Wo schlafe ich nur?

Zurück in Arbaa Toubkal nahm ich die neue Straße nach Aoulouz, die noch nicht in den Karten verzeichnet ist. Eine neue Route für mein Buch. Schöne Landschaft, aber keine weitere Aufregung. In Aoulouz wollte ich dann die Route über Askaoun nach Anezal fahren. Der zweite Teil davon ist Piste, ist in meinem Buch schon immer enthalten, aber ich bin es seit vielen Jahren nicht gefahren. Eine solche Strecke muss immer mal geprüft werden. Könnte ja inzwischen asphaltiert sein, wie so viele andere Pisten in Marokko. Natürlich ist es inzwischen später Nachmittag und mir ist ziemlich klar, dass ich kein Hotel mehr erreichen kann, wenn ich diese Strecke fahre. Aber ich will auf keinen Fall 50 km zurück nach Taliouine und dann wieder die 50 km herauf. Ich will es jetzt probieren, und wenn ich zur Not auf dem Sitz im Auto schlafen muss. Es wird eine lange Nacht werden bis es hell wird, und wegen dem Gepäckschutzgitter, das verhindert, dass mir auf Pisten das Gepäck in den Nacken rutscht, kann ich mich nicht ausstrecken.

Die Koordinaten dazu habe ich ja, aber in Askaoun sah alles plötzlich ganz anders aus. Es gibt dort eine Silbermine, die seit einiger Zeit wieder ausgebeutet wird, deshalb wurde zur Mine eine neue, breite Piste angelegt. Und da sie so schön in meine Richtung geht lasse ich mich dazu verleiten, sie zu fahren. Und stehe vor der geschlossenen Schranke zur Mine. Ein Ingenieur erklärt mir, wo ich falsch abgefahren bin und fährt bis zur richtigen Abzweigung mit mir. Diese Piste ist miserabel. Nach 4 km wird sie sehr, sehr schlecht und ich klettere mit meinem Discovery nur über einzelne Steinbrocken. Nach 6 km geht dann gar nichts mehr. Eine Ouedfurt ist dermaßen zerstört, dass hier kein normalbreites Gefährt mehr durchkommt. Auf dieser schmalen Felsbrockenpiste dann zu drehen ist schon eine Herausforderung, und auch hier wieder zeigt sich, dass mein Discovery einfach mit allem fertig wird.

Nun gibt es keine andere Möglichkeit für mich, ich muss runter nach Taliouine und bekomme somit die Möglichkeit, in einem richtigen Bett zu schlafen. Mein Ziel ist der Camping Toubkal, wo auch Zimmer angeboten werden. Der Chef ist nicht da, ich frage nach, und man meint, der ist sicher im neuen Hotel. Neues Hotel? Wo ist denn das? Es stellt sich heraus, dass er gerade 20 m weiter tatsächlich ein neues Hotel, ebenfalls mit Pool und Campingplatz, gebaut hat. Na, da scheinen ja viele Touristen nach Taliouine zu kommen, wenn sich das lohnt.

Ich mache meine Fotos, bekomme ein Zimmer, leider ohne Bad, und muss also die Campingduschen nutzen. Die ja zum Ansehen schön und sauber sind. Der Gebrauch allerdings zeigt immer erst, ob es auch was taugt. Und diese hier nicht. Da es innen keinerlei Möglichkeit gibt, die Kleider trocken abzulegen, stelle ich alles vor die Tür. Bin die einzige Camperin, also kann ich mir leisten, nackt herauszugehen. Ich dusche, will meine Sachen anziehen, alles nass. Das Wasser läuft wunderschön unter der Tür nach draußen. Ja, ich weiß schon, warum ich nicht campe.

Auf dem Parkplatz stehen drei Geländewagen, ein Gruppe Franzosen. Ein wirklich gut aussehender Mann ist der Führer, den habe ich doch schon mal gesehen? Ja, es ist Robby vom Paradis Nomad bei Agadir, einem sehr schönen 4×4 Camp, wo man sich sehr viel besser aufgehoben fühlt als im arroganten Fort Bou Jerif. Während seine Frau Jacky sich um Haus und Hotel kümmert führt Robby oft Gruppen mit gemieteten, aber selbst gefahrenen Geländewagen über Marokkos verbliebene Pisten. Ein sehr charmanter Mann und nach dem Essen setzen wir uns alle noch zusammen auf ein Gläschen französischen Roten. Die Männer sind vor allem an meinem Discovery interessiert, auf den sie begehrlichere Blicke werfen als auf die von ihnen gefahrenen Toyota Prado. Es ist nett, sich mal zu unterhalten, nach den Tagen in Agadir war ich ziemlich viel allein.

Von dem pistenkundigen Robby und auch vom Hoteleigner Hafid erfahre ich dann, dass die von mir gesuchte Piste nach Anezal seit drei Jahren zerstört ist, sie wird nicht mehr repariert, da die Dörfer von der anderen Seite besser zu erreichen sind, die angebrachte Markierung dient nur noch Quads und Enduros-Touren. Hier war der Endpunkt: