Blaue Steine und Diner im El Malara

Seit neuestem gibt es bei Tafraoute das schöne Gästehaus El Malara im Besitz eines französischen Ehepaares. Dort war ich für den Abend zum Essen eingeladen und ließ deshalb auch extra das Mittagsessen ausfallen. El Malara liegt nicht in Tafraoute selbst, sondern außerhalb am Beginn der Piste, die zu den blauen Steinen führt. Ich kam am Abend an, gerade als die Sonne ihre letzten Strahlen in einem wunderbaren Orange verschwendete und ich dachte, das ist doch genau der Zeitpunkt, noch mal schnell zu den Blauen Steinen zu fahren und Fotos zu machen. Auch das Gästehaus selbst erstrahlte wunderschön im Abendlicht. Und dieser Abstecher hat sich gelohnt. Für die, die diese Steine nicht kennen, muss ich es kurz erklären. Um Tafraoute ist ja eine wunderbare Landschaft, wo wie von Riesenhand verstreute Granitblocks liegen. Einige dieser Steine wurden 1984 von dem belgischen Künstler Jean Verame mit über 18 Tonnen Farbe in den Farben rot, blau, schwarz und vio­lett bemalt. Obwohl es ein Eingriff in die Natur ist, ist dieser Anblick sehr beeindruckend. Ähnliche Projekte hat der Künstler im Sinai und im Tibesti-Gebirge unternommen. Die Einwohner von Agard Oudad, wo man damals durchfahren musste, um diese Steine zu sehen, waren absolut nicht von den Touristen begeistert, die ihre Ruhe störten. Inzwischen hat man aber erkannt, dass dies eine vorzügliche Touristenattraktion ist und eine neue Piste angelegt, die nicht durch ein Dorf führt und damit niemanden stört. Natürlich sind die Farben inzwischen stark verblasst und mit Kritzeleien übersät, daher wurde schon zweimal nachgepinselt, zuletzt erst vor wenigen Wochen. Man hat dazu ökologische Farbe genommen, aber leider in sehr grellen Farben und hat die Originalfarben verändert. Nun gibt es auch gelb und orange, von dem ursprünglichen schwarz und violett ist nichts mehr zu sehen. Ein Schild bittet darum, keine Kritzeleien anzubringen, aber ich habe leider schon wieder eine gefunden.

Natürlich ist dieses Werk umstritten, ein richtiges Kunstwerk sollte das ja auch sein, soll zur Auseinandersetzung anregen. Ich bin der Meinung, es gibt um Tafraoute so viel schöne, einmalige Natur, dass dieses kleine Gebiet mit den farbigen Steinen dieser Natur nichts wegnimmt. Wer sich daran stört findet noch so viel schöne Landschaft im Anti-Atlas. Über die grellen Farben kann man natürlich schon eher diskutieren, aber wir haben nun mal alle ein Recht auf eine eigene Meinung, auch die Stadtverwaltung von Tafraoute, die dies entschieden hat. Ich bin sicher, der Künstler wollte, dass sein Werk weiterlebt und sich vielleicht auch der Zeit anpasst.

Im El Malara war es dann genau die richtige Zeit für einen Sundowner, den ich mit Bernadette auf der Terrasse einnahm. Jean musste sich um seine anderen Gäste kümmern. Das Haus liegt wunderschön mit einem weiten Blick auf die Granitberge, die im Abendlicht rotgolden glänzen. Auf das tolle Abendessen war ich aber nicht gefasst, es war einfach fantastisch. Die Vorspeise ein richtiges Kunstwerk. Zarte Teigblätter fächerartig geformt und mit einer Käsezubereitung gefüllt und gebacken, so richtig weiß ich nicht, was es war, aber es war sehr lecker. Als Hauptgang gab es Atlasforelle mit Zuccini-Kroketten und Karotten. Hm, richtig köstlich. Und als Nachtisch ein rotes Feuerwerk. Es ist wunderschön, hier ein Gästezimmer zu mieten, ein paar Tage zu bleiben und schöne Wanderungen zu machen. Hilfestellung wird gegeben.