Angekommen

Oh mein Gott, was für ein Stress! Mein Flug war super, alles planmäßig, das Essen gut und die Alkoholzufuhr reichlich. Bob wartete schon am Airport und konnte mir mit meinen 4 Gepäckstücken helfen. Zunächst zeigte er mir das Haus, wo er ein Zimmer gemietet hat. Es liegt nicht weit von einem Wasserlauf, ist aber doch etwas erhöht, ich schätze bestimmt 3 Meter Höhe vom Wasser bis zu der Veranda, von der es ins Haus geht. Und trotzdem hat das Wasser es geschafft, hinein zu kommen. Der Boden ist nass, wohl schimmelig und es riecht furchtbar, Bob hat schon Atmungsprobleme und sucht sich eine neue Wohnmöglichkeit. Und es war ein schönes Haus, von der Lage her hätte ich nicht gedacht, dass es Probleme gibt. Harley und Auto des Hauseigentümers sind auch hinüber, Bob war so schlau und brachte seine Fahrzeuge zum stabilen Haus einer Freundin, das er für sie hütete.

Er schlug vor, doch erst mal heim zu fahren, um zu prüfen, ob sich meine Batterie nicht doch noch aufladen lässt. Das wichtigste überhaupt in USA ist ein einsatzbereites Auto, ohne wäre ich verloren. Alles ist sehr weitläufig und alternative Verkehrsmittel gibt es nicht. Die Luft war schwülheiß und ziemlich feucht. Die Batterie war schnell am Charger, danke Jan und Gabor, dann brachte ich die Koffer ins Haus. Eine Sauna ist nichts dagegen. Der erste Griff ging also zum Schalter der Klimaanlage, aber es tat sich nichts. Irgendwie hatte ich das schon vorher gespürt. Die Anlage ist sehr alt, älter als mein Sohn, aber sie hat immer gut gearbeitet. Nun nimmt sie sich eine Auszeit. Sicher ist, dass man ohne bei diesem Klima nicht schlafen kann und ich überlegte schon, wie ich meine große Matratze auf die hintere Terrasse bekomme.

Aber es gibt ja noch Bob, den Baumeister. Ich rief ihn an, um zu fragen, ob er mir nicht jemand besorgen kann, der sich mit Klimaanlagen auskennt. Vor allem jetzt, am Freitagabend, ist es ja nicht so leicht, schnelle Hilfe zu bekommen. Doch Bob Baumeister setzte sich ins Auto, war in Windeseile da, und als ich mit Bob 1 zurück vom Supermarkt kam, wo ich das erste fürs Frühstück einkaufen musste, sass er schon vor dem Gerät. Und hatte auch schon den Fehler gefunden. Irgendein Relais hat wohl durch Irma zu viel Wasser bekommen. Schon war er am Telefon, rief einen befreundeten Fachmann an und eine Stunde später hatten wir das Teil. Noch rechtzeitig vor der Schlafenszeit lief das Teil wie eins.

Nun meckerte eine Freundin in Facebook ja gleich über den Gebrauch der Klimaanlage. Man sollte nicht meckern, wenn man die Gegebenheiten nicht wirklich kennt. Einerseits gibt es kaum jemand, der so sparsam ist wie ich, andererseits gibt es Wetterbedingungen. In Deutschland die Kälte, gegen die man heizen muss. Ein Leben in einer Wohnung im Winter ohne Heizen ist einfach nicht möglich. Man kann diskutieren, bei wieviel Grad man anfängt und wie hoch man heizt, aber es muss sein. Und genauso, nur umgekehrt, ist es in einem tropischen Landstrich wie Florida. Hier ist die Sommerhitze das Problem, nicht die Kälte. In den milden Wintermonaten braucht mal hier die Klimaanlage nicht, aber jetzt geht es nicht ohne, das ist alles andere als Luxus. Viele Leute, mit teuren Häusern, lassen die AC sogar an, wenn sie im Sommer nicht da sind, denn die Feuchtigkeit dringt ins Haus, sorgt für Schimmel und verdirbt Möbel und Elektronik. Wer den Tropen die Klimaanlage absprechen will hat einfach keine Ahnung und muss es erstmal selbst erleben.

So, genug liebe Petra, weiter im Text. Für den Abend hatte ich genug von Problemlösungen, wusste aber, dass am Morgen da noch etliches auf mich wartet. Wir hatten am Abend mal versucht das Auto zu starten und immerhin hatten die LED-Anzeigen wieder geleuchtet, es bestand also Hoffnung. Am Morgen ging dann mein erster Weg zum Auto, ich startete und der Motor lief. Ich klemmte den Charger ab und kümmerte mich zunächst um häusliche Dinge. Dann wollte ich zu Spectrum fahren, um meinen Internetanschluss zu bestellen. Das Auto machte keinen Mucks. War sicher ein Fehler, nur zu starten und schon abzuklemmen, aber wenn die Batterie so schnell wieder leer ist, kauft man doch besser eine neue. Bob 1 hatte sich ja bereit erklärt, mir zu helfen und so ging es auch ruckzuck, neue Batterie drin, Auto läuft. 107 $, ist okay.

Dann zu Spectrum. Wegen dem Wochenende kann der Mechaniker erst am Montagabend kommen, damit war zu rechnen. Womit ich nicht gerechnet hatte, ist, dass die SIM-Karte, die ich über amazon für teures Geld gekauft und aktiviert hatte, nicht geht. Das Internet ist extrem langsam und meist geht gar nichts. Whatsapp und so geht, aber selbst emails machen Schwierigkeiten. Und so muss ich mir halt immer Möglichkeiten suchen, wo ich ins Netz komme. Wollte in die Bücherei, normal die beste Adresse. Aber nicht heute. Direkt davor, im City Center, ist heute ein Volksfest und alle Parkplätze belegt. Zu McDonalds will ich nicht, da ich ja Figur- und umweltbewusst esse. Aber vom Baumarkt brauchte ich etwas, so sitze ich nun also davor auf einer Bank und schreibe.

Nach einem ausführlichen Einkauf beim neuen Aldi geht es wieder heim, wo noch viele, viele andere Probleme auf mich warten. Bis ich zum Erholen komme und auch den Strand mal sehe wird noch etwas dauern.