21.3. Schweinehund und Kundenpflege

Die Versuchung ist groß. Jeden Morgen, wenn der Kaffeeduft durchs Haus zieht, würde ich mich sehr viel lieber an den schön gedeckten Frühstückstisch setzen, anstatt die Laufsachen anzuziehen und meine 3 km zu laufen. Aber ich weiß ganz genau, wenn ich einmal nachgebe, dann ist es aus. Nur wenn ich tagein, tagaus meine Runden drehe halte ich auch durch. Wenn ich losjogge denke ich, ich bringe das nicht. Nicht heute. Will mich am liebsten hinter einer Düne verstecken, bis die Zeit um ist. Doch ich laufe weiter und dann geht alles wieder wie von selbst, wie eine Maschine. Ich bin ja keine durchtrainierte Sportlerin, der das leicht fällt, ich habe mein Arbeitsleben lang viel gearbeitet und wenig Sport gemacht, aber seit ich in Rente bin und mein Blutdruck etwas zu hoch war, habe ich gemerkt, wie wichtig das im gehobenen Alter ist. Und seitdem fühle ich mich gesundheitlich sehr viel wohler. Und deshalb überwinde ich jeden einzelnen Morgen den Schweinehund.

Und der Kaffee im Riad Dar Sofian wartet ja auf mich.

Ansonsten sind meine Aufgaben hier eher Kundenpflege. Recherchiert habe ich in Zagora ja schon beim letzten Mal. Aber März und April sind Hochsaison für meine Reisen, Kunden, die nach Marrakech fliegen und dann ein paar Tage mit einem Geländewagen und Fahrer durch den Süden reisen. Heute früh traf ich Birgit mit ihrem Sohn auf einen Kaffee. Sie waren auf der Durchreise in Zagora, kamen gestern in Marrakech an, fuhren dann über den Hohen Atlas nach Ait Benhaddou und weiter über den Anti-Atlas in seinem schönsten Nachmittagslicht. Sie übernachteten in der wunderschönen Kasbah des Arts in Agdz. Als Porzellandesignerin hat Birgit sich in der künstlerischen Atmosphäre dort natürlich sofort heimisch gefühlt, besonders da Kamal, der Filmproduzent, der die Kasbah ins Leben zurückgeholt hat, vor Ort war. Und sie brachte mir sogar ein kleines Geschenk mit, ein Aquarell der Kasbah des Arts, das sie auf die Schnelle dort für mich gemalt hatte. Ist das nicht lieb? Birgit und ihr Sohn sind zum ersten Mal in Marokko und ganz überwältigt von den Eindrücken. Ich habe schon jetzt das Gefühl, dies wird nicht ihre letzte Reise in dieses Land sein. Schon der Abschied aus Agdz fiel ihnen schwer, auch bei unserem Kaffeepäuschen in Zagora wären sie gerne länger geblieben, nur das laute Marrakech war für sie nach einem Tag ausreichend. Und nun geht es für 5 Tage in die Wüste, zum Kameltrekking. Sie hatte eigentlich eine Gruppe gesucht, der sie sich anschließen kann, nachdem die aber nicht auf die Schnelle zu finden war, konnte ich sie überreden, das allein mit ihrem Sohn zu machen und ich bin ganz zuversichtlich, dass sie sich nicht eine Minute langweilen wird.

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In zwei Tagen dann kommen andere Kunden, auf die ich schon sehr gespannt bin. Diese Reise für sie zusammenzustellen hat mir besonders viel Spaß gemacht. Sie waren schon in Marokko, hatten sich aber nie die Zeit genommen, die herrlichen Kasbahs im Süden zu besuchen. Und deshalb sollte das nun eine ganz spezielle Kasbahtour sein. Auf fast zwei Wochen geht es von Marrakech aus zu den schönsten Burgen der Berber und ich habe versucht, sie so oft wie möglich tatsächlich auch in historischen Kasbahs unterzubringen, nicht nur eine Besichtigungstour zu absolvieren. Aber darüber werde ich mehr erzählen, wenn sie hier eingetroffen sind.

Aber auch um die Camper habe ich mich gekümmert. Der Platz Oasis Palmier liegt ja gleich neben meinem Riad, so dass ich da öfter einen kleinen Rundgang mache und immer wieder nette Leute treffe. Es haben zwar bestimmt 90 % der deutschsprachigen zumindest meinen Campingführer, aber hin und wieder gibt es doch Leute, die das Buch nicht haben, aber meinen Namen inzwischen schon so oft von anderen Campern gehört haben, dass sie gleich wissen, wer ich bin. Meine Bücher stehen halt nicht in Buchhandlungen, und wer zum ersten Mal nach Marokko reist, hat oft noch nichts davon gehört. Das ändert sich aber, sobald man in Marokko die ersten anderen Camper trifft. Und auch Christa und Manfred, die ich erst neulich in Mhamid traf, sitzen im „In-Café“ von Zagora, dem Oscar, und wir verplaudern den Nachmittag.