Eine neue Entdeckung

Das war gestern wieder so ein Erlebnis, wie ich es liebe. Eine neue Strecke zu entdecken. Ich hatte so einiges nahe der Atlantikküste zu erforschen und plante, von Foum Zguid nach Icht zu fahren, dort zu übernachten, dann weiter nach Assa und von dort eine neue Straße zu erforschen, die es vorher nicht gab. Laut Google earth sollte sie zumindest teilweise geteert sein.

Die Straßen in diesem Bereich sind gut, leer und ohne Kontrollen, also kam ich so flott voran, dass ich noch vor dem Mittagessen in Icht war. In Assa dann etwa um 14 Uhr. In diesem verlassenen Kaff im einzigen überteuerten Hotel so lange wohnen, nein, danke. Außerdem reizte es mich ja viel zu sehr, diese neue Straße zu fahren. Vor Jahren hatte ich den Beginn der Bauarbeiten gesehen und man sagte nur so lapidar, sie ginge nach TanTan. Das wäre schön, denn da will ich hin.

Der Abzweig ist gut zu finden, die schmale Straße absolut menschenleer. Zunächst eher langweilige Landschaft. Nach 45 km folgt der erste Ort, am Eingang stehen zwei riesige Pferdestatuen. Doch sonst bietet das Örtchen mit viel neuem Beton nichts. Erst ein ganzes Stück weiter wird die Landschaft dann richtig schön, zu Beginn eine kleine Oase um eine Quelle und alles voller blühender Blumen. Spuren belegen eindeutig, dass die Quelle als Viehtränke genutzt wird, aber im Moment ist niemand da. Das heißt außer den Fröschen, die einen Höllenlärm machen.

Nach der Oase wird die Landschaft richtig schön, die ersten nur hier endemisch wachsenden Euphorbien und Arganien kommen, eine herrliche Felsschlucht erfreut das Auge. Und dann liegt etwas mitten auf der Straße. Ich fahre drum herum, setze zurück. Eine Schlange war gerade bei ihrem Mittagsmahl, hatte das Tierchen gerade angeknabbert, als ich sie vertrieb. Tut mir leid, du schöne braune Rennnatter. Sie warf mir giftige Blicke zu und verzog sich, den kleinen Waran konnte ich nicht mehr retten. Es handelt sich um eine Eidechsennatter – Malpolon monspessulatus.

Dann kam ich nach Tiglet, ein Dorf bisher abgeschnitten von der Welt. Aber so schön an einem großen Oued, einem Zufluss des Dra, gelegen und von einem dichten Palmenhain geschützt. Auf den 100 km bis zum nächsten Ort hatte ich nicht ein einziges Auto getroffen, erst ab dort gab es hier und da mal einen Bauer, der mir mit seinem uralten Land Rover entgegen kam. Als ich dann die N 1 zwischen Guelmim und TanTan erreichte begann nach dieser herrlichen Ruhe der totale Horror. Die N 1 ist eine ganz bedeutende Straße. Nicht nur ist sie der einzige Versorgungsweg für die Menschen in der Westsahara, eine äußerst wichtige Militärverbindung, aber vor allem auch die einzige Sahara-Verbindung ins südwestliche Afrika. Auf der eher schmalen zweispurigen Straße war ein unermüdlicher LKW-Fluss, kein Spaß, die dauernd zu überholen. Nach insgesamt 680 km an nur einem Tag kam ich erschöpft in El Ouatia an, wo ich auf dem Campingplatz wohnen wollte. Und nach der Abreise von Foum Zguid mit über 35 Grad war die feuchte, neblige Kühle hier einfach nur ein Schock. Ich will wieder weg!