Mhamid

Ich weiß, ich enttäusche einige von euch, die auf weitere Abenteuer warten. Aber ich gönne mir mal eine Auszeit in Mhamid. Hier ist die Basis von Abdou und seiner Agentur und sein Hotel Kasbah Sahara Services wird wirklich jedes Jahr schöner und größer. Abdou ist eine marokkanische Erfolgsgeschichte, ein positives Beispiel, das zeigt, wie weit man es bringen kann, wenn man nur Ideen hat und fleißig arbeitet. Ich traf ihn im Jahr 2000, als er gerade sein Betriebswirtschaftstudium abgebrochen hatte, weil er lieber praktisch arbeiten und vor allem etwas für seine Region tun wollte. Mhamid war damals kaum für den Tourismus entdeckt. Es gab im Ort 3 sehr einfache Hotels, Zimmer ohne fließend Wasser, und Wüstencamps kaum. Es gab ja auch kaum Touristen, da diese eher nach Merzouga fuhren. Der Erg Chegaga ist halt nicht so einfach zu erreichen wie der Erg Chebbi. Abdou bot Wüstentouren an, musste sich dazu aber Kamele und Fahrzeuge leihen. Doch schon bald gründete er seine erste Agentur, Sahara Services, mit Büro in Marrakech. Und Jahr für Jahr kommt nun etwas hinzu. Abdou hat immer neue Ideen, auf die andere erst danach kommen. Für Eilige baute er sogar ein Wüstencamp bei Marrakech, und er gehörte auch zu den ersten, die Luxuscamps in der Wüste anboten. Heute kann man die verschiedenen Geschäftszweige gar nicht mehr zählen, die zu seinem Imperium gehören und erst gestern Abend sagte er im Gespräch mit einem netten deutschen Paar etwas, das absolut wahr ist. Ich erwähnte, dass ich ihn damals nach Deutschland eingeladen hatte, dass er dort einen absoluten Kulturschock erlitten hatte und kaum wusste, wie er damit fertig werden sollte. Darauf sagte er, ja, und heute habe ich dich überholt. Ja, das ist richtig. Abdou jettet in der Welt umher, besucht Touristikmessen in Brasilien, Taiwan oder den Philippinen, sein Geschäft wirft Gewinn ab und vor allem gibt er vielen, vielen Menschen Arbeit und Brot. Und wenn wir oft auch unterschiedliche Meinungen haben, Abdou vergisst nie, dass ich ihm am Anfang auf die Beine geholfen habe, nicht mit Geld, sondern mit Beziehungen und Werbung für seine Touren. Es war eine Geburtshilfe, aber dann hat er alles alleine gemacht, wirklich großartig. Viele hier in Mhamid versuchen ihm nachzueifern und so gibt es heute zahlreiche Agenturen für Wüstentouren und auch einige schöne Hotels.

Mein Leben ist zur Zeit ziemlich faul, ich hänge meistens im Hotel rum. Die Unterhaltung wird mir hier ja sehr einfach zugetragen. Täglich kommen Deutsche vorbei, die eine Wüstentour gebucht haben und es gibt immer schöne Unterhaltungen. Ganz besonders nett war es mit dem Paar aus Düsseldorf. Ich treffe hier so interessante Menschen, wie ich sie in Taunusstein nie treffen könnte, aber das wichtigste, wir haben natürlich ein gemeinsames Gesprächsthema, nämlich Marokko. Gerne helfe ich allen mit Fragen und es ist einfach nur schade, dass es immer nur kurze Begegnungen sind. Denn die anderen sind ja auf einer Rundreise, haben alles durchgeplant.

Und auch was das Essen betrifft läuft es hier sehr gut. Zur Kasbah gehört ein sehr guter Koch, ich kann ihm immer sagen, was genau ich haben möchte. Ich vertrage nämlich nicht mehr normale Portionen, davon bekomme ich immer Bauchweh, ich kann nur noch Seniorenteller essen und erlebe nun erstmals, dass diese ihre Berechtigung haben. Neulich zum Beispiel habe ich eine leckere Vorspeise genommen, gegrillte Auberginen, und dazu nur Truthahnsteak. Das war leicht, dazu natürlich wieder einer seiner guten Nachtische. Ach ja, ich werde hier schon verwöhnt.