Kasbahs und Freunde in Agdz

Die Tage in Zagora waren etwas getrübt, weil ich mich ziemlich schlapp fühlte. Zwar hat Abdellah alles getan, damit ich mich besser fühle und auch eine heiße Suppe gekocht, aber so richtig wurde es nicht. Also setzte ich mich genauso schlapp ins Auto und fuhr nach Agdz. Dort wollte ich in der Casbah-des-Arts wohnen, an deren Aufbau mein guter Freund Kamal el Kacimi beteiligt war. Aber Kamal muss heute so viele Filme drehen, dass er nur noch selten in der Kasbah ist. Doch warteten in Agdz ja noch einige andere Leute auf mich, vor allem mein „bester Mitarbeiter en route“ Wolfgang.

Im letzten Sommer, in der kurzen Periode, in der ich mal in Deutschland erreichbar war, schrieb mich ein Wolfgang aus Österreich an und hatte eine Frage, die sich schlecht schriftlich beantworten ließ. Also rief ich ihn an. Daraus wurde ein sehr langes Gespräch, denn Wolfgang wollte mit seiner Frau zum erstenmal nach Marokko und hatte tausend Fragen. Es gingen noch öfter Emails hin und her und vor wenigen Wochen ist er in Marokko eingereist. Wir unterwegs in entgegen gesetzter Richtung und in Agdz sollten sich unsere Wege kreuzen. Auf seiner Fahrt hatte mich Wolfgang immer über Neuigkeiten und Änderungen informiert, worauf er die Auszeichnung „bester Mitarbeiter en route“ erhielt.

Und da saßen sie denn auch auf dem Campingplatz vor der Kasbah des Kaid Ali, die Beiden im grellroten T-Shirt mit Aufschrift „Immer wieder Österreich“. Das erste persönliche Zusammentreffen verlief sehr herzlich und eine Flasche Wein wurde dazu geköpft. In der Ferne lief ein Mann über den Platz – außer uns war kein einziger Camper da – das ist doch! Ich rief: Mbark. Er drehte sich um und brauchte einen Moment, um mich zu erkennen vor einem für mich doch unüblichen Wohnmobil. Die Überraschung war riesengroß. Er setzte sich zu uns und wir machten ein denkwürdiges Foto, heute und 30 Jahre zuvor im Vergleich.

Ich hatte den Campingplatz 1989 entdeckt, als ich noch nicht begonnen hatte, Reiseführer zu schreiben. Mbark und seine Brüder kümmerten sich um den Platz und es lief alles sehr leger ab, eher freundschaftlich als kommerziell. Es war halt noch eine ganz andere Zeit, als sich noch niemand daran störte, dass die Sanitäranlagen nur aus einem Stehklo bestanden. Aber die Jungs waren nett und ich wurde auch gleich in die Familie aufgenommen. Ich blieb schließlich bis zum Ende meines Urlaubs, weitere 3 Wochen, und es war eine wunderschöne Zeit.

Aber auch mit Wolfgang und Monika war es schön, sie verstehen nicht viel Französisch und waren deshalb froh, in mir eine Übersetzerin zu einer lokalen Persönlichkeit zu bekommen, denn sie hatten viele Fragen. Im Anschluss zeigte ich ihnen noch die Kasbah Kaid Ali, die zum Campingplatz gehört, und auch die Casbah-des-Arts gleich gegenüber, in der ich wohnte. Beide gehören historisch zusammen und ich habe in meinem Reisehandbuch die Geschichte ausführlich aufgeschrieben. Vor allem von dieser zweiten Kasbah, von deren elf Terrassen sich ein wirklich unglaublicher Ausblick bietet, waren sie sehr begeistert. Und am Ende fanden wir dort noch drei interessante Bewohner, nämlich Fledermäuse, die ich noch nie so nahe gesehen hatte.

Es war sehr schade, dass wir uns am nächsten Morgen wieder trennen mussten, ich wäre gerne noch ein wenig mit den Beiden zusammen geblieben. Aber immerhin sandte ich sie nach Zagora in gute Hände, nämlich zu Abdellah, und auch ins Café Oscar mit dem Tipp, sich vorher in der Konditorei ein Stück Kuchen zu kaufen, was natürlich sogleich befolgt wurde.