ölwechsel fällig, aber man sagte mir, dass bei Diesel mit geringerem Schwefelgehalt alle 10.000 km gewechselt werden soll. Und tatsächlich, in den Servicevorschriften von Land Rover Marokko steht, dass alle 10.000 km gewechselt werden soll. Beeindruckt hat mich, das Land Rover vollkommen vernetzt ist, man hat mein Auto im System gefunden und wusste genau, welche Arbeiten zuletzt gemacht wurden und was nun ansteht. Wollte nach der Rückkehr, wenn die Garantie abgelaufen ist, eigentlich zu einer freien Werkstatt wechseln, aber nun überlege ich mir das noch mal.
Hätte ich nun alle diese Arbeiten bezahlt wie ein normaler Mensch, so wäre ich doch ein kleines Vermögen losgeworden. Aber da zahlt es sich aus, wenn man Abdou kennt. Er wiederum kennt jeden hier, jeder schuldet ihm einen Gefallen und ich darf gar nicht laut sagen, was mich das denn alles zusammen gekostet hat.
Ohne Abdous Beziehungen oder Empfehlungen bin ich dann zu einem Friseur gegangen, den ich in der Nähe des Tichka gefunden habe. Und war auch hier sehr angetan. Mir lag vor allem eine Pediküre am Herzen, denn nach zwei Monaten mit Sandalen in trockener Wüste hatte sich sehr viel rissige Hornhaut gebildet. Ich habe dafür und einen kompletten Haarschnitt mit Waschen und Föhnen 141 DH bezahlt. Gab den Mädels natürlich noch ein gutes Trinkgeld.
Den Rest der Zeit habe ich mit Freunden verbracht. Auch der Filproduzent Kamal ist gerade in Marrakech und wir hatten eine gute Zeit, dann traf ich meinen netten Kunden, mit dem ich in Agdz ein Picknick veranstaltet hatte, ich traf Akkal aus dem Forum und ging mit ihm auf Einladung von Abdou zu einem Abendessen.
Dieses Essen ist einfach nicht mit Worten zu beschreiben. Weder kennt man in Deutschland ein auch nur annäherndes Ambiente, noch wird je einer meiner Leser in die Nähe eines solchen Platzes kommen, es ist einfach eine andere Liga. Ich kann es euch nicht nahe bringen, weil es zu gigantisch ist, aber ich versuche es mal. Hier ist die Internetseite:

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Das Palais Namaskar ist sogar eigentlich in deutscher Hand, denn es gehört zu Oetker. Es liegt einige Kilometer außerhalb der Stadt in der Palmeraie auf einer Fläche von 12 Hektar. Darin untergebracht sind nur 41 Einheiten für Gäste, teils Suiten, vor allem aber „Palaces“ mit privatem Pool und jeglichem Komfort. Dazu ein wirklich gigantisches Restaurant und ebensolche Preise. Völlig umgehauen hat mich die großartige Wasserlandschaft, das Essen und der Service allerdings nicht so. Bei Lafer isst man besser für weniger Geld. Dennoch war es ein tolles Erlebnis. Auch als ich gestern in der Neustadt meine Freunde sozusagen zum Abschiedsessen eingeladen habe in einem schicken Bistro mit preiswertem Mittagstisch fand ich das eigentlich schmackhafter. Ein paar der Servicemängel waren: Abdou hatte mit der Directrice ausgemacht, dass wir die Zimmer besichtigen, sie hatte auf uns gewartet und der Empfang sollte ihr Bescheid sagen. Tat er nicht. Weinflaschen, Champagner und Bierflaschen, die von Gästen zum Aperitif auf der Terrasse bestellt wurden, kamen geöffnet an den Tisch. Die Teller für unser Hauptgericht waren nicht vorgewärmt, das Essen fast kalt.
So, nun geht’s ab zu Abdou’s Büro, zum Ausgleich muss ich ihm für einige Stunden dort helfen.