Ist wirklich nichts los?

Da ich erst morgen im glücklichen Tal sein will habe ich heute noch mal einen ruhigen Tag in der Kasbah 123 Soleil eingelegt, es ist einfach schön hier. Aber ganz so ruhig ist natürlich auch nichts für mich, es gibt in der Karte eine kleine Straße, die mich reizt und die möchte ich abfahren. Mohammed, der in der Kasbah als Führer arbeitet, sagt mir, es gibt nichts Besonderes dort.

Stimmt ja auch. Oberflächlich gesehen. Aber mit Zeit und Augen auf gibt es immer etwas zu entdecken. Zunächst natürlich mal der Straßenzustand. Da dies eine unbekannte Strecke ist, ist diese Frage sehr wichtig, mit welchem Fahrzeug kann man sie abfahren. Natürlich darf ich hier nicht alle Details geben, der Feind liest mit, und der soll sich zumindest mein Buch kaufen.

Die Navigation macht keine Probleme, ich finde den Einstieg sofort, und zunächst ist auf der insgesamt nur 38 km langen Strecke tatsächlich nichts zu sehen. Doch dann kreuzt mal wieder eine Agame meinen Weg, und ich schaffe es, sie am Leben zu lassen. Zum Dank posiert sie für ein Foto, schaut sich ganz genau an, was ich so mache.

Parallel zu meiner Strecke sehe ich, dass rechts wohl ein Abhang ist. Irgendetwas liegt tiefer. Da ich die Kilometerangabe nicht mit Abstechern verändern will laufe ich ein paar Schritte zum Abhang und finde ein tief gelegenes Oued, oben ist alles kahl und trocken, unten ein sattes Grün. Und ab und zu schöne Dörfer. Ich fahre zunächst die ganzen 38 km für meine Routenbeschreibung, dann wieder zurück und nehme mir ein wenig mehr Zeit. Fahre öfter an den Rand des Abgrunds. Und entdecke mal wieder schwer arbeitende Männer. Sie fallen mir auf, weil an einer Stelle am Abhang viele Fahrzeuge geparkt sind. Als ich näher komme erkenne ich auch die grünen Haufen frischen Viehfutters. Unten im Tal wächst dieses saftige Grün, aber dorthin gibt es keine Straße. Also fährt man mit dem Laster bis an den Abhang und holt dann auf einem langen Eselspfad Ladung über Ladung nach oben. In den Dockers wird es dann zum Dorf gefahren. Ich frage mich nur, wie kamen die Esel hierhin?

Zwischen den Felsen sehe ich auch öfter schöne Vögel, aber nur einmal gelingt es mir, einen fotografisch festzuhalten. Sie sind einfach zu schreckhaft.

Trotzdem war dieser Ausflug bei hervorragendem Wetter, nicht zu heiß, wunderschön erholsam. Als ich zur Kasbah zurück komme ist gerade ein VW-Bus aus der Schweiz eingetroffen, natürlich mit meinem Führer, und nur wenig später kommt ein deutscher Unimog. Der andere Campingplatz in Skoura, Amerhidil, ist leer. Dort fahren vor allem Wohnmobile hin, und deren Saison ist abgelaufen. Jetzt sind eher die Individualisten mit kleineren Fahrzeugen, oder eben LKWs, unterwegs.