Archiv für den Monat: Februar 2020

Gooood morning, Vietnam

Ich hätte nie, nie, nie daran gedacht, nach Vietnam zu reisen. Das war nie in meinem Kopf, in meinem Programm, niemals. Und dann kam dieses supergünstige Angebot. Das hat mich interessiert, dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los. Der Zeitpunkt geht, dann bin ich wieder zurück in Deutschland und weiß, dass ich mich in Taunusstein maßlos langweile. Ohne lange zu überlegen habe ich gebucht.

Aber lang hat es dann auch nicht gedauert, bis ich realisiert habe, dass dieser Flug über Peking geht. Peking in China, das im Moment vom Coronavirus beherrscht wird. Vietnam hat sämtlichen Flügen über China die Einreise verweigert. Und seitdem kann ich an nichts anderes mehr denken. Ich will nach Vietnam, ich muss unbedingt nach Vietnam. Ich habe mir in der Bücherei schon Reiseführer angeschaut und schließlich den Lonely Planet bestellt, ich habe mich in der Facebook Gruppe eingelesen und konnte feststellen, dass es ein sehr interessantes Land ist, dass ich unbedingt dorthin muss. Und deshalb Virus, bitte, mach dich davon. Ich will nach Vietnam!!!

Clermont – South Lake Trail

Einen Trail gibt es von meiner kürzlichen Reise noch nachzutragen. Der West Orange Trail beginnt ja an der Killarney Station und führt nach Osten. Nach Westen jedoch verläuft der South Lake Trail oder auch Lake Minneola Scenic Trail genannt. Eigentlich hatte ich am Montag, dem Tag meiner Abreise keine große Lust mehr, ich war ja etliche Tage auf dem Sattel. Aber das Wetter war toll, also dachte ich mir, ein paar Kilometer gehen. Gisela hatte gesagt, ich solle doch zumindest am See vorbei radeln, es sei dort so schön. Also schön war auch das Wetter und wenn der Tag nicht verloren sein soll, dann muss ich wirklich auch am Anfang beginnen. Obwohl Florida ein sehr flaches Land ist und die Trails deshalb kaum Steigungen aufweisen sind die Hügel im Lake County doch etwas anders. Hier geht es bergauf und bergab, viele Radfahrer lieben diese Veränderung. Okay, ich bräuchte es jetzt nicht unbedingt, aber ja. Ich fuhr also fast bis zum Minneola Trailhead, dann wieder zurück, um mit dem Auto dorthin zu fahren, die Strecke bis zum See zu erkunden, das Auto wieder zu holen und am See zu parken. Es ist schon etwas umständlich mit den Trails, weil es nie Rundfahrten sind und meist ziemlich lang. Dieser hier ist 20 km einfach. Aber am See war es wirklich wunderschön, dazu das herrliche Wetter. Es gibt einen richtigen sandigen Badestrand und der Zugang ist kostenlos. Überhaupt sind uns die Amis in den Freizeiteinrichtungen um Längen voraus. Es gibt überall saubere Toiletten. Picknickplätze mit Grill und Spielplätze. Hier sogar einen Wasserspielplatz, der aber jetzt im Winter geschlossen ist.

Ich war richtig froh, dass ich mich doch noch aufgerafft hatte, den Trail zu machen und er so in mein Buch kommt. Das Buch kann man im Onlineshop bestellen.

Es ist zwar komplett in englischer Sprache, aber wer nach Florida fährt spricht englisch.

 

Birding Tour

Birding ist in Florida ein bei älteren Menschen sehr beliebtes Hobby. Sie gehen mit starken Teleskopen, Ferngläsern und langen Zooms auf die Suche nach Vögeln. Ich habe das ja auch gemacht, heute nicht mehr, denn inzwischen habe ich mit einer winzigen Kamera über 100 Arten in Florida fotografiert und bestimmt und finde nichts mehr Neues. Aber gestern hat mich eine Bekannte auf eine geführte Birding Tour mitgenommen.

Also ehrlich, ich habe mich nur amüsiert. Es war so ganz anders, als was ich früher, und meistens alleine, gemacht habe. 25 Leute stürzten dem Führer hinterher, der Vögel in einer so weiten Entfernung zeigte, dass die Teleskope tatsächlich ihre Berechtigung hatten. Wenn ich alleine unterwegs bin sind die Tierchen zum Greifen nahe. Aber 25 Leute, die lauthals redend durch die Natur stiefeln, erschrecken jeden Vogel. Außerdem konnten sie auf den schmalen Wegen nur in einer langen Reihe einzeln hintereinander laufen, so konnten also nur die drei vordersten hören, was der Führer sagte. Im Ganzen konnten sie so nur 4, 5 Arten identifizieren. Und ich finde, das schönste Foto habe ich gemacht, nämlich das von den in die Ferngläser starrenden Menschen.

 

Hanoi, Vietnam

– oder wenn nicht jetzt, wann dann?

