Festival Taragalte in Mhamid el Ghizlane

Ich bin begeistert. In meinem Reisehandbuch (wo eine Frau auf dem Titelbild ist, die in Mhamid Guedra tanzt) schreibe ich viel über die Stämme, die bei Mhamid leben, und ihre Traditionen:

Die Gesänge und die Tänze der Sahraouies drücken ihre Gedanken und Vorstellungen aus, die Hoffnungen der Künstler und ihren Durst nach Freiheit und Unterhaltung. Es gibt fünf Hauptrhythmen und jeder ist die Spiegelung der Seele und des Lebens, der Gefühle von Liebe, von Freuden oder von Leiden, der Arbeit, der Ereignisse und der Umwelt. Ein Rhythmus ist langsam und bedächtig wie der Gang des Dromedars, es gibt einen fröhlichen Rhythmus für Feste und Hochzeiten, melodische Gesänge der Frauen, die allein bei den Zelten zurück geblieben sind. … Doch die Unabhängigkeit Marokkos im Jahre 1956 und die erschwerte Überquerung der Grenzen mit Algerien und Mauretanien haben definitiv den Karawanenhandel und die Herdenwanderung beendet und die Nomaden zur Sesshaftigkeit verurteilt.

So muss man fürchten, dass diese Traditionen heute in Vergessenheit geraten. Um dem vorzubeugen haben Ortsansässige vor 10 Jahren das Festival Taragalte ins Leben gerufen und ich habe es in diesem Jahr zum erstenmal besucht. Es findet genau da statt, wo es hingehört, nämlich in der Wüste an der alten Karawanenstraße nach Timbuktu. Und diese Lage ist wunderschön. Kleine Sanddünen erheben sich, dazwischen Tamarisken und ab und zu auch eine Palmengruppe. Hier werden jedes Jahr Biwaks aufgebaut, Zeltstädte, denn man kann nicht nur mit einem Tagesticket das Festival besuchen, sondern auch ganze Pakete kaufen, wo der Transport ab Marrakech und die Übernachtung im Zelt eingeschlossen sind. Hier wird sehr viel Wert darauf gelegt, einen sorgsamen Umgang mit der Natur zu pflegen. Eine extra Entsorgungsstation kümmert sich um den Abfall, der getrennt und wenn möglich recycelt wird. Eine kleine Basarstraße hat die Waren vorrätig, die man hier braucht, wie die entsprechende Wüsten-Kleidung, Schmuck und Teppiche. Auch einige Essenstände gibt es, aber die Masse der Besucher wird ja im Biwak versorgt. Um 16 Uhr sollte laut Programm die Eröffnung sein, aber daran darf man sich in Marokko nicht festklammern. Ab 17 Uhr gab es an allen Ecken Musik. Die traditionellen Musikgruppen spielten wie die Gnaoua, aber am schönsten ist für mich immer die Guedra. Dieser magische Tanz wo zunächst verschleierte Frauen unter dem anfeuernden Klatschen der Männer immer wilder tanzen. So lange hatte ich nur gehört und gelesen von diesem Tanz, den es auch in Guelmim geben soll, aber hier in Mhamid kann man es hautnah erleben. Einfach dafür ist der Besuch des Festivals schon zu empfehlen.

Am Abend gegen 21 Uhr dann spielen verschiedene Gruppen auf der großen Bühne, aber ich fahre lieber heim. Mir ist die echte Musik, die ohne Verstärker auskommt, viel lieber. Auf dem Heimweg kommen mir viele Fahrzeuge und Mopeds mit der einheimischen Jugend entgegen, die alle zum Festgelände streben.

Video Taragalte

Video Guedra