Von Enji nach Oualata

Nach Oualata sind es wie gestern noch einmal 200 km, aber Idoumou ist zuversichtlich, dass wir es schaffen, Oulata zu besichtigen und dann noch weiter bis nach Nema zu fahren. Er lockt mich mit der Aussicht auf ein bequemes Hotel dort. Ich kenne ihn ja nun schon eine Weile und habe trotzdem noch nicht gelernt, dass man sich auf diese Versprechungen nicht 100 prozentig verlassen kann. Die Piste gleich nach Enji ist am Beginn trostlos, mit gestern nicht zu vergleichen. Doch bald schon kommen wieder kleine Sanddünen und auch Brunnen. Aber eines ist klar, das Highlight der ganzen Strecke ist die mittlere Etappe zwischen Tichit und Enji. Wir treffen mehrere Familien, die gerade mit allem Hausrat nach Süden ziehen. Als sie uns sehen bleibt der Mann gleich stehen, denn natürlich will er reden. Doch seine Frau treibt ihn an, wir müssen weiter, die Kinder sind vorne mit den Tieren, haben kein Wasser, wir dürfen sie nicht verlieren. Einfach toll durch Idoumou von diesem Gespräch zu hören, diese interessanten Details zeigen viel von dem Wesen der Menschen, was man nicht mitbekommt, wenn man alleine reist. Und die Frauen der Nomaden, aber auch generell in Mauretanien, sind stark und haben oft das Sagen.

Oualata

Dieser Teil der Piste ist schneller zu fahren als bisher und so erreichen wir Oualata tatsächlich schon zur Mittagszeit. Es ist glühend heiß. Oualata ist eine alte Karawanenstadt und die schönste Stadt in Mauretanien. Denn hier ist es üblich, dass die Frauen die Portale der Häuser wunderschön mit geometrischen Mustern verzieren. Ein Auszug aus meinem Reiseführer:

Besonders ist die Stadt berühmt für die strahlend weißen Ornamente und Medaillons, die die Frauen des Ortes seit jeher als festliche Rahmen für Türen und Fenster auf die lehmverputzten Wände der Innenhöfe und um die Eingangstüren auftrugen. Oualata liegt an einem Hügel, um den sich die traditionsreiche Altstadt windet. Dort sind viele Häuser bereits verfallen, aber einige Familien leben noch hier. Die eng aneinandergebauten ein- bis zweistöckigen, mit rotem Lehm verputzten und mit gemalten Ornamenten verzierten Wohnbauten aus Stein wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Aber auch im flacheren Umkreis, wo neue Häuser gebaut wurden, tragen die Wände noch immer diese schönen Motive, die nicht mehr nur in weiß sind, sondern es werden immer häufiger auch bunte Farben verwendet. Oualata ist die einzige Stadt Mauretaniens, deren Bewohner nie in Khaimas gewohnt haben.

Entlang der Straße fotografieren wir einige Eingangstüren, aber auch die Innenhöfe sind sehr schön bemalt. Idoumou meint, die Leute seien hier ein wenig speziell und ließen nicht gerne Fremde ins Haus. Wir fahren zu der Auberge, wo wir eigentlich übernachten wollten, und machen Pause. Die Männer fallen müde auf den Teppich, ich mache eine kleine Tour. Fotos über Fotos kann man hier machen, ein Paradies für jeden Fotografen. Es ist Freitag und die Männer gehen gerade zum Gebet. Ein Mädchen winkt mir zu ihr zu folgen. Sie führt mich immer weiter und schließlich stehen wir vor ihrem Haus im alten Kern. Sie winkt mich herein und tatsächlich betrete ich das Haus noch vor ihr. Die Frauen lachen sich kaputt, von wegen sind speziell und lassen niemand rein. Ich werde gleich zum Tee und Bleiben eingeladen, aber kann die Männer in der Auberge ja nicht warten lassen, sie haben sicher etwas zu essen vorbereitet. Aber ich kann so viel sagen, als alleinreisende Frau ist man immer willkommen und kommt überall rein. Als ich frage, ob ich Fotos machen kann winkt die Dame des Hauses aber ab, sie müsse erst aufräumen. Ich kann trotzdem kurz fotografieren, aber es ist tatsächlich nicht das allerschönste Haus. Da gibt es ganz andere, in die ich gerne reinginge.

Doch die Zeit habe ich nicht, wir wollen ja nach Nema, noch einmal 100 km Piste. Ich gehe zur Auberge, von den Männern keine Spur. Sind natürlich auch in der Moschee. Aber kaltes Wasser steht bereit. Ich habe den Spaziergang ja in der vollen Sonne gemacht, kann nur schätzen, aber 45 bis 50 ° sind es schon. Mein mauretanisches Kleid könnte ich auswringen und auch sonst bin ich vollkommen erschöpft von dem kleinen Bummel.