22.2. Nouakchott – Sebkha

Gestern Abend traf ich mich mit meinen zwei deutschen Freunden, die ich auch schon in Marrakech getroffen hatte. Eigentlich war ausgemacht, dass wir uns in Nouakchott treffen und dann evtl. etwas gemeinsam unternehmen. Aber sie waren schon zwei Tage vor mir in der Stadt, haben das touristische Programm, so wie ich es in meinem Buch beschreibe, durchgemacht und langweilten sich. Statt auf mich zu warten fuhren sie für zwei Tage nach Atar. Gestern Abend also trafen wir uns kurz, heute früh sind sie weiter nach Kiffa und Mali.
Wie anders sind doch meine Tage hier in Nouakchott. Von Langeweile keine Spur. Heute ist der dritte Tag und ich habe nichts von dem touristischen Programm gemacht, stattdessen für mein Buch recherchiert und dabei die herrlichsten Erlebnisse gehabt. Wie gestern schon am Strand. Heute früh habe ich zunächst Idoumou in die Werkstatt begleitet, weil er etwas reparieren lassen wollte. Und dabei dann gleich auch alle wichtigen Werkstätten der Stadt für mein Buch aufgenommen und die Inhaber fotografiert. Allzuviel Arbeit war das nicht, denn in punkto Autoreparatur steht man hier eher auf zusammennieten, Hauptsache, der Motor läuft. In Abouds Werkstatt traf ich dann eine Frau. Sie ist irgendwie selbstständig, genau kapierte ich nicht, was sie macht. Sie fährt so einen alten Pickup, auf den sie schwört, und der brauchte einen neuen Motor. Also war sie bei Aboud genau richtig. Und nun bleibt sie den ganzen Tag neben dem Auto und beobachtet alles. Es war sehr interessant, mit ihr zu reden. Ein Foto wollte sie allerdings nicht. Wir sprachen über die Unterschiede in den Lebensweisen, sie hat auch schon in Frankreich gelebt, und meinte, wir würden die Alten wegschmeißen (jeter in französisch), indem wir sie in Heime geben. Hier werden die Alten geehrt und in der Familie behalten. Ja, natürlich denkt man dann sofort an seine eigene Familie und daran, wie selten man von ihr hört. Und die Essenreste würden nach der Mahlzeit in den Kühlschrank gegeben, hier würde man sie den Armen weiter geben. Und sie war auch sehr stolz darauf, eine muslimische Frau zu sein, war bereits in Mekka, aber hält nichts davon, wie sich manche arabische Frauen so verschleiern, dass von Gesicht und Händen nichts mehr zu sehen ist. In Mauretanien wären die Frauen frei, könnten gehen, wohin sie wollten. Ich kann das bestätigen. In den Cafés sitzen immer auch Frauen, rauchen sogar, und ich habe nie gesehen, dass sie angemacht worden sind. Und auch von Extremisten hält sie nichts.
Dann ging es noch mal ins Viertel Sebkha, weil dort zwei wichtige Werkstätten liegen. Ein sehr interessanter Stadteil nahe zum Hafen, dort hat sich hauptsächlich die senegalesische Bevölkerungsgruppe angesiedelt, da sie fast alle irgendwie beruflich mit Fisch und dem Hafen zu tun haben. In diesem Viertel haben nicht alle Häuser fließend Wasser, weshalb die Wasserverkäufer mit ihren Eselskarren sehr viel zu tun haben. Dort ist vor allem ein wunderbar bunter Markt, der Marché Cinquième, den ich neulich schon kurz besucht hatte. Völlig frei von Touristen und mit einem farbenfrohen Angebot für die Bevölkerung des Viertels. Zunächst ist es schwer, sich in diesem engen Viertel zu orientieren, doch lernt man dies recht schnell. Und die Menschen sind freundlich. Ich schlenderte umher, konnte mich doch nicht zum Kauf eines senegalesischen Kleides bewegen, da ich weder die tolle Figur der Frauen habe noch die schöne Hautfarbe, wozu die bunten Stoffe perfekt passen. Aber ich konnte zumindest einige Bilder machen. Während ich gestern noch dachte, hier kann man nicht alleine hin, habe ich es heute versucht und es war ganz problemlos. Idoumou wartete in seinem Auto, was natürlich auch hieß, dass ich nicht allzu lange bleiben konnte. Und nun habe ich mich entschlossen, diesen herrlichen Markt doch in den Führer aufzunehmen.
Zum Abschluss gingen wir dann in ein senegalesisches Lokal gleich beim Markt. Es war überraschend sauber, was sogar Idoumou bemerkte. Und es hat uns gut geschmeckt.

Am Abend dann kaufe ich zum erstenmal ein Stück des mauretanischen Kunsthandwerks. Und zwar eine schön verzierte Reisekiste zur Teezubereitung inklusive einer Teekanne und vier Gläsern. Schon die Verhandlung mit dem Verkäufer ist so anders als ich es aus Marokko gewöhnt bin, wo Handeln eine lang dauernde Kunst ist. Hier hat eigentlich der Händler alleine gehandelt, hat mir immer niedrigere Preise genannt, bis er bei 12.000 Ougiya stehen blieb für die große Kiste mit Inhalt. Ich sagte gar nichts. Genau in dem Moment rief Idoumou an. Ich fragte ihn, was so was kosten kann, er meinte er hätte neulich eine Kiste ohne Inhalt für etwa 7.000 gekauft. Da bot ich dem Verkäufer 8.000 für alles und er akzeptierte. Macht hier eigentlich gar keinen Spaß. Und er fragte irgendwie unsicher, ob er vielleicht einen Tee kochen solle. Er brachte den gleichen Spruch wie auch marokkanische Händler und sagte, ich sei der erste Kunde für den Tag und schließlich sei Samstag. Nur hier habe ich es tatsächlich geglaubt, und es war schon Abend. Hier kommt wirklich kein Tourist und kauft was, die tun mir richtig leid. Aber meine Kiste ist schön. Ich mag vor allem die Gläser. Sie werden von Frauen aus Boutilimit hergestellt, die eine emailartige bunte Verzierung auf die Gläser aufbringen. Dazu eine typische rote Emailkanne, wie es sie auch in Marokko in der Wüste gibt, aber auch mit dieser Verzierung. Sieht sehr hübsch aus. Und in die Kiste kann man dann noch Zucker und Tee geben und eventuell einen Kocher.