Eroberung

Oh, my, die Tage fliegen hier nur so, sie gehen viel zu schnell vorbei. Kaum ist man aufgestanden und hat gefrühstückt ist auch schon wieder Abend. Heute lag nichts Besonderes an, vormittags Büroarbeit, dann einkaufen, heim zum Mittagessen, dann zum Strand. Der Erste, den ich dort traf, war Ricky. Ich habe ihn schon gestern kennengelernt. Im Gegensatz zu den vielen alten, fetten Männern, die man hier so sieht, mal ein richtig gut aussehender Sechziger mit sportlicher Figur. Nach oberflächlichem Geplauder wollte er sich wieder wie die vielen anderen, ob Mann oder Frau, mit „have a nice day“ verabschieden. Das ist den Menschen hier so eingetrichtert. Doch diesmal nicht mit mir! Nachdem wir beide Mitglied im gleichen Fitnessstudio sind, der Y, verabrede ich mich mit ihm für Mittwoch 10 Uhr. Und bin sicher, dass er kommt.

Aber heute bin ich ganz spontan zum Strand, gleicher Parkplatz wie gestern, dachte an nichts, und da saß Ricky. Auch er war gerade erst gekommen und nicht ganz unglücklich, mich zu sehen. So spazierten wir eine lange Strecke am Strand entlang und Ricky erzählte mir seine Geschichte. Vater Deutscher, Mutter Italienerin, kam er mit 8 Jahren nach USA. Und vor 5 Tagen starb ganz überraschend seine Mutter. Das ist schwer für ihn, weiß man doch, wie sehr italienische Söhne mit ihrer Mutter verbunden sind. Und er braucht zur Zeit einfach jemand, mit dem er reden kann. Das ergibt sich ja super. Im weiteren Gespräch fanden wir noch heraus, dass wir beide nur an einer Freundschaft interessiert sind, nicht an einer Beziehung. Als wir zu unseren Autos kamen stellte sich noch heraus, dass wir beide einen champagnerfarbenen SUV fahren. Wenn das nicht passt.

Morgen also zur Y, aber heute gehe ich erst noch zur LA, mein übliches Fitness- und Entspannungsprogramm.