Von Erfoud nach Merzouga

Frage: Wie lange braucht man von Erfoud nach Merzouga (55 km)

Antwort: Mindestens einen Tag!

Ich war kaum in „meinem“ Marokko angekommen, da begannen sie auch wieder, die schönen Erlebnisse. Für mich gehört zu einer solchen Reise nicht nur die herrliche Natur und ein warmes Wetter, es gehört auch die Geselligkeit dazu, interessante Begegnungen mit netten Menschen, gute Gespräche, lustige Abende. Bei Thomas in Errachidia war es ja noch eher kühl, aber schon in der geschützten Oase von Meski war es richtig warm und ich traf etliche Camper, die noch ein paar Tage bleiben wollen, weil im Norden gerade heftiger Sturm und Regen herrscht. Die Fähren sind vorläufig eingestellt und ich sah Fotos, dass die Dächer der Zollabfertigung vollkommen zerstört sind. Am Nachmittag kam ich auf dem Campingplatz Chez Karla in Erfoud an und wurde von Ismail sehr herzlich aufgenommen. Auf dem Platz war ein schweizer Ehepaar im Wohnmobil und wir waren uns sofort sympathisch. Ein richtig lustiger Abend zusammen mit Ismail endete erst gegen Mitternacht. Das Schöne an diesem Campingplatz ist, dass auch an Menschen ohne Wohnmobil gedacht wird, es gibt sehr hübsche Zimmer mit Bad und ich wollte eigentlich gar nicht mehr weg.

Das tat ich auch zunächst nicht, der nächste Tag war mit Arbeit ausgefüllt, die Schweizer machten eine Wüstentour mit Ismail und am Abend natürlich wieder ein herrliches Diner im Restaurant vor dem brennenden Kamin.

Am Morgen geht mein erster Griff immer sofort ans Smartphone, um die neuesten Nachrichten abzurufen, und Ursula aus Taunusstein war auch schon gleich da. Aber dann las ich unter meinen Freunden in facebook, dass Kamal, der Filmproduzent, gerade in Merzouga dreht. Ich traute meinen Augen nicht, rief ihn sofort an und wir verabredeten uns zum Mittagessen im Yasmina. Eigentlich muss ich ja zu Ali Mouni in den Nomad Palace, er wartet schon so lange auf mich und schickt dauernd Nachrichten. Aber erst mal wegkommen! Das ist gar nicht so einfach. Noch ein Abschiedsfoto, ein Abschiedstee, noch ein Geschichtchen und es war schon fast 11 Uhr als es endlich losging. Zunächst sollte ich mir in Rissani noch ein neues Hotel anschauen. Es ist sehr hübsch, komfortabel und preislich gut, aber die Konkurrenz von Merzouga ist halt groß. Jeder will doch lieber direkt an den Dünen wohnen. Rechtzeitig zu Mittag kam ich dann ins Yasmina, wo die große Film Crew schon beim Essen saß, ohne Kamal. Sie wollten mich sofort einladen, aber ich wartete noch ein wenig. Es wird ein Videoclip für eine junge deutsch-marokkanische Sängerin gedreht, von der ich altes Semester natürlich noch nichts gehört hatte.

https://en.wikipedia.org/wiki/Namika

Und da kamen auch Kamal und sein Bruder Jawad zusammen mit dem Produktionsleiter und wir setzten uns mal wieder zu einem sehr interessanten Gespräch. Der Produktionsleiter ist wohl sehr bekannt in Marokko, er war auch an der Entstehung des wunderschönen Films „Himmel über der Wüste“ von Bertolucci beteiligt. Eigentlich wollte ich auch noch bei den Dreharbeiten zuschauen, aber so was dauert halt immer, der Wind nahm zu und ich fuhr weiter.

Zunächst zu Ali ins Ksar Bicha. Auch das eine wunderschöne Auberge an den Dünen. Ich wollte das hier bessere Wifi nutzen, denn in Alis Nomadenpalast ist das kaum zu bekommen. Und hier traf ich auch die Holländer wieder. Sie waren am Abend auf den Campingplatz gekommen in einem kleinen Mietwagen und hatten sich eine teure Wüstentour andrehen lassen. 220 Euro für beide mit Übernachtung im Biwak. Das habe ich ihnen sofort ausgeredet, sie haben ja schließlich ein Auto, mit dem sie Merzouga bequem erreichen können und hier haben sie eine Tour bekommen mit Kamelritt, Abendessen, Frühstück, Biwak für 80 Euro.

Und nun ist es schon fast Abend und ich bin immer noch nicht angekommen.