Todesangst

Meine Einträge hier sind ja eher humoristisch aus dem Leben, aber nie ernst. Heute ist dies anders. Ich bin eben durch eine Erfahrung gegangen, die ich nicht unbedingt noch einmal erleben möchte. Und es ist auch etwas unappetitlich, aber es muss sein, denn wem sonst soll ich es berichten.

Am 5.12. war mein siebzigster, also ein Tag, an dem man sich daran gewöhnen muss, dass so einige Gebrechen kommen. Und ich habe auch welche, ich sage nur Rücken. Am Geburtstag habe ich einen schönen Ausflug mit Bob gemacht, und in den vielen Stunden, die wir im Auto saßen, haben wir auch viel geredet. Bob ist nur wenige Monate jünger als ich, die 7 ist also noch nicht ganz erreicht, aber auch er erzählte, wie so etliche kleine Gebrechen langsam zum Vorschein kommen. Ich dachte zwar an meinen Rücken, hatte aber nicht so recht was zum Beitragen.

Das änderte sich am nächsten Morgen. Nun wird’s also unappetitlich, wer nicht mag, liest nicht weiter. Auf meiner morgendlichen WC-Sitzung stellte ich fest, dass mein Stuhlgang schwarz war. Richtig schwarz. Schon seit zwei Tagen. Das war noch niemals vorgekommen und so konsultierte ich Dr. Google. Die Antworten waren alarmierend. Blutungen im oberen Darmbereich, Krebsverdacht, sofortiger Arztbesuch!

Aber wie soll ich das hier machen. Ich bin in Florida, und das noch 2 Monate. Ein früherer Rückflug wäre teuer und sehr, sehr unbeliebt. Ich fühle mich hier wohl, zuhause. Ich will nicht weg. Und ein Arztbesuch hier ist unglaublich teuer. Ich habe alle Möglichkeiten durchgedacht, kam zu keinem Ergebnis. Was ich aber sofort tat, war, aus dem Internet ein Formular hochzuladen und auszufüllen, My last will and testament. Wenn ich eines Tages sterbe und immer noch dieses Haus hier in Florida besitze, ist es sehr schwer für meinen Sohn, dies für sich zu reklamieren ohne Testament. Und den Staat Florida will ich nicht unbedingt bedenken. Das Formular habe ich also auf meinem neuen Drucker ausgedruckt, es muss aber noch beglaubigt werden. Als ich abends nach Hause kam fand ich eine Einladung von Freund Jerry, er arbeitet in einem Bürogemeinschaftsgebäude und ich werde jährlich dort zur Weihnachtsfeier eingeladen. In dem Gebäude ist auch ein Anwalt, der z.B. meine Hauspapiere bearbeitet hat. Das ist die Gelegenheit, dieses Testament rechtsgültig zu machen. Denn die viele Arbeit und Liebe, die ich in dieses kleine Heim hier stecke, darf nicht umsonst sein.

Die Nacht, die folgte, war nicht unbedingt angenehm. Ich schlafe meistens schlecht. Kann einschlafen, wache aber oft nachts auf. Und kann nur wieder einschlafen, wenn wirklich alles in Ordnung ist. Das war es aber nicht. Dieses Todesurteil Darmkrebs schwebte immer noch über mir. Was soll ich tun? Aber jeder, den ich eventuell fragen würde, inklusive ein Anruf bei meinem Hausarzt, würde natürlich raten, sofort zurück zu fliegen. Aber ich will nicht!!!!

Es war klar, dass ich heute Nacht um 3 Uhr, als ich aufwachte, nicht mehr einschlafen konnte. Ja, ich hatte Todesangst. Dachte daran, wie viel ich in meinem Leben noch vorhabe. Es darf einfach noch nicht zu Ende sein. Um sechs Uhr stand ich dann auf, machte Frühstück, und als ich dann zur Toilette musste, extrahierte ich eine Portion auf einen kleinen Pappteller, studierte die Probe genau, und fand, dass sie heller ist. Dunkelbraun. Nicht schwarz.

Erstmal Entwarnung. Sicher noch nicht alles gut, aber erst mal Erleichterung. Bis zum nächstenmal.