Bing’s Landing

Marcia aus der Explore Volusia Gruppe hatte mich eingeladen, an einer Kayakfahrt mit ihren Freunden teilzunehmen. Sie wollten in Bing’s Landing starten, das ist schon recht weit. 50 Meilen bzw. 80 Kilometer. Zu Hause käme ich nie auf die Idee, für eine Ausfahrt so weit zu fahren, hier tue ich es mehrmals die Woche. Ich kann es selbst nicht richtig erklären, aber es hat viel damit zu tun, dass Fahren hier so viel gelassener ist als in Deutschland. Man hat einfach Platz auf der Straße und braucht sich nicht zu sorgen, ob man am Ziel einen Parkplatz findet. Der Sprit ist zwar auch billiger, aber der große Unterschied ist das auch nicht mehr, früher spottbillig ist es nun gerade mal noch ein Drittel niedriger als bei uns. Das gleicht sich wieder aus, berücksichtigt man die großen Distanzen.

Ich fuhr also schon um 7:45 Uhr los, um pünktlich zum Start um 9 Uhr dort zu sein. War ich auch. Aber von Kayaks keine Spur. Bing’s Landing ist eine schön angelegte Bootsrampe, wo sehr große Boote zu Wasser gehen können, aber es gibt auch zwei Einlässe für Kayaks. So ganz wusste ich nicht, wo der Treffpunkt ist, aber egal, an beiden Seiten war niemand da. Ich rief Marcia an, keine Antwort. Rief Trey an, unser Explore Volusia Leiter. Denn ich dachte, ich hätte was verwechselt. So erfuhr ich, dass, obwohl ich Marcias Email habe, alles in den Google Kalender richtig eingetragen habe, mein Kopf leider auf den falschen Tag programmiert war. Schon lange merke ich, dass diese Festplatte da oben ausgetauscht gehört. Aber ich kenne noch keinen Reparaturladen dafür.

An der Bootsrampe stand ein ziemlich verbeulter Bus mit einem Mann davor. Also fragte ich ihn, wo ich am besten lang fahre. Das allein war schon die Fahrt wert. Ein richtiges Original. Er steht hier am Morgen von 5 bis 12 Uhr und verkauft Bait, lebende Köder für die vielen Bootsfahrer, die zum Angeln raus fahren. In breitem Südstaatenakzent erklärte er mir genau, wo ich alleine fahren kann. Quer über den Fluss auf die andere Seite, wenn die großen Boote Wellen werfen, werde ich nicht so wie auf dieser Seite an die Uferfelsen geschleudert. Und dann dort drüben gibt es enge Kanäle, wo ich aber auf die Austernbetten aufpassen muss, die mein Boot aufschlitzen können, doch nun sei High Tide (Flut) und es sei nicht so gefährlich.

Also paddelte ich alleine los und hatte viel Spaß. Das Wetter war gut und ich erkundete die kleinen, von Mangroven überwachsenen Kanäle. Klar, mit der Gruppe wäre es schöner gewesen, aber es ging auch so. Und kaum war ich zu Hause rief Marcia an. Nein, ich werde morgen nicht wieder die lange Strecke raus fahren, aber am Donnerstag treffen wir uns wieder alle mit Trey.

Eins noch: das Kayak auf und ab heben geht ganz gut alleine. Auch das Angurten. Ich brauche zwar fast 20 Minuten dazu, aber das Kayak sitzt so fest, dass es heute auch die Autobahnfahrt ausgehalten hat.