Von Ayoun bis Kiffa

In Ayoun machen wir einen Halt bei einem schönen Hotel. Ja, hier hätte ich es ausgehalten. Idoumou kennt den Besitzer und der stellt uns für ein paar Stunden ein Apartment zur Verfügung. Wir haben Internet, Dusche, Sitzklo!, was Kühles zu trinken. Ich mache einen Bummel durch die Stadt, denn auch Ayoun hat eine besondere Architektur zu bieten, mit Steinen geometrisch verzierte Hausfassaden. Trotzdem leben viele Menschen auch in der Innenstadt noch in richtigen Gehöften, wie man sie vor allem auf dem Land findet. Dörfer bestehen hier nicht aus festen Häusern, sondern es ist jeweils ein sandiges Karree eingezäunt, zum Schutz gegen freilaufende Tiere. Darin steht oft, aber nicht immer, ein festes Haus für die Vorräte und vielleicht Regen, aber im Hof steht vor allem ein großes Khaima, ein rechteckiges, von niedriger Mauer umgebenes Gebilde, das von einem Zeltdach vor Sonne geschützt wird. Die Seiten sind offen, aber meistens mit Draht versehen, so dass die Luft durchgeht, aber kein Tier rein kommt. Hier hält man sich auf, hier schläft man bei Nacht. Evtl. gibt es auch noch eine Ecke für die Tiere in der Nacht, am Tage laufen sie frei draußen herum und verzehren z.B. in Städten den Müll, der einfach an den Straßenrand geworfen wird.

Ayoun bietet aber noch eine weitere Besonderheit. Wenn man von Westen in die Stadt einfährt kommt man zu Beginn durch eine wunderschöne bizarre Felsformation. Im weiten flachen Land ist das überraschend. Deshalb wird auch Ayoun gerne als eine der schönsten Städte Mauretaniens bezeichnet.

Die Krokodile von Metraucha

Doch bevor es weitergeht nach Kiffa, Idoumous Stadt, wo er seine Jugend verbracht hat und ein Hotel besitzt, möchte ich noch mal einen kurzen Besuch bei meinen Krokodilen machen. Ich liebe die ja, irgendwas haben diese Tiere an sich, dass sie mich wahnsinnig anziehen. Wie auch die Alligatoren in Florida. Wir fahren die kurze Piste, doch dann heißt es zu Fuß weiter gehen. Es ist wieder sehr, sehr heiß. Schlimmer sind noch meine offenen Sandalen, wo alle kleinen Steine und scharfen Dornen vorne rein kommen und sich festsetzen. Alle paar Schritte muss ich stoppen und die Schuhe leeren. Dann endlich stehe ich vor dem Guelta. Ein Guelta in der Sahara ist ein Felsenbecken, dessen Untergrund so fest ist, dass das Wasser ganzjährig nicht verdunstet. Dieses hier wird von einer Quelle gespeist. Und hier finden sich die berühmten Saharakrokodile. Wenn man zunächst zum Ufer kommt ist kein einziges zu sehen, sie haben Angst vor Menschen. Man muss sich ganz ruhig auf einen Felsen setzen und warten. Nach einiger Zeit strecken sie ihren Kopf aus dem Wasser. Beim ersten Besuch 2013 konnte ich 11 Krokodile auf der Felswand liegend fotografieren, während sich sicher noch 20 im Wasser tummelten, diesmal war es aber so heiß, dass sie nicht aus dem Wasser kamen. Mit ihren großen Augen schauten sie uns nur an. Ich saß nahe am Ufer, das Kroko glotzte mich an, ich wollte ein Foto machen, aber meine Batterie war leer. Also ging ich. Adana, der hoch auf dem Felsen saß, berichte mir, dass das Kroko kurz danach genau an dieser Stelle aus dem Wasser kam. War das nun gut oder schlecht?

Ahmed hatte inzwischen unter schattigen Bäumen das Mittagessen zubereitet. Ein Ziegenhirte kam vorbei und freute sich, eine Unterhaltung zu haben. Noch 2013 sagte man mir, dass die Krokodile harmlos seien und kein Herdentier fressen würden. Das hat sich aber inzwischen geändert. Irgendwann einmal kamen sie auf den Geschmack und unser Hirte hat schon zwei Ziegen an sie verloren. Aber für Menschen sind sie harmlos, unser Hirte ging zum Guelta und wusch sich erstmal gründlich. Dann füllte er seinen Ziegenbeutel mit diesem Kroko-Wasser zum Trinken. Als er uns zum Wagen begleitete sah er mein Buch mit dem Reisebericht von Mauretanien und den Fotos der Krokodile. Er war ganz begeistert und freute sich so, als ich ihm das Buch schenkte.

Dann ging es weiter nach Kiffa, wo ich endlich wieder ein richtiges Zimmer bekam. Aber halt, ich habe ja das allerwichtigste vergessen! In Kiffa wurde ich ja erwartet. Von wem? Meinem Koffer natürlich. Endlich, nach 8 vollen Tagen, wieder mit richtigem Waschzeug, mit allen meinen Sachen und den Geschenken für Idoumous Familie, und ganz klar gab es als erstes eine wunderschöne Dusche. Und was ziehe ich danach an? Meine Sachen aus dem Koffer? Nein. Es ist so heiß, dass meine mauretanischen Kleider tatsächlich die beste Kleidung hier darstellen, zwei lässt Idoumou für mich waschen, das andere ziehe ich an.