Der Beruf des Faux Guide

Ein sogenannter falscher Führers spricht Touristen auf der Straße an und versucht irgendetwas zu verkaufen. Viele Touristen fühlen sich dadurch bedrängt, andere lernen so ihre besten Freunde kennen. Der Faux Guide heißt so, weil er keine offizielle Lizenz hat und auf eigene Faust arbeitet. Er bekommt von den Geschäften und Hotels, zu denen er Touristen vermittelt, Provisionen, er bietet auch seine Dienste als Führer an und wird dann vom Gast bezahlt. So ist das schon seit Jahrzehnten und es wird oft abschätzig betrachtet und vollkommen unterschätzt. Denn eigentlich ist es eine solide Berufsausbildung. Der meist junge Mann lernt die Wünsche und Bedürfnisse der Touristen von Grund auf kennen, er lernt meist mit Leichtigkeit Sprachen, indem er einfach zuhört, und bekommt dann oft einen richtigen Job in einem Hotel oder als Reiseleiter. Und viele von denen, die ich früher auf der Straße kennengelernt habe, machen sich dann selbstständig und sind heute angesehene Geschäftsleute, betreiben ein Hotel oder eine Reiseagentur, es geht ihnen gut und sie haben sogar Mitarbeiter, denen sie Lohn und Brot geben. Aber nicht nur das, sie sorgen damit auch für eine gute touristische Infrastruktur, indem sie Geschäfte und Hotels eröffnen. Was man besonders in Merzouga sehen kann. Dort sind an die 100 Hotels, die vielen Biwaks im Sand kann man kaum zählen, und alle haben gut zu tun.

Also bitte schimpfen Sie nicht gleich auf die falschen Führer.

Ganz anders ist die Situation in anderen Landesteilen. Ich bin gerade in der Region Tata – Tafraoute. Hier wohnt ein ganz anderer Menschenschlag, hier stellt sich niemand auf die Straße und spricht Touristen an. In Tata niemand, in Tafraoute schon, aber das sind alles Leute, die von Merzouga oder Zagora herübergekommen sind, um hier etwas zu verdienen. Den Menschen im Anti-Atlas ist diese direkte Ansprache fremd, sie sind sehr viel zurückhaltender. Aber das wirkt sich dann auch auf die fehlende Infrastruktur aus. Hübsche kleine Gästehäuser sind hier sehr viel seltener, weil es eben keine falschen Führer gibt, die sich hochgearbeitet haben. Erst langsam entwickeln sich auch in Tafraoute schöne Unterkünfte, in Tata absolut noch nicht. Dort gibt es hauptsächlich zwei ziemlich heruntergekommene Hotels sowie die teure Kasbah eines Franzosen. Gestern war ich bei einem Herrn zu Gast, der ein gutes Beispiel dafür ist. Er hat nun Ideen und die Mittel, aber er hat keinerlei touristische Erfahrung. Er sollte sich vielleicht mit einem Burschen aus Merzouga zusammen setzen und von ihm lernen.