Mein Tag in Marrakech

WordPress

Die Nacht war kurz, erstens kann ich sowieso schlecht schlafen, und dann treffe ich heute Abdous Webmaster im Büro. Er soll mir mit einer WordPress-Seite weiter helfen. In Taunusstein hatte das schon die nette Elke getan und ich habe daraufhin einige Tourbeschreibungen in meine neue englische Reiseseite eingefügt. Aber ich hatte einen bestimmten Wunsch, und das gelang mir nicht. Ein kurzes Treffen mit dem jungen Studenten Amlal ergab, dass er ein anderes Design einführen möchte und ich richtete mich auf einen langen Arbeitstag ein, eigentlich meinte er, wir brauchen bestimmt drei Tage. Was mich wunderte, aber okay, er wollte es eben ganz neu machen.

Um dies vorzubereiten stand ich in aller Frühe auf und versuchte, die bisherigen Seiten auf eine neue Subdomain zu verschieben. Außerdem kaufte ich mir sogar eine neue Domain, die billig zu haben war. Aber dann gab es nur Probleme. Ich konnte aufrufen was ich wollte, immer wurde ich auf die alte Seitenadresse umgeleitet und es dauerte nicht lange, da war auch mein schöner Inhalt einfach futsch. Ich glaube jeder, der mit einem Computer arbeitet, hat das schon einmal erlebt. Obwohl ich eigentlich alles richtig gemacht habe.

Das war der Stand, als ich im Büro eintraf. Ich hoffte zwar, Amlal könnte mir helfen, die Seiten wieder zu finden, aber nichts. Und dann entwickelte er mir seinen Plan, was auch erforderte, dass ein neues Design aufgespielt werden müsste. Wie bei jeder PC-Arbeit üblich ging das zunächst einmal schief und es dauerte etliche Stunden, bis endlich alles so weit war, dass wir die erste Seite machen konnten. Das geht in WordPress eigentlich recht einfach und mit Elke zusammen hatten wir das ganz gut hinbekommen. Aber Amlal wollte seinen Seiteneditor nutzen, der ja so einfach ist, und legte los. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, stimmt, ist einfach, für einen Absolventen eines Informatikstudiums. Nicht für mich. Ich versuchte, ihm zu vertrauen, was für eine schöne Webseite ich erhalten soll und so, aber ich merkte immer mehr, dass ich das allein nie hinbekomme. Und es wurde mir immer klarer, dass Amlal wirklich vorhatte, eine komplett neue, professionelle  Webseite für mich zu machen, was schon ein, zwei Wochen dauern kann. Mir kamen echt die Tränen. Das schaffe ich nie und meine schönen Seiten, die ich entwickelt hatte, sind weg. Irgendwann konnte ich nicht anders, als ihm was vorzuheulen und er meinte, ich müsse meinen Provider anrufen, der könnte vielleicht helfen. Vor allem, weil ja auch die neue Domain immer umgeleitet wurde ins Nichts. Naja, ich bin in Marokko, das wird teuer. Amlal reichte mir sein iPhone und ich wählte. Ich bin bei 1und1 und muss sagen, deren Support ist einfach gut und funktioniert tatsächlich auch in Marokko. Die Umleitungen, die ich selbst nicht erfolgreich löschen konnte, waren weg und die Techniker versuchten, die verlorenen Seiten wiederzufinden. Am Ende, als ich zu lange auf Musik geschaltet war, legte ich auf, wollte das teure Gespräch beenden, doch ich traute meinen Augen nicht, als der 1und1 Mann in Marokko anrief, um mir zu sagen, dass die Seiten wieder da sind.

Hamdullilah!

