im Nomad Palace

25.4.
Heute Abend beim Schlafengehen geht es mir schon wesentlich besser. Ali rief morgens an, er hätte eine Kamera, also stellte ich meinen sorgsam geplanten Tourablauf auf den Kopf, in dem vorgesehen war, mich langsam über mehrere Herbergen bis zum Nomad Palace vorzuarbeiten, das ganz am Ende der Dünenkette liegt. Ich wollte schön ordentlich und organisiert vorgehen, wie das eben eine altgediente Statistikerin tut. Anstatt das Herz sprechen zu lassen und Ali Mouni als alten Freund als erstes zu besuchen. Ich kenne ihn schon lange, schon, als er in den 1990ern von Erfoud Touristen mit einem Landrover zum Erg fuhr. Dann begann er mit dem Bau einer Auberge, die ich vom ersten Stein an kannte. Sie liegt nicht in Merzouga in einer Reihe mit 100 anderen, sondern ganz weit danach kurz vor dem Dorf Khomlia und ist zumindest bisher die einzige Auberge in diesem Bereich. Das hat den Vorteil, dass hier noch ein wenig mehr Wüsteneinsamkeit zu spüren ist und den Nachteil, dass die Dünen hier nicht mehr so groß sind. Ali’s Auberge wuchs, ganz wie es die marokkanische Art ist, langsam immer weiter an. Zuletzt war ich vor 15 Monaten hier. Aber dieser Besuch nun erstaunte mich dermaßen, das Wüstenhotel hat einen derartigen Sprung nach vorne gemacht, dass ich es nun nicht nur wie bisher in meinem Reiseführer empfehle, sondern sogar in meine Touren aufnehme, wo ich für meine Kunden etwas gehobene Unterkünfte auswähle. Die Zimmer haben sich nicht sehr verändert, waren eigentlich schon vorher sehr geräumig und hübsch eingerichtet, zum Teil mit Tadelaktbädern, aber was die Veränderung ausmacht ist das neue Restaurant, das sehr nett eingerichtet ist, ein länglicher, gemütlicher Salon, wo die Leute sitzen, lesen, Internet nutzen, und vor allem der wunderschöne Innenhof, der am Abend romantisch beleuchtet ist. Als einzigen Nachteil sehe ich, dass der Pool etwas abseits liegt und damit nicht in das optische Gesamtbild einbezogen ist, aber auch das wird sich ändern, da ein neuer Zimmerblock entstanden ist und irgendwann die Mauer, die das vom Pool trennt, abgerissen wird.
Alis hatte zwar eine Kamera besorgen können, aber sie ist schon älter und meine SD-Karten neuer Technik können nicht gelesen werden. Aber das trat erstmal in den Hintergrund. Ali kaufte ein paar Dosen Bier und wir fuhren zum Flamingosee, das war schon immer unser Punkt, wo wir am Abend gemütlich saßen und ein Bierchen tranken. Es war zwar noch lange kein Abend, aber es tat trotzdem gut. Weniger das Bier als das Gespräch. Das war es doch, was mir die letzten Tage gefehlt hatte, ein Freund zum Reden. Dieser blau beturbante Ali sorgte allein durch seine Gegenwart auch dafür, dass wir nicht von den Fossilverkäufern belästigt wurden, die sonst am See auf jeden Besucher lauern. Ganz schlimm fand ich, dass ein Junge einen gefangenen Fenek hochhielt und damit Geld machen wollte. Ich habe ihn nicht beachtet und das sollte jeder so tun.
Der See ist zur Zeit mit Wasser gefüllt und unglaublich viele Vögel waren dort zu Rast. Dazu zwar einige Geländewagenfahrer, aber keinerlei Ornithologen wie am Yasmina, obwohl sehr viel mehr Vögel dort waren. Ali erklärte das damit, dass die Bibel, die die Ornithologen benutzen, schon älter sein und dort eben nur vom Yasmina-See die Rede sei. Also, liebe Vogelfreunde, auf zum Flamingosee, wo absolut nicht nur Flamingos zu sehen sind. Auch die angeblich seltene Wüstenschwalbe fliegt hier vorbei, Ali sagte, man kann sie häufig antreffen, vor allem in der Nähe von Kamel-Lagerplätzen. Die Vögel wissen sofort, wenn Wasser da ist, innerhalb von 24 Stunden sind sie da. Ich zumindest weiß nicht, wie sie es machen.
Wir verbrachten den Tag damit, uns einige wenige Campingplätze und Herbergen anzusehen, es ging mehr darum alte Bekannte zu besuchen, als zu arbeiten. Hassan zum Beispiel vom Le Touareg, oder Ali vom Ksar Bicha. Und überall muss man was trinken, das geht wieder auf die Rippen! Vor allem, wenn ein Teller Nüsschen vor mir steht kann ich mich schlecht bremsen.

26.4.
Heute geht es mir doch schon wieder richtig gut. Der ganze Morgen war mit der Suche nach einer Kamera ausgefüllt, an deren Ende wir zwar drei Leih-Kameras hatten, aber alle waren sie recht alt und konnten meine neuere SDHC – Karte nicht lesen. Schließlich fanden wir in einem Handyladen in Erfoud eine gebrauchte Kamera neueren Datums, die brauchbar war. Auf dem Weg dorthin mussten wir erst noch einen Kleinwagen aus dem Sand ziehen. Mmer wieder versuchen Leute mit ungeeigneten Mitteln, die Pisten zu verlassen, aber das geht meistens schief. Mit vereinten Kräften holten wir sie raus. Es waren Weißrussen und sie sprachen englisch und deutsch, schon witzig, was man inzwischen für Nationalitäten antrifft.
Zum Mittagessen fuhren wir zum Maison Tuareg in Rissani. Die Leute von diesem großen Teppichladen sind schon von Anfang an meine Freunde und ich muss zumindest bei jeder Fahrt dort einmal vorbei und mit ihnen die berühmte Pizza Tuareg essen.
Auf dem Rückweg habe ich nur noch einige kleine Campingplätze besichtigt, damit soll die Arbeit für den Tag beendet sein. Der Ausklang war wieder am Flamingosee, wo wir einen wunderschönen Sonnenuntergang erleben konnten ohne jedes Wölkchen und über Gott und die Welt sprachen.
Und morgen möchte ich dann mit Ali die Piste direkt vom Nomad Palace nach Boudenib fahren.