Fes – immer wieder schön

Aufzuwachen mit diesem Blick von diesem Fenster, entschädigt das nicht für vieles?

Ich weiß, viele von euch beneiden mich um meine Reisen und es ist auch ganz sicher wunderschön und ich weiß mein schönes Leben zu schätzen. Aber es ist halt auch Arbeit. Gut zwei Monate durch ein Land zu reisen, viele Kilometer zu fahren, dabei Notizen zu machen, Fotos zu schießen, mit unendlich vielen Leuten reden, abends im Hotels all das zu ordnen und aufzuschreiben, dazwischen noch die Buchführung für meinen Verlag zu machen und Anfragen zu beantworten, aber vor allem auch, zwei Monate aus dem Koffer zu leben und nur selten mal länger an einem Ort zu bleiben, um zu verschnaufen. All das schlaucht auch ziemlich. Erholt hatte ich mich im Tazarkount und in Marrakech, dennoch merke ich dass die Erholung immer schneller auch wieder aufgebraucht ist und die Müdigkeit mich überkommt. Ich brauche einfach wieder eine längere Zeit in meinen eigenen vier Wänden, mit meinen eigenen Sachen, meiner eigenen Küche, mit meiner Waschmaschine, um für mich zu sorgen, um aufzutanken. Um neue Energie zu schöpfen. Deshalb geht es nun langsam Richtung Taunusstein.

Vor allem die letzte Nacht hatte mich ziemlich geschlaucht, als die Ameisen meinen Schlaf unmöglich machten. So kleine Tierchen, ich hätte fast eine Lupe gebraucht, aber dennoch so lästig. Wenn sie über mich liefen kitzelte es und ich wachte auf, bzw. konnte gar nicht richtig einschlafen. Am Morgen war ich dann um 6:30 Uhr schon auf der Straße. Allzu anspruchsvoll war mein Plan für den Tag nicht, ich wollte Richtung Fes und dabei die Tazzeka-Rundfahrt nach langen Jahren mal wieder machen.

Viel Neues brachte die Rundfahrt nicht, die Landschaft ist schön, kommt aber dennoch nicht mit meinem geliebten Süden mit. Die Höhle Friouato, die ich vor Jahren mal besichtigt hatte, ist zur Zeit geschlossen, weil es im letzten Jahr einen tödlichen Unfall gegeben hat. Ich wäre aber auch nicht hineingegangen, einmal reicht mir, es ist ziemlich steil nach unten und zumindest damals gab es kaum eine Sicherung. Sicher also richtig, sie erst mal zu schließen und dann vielleicht an besserer Sicherung zu arbeiten.

Ansonsten gab es weder Probleme noch Abenteuer, in Fes wollte ich zum Riad Tafilalet in der Medina, was ich auch nach nicht allzu vielen Umwegen geschafft habe. Dann aber erstmal Ärger mit dem Parkwächter, auf dem Schild steht 7 DH für Tag und Nacht, er will 20 DH. Naja. Aber zumindest der Kofferträger war nett und anständig. Im Riad netter Empfang und schönes Zimmer, aber ich fiel ziemlich geschafft auf mein gemütliches Bett. Ohne Ameisen! Zwar völlig müde konnte ich dennoch kein Auge zutun und setzte mich an den PC, um die dringendsten Dinge aufzuschreiben. Gestern hatte ich ja kaum Internet, nur ab und zu kam eine Mail durch, Antworten war unmöglich.

Abendessen war um 20 Uhr angesetzt, aber vorher legte ich mich dann doch noch mal hin. Eigentlich war ich zu müde, um zu essen. Aber der Tisch im Innenhof des Riad Tafilalet war so romantisch gedeckt, Ahmed kümmerte sich um mich und die anderen Gäste sehr freundlich, Musiker spielten sich schon mal warm, und so wurde es doch ein richtig toller Abend. Die Musik aus Fes ist stark andalusisch-maurisch geprägt und mir oft viel zu steif, aber diese zwei Musiker verstanden es, richtig Stimmung zu machen. Im Nebensaal war eine große Gruppe zum Essen angekommen, nur Frauen, sie sahen sogar deutsch aus, aber ich hörte sie nicht sprechen, und als sie schließlich aufbrachen, spielten die Musiker eine Polonaise zum Abschied und die Stimmung war auf dem Höhepunkt. Ich kam also doch wieder kaum vor Mitternacht ins Bett.