Hassan zum Zweiten

Eine Fortsetzung hat meine Erfahrung mit Hassan noch genommen und leider auch eine Freundin. Sehr schade.

Gestern, vor dem Tajine-Essen, hatte ich mit der Bekannten einen Ausflug gemacht. Es war schon schwer genug, sie dazu zu bewegen. Sie, die in Mhamid immer gerne auf einen Ausflug mitgekommen ist, war hier ganz anders. Am liebsten wäre sie geblieben oder hätte alle, eben auch Hassan, mitgenommen. Unterwegs habe ich schon gemerkt, dass sie mehr als nervös war, ständig getextet hat, habe eher gedacht, es war wegen ihrem Mann, aber es war wohl Hassan, der auf ihr Rückkommen gedrängt hat. Hassan hat sie vollkommen unter seinem Bann. Er macht für sie alles, geht einkaufen, macht die Wäsche, kocht. Und bekommt dafür fürstliche Geschenke wie ein sehr hochwertiges Mountainbike. Aber Hassan will dafür auch völlige Kontrolle über sie, will seinen Geldgeber nicht verlieren.

Aus diesem Grunde habe ich mich heute zunächst von dem Wohnmobil und Hassan fern gehalten, als dieser schon beim Frühstück dort saß. Am Nachmittag bin ich mal kurz hin, setzte mich zu den Campern, Hassan natürlich dabei. Wie üblich ab dem Nachmittag mit Alkohol, der ihm freizügig angeboten wird. Meine Bekannte wollte mir was erzählen, was aus irgendwelchen Gründen Hassan nicht hören sollte, zweimal setzte sie an, als er kurz weg war, hörte sofort auf, als er zurück kam. Ihre Bitte, dass uns Hassan mal kurz allein lässt, wurde von ihm nicht respektiert. Dieses aufdringliche Verhalten von ihm ging mir so sehr gegen den Strich, dass ich fluchtartig die Wagenburg verließ und meiner eigenen Wege ging.

Später am Abend saß ich an der Rezeption, als meine Bekannte erschien, dicht gefolgt von Hassan. Sie fragte, was los sei, ich entgegnete, dass ich das nur unter vier Augen sagen würde. Hassan, stark alkoholisiert, verhielt sich einfach unglaublich. Er ließ uns nicht allein, setzte sich gegen unseren Wunsch zu uns und drängte die Bekannte, doch mit ihm zurück zum Wohnmobil zu kommen. Was sie dann auch folgsam tat, nicht ohne, dass ich mir vorher ein Wortgefecht mit Hassan geleistet habe.

Ich weiß nicht, warum so viele Camper auf ihn und seinen totalen Besitzanspruch herein fallen. Denn angeblich kommen alle nur wegen Hassan. Ich kann das nicht so recht glauben. Ich halte ihn für einen sehr durchtriebenen, berechnenden Menschen, der sich natürlich nur wegen seines Vorteils so sehr um seine Camper kümmert. Ich hatte danach noch ein langes Gespräch mit Ahmed, dem Besitzer. Er profitiert natürlich von den Gästen, die Hassan ihm heranschleppt, weiß auch genau, dass dieser zu viel trinkt, wenn es ihm angeboten wird, und er dann ausfallend werden kann. Aber Geld geht vor.

Ein wenig Vertrauen in die Menschenkenntnis der Camper habe ich ja doch noch und kann nicht glauben, dass alle von Hassan begeistert sind. Ich könnte mir ganz gut vorstellen, dass einige sang und klanglos abgereist sind, weil ihnen die persönliche Betreuung doch ein wenig zu viel war.

Was ich morgen früh auch und gerne tue. Merzouga hat für mich eine eigenartige Atmosphäre. Es ist schön hier, bin gerne da, aber sehr oft gibt es persönliche Verwicklungen, gerade hier. Merkwürdig.

Es gibt so viele schöne Plätze in Merzouga, wo man romantisch und unbelästigt stehen kann. Für Gruppen ist La Chance super, für Einzelreisende gibt es viel gemütlichere Plätze.