Mobi-Roll

Meine OP hing ja schon lange wie ein Damokles-Schwert über mir und so war ich besonders aufmerksam, als ich eine Bekannte in USA erlebte, die trotz einer Fuß-OP auf einem Knieroller nur so durch die Lande brauste. Auf unserem Fahrrad-Event gehörte sie zu den Helfern und ließ sich nicht abhalten, voll dabei zu sein. Sie sagte mir, dass sie das Teil bei Amazon für recht wenig Geld gekauft hatte.

Es war natürlich klar, dass auch ich so etwas wollte. Das deutsche Amazon zeigte mir aber recht wenig Angebote dazu und schnell merkte ich, dass ein Knieroller in Deutschland noch ziemlich ungewöhnlich ist, daher auch viel teurer. Meine Ärztin schrieb mir ein Rezept für einen Orthoscooter zur Miete. Mein Sohn fand dann im Netz noch den Mobil-Roll. Den gibt es in verschiedenen Ausführungen, auch als Mietobjekt wie den Orthoscooter und offiziell als Medizin Hilfsmittel unter der MDR.-Nr. 22.50.02.0002 gemäß Medizinprodukteverordnung (EU) 2017/745 (MDR) zugelassen.

https://www.mobi-roll.de/

Ein endloser Dialog mit der Hallesche, meiner privaten Krankenkasse, begann. Da ich das Teil noch vor dem Krankenhausaufenthalt benötigte und eine Entscheidung der Hallesche nicht eintraf, beschloss ich, den von Mobi-Roll selbst zu kaufen, eine Investition von immerhin etwa 400 Euro. Da ich immer noch unsicher war, welches Modell, rief ich bei der Firma an und hatte ein wirklich nettes Gespräch mit Herrn Göbel, dem Inhaber. Er versprach mir die Auflage kostenlos dazu zu geben. Die medizinisch zugelassene Version gibt es nur als Mietobjekt und ich entschied mich als passionierte Fahrrad-Fahrerin für die Version Sitzroller, mit einem Fahrradsattel und vorne einer Auflage für das verletzte Bein. Schon im Krankenhaus erreichte mich dann der Bescheid der Halleschen, dass ein Knieroller grundsätzlich abgelehnt wird.

Inzwischen war der Sitzroller eingetroffen, mein Sohn baute ihn zusammen und monierte, dass man ihn nicht zum Knieroller umbauen konnte. Ich hatte Herrn Göbel ja so verstanden, dass dies möglich sei. Auf meine schriftliche Anfrage danach kam nur eine ziemlich kurze Email, dass ich ja alle Zubehörteile bestellen könnte und auf eine Erwiderung meinerseits kam nichts mehr. Die Nettigkeit war verschwunden.

Nach der OP im Krankenhaus bestieg ich dann den Sitzroller und war zunächst zufrieden. Ich konnte recht gut über den Gang rollen und auch das Krankenhauspersonal war begeistert, sie hatten so etwas noch nicht gesehen. Aber schon am nächsten Tag war die Begeisterung vorbei. Wenn ich korrekt das Bein auflege, entsteht eine so unnatürliche Haltung, dass mir sowohl das Bein als auch der Po weh tut, und das obwohl ich wirklich viel Fahrrad fahre, sogar am Tag vor der OP 60 km. Aber mit dem unnatürlichen Hochlegen des Beines entsteht eine völlig andere Sitzposition und deshalb tat mir eben der Po weh, da genau diese Polster sonst nicht benutzt werden.

Es war schwierig, echt schwierig. Zuhause benutzte ich den Scooter weiter, Herr Göbel hatte ja auf seinen geringen Wendekreis hingewiesen und das ist auch in der Tat so. Worauf aber nicht hingewiesen wurde, ist, dass beim scharfen Einschlagen des Lenkers der Scooter zum Umfallen neigt. Ich kann es kaum noch zählen, wie oft ich seitdem umgefallen bin, natürlich immer nur in Zeitlupe, und ich habe das verletzte Bein mit seinem Vacopedes immer instinktiv hochgehalten, so dass dem Fuß nichts passiert ist, aber das andere Bein voller blauer Flecken ist.

Schnell merkte ich, dass ich auf die vorgesehene Weise mit dem Scooter nicht zurechtkomme, ich das Bein nicht vorne auflegen kann, weil es einfach zu unbequem ist. Auch stört die Auflage, wenn ich um die Kurven fahre. Also montierte ich diese ab, sitze nun in einer ganz anderen Position, fast schon wie im Reiter-Damensattel, und lasse das Bein runter hängen. Nur damit habe ich erreicht, dass ich den Scooter weiter benutzen kann und ihn doch nicht in die Ecke gestellt habe, wie meine Ärztin forderte, als sie vom Umfallen hörte. Denn, um ehrlich zu sein, die Fortbewegung ist eben doch einfacher als mit Krücken. So schade, dass ich den Knieroller nicht ausprobieren kann, aber ich bin nicht bereit, noch mehr Geld in das Projekt zu stecken. Der Sitzroller indes bräuchte noch ein paar Verbesserungen.