Einfach nur ausruhen

Nachdem alle weg sind und auch am Sonntag noch der Wahlsieg von Macron mit französischen Freunden gefeiert wurde, gab es für mich nur noch eins, Ruhe, Ruhe, Ruhe. Ich bin doch keine 20 mehr und die wilde Zeit hat mich ganz schön geschafft. Den ersten Tag habe ich fast komplett in meinem Zimmer verbracht, danach zumindest ein wenig gearbeitet.

Mein Freund Peter ist zur Zeit in der Stadt, auch nicht mehr 20 und ebenfalls ruhebedürftig, er wollte mir das Haus zeigen, wo der inzwischen verstorbene deutsche Maler Hans Werner Geerds 50 Jahre gelebt hat, ein winziges Riad in der Medina von Marrakech. Auf dem Weg zu ihm kam ich an einem Friseur vorbei, der von außen sehr schick aussah. Meine Haare haben einen Schmitt mehr als nötig, Peter ist immer so schick und gepflegt angezogen, das war für mich der Wink mit dem Zaunpfahl. Und ich kam auch sofort dran. Von den insgesamt fünf Friseurläden, die ich bisher in Marrakech aufgesucht habe, ist das mit Abstand der beste. Die nette Amal hat sich unglaublich viel Zeit für den Schnitt genommen, ich war an diesem Morgen die einzige Kundin, und dann hat sie noch sehr sorgfältig geföhnt. In Marokko sind die Friseure wahre Meister im Föhnen, man kommt extra dafür, wenn man zum Beispiel abends ausgehen will. Allerdings hat mir dann der an diesem Tag heftige Wind wieder alles durcheinander gewirbelt. Und dafür habe ich dann 120 Dirham, etwa 12 Euro, bezahlt.

Peter wartete schon und so holte ich ihn erst ab und nahm ihn dann noch mit zum Shoppen. Ich brauche unbedingt was nettes, was ich so abends anziehen kann, wenn ich mit dem Direktor auf der Terrasse sitze. Peter wohnt im Carre Eden, eine nagelneue Anlage im Herzen der Neustadt. Unten ist eine Mall mit schönen Läden, oben Wohnung und ein Hotel. In Marwa finde ich dann genau das richtige, ein ziemlich ausgefallener Hosenanzug. Für 25 Euro.

Das winzige Riad liegt mitten im Gewirr der Medina. Hans Werner Geerds hat es 1963 gekauft und zu seinem Wohnsitz erkoren, er starb auch dort im Jahr 2013. Nun ist es ein kleines Tee- und Gästehaus mit nur vier Zimmern, und an den Wänden hängen noch viele Werke des Künstlers. Der junge Bader kümmert sich dort sehr liebevoll um die Gäste und ist auch ein guter Koch.

An diesem Tag hatte ich sparsame Frau schon so viel mehr als üblich ausgegeben, da konnte ich auch noch ein anderes Vorhaben umsetzen, das ich hatte. In meinem Lieblingshotel Riad Dar Sofian in Zagora hatte ich in meinem Zimmer einen so schönen, ausgefallenen Bademantel, dass ich ihn gerne kaufen wollte. Der Besitzer gab mir die Adresse in Marrakech und mit Peter ging ich nun dorthin. Balsatex ist nur ein kleiner Laden, aber hat eine ganz erlesene Auswahl von Handtüchern, Bettwäsche und sonstigen Badartikeln, die Kunden sind vornehmlich Riad-Besitzer. Der Bademantel war vorhanden, 75 Euro sind nicht gerade wenig, aber ich gab mir einen Ruck und kaufte ihn. Er ist wirklich sehr außergewöhnlich und zu Hause gehe ich fast jeden Tag in die Sauna, es ist also eine Anschaffung, die sich lohnt.

Danach sind wir noch Kaffee trinken gegangen. Es war für Peter leicht, mich auch zu einem Stück Kuchen zu überreden, das sind dort richtige kleine Kunstwerke.