Warum nicht mal mit dem eigenen Flieger nach Marokko

Nicht zuletzt weil ich selbst Pilotin bin hat es sich in der letzten Zeit herumgesprochen, dass ich eine gute Anlaufstelle bin für Leute, die mit dem eigenen Flugzeug nach Marokko kommen und hier etwas unternehmen wollen. So hatte ich für den ersten Kunden dieser Art, dessen erster Stopp Ouarzazate war, eine Tour auf der Straße der Kasbahs und dem Rosental in die Dadesschlucht organisiert, danach einen Wüstentrip ab Zagora und am Ende dann noch einen Aufenthalt in Essaouira. Der Kunde, selbst Chef eines kleinen Flughafens, schrieb darüber im Fliegermagazin und so kommen nun immer wieder Piloten, die von mir eine Wüstentour organisiert haben wollen. Das mache ich total gerne. Ich helfe allen meinen Kunden gerne, aber Piloten sind halt doch noch etwas Besonderes.

Aber der Clou kam am Freitag. Abends spät rief mich ein Christian an und wollte spontan am Sonntag von Sevilla nach Marrakech fliegen. Bis Samstag um die Mittagszeit hatte ich alles fertig organisiert, ein schönes Riad gefunden, natürlich immer mit dem bewährten Sahara Experience und dem tollen Mitarbeiter Jawad. Christian kam pünktlich an, brauchte aber eine gute Stunde, um sich durch die Formalitäten zu kämpfen und wurde dann zu seinem Riad gebracht, ich selbst war ja in Südmarokko auf Tour. Aber einen Piloten selbst zu empfangen, das hat mich einfach total gereizt und ich änderte mein Programm. Als ich Dienstag um 11 Uhr in Zagora einfuhr, der Flugplan sagte, der kleine Flieger solle um 11:30 Uhr eintreffen, klingelte mein Telefon und Christian war dran. In Zagora gäbe es kein AvGas und er müsse noch in Marrakech tanken und diese ganze schreckliche Prozedur dauerte eine Stunde. Er konnte dort zwar noch mit Kreditkarte bezahlen, aber kam dann später in Zagora genau mit 5 Euro Bargeld an, ich kann jedem Piloten nur raten, sich damit reichlich einzudecken, hier gibt es Gebühren und dort, und alles erfordert Bares.

Ich fuhr zum nagelneuen großartigen Terminal von Zagora, das mit Berlin etwas Wichtiges gemein hat, es ist immer noch nicht eröffnet. Hier aber nicht wegen Baumängeln, die Marokkaner können das wohl besser, sondern weil erst der König kommen muss, um das Terminal festlich zu eröffnen. Vorher läuft da gar nichts, wird ein abgetrennter Bereich genutzt. Gleichzeitig mit mir fuhr ein weiterer Wagen auf den ansonsten leeren, riesigen Parkplatz und der Fahrer sprach mich an. Ich fragte ihn etwas abweisend, was er denn wolle, und er stellte sich als der neue Direktor des Flugplatzes heraus, er ist erst seit zwei Monaten dort und soll den Betrieb auf ein internationales Niveau bringen. Die Polizei kam gleich mit, die Sicherheitsvorkehrungen hier sind riesig, jeder, der zum Flughafen kommt, wird genau registriert, mein Pass wurde fotografiert, aber die Leute waren total nett und boten mir Tee an. Und riefen gleich beim Tower an, der uns verständigte, dass Christian in etwa 30 Minuten zu erwarten sei.

Daraufhin zeigte mir der Direktor das verschlossene neue Terminal und dadurch verpasste ich leider den Landeanflug von Christian, ich konnte nur noch knipsen, wie er parkte. Er kam mit Frau und Kind und wir verstanden uns sofort super. Abdelkhalek, der Chef von Sahara Experience war persönlich gekommen, um die Gäste abzuholen, und bot vollen VIP-Service. Abdou beschäftigt für seine große Flotte an Geländewagen zahlreiche Chauffeure und fährt nur die Prominenz persönlich, so wie Königin Sofia von Spanien oder den Sänger Seal, aber er war gerade vor Ort und auch er freut sich über die Piloten.

Wir fuhren alle zusammen ins Riad Dar Sofian zum Mittagessen, danach ließ ich die Familie alleine ihre Zeit im gut 30 Grad heißen Zagora genießen.