Hickory Bluff und DeBary Hall

Was haben die beiden gemeinsam? Schnell und einfach gesagt, absolut nichts! Außer dass beide heute auf meinem Programm standen und insgesamt einen wunderschönen Tag ergaben.

Schon um 8 Uhr musste ich aus dem Haus, weil Trey vom Volusia County zu einem interessanten Event eingeladen hatte. Hickory Bluff ist eines der vielen naturbelassenen Grundstücke, die der Kreis aufgekauft hat, um die Natur zu bewahren. Für mich bedeutet das eine knappe Stunde Anreise, um mitten im Wald dann 26 Leute zu treffen, die alle ein Smartphone in der Hand haben.

Denn genau das war das Thema des heutigen Tages, Einführung in die App iNaturalist. Damit kann man mit seinem Smartphone alles Mögliche fotografieren, und sei es nur ein Loch im Boden, und die App gibt einem dann Vorschläge, was es sein könnte. Dafür braucht man natürlich eine Internetverbindung im Wald, die ich nicht habe. Bin also die Einzige ohne Handverlängerung. Aber Trey hat sich erbarmt und mir sein Tablet geliehen und es war wirklich toll. Es funktioniert. Mein Loch im Boden wurde zwar nicht korrekt erkannt, aber das kleine Sandhäufchen als Blattschneiderameise. Der Fuß einer Teilnehmerin richtig als Homo Sapiens. Ich bin begeistert, aber brauche Internet in der Wildnis.

Dann ging es Richtung Sanford, wo ich einen Bike Trail recherchieren wollte, der im Sommer gebaut worden war und noch nicht in meinem ansonsten sehr aktuellen Buch enthalten ist. Das hat alles gut geklappt und dann fuhr ich zum Bikeshop in Sanford. Dort hatte ich ja Anfang Dezember gefragt, ob Interesse an meinem Bikebook besteht und man hatte mir sehr zögerlich 3 Exemplare abgekauft. Hatte mich dann nicht so schnell wieder dorthin getraut. Fasste heute allen Mut zusammen und ging rein, den Blick direkt auf die Theke gerichtet. Dort stand nichts von mir. Der Inhaber kam, ein junger Typ mit Dreadlocks, und als ich sagte, wer ich sei, leuchteten seine Augen auf. Ja, alle Bücher sind weg und bitte neue.

Das freut einen doch. Irgendwann stehe ich noch auf der Times-Bestsellerliste. Inzwischen war Mittag vorbei und um 3 Uhr sollte ich Roger Fulton in DeBary treffen, zu einer Biketour. DeBary ist nicht weit von Sanford und erst nach Hause fahren lohnt nicht, also fuhr ich in die nächste Mall. Oh, mein Gott. Da habe ich bisher die Volusia Mall gemocht. Aber die Mall in Sanford ist fünfmal so groß. Auch Hollister war da und ich hatte noch einen Gutschein. Also nichts wie hin und einen sehr molligen Trainingsanzug gekauft für 13 $ nach Gutschein. Solche Preise bekommt man in Deutschland nicht. Ich will ihn gar nicht mehr ausziehen, so gemütlich ist er, aber geht nicht, es ist einfach zu warm. Das ist ja auch so lustig hier. Die Fernsehnachrichten leben von Katastrophen und das Wetter ist natürlich immer gut für so was. Der Florida – Winter ist eher warm, aber ab und zu rollen Kaltfronten durchs Land, die dann immer richtig schön ausgeschlachtet werden und dargestellt, als ginge gleich die Welt unter. Dummerweise ist der Winter dieses Jahr sehr mild und sie haben nicht so richtig was zum Ausschlachten, also wird die augenblickliche „Kaltfront“ so richtig durchgehechelt. Nur ist sie sehr, sehr warm. Waren es letzte Woche noch 84 °F, also etwa 28 °C, so sind es jetzt nur 74, also eisig (23 °C). Und ganz einfach zu warm für mein molliges Teil.

DeBary Hall

Ich war recht früh an der DeBary Hall. Das ist das ehemalige Wohnhaus des Stadtgründers, ein wunderschönes Südstaatenhaus, heute Community Zentrum und auch offen zur Besichtigung. Roger Fulton hatte dorthin zu einer Tour eingeladen. Mit diesem Mann habe ich ja erstaunlich viel gemeinsam. Zunächst einmal ist er genauso alt wie ich, aber dann ist er ebenfalls Buchautor. Er schreibt Bücher über Kayking, Biking und Hiking. So richtig Konkurrenten sind wir aber nicht, weil er kein aktuelles Bikebook hat. Ich habe ihn schon vor etwa 3 Jahren kennengelernt und auf den ersten Blick nicht gemocht. Er ist ziemlich dominierend, war in seinem früheren Leben ja auch Polizeioffizier im Staate New York, ist aber schon lange retired. Wenn er eine Wanderung führt gibt es ganz klare Regeln. Keiner geht vor ihm und keiner nach dem Schlussmann usw. Er ist nicht so lässig wie Trey. Und natürlich ist er allen anderen überlegen und mich nahm er schon gar nicht ernst.

Aber dann schloss ich mich einer seiner privaten Biketouren an und lernte ihn von einer ganz anderen Seite kennen. Er kann total nett sein und nimmt mich inzwischen sogar als Kollegin wahr. Okay, vielleicht ein paar Stüfchen unter ihm, aber immerhin. Und was mir besonders gefällt, nach seinen Touren gibt es immer ein wenig Socializing. Beim ersten Mal hatten wir ja eine Weihnachtstour in der Nähe seines Hauses gemacht und anschließend lud er uns zum Eggnogg, ein gwürztrer Eierpunsch, typisch hier für die Weihnachtszeit. Wenn wir draußen unterwegs sind hat er eine kleine Kühltasche mit Bier und Wein und ermuntert auch die anderen etwas mitzubringen. Mach ich sicher das nächstemal, diesmal ging es ja nicht, da ich schon so früh das Haus verlassen musste. Aber diese kleinen Zusammensein, wo man die anderen Teilnehmer auch etwas besser kennenlernt, sind einfach schön. Und ich kam richtig zufrieden und erfüllt nach Hause.

Und was werde ich das alles in Taunusstein vermissen!