Inzwischen war es Nachmittag und eigentlich waren die ganzen vorherigen Stunden verloren. Endlich konnte ich Amlal zeigen, was genau ich von ihm wollte. Nämlich dass ein kurzer Anriss meiner Touren schon auf der Startseite zu sehen ist mit Link auf die Beschreibung. Amlal atmete auf, denn auch ihm brannte die Zeit unter den Nägeln, neben der Fortführung seines Studiums hat er auch eine eigene Firma und ist mit Aufträgen ziemlich eingedeckt. So sieht meine neue Seite nun aus, sie ist in Englisch, um auch meine Freunde in Florida zu erreichen, sie ist aber weiterhin im Aufbau:

http://4x4morocco.club/

Zurück im Hotel war es richtig, richtig heiß. Ich ging noch mal kurz zum Pool, aber es war kaum auszuhalten. Man konnte schon richtig spüren, dass vielleicht ein Gewitter im Anzug war, also ging ich hoch, um noch ein wenig an meiner Seite zu arbeiten. Um 19 Uhr heißt es ja immer, runter ins Foyer oder auf die Terrasse und ein Plauderstündchen mit dem Direktor halten. Das ist der Grund, warum ich so gerne in dieses Hotel gehe, ich bin abends nie allein. Immer kommen irgendwelche Freunde von ihm vorbei und man lernt interessante Menschen kennen. Heute war es ziemlich ruhig, das Gewitter grollte, wollte aber doch nicht so richtig loslegen und ich bereitete mich schon darauf vor, an diesem Abend früh ins Bett zu gehen. Hatte ja eh wenig geschlafen die Nacht zuvor und stattdessen Webseiten zerstört.

Doch da kam eine Nachricht von Kamal. Wo bist du. Ich sitze auf der Terrasse. Ich komme vorbei. Es war schon nach 22 Uhr als er eintraf und zunächst mal eine Flasche von dem guten Sahari-Rotwein bestellte. Wir plauderten und plauderten und bei der dritten Flasche kündigte er an, dass noch Freunde von ihm vorbei kommen würden. Kamal ist ein unglaublich netter Kerl, wenn man ihn so sieht in seinem verschlissenen T-Shirt denkt man, der hat ja noch nie was auf die Reihe gebracht, ist aber lustig. Dabei ist er ein sehr guter Filmproduzent und hat schon ganz tolle Filme gemacht. Mein Lieblingsfilm ist 24h Marrakech.

Aber im letzten Frühjahr traf ich ihn auch in Merzouga, wo er gerade für Sony einen Videoclip mit Namika machte, der marokkanisch stämmigen Sängerin, die in Deutschland gerade Furore macht.  Die Bar war schon geschlossen, Wein stand noch auf dem Tisch, als endlich lange nach Mitternacht die Freunde kamen. Eine Wahnsinnsfrau, unglaublich temperamentvoll und hübsch. Im Gefolge ihren geschiedenen Ehemann, den sie in wenigen Wochen wieder heiraten wird. Die beiden turtelten wirklich wie die Täubchen. Ich suchte die verlassenen Tische nach zwei Gläsern ab und spülte sie, denn das Personal war lange im Bett. Das Gespräch drehte sich um alles Mögliche, Kamal hatte mich nur als deutsche Freundin vorgestellt und ich hatte absolut nicht die Absicht, irgendetwas von mir zu erzählen, Kamal erzählte lebhaft von seinen Filmprojekten und da passte ich nicht rein. Ganz zum Schluss fragte der Mann noch einmal nach meinem Namen, ich sagte nur Edith. Ja, und der Nachname? Eigentlich eine ungewöhnliche Frage in so lockerer Runde. Kohlbach. Die Edith Kohlbach, die Reiseführer schreibt? Er war ganz aus dem Häuschen und ich ziemlich platt, dass er von mir gehört hatte. Mich sogar in Merzouga bei Freunden einmal getroffen, aber ich konnte mich nicht daran erinnern. Er arbeitet als Reiseleiter und seine Frau betreibt ein Gästehaus. Das war natürlich klar, dass es nun eine Einladung gab, aber ich habe diesmal ja wenig Zeit.

Dann kam noch ein weiteres Pärchen, Asmaa mit ihrem Freund. Sie ist die Assistentin von Kamal bei den Filmen, und das war gut so. Wie schon beim Filmen nahm sie auch hier alles in die Hand und wies Kamal darauf hin, dass dies ein Hotel sei, in dem Menschen gerade über uns schlafen wollen und wir sollten leise sein. Kamal schlug vor, in die Disco zu gehen. Ich freute mich für ihn, wünschte ihm einen schönen Abend, aber ich gehe nun ins Bett. Es war mittlereile 2 Uhr geworden.

Ob das geklappt hat könnt ihr in der Fortsetzung lesen.