Ich liebe Events …

… vor allem, wenn sie kostenlos sind. So hatte das Atlantic Center for the Arts eingeladen zu einer Vernissage, Fotos einer Künstlerin sollten gezeigt werden. Ich war pünktlich um 17 Uhr vor Ort, kein Mensch. Noch nicht mal Angestellte. Ich schlenderte umher, bediente mich an den kleinen Leckereien und schließlich, endlich, tauchte jemand auf. Im kurzen Gespräch ergab sich sehr schnell, dass ich aus Deutschland komme, eine weitere Angestellte, Stephanie, eine junge Frau, wurde sofort gerufen, weil sie deutsch spricht. Naja, so gut war ihr Deutsch nicht, aber sie hatte den Weinausschank unter sich. Mutter Deutsche, Vater Amerikaner, hat sie doch hauptsächlich hier gelebt. Aber die Mutter würde ein Reisebüro betreiben. Visitenkarten wurden ausgetauscht, ich werde die Dame aufsuchen, denn vielleicht ergibt sich eine Zusammenarbeit bezüglich Marokko. Im weiteren Gespräch kamen alle Museumsmitarbeiter dazu und ich wurde ganz genau über die Ausstellung aufgeklärt. Ganz ehrlich, die Fotos haben es mir nicht angetan. Sie waren nicht gut, nicht scharf und die dargestellten Szenen waren einfach nicht rund. Ich bin keine besondere Fotografin, aber ich hätte sicher bessere Fotos in meinem Fundus gefunden. Das besondere kam erst im Gespräch heraus. Es waren Fotos aus den 1970ern, eine Fotografin, die seitdem nicht mehr hervorgetreten ist, und die Bilder zeigten meist Familienszenen, und meist nackt. Stopp, nein, keine Pornografie, sondern z.B. ein Baby auf dem Arm der Mutter, beide ohne Kleider, und das ist im prüden Amerika auf jeden Fall eine Seltenheit. Wenn auch die Siebziger mitten in der Befreiungsbewegung lagen, die auch hier ein wenig zu spüren war.

Ich habe den Abend sehr genossen, alle waren für mich da und ich wurde sofort zu einer weiteren Vernissage am nächsten Tag eingeladen. Was für ein Unterschied.

Sehr viel mehr Besucher, keine Häppchen, der Wein musste bezahlt werden. Die Kunstwerke, es waren viele verschiedene, Bilder, Keramiken, Skulpturen, Schmuck, haben mich nicht überzeugt. Ich bin gezielt durchgewandert und habe mir zur Aufgabe gemacht, wenn jemand sagt, ich dürfte mir hier ein Werk aussuchen und mitnehmen, welches würde ich wählen. Und, ganz ehrlich, ich habe keines gefunden, das mir wirklich gefiel. Viel schöner dagegen war es, die Besucher anzuschauen. Florida ist ein sehr eigener Staat. Sehr relaxt. Was sich vor allem auch in der Kleidung der Bewohner ausdrückt. So wird hier wenig Wert auf schickes Aussehen gelegt, eher auf cooles wie Biker-Shirts, Bärte, Tattoos und löchrige Jeans. Selbst in der Upper Class Fly-in Community, wo naturgemäß nur reiche Leute wohnen, zieht man sich eher bescheiden an. Doch hier in der Art Gallery war das ganz anders. Ich frage mich, wo diese schicken Leute sich sonst verstecken. Sie waren eigentlich genauso wie man es sich auch bei uns vorstellt, etwas extravagant angezogen, natürlich eher die Frauen. Die Männer waren durchschnittlich gekleidet, aber es waren andere Typen, als ich sie im First Turn an einem Bikerabend treffe, zum mindesten im Aussehen intelligent und gebildet. Ziemlich schnell habe ich also meine Aufmerksamkeit von den Exponaten umgelenkt auf die Besucher und bin auf meine Kosten gekommen. Leider nicht gesprächsmäßig, da war der andere Abend doch sehr viel ergiebiger.

Ganz anders war dann der Samstag Morgen bei dem Sheriff. In einem kleinen Familien-Event hatte er eingeladen, Ausrüstung und Fahrzeuge zu besichtigen und als Abrundung gab es Hot Dogs und Hamburger. Ein lebendiger Hot Dog war Ceno, Officer in der K9 – Staffel, der Hundestaffel. Er liebte es, sein Spielzeug zu verteidigen und suchte immer jemand, der es ihm aus dem Maul zog. Ich habe mich lieber etwas fern gehalten, so ein Polizist, wenn auch auf vier Beinen, flößt mir Respekt ein. Der rote Polizeiflitzer war dagegen super. Da wäre ich am liebsten sofort der Polizei beigetreten. Er wird aber nicht dazu genutzt, Verbrecher zu jagen, sondern zur Rekrutierung von neuen Beamten. Das klappt sicher, denn ich hätte ja auch am liebsten sofort angefangen. Mike Chitwood, der oberste Sheriff des Bezirks, den ich natürlich schon lange vom Sehen kenne, war offiziell nicht da, er kam inkognito auf seiner morgendliche Radfahrerrunde vorbei und schaute nach seinen Leuten. Noch hat er mich nicht gegrüßt, aber ich glaube, so langsam kennt er mich, bin ich doch immer überall, das letztemal sah ich ihn auf der Christmas Parade.

Heute früh dann habe ich einen weiteren Bike Trail erkundet. Zwar gibt es einen, der mich sehr reizt, aber nicht nur ist er etwa 70 km von mir entfernt, vor allem ist er 18 km lang und es muss die gleiche Strecke zurückgefahren werden. Das schaffe ich im Moment nicht mit meinem Rücken. Doch dann fand ich einen kleinen Trail im Nachbarort New Smyrna Beach, von dem ich überraschenderweise noch nicht gehört hatte. Ja, das ist ein gutes Vorhaben und ich brach früh auf. Heute ist es sonnig, aber kühl gegen fast 30°in den letzten Tagen. Also ideal zum Fahrradfahren. Der Trail war insgesamt 3,6 km lang, aber ich fand eine inoffizielle Verlängerung auf 5, 6 km, so waren es hin und zurück 11 km, gerade genug für meinen Rücken.