Ouarzazate mal auf anderen Wegen

Mir bleiben noch 2 Tage, bevor ich einen Termin in Zagora habe, und die möchte ich gerne in einem Hotel in Ouarzazate verbringen, wo es gutes Internet gibt. Die letzten Tage habe ich so viel erlebt, aber weder hatte ich Zeit, alles aufzuschreiben, noch Internet, um meine Büroarbeiten zu machen. Und noch weiß ich nicht, wo ich schlafen werde, es ist ja immer noch Osterzeit.

Ich habe wenig Lust auf die langweilige Straße von Taliouine über Taznakht nach Ouarzazate. Bei Taznakht muss ich zunächst einen Stellplatz prüfen, der mir empfohlen worden war, und danach weiß ich eine gute Alternative, eine Piste, die ich früher schon gefahren bin und die geprüft werden muss. Aber bis dahin: nur Langeweile.

Bis 25 km nach Taliouine ein Wegweiser auftaucht, links geht eine Asphaltstraße nach Assaisse. Mhm. Ich bleibe eine Weile am Straßenrand stehen und überlege. Ein Mann kommt, will mit mir reden. Er ist freundlich und gebildet, lädt mich zum Safran-Tee ein. Es stellt sich heraus, dass er Agriculteur ist und unter anderem Safran anbaut. Und er kennt die Straße genau. Sie ist teils geteert, teils gute Piste, er sei erst vor kurzem mit einem PKW dort gefahren, und, das ist der Knaller, die Straße kommt genau an dem Stellplatz vorbei, den ich suche. Das ist doch mal toll und los geht’s. Wieder schöne, abwechslungsreiche Landschaft, ursprüngliche Dörfer, keine Radarkontrollen. So liebe ich das. Die Piste ist genau wie er sagte gut, nach 20 km beginnt schon wieder der Asphalt und dann stehe ich am Stausee Taghdout mit dem schönen Stellplatz (1. Foto). Immer gut, wenn ich so eine Information selbst verifizieren kann.

Von Taznakht fahre ich dann die schöne Route entlang des Oued Ait Douchene, viel zu wenig bekannt und gut zu fahren. Und mache einen kurzen Abstecher zum Mittagessen in der Oase Fint (2. Foto).

Allerdings habe ich immer noch keine Ahnung, wo ich in Ouarzazate schlafen soll. Hatte früh am Morgen Abdou angerufen, er wollte sich kümmern und zurückrufen, aber es kam nichts. Also rief ich mittags im Büro an, erreichte Jawad, und innerhalb von 20 Minuten hatte ich mein Zimmer. Kein Riad, wie Jawad es eigentlich wollte, damit ich dies kennenlerne, sondern ein Zimmer im bewährten Berbere Palace. Obwohl ich große Hotels eher nicht mag, so haben die doch auch ihre Vorteile. Ich will gerne anonym und ungestört sein, ich will arbeiten, brauche ein Zimmer mit Schreibtisch und Internet. Und so etwas bietet mir ein großes Hotel dann auch am besten.

Später telefoniere ich doch noch mit Abdou. Er entschuldigt sich, sagt, dass diese Osterzeit wirklich völlig verrückt sei, er hatte meinen Anruf sofort vergessen, alles ist voll, es gibt nirgends mehr Zimmer, keine Mietwagen, ich fürchte, selbst keine Kamele. Endlich nach zwei mageren Jahren ist der Tourismus in Marokko wieder so richtig aufgeblüht. Und er bittet um Verständnis für ihn selbst und auch für die anderen Hotelbesitzer, die zu meinen Freunden gehören, aber einfach keine Zeit haben. Es geht alles drunter und drüber.

Nicht so im Berbere Palace. Das ist einfach ein schönes Hotel, sehr gepflegt, sehr guter Service. Natürlich hat Jawad seine Beziehungen spielen lassen und ich bekomme eine schöne Suite zugeteilt. Im Salon steht ein kleiner Obstteller. Ich stürze mich gleich an den Computer, aber es ist so viel aufzuschreiben. Zunächst wird geschaut, ob irgendwelche dringenden Emails zu beantworten sind, aber dann poste ich auch gerne meine Erlebnisse in facebook. Da ich alleine reise habe ich oft wenig Kommunikationsmöglichkeiten, kann meine Erlebnisse niemanden mitteilen. Aber facebook ist ein Weg, die Kommunikation zu bekommen. Im Blog kann ich viel ausführlicher schreiben, aber in facebook kommt eine sofortige Reaktion, das ist schön.

Dann geht es zum Abendessen. Es gibt Büffet und das ist wirklich toll. Bei den Vorspeisen gibt es sogar Schinken, nach so vielen Wochen ohne Schweinefleischprodukte stürze ich mich doch sehr darauf. Die Hauptgerichte sind abwechslungsreich, mir aber ein wenig zu fade, doch das Nachtischbüffet ist einfach grandios. Es sieht nicht nur toll aus, sondern jedes einzelne Stück, das ich probiert habe, ist einfach köstlich.

Und genau toll ist das Frühstücksbüffet, die Orangen konnte jeder an einer Maschine selbst zu Saft pressen, zu den frisch gebackenen Crèpes gab es ausgelassene Schokolade, keine Nussnougatcreme. Und auch sonst war alles da, vom besten Schinken über Lachs zu frischem Ziegenkäse, bei mir blieb nur der Wunsch übrig, noch recht lange hier zu bleiben. Der Berbere Palace wird immer wieder auf meiner Wunschliste stehen, wenn ich nach Marokko komme. Da ich nur Halbpension habe und auch nicht so viel essen will nahm ich mir vom Büffet ein Ei, 3 Datteln und ein Apfel mit, das muss reichen. Doch als ich dann in meiner Suite saß und arbeitete, klopfte es, zwei Mädchen standen draußen und brachten mir einen viel größeren Obstkorb, einen Teller mit Gebäck und eine Schale mit Nüssen. Habe mich richtig geschämt. Oh Gott, ich will hier nicht mehr weg!

Und mit diesem Blogbeitrag habe ich dann auch endlich so langsam die Schreibarbeiten aufgeholt.