So ein Pech aber auch

Man hat ja überall seine Freunde, und in Merzouga ist das für mich Ali Mouni. Wir haben eine lange Tradition, am Abend zum Flamingosee zu fahren und dort den Sonnenuntergang mit ein paar Bier zu genießen. Genau zu diesem Zweck habe ich in Spanien schon ein paar Dosen eingekauft. Vorher kommt Ali aber im Hotel vorbei, wir sitzen gemütlich zusammen, trinken mein Bier, es ist schön kühl, denn meine Suite hat einen Kühlschrank, und schmeckt recht gut. Da schaue ich ganz zufällig aufs Etikett. Und was steht da? Alkoholfrei. Ich muss total lachen und zeige es Ali, und im selben Moment schmeckt ihm das Bier nicht mehr. Mir schon.

Das war also die Generalprobe, der Ernstfall kommt am nächsten Abend. Da ziehe ich um vom Hotel Tombouctou ins Nomad Palace, Alis Hotel. Ich kannte Ali schon, als er mit seinem alten Land Rover in Erfoud vor den Hotels stand und auf Touristen wartete, die zum Sonnenuntergang an den Erg Chebbi fahren wollten. Dann hat er ganz am Ende von Merzouga, fast schon in Khamlia, seine eigene kleine Auberge gebaut. Einfach, aber mit viel Charme. Man saß nach dem Essen auf Kissen am Boden und die Jungs haben die Trommel geschlagen. Heute ist das ein wenig anders, Alis Palace hat inzwischen 35 Zimmer und die können sich sehen lassen, dazu gehören Gärten und Terrassen und ein Pool. Mein Zimmer hat ein King Size Bett auf einem Podest und eine gemütliche Sitzecke, dazu einen offenen Waschbereich und extra ein WC und eine Dusche. Und eine Klimaanlage gibt es auch, aber noch ist es nicht zu heiß. Und auch einen Kühlschrank. Wir fahren aber zunächst zum Hotel Merzouga, das ist die einzige Stelle hier am Erg Chebbi, wo man alkoholische Getränke bekommt. Ali traut mir nicht mehr. Und dann geht es zum Flamingosee. Der ist heute minus Flamingos und minus See, es hat ein Jahr nicht mehr geregnet, aber trotzdem schön. Unser Spot ist auf einem Berghügel, und von da aus können wir alles übersehen. Das Auto dient als Windschirm. Hinter uns wird später die Sonne untergehen. Direkt vor uns breitet sich eine Ebene aus, die von den goldenen Sanddünen eingerahmt wird. Hier glitzert in wasserreichen Jahren der berühmte Flamingosee und dann kommen innerhalb eines Tages Flamingos und viele andere Vögel von weither.

Wie schon gesagt, Ali und ich haben eine lange Tradition hier am See. Das sah früher so aus, dass wir entspannt in die Landschaft sahen, unser Bier tranken und ab und zu mal ein Wort sprachen. Wenn gerade mal Wasser im See war gab es natürlich auch Störenfriede, andere Geländewagenfahrer und vor allem Fossilienverkäufer, aber heute ist es absolut ruhig, wir haben den ganzen Nicht-See für uns. Allerdings habe ich Ali nicht für mich. Er telefoniert unablässig mit seinen zwei Handys. Wie ging das nur früher ohne? Aber ich gebs ja zu, hier geht’s ums Geschäft, und er ist der Boss. Mir macht das aber nichts, ich genieße es trotzdem. Hier zu sitzen gibt mir einfach Ruhe. Es ist so schön, für mich der schönste Punkt von ganz Merzouga. Vorbei ist der Stress der letzten Tage. Und als dann die Sonne untergeht und die Dünen rotgolden einfärbt, dann weiß ich einfach, warum ich her komme.

Im Hotel dann ist gerade eine Gruppe marokkanischer Studenten angekommen, etwa 50 junge Leute beiderlei Geschlechts. Für mich sehr interessant ist, zu beobachten, wie sie miteinander umgehen. Wenn ich es nicht wüsste, ich würde sie nicht für Studenten aus einem islamischen Land halten. Sie sind modern angezogen, ein Junge auch in knappen Shorts, während die Mädchen zwar modisch, aber nicht so halbnackt gekleidet sind wie junge Touristinnen aus einem anderen Land im gleichen Restaurant. Sie geben sich jung und unbeschwert, immer wieder sitzen kleine, gemischte Grüppchen zusammen, diskutieren, machen Musik und es gibt auch einige Liebespaare. Eine andere Gruppe geht nach dem Essen auf die Terrasse, um den Sternenhimmel anzuschauen. Sie benehmen sich fast wie deutsche Studenten, nur etwas wohlerzogener. Vielleicht auch, weil es ja hier keinen Alkohol gibt?

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Und hier vom Vorjahr Flamingosee plus Flamingos plus See

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