Marokko

Tarifa war stürmisch und regnerisch, aber die Fähre kam trotzdem pünktlich und wir konnten auch super pünktlich losfahren. Wie immer ist meine geliebte Schnellfähre wirklich schnell und bei einer Abfahrt um 10 Uhr war ich um 10:15 schon fix und fertig durch die Zollkontrolle in Tanger. Wie das? Nun, in Marokko ist es eine Stunde früher. Mein erstes Ziel war ein Campingplatz bei Ouezzane, die 230 km ein gutes Tagespensum. Es geht ja nicht über die Autobahn, sondern über kurvige Landstraßen. Ich hatte diesen Platz noch nie besucht, Gäste hatten mir die Daten übermittelt und ich hatte Kontakt mit dem Inhaber Mohammed aufgenommen, der gut deutsch spricht, weil er als Jugendlicher mal zwei Jahre in Deutschland gelebt hat. Nach dieser Beschreibung verfügt er über Stellplätze für Wohnmobile mit Wasser und Strom für jeden Platz sowie über 10 Gästezimmer. Klingt gut. Und so trug ich es in den Campingführer ein. Als ich mich ankündigte sagte er aber, nein, die Zimmer seien noch nicht fertig, aber er könnte mich im Haus seiner Mutter unterbringen. Mir schwante nichts Gutes, also entschied ich mich, die Nacht lieber auf einem mir bekannten Campingplatz ebenfalls bei Ouezzane zu verbringen. Eine gute Entscheidung, nicht nur gab es einen leckeren Couscous Royal, sondern ich traf auch ein deutsches Ehepaar und wir verbrachten einen gemütlichen Abend in ihrem mollig warmen Wohnmobil. Warm ist es nämlich bisher in Nordmarokko nicht.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter auf den 15 km entfernt Camping Panorama. Gut ausgeschildert, soweit alles top. Dann kam die Abzweigung von der Straße zum 50 m entfernten Anwesen. Und das wars dann. Super eng, ein rechtes Abbiegen nicht möglich und als ich dann endlich gedreht hatte war ich unsicher, ob ich dort durch komme. Sehr enge Zufahrt, geschätzt 2,10. Genau in diesem Moment rief Mohammed an, wo ich denn bleibe. Ich erklärte die Situation und er sagte, komm nur. Es ging, aber absolut haarscharf. Es stellte sich heraus, dass ein Nachbar eine neue Mauer um sein Grundstück gezogen hat und nun kein Platz mehr für Fahrzeuge breiter als ein VW-Bus ist. Das geht natürlich gar nicht. Das Tor zum Grundstück ist zwar breit genug, aber auch die Kurve zu eng. Ist aber egal, denn die Stellplätze mit Wasser und Strom gibt es tatsächlich, nur ist der Untergrund lockere Gartenerde und wenn es mal regnet ist das ganze eine Schlammwüste, aus der niemand mehr herauskommt. Die sanitären Anlagen, extra für Männlein und Weiblein getrennt gebaut, verfügen über schmutzige Stehklos und kalte Duschen und Zimmer gibt’s nicht. Dafür aber eine ausführliche Preisliste, wobei ein Wohnmobil mit 2 Personen inkl. Wasser, Dusche und Strom auf 130 Dirham kommen würde. Einfach ein Witz. So was kann vielleicht der Luxusplatz bei Agadir verlangen, aber nicht dieser Obstgarten. Macht aber nichts, es kommt ja eh keiner rein.

Mohammed war sehr freundlich, er hatte extra Fleisch und Gemüse gekauft, plante, mich wie Allah empfiehlt drei Tage bei seiner Mutter einzuquartieren, ein Bauernhaus mit noch weniger Komfort, und mir die Gegend zu zeigen. Also die Gegend ist wirklich schön, der Ausblick über die Berge des Rif wunderbar, aber nein danke, das ist nichts für mich. Deshalb fuhr ich weiter nach Moulay Yacoub, wo ich mich mal wieder in einem 4-Sterne-Hotel angesagt hatte.

Der Weg dorthin führte nicht über die Hauptstraße, sondern über eine Nebenstraße, die ich in den Anfangsjahren mal befahren und auch in meinem ersten Buch aufgenommen hatte. Dann wurde dort jedoch ein neuer Stausee gebaut, die Straße damit unterbrochen und ich hatte mir schon viele Jahre vorgenommen, sie auszuprobieren. Nun also endlich! Und es hat sich gelohnt. Eine der Straßen, die ich so liebe. Kaum Verkehr, kein einziges Touristenfahrzeug, kein Polizist mit Radarpistole, aber eine herrliche hügelige Landschaft. Es ist Haschischanbaugebiet, aber von der Straße her sieht man keine Pflanzen, oder wachsen sie jetzt nicht? Und es gibt auch keinerlei Belästigung, ich kann diese Straße nur lebhaft empfehlen. Und vor allem war es wichtig, dass ich sie erkundet habe, denn sie verläuft völlig anders, als in der Karte eingezeichnet. Ein Fremder würde so schnell nicht den richtigen Verlauf finden, es gibt viele Abzweigungen und Fes ist zu Anfang nicht ausgeschildert. Auch mein GPS kannte den Verlauf nicht.

Immer wieder sah man Bauersfrauen am Wegesrand auf Futtersuche, mit hoch bepackten Eseln. Männer ritten zum Markt, Schafherden zogen vorbei. Und dann endlich der erste Ausblick auf den größten Stausee Marokkos. Zunächst glaubt man es nicht, denn er zieht sich so lange kurvenreich dahin, dass man ihn nie voll im Blick hat. Und das schönste war, ich konnte auf dieser Straße direkt das interessante Moulay Yacoub erreichen, doch darüber später mehr.