Angriff aus dem Internet

In Facebook wurde ich heftig angegriffen, aber meine Antwort ist viel zu lang, deshalb hier im Blog.

Mir wurde vorgeworfen, ich mache mich über Gruppenreisende lustig.

Lustig habe ich mich nicht gemacht, aber ja, es stimmt, ich halte nicht viel von Gruppenreisen. Das ist meine persönliche Meinung und ich stehe dazu. Vor Jahrzehnten habe ich mal ein Sonderangebot gebucht, ein paar Tage Malta. Busanreise nach Neapel, dann mit dem Schiff rüber. Und als wir in Neapel ankamen streikten die Schiffe dorthin und das einzige, was der Reiseleiter auftreiben konnte, war eine Überfahrt nach Ischia. Dort hin wollte ich nie im Leben. Von da an fühlte ich mich wie eine Gefangene, ich konnte nicht tun was ich wollte, der Reiseleiter war sehr bestimmend und ich war nicht die Einzige, die sauer war. Es gab sogar von anderen eine Klage danach.

Ich habe mir geschworen: nie mehr Gruppe! Und das bis heute gehalten. Ich möchte übrigens auch keine führen.

Dann gab es den unterschwelligen Vorwurf auf ein von mir gepostetes Foto meines Lunchs, dass ich in Marokko, wohl weil ich Reiseführer schreibe, besonders verwöhnt werde.

Doch das kann jedem genauso gehen. Wenn ein Hotel einen guten Küchenchef hat, ist niemand gezwungen, das ewige Einerlei von Tajine und Couscous zu essen. Auf einer einwöchigen Rundreise ist das ja richtig und gut, selbst zwei Wochen lang wird man Freude an der marokkanischen Küche haben, die den Reisenden leider nicht immer in der ganzen Vielfalt geboten wird, aber wer monatelang im Land ist möchte auch mal was anderes. Und dazu muss man nur seinen Mund aufmachen. In einer Reisegruppe geht das natürlich nicht. Vor vielen Jahren, ja Jahrzehnten, als mein Name in Marokko noch nicht bekannt war, kam ich mit einem Freund nach Guelmim, in ein sehr, sehr einfaches Hotel. Mein (nicht-marokkanischer) Begleiter tuschelte mit dem Kellner und plötzlich wurde auf der schäbigen Terrasse vor unserem Zimmer der Tisch gedeckt, Kerzen angezündet und wir speisten wundervoll unter einem Sternenhimmel. In Marokko ist alles möglich.

Ich bin sehr freiheitsliebend. Und trotzdem habe ich es 46 Jahre als Angestellte im Öffentlichen Dienst ausgehalten, habe die Reisen in meiner Freizeit unternommen. Ich hätte natürlich auch versuchen können, mich irgendwie mit dem Projekt Marokko selbstständig zu machen, wie es ja etliche tun, vor allem die schreibende Konkurrenz. Aber gerade weil ich so freiheitsliebend bin, unabhängig sein will, habe ich es so lange ausgehalten. Als Selbstständiger ist man nicht frei, man ist immer von seinen Kunden abhängig, mehr vielleicht noch als in einem Job als Verwaltungsangestellte. Das wollte ich nicht. Deshalb habe ich ausgehalten und genieße heute als Rentnerin meine Freiheit. Ich bin nicht davon abhängig, ob die Kunden meine Bücher kaufen. Ich schreibe sie, weil es mir Spaß macht und weil ich damit dem Land helfen will. Nicht weil ich Geld damit verdienen will. Doch die Leser kaufen meine Bücher, es geht hauptsächlich über Mundpropaganda, und da stehe ich gut da. Ich habe es nicht nötig, den Lesern hinterher zu laufen, sie kommen zu mir.

Es stimmt, ich habe die betreffenden Personen aus meiner Facebook-Freundesliste entfernt. Es heißt ja FREUNDE. Und die kann man sich aussuchen. Da muss etwas rüber kommen. Daraufhin setzte die betreffende Person noch eins drauf und schrieb, ich ließe mich im Gegensatz zu meiner Konkurrenz ja chauffieren und würde Afrika nicht selbst bereisen.

Also damit hat er sich endgültig disqualifiziert. „Afrika“ bereise ich nicht, ich reise in Marokko. Alleine. Seit 31 Jahren. Hier und da begleitet mich mal ein Freund oder eine Freundin für ein kurzes Stück, auch meine Familie kam bereits, aber immer bin ich es, die dem anderen das Land zeigt. Und meine Leser wissen das sehr wohl, sie freuen sich immer, wenn wir uns auf meinen Reisen durch Marokko treffen.