Man bekommt ja täglich ziemlich viel Werbung zugeschickt und das meiste wird von mir ungelesen gelöscht. Reiseangebote schaue ich mir allerdings meistens kurz an. Und so kam heute von einem mir bekannten Reisebüro das Angebot für einen Flug nach Vietnam für sage und schreibe 327 Euro. Wohlgemerkt, nicht nur hin, sondern auch wieder zurück. Der reine Flug war tatsächlich nur 80 Euro, der Rest waren Steuern. Und das hat mich nicht mehr losgelassen. Ich war noch nie in Asien und solch ein fernes Land reizt mich doch sehr. Aber da ist ja nur der Flug dabei, sonst nichts. Also habe ich mich mal im Internet eingelesen. Vor allem hat es mich interessiert, was Hotels so kosten. Und die sind erstaunlich billig. Ich habe schon ein paar Stunden Überlegung gebraucht, aber dann habe ich den Flug gebucht. Natürlich erst meinen Mitarbeiter gefragt, ob er einsatzbereit ist. Ist er, er fährt genau ein Tag nach meiner Rückkehr selbst weg, klappt also.

Das ganze sieht nun also so aus: Da der Flug so billig ist, ist es natürlich kein Lufthansa Business Direkt Flug, sondern Air China. Und es gibt nur einen einzigen Termin, vom 12. bis zum 28.5.2020. Aber trotzdem viele Varianten, die teils 33 Stunden dauern mit 2 Stopps, einer hat 20 Stunden Aufenthalt in Peking. Da ich aber so schnell gebucht habe, habe ich einen ganz guten Flug bekommen, auf dem Hinweg nur 14 Stunden in Peking, wo ich mir den Flughafen mal so richtig gut anschauen und die Menschen mit ihren Gesichtsmasken betrachten kann. Auf dem Rückweg geht es schneller weiter und ich komme noch am gleichen Tag nach Hause. Wenn ihr also nun auch wollt, dies ist das Angebot:

elumbus

Ich habe vorläufig geplant, die ganze Zeit in Hanoi zu bleiben und die Stadt so richtig auf mich wirken zu lassen. Ich war mal 14 Tage in Tunis und das war sehr schön. Nachher kannte mich jeder Händler im Souk und ich hatte tolle Erlebnisse. Es hat mich etliche Stunden gekostet, das richtige Hotel zu finden. Es gibt so unglaublich viele. Und sie sind so preiswert. Nun habe ich eine tolle Suite gebucht mitten in der Altstadt für nur 480 Euro, inklusive Frühstück. Für 14 Tage. Die Bewertungen für das Hotel sind super und ganz offensichtlich kann man auch Ausflüge organisieren. Bei diesem niedrigen Preis lasse ich durchaus das Zimmer mal leer und mache eine schöne Tour, aber das wird erst vor Ort entschieden.

Also zunächst hatte ich ja etwas Hemmungen, so etwas ganz fremdes zu buchen. Aber dann habe ich mir einen Ruck gegeben. Ich bin nicht mehr die Jüngste und so viel Zeit habe ich nicht mehr, etwas Besonderes zu unternehmen. Ich freue mich total.

Nachtrag vom 22.2.2020: Erst nachdem ich gebucht hatte erfuhr ich, dass Vietnam alle Einreisen mit Transit aus China verweigert. Ich habe daraufhin das Reisebüro angerufen. Sie zucken nur mit den Schultern, meinen, es ist noch zu früh, um vorauszusagen, was im Mai ist. Also heißt es warten und noch nichts  zusätzliches buchen. Die einzige Ausgabe war bisher für einen Lonely Planet Reiseführer, der hier in USA viel billiger ist. Das Geld für den Flug würde ich zurück bekommen und das Hotel kann ich bis zum 8. Mai kostenfrei stornieren.

West Orange Trail

Nun aber endlich der lange versprochene Bericht über den West Orange Trail. Immer wenn ich in meiner Umgebung von meinem Buch über Bike Trails berichtete fragte man, ob ich den West Orange Trail kenne. Es musste also etwas ganz besonderes sein und reizte mich sehr. Klar war vor allem, dass er in meine neue Ausgabe gehört. Allerdings liegt er auch dicht bei Orlando und damit in einer sehr verkehrsreichen Gegend. Achtspurige Straßen sind dort die Regel. Aber es musste sein. Ich suchte mir eine Unterkunft in Apopka, denn ich rechnete 4 Tage für die Recherche, es ging ja nicht nur um diesen Trail, rund um den Lake Apopka gibt es noch zwei weitere Trails, die sehr vielversprechend aussahen. Zunächst mache ich dann immer eine Internet-Recherche, um so viel wie möglich herauszufinden. Schön ist auch, dass es gerade über diese Gegend sehr gute Unterlagen gibt, so kann sich jeder in den Trail-Stationen eine gute Karte kostenlos besorgen.

Station ist übrigens das zutreffende Wort. Dieser Trail wurde großenteils auf einer alten, eingestellten Bahnlinie gebaut, und die Bahnhöfe, also Stationen, sind heute wