Vom maurischen Palast ins schottische Schloss

Nach dem netten Aufenthalt in Irun wollte ich unbedingt noch einen Stopp in Frankreich einplanen und suchte mir eine Unterkunft in der Nähe von Limoges. Zunächst war es schwer. Alles viel zu teuer, direkt im Stadtzentrum ohne Parkplatz oder im langweiligen Industriegebiet. Doch dann fand ich es: Chateau de Lezat, auf dem Land, umgeben nur von ein paar Häusern. Ein berühmter Arzt aus Limoges hatte es 1901 anstelle des alten Bauerhofs seiner Frau bauen lassen, nach dem Vorbild eines schottischen Schlosses. Allerdings hat er nie dort gelebt, starb auch bald nach Fertigstellung. Und so richtig wurde das Schlösschen erst aus seinem Dornröschenschlaf erweckt durch Sara und Serge, einem englisch-französischen Paar, das sich nach dem hektischen Leben in London hierher zurückgezogen hat und nun ein Gästehaus mit Table d’Hôte bietet. Und hier bin ich auf ein richtiges kleines Juwel gestoßen.

Der Empfang ist persönlich und nett. Sara zeigt mir mein Zimmer im 1. Stock. Die aus der Zeit stammenden altehrwürdigen Möbel sind auf Flohmärkten erstanden und bieten eine gemütliche Atmosphäre, kein Wunder, Sara ist Innenarchitektin. Hier wirkt alles wie in einem englischen Landhaus, auf dem Kaminsims stehen Figuren, auch eine Schale mit Pralinen, Zeitschriften liegen bereit, ich fühle mich, als besuche ich nette Verwandte. Und nicht wie die Einzelreisende, mit der keiner spricht. Besondern schön sind unten die Gemeinschaftszimmer, wo Sara schon für das Abendessen deckt und Serge, gelernter Hotelfachmann, in die Küche entschwindet. Kaninchen soll es geben. Wer hier essen will (Menü 26 Euro) muss vorher Bescheid sagen, denn Serge kocht alles ganz frisch.

Zunächst versammeln sich die Gäste im Musikzimmer zum Aperitif. Dazu serviert Sara leckere Amuse Gueule. Da außer mir nur noch ein Paar, und das auch noch Serges Bruder, zum Essen da ist, habe ich das unverhoffte Glück, dass wir alle, einschließlich Sara und Serge, gemeinsam an der großen Tafel fürstlich speisen und uns nett unterhalten. Serge muss allerdings immer wieder in die Küche, um den nächsten Gang aufzutragen. Der erste Gang ist typisch französisch, pochiertes Ei mit Pilzen. Der Hauptgang ein Kaninchenfrikassee mit Gemüsen, gefolgt von einer Auswahl an Käsen der Region, deren Herkunft Serge uns genau erklärt. Dazu ein herrlicher Beaujolais. Als Nachtisch gibt es köstliche gefüllte Crêpes, die aus einem Teig mit Kastanienmehl gebacken sind.

Und das Frühstück war auch sehr spezial. Serge immer um mich herum, um mir noch eine und noch eine Spezialität anzubieten. Ich nahm dann den gebackenen Apfel, gefüllt mit Rosinen und Maronen, köstlich, wenn auch ungewohnt als Frühstück. Dazu natürlich Brot und selbst gefertigte Konfitüren und ich sollte einfach nur sagen, was ich will, Serge macht mir alles. Und wieder nette Gespräche an der langen Tafel, immer gemischt englisch und französisch.

Ich glaube, nun muss ich auf dem schnellsten Weg nach Hause, sonst wiege ich noch 100 Kilo.