Tamtatouchte – am Rande des Abgrunds

In vielen Gemeinden Marokkos ist Trinkwasser knapp, oft wird für einige Stunden täglich das Wasser abgestellt, weil einfach nicht genügend da ist. Und die vielen neuen Hotels mit Duschen und Pool helfen da auch nicht gerade. Seit einiger Zeit wird deshalb bei Tamtatouchte ein Staudamm gebaut, er soll Tinerhir bis hin nach Nekob mit Wasser versorgen. Das bedeutet natürlich auch, dass viele Einwohner ihr Heim verlieren. Heute war ich in Tamtatouchte und habe mir das einmal angeschaut.

Wer durch die Enge der Todra-Schlucht hinauf Richtung Imilchil fährt kennt den weißen Marabut Sidi Mohammed Tmassin, er war damals, als die Strecke noch schwierige Piste war, eine feste Landmarke. Und genau bei diesem Marabut wird nun der Staudamm gebaut. Die Arbeiten werden noch vier Jahre dauern, ein Teil der Straße ist schon verlegt worden. Noch steht der Marabut, aber man kommt nicht mehr direkt daran vorbei. Von diesem Marabut aus wird dann Tamtatouchte überflutet werden. Der Ort ist sehr hügelig, deshalb trifft das nur die tiefer gelegenen Stellen.  Dazu gehört am Ortsanfang die schöne Kasbah Les Amis meines gut deutsch sprechenden Freundes Mohammed, sowie danach das Hotel Essalam. Der altbekannte Camping und Auberge Baddou kann bleiben, und den Vogel wird voraussichtlich die Auberge Bougafer abschließen. Schon jetzt hat sie ja von ihrem Campingplatz eine wunderbare Aussicht, auf den Ort mit seinen alten Lehmburgen und die im Frühjahr tiefgrünen Felder. Aber genau diese Felder, Lebensgrundlage der Einwohner, und 140 Dorfhäuser fallen dem Staudamm zum Opfer, und auch die alte Moschee. Die wird auf einem höher gelegenen Teil neu gebaut werden, und daneben werden dann auch die Überreste des Marabut Sidi Mohammed Tmassin beigesetzt werden, in einem schönen neuen Häuschen. Und Bougafer wird dann direkt an den Stausee angrenzen, ich sehe schon vor mir, wie man ein paar Treppen herab steigt und mit dem Boot fahren kann.

Die Einwohner sind zwar nicht glücklich, haben sich aber weitgehend mit der Notwendigkeit abgefunden. Noch weiß keiner so recht, wie es weiter geht, ob sie neue Grundstücke zugewiesen bekommen oder einfach nur eine Entschädigung gezahlt wird. Mohammed rechnet damit, dass es selbst nach Fertigstellung des Staudamms 2022 noch einige Zeit dauern wird, bis die Häuser wirklich geflutet werden, denn dazu ist ein heftiger Regen notwendig, und der kommt nicht alle Jahre.

Am Marabut beginnen die Arbeiten

Diese Ortseinfahrt und die herrlichen grünen Felder sowie die Häuser dahinter wird es nicht mehr geben.

Und von der Auberge Bougafer wird man dann statt auf das herrliche Tal auf den See blicken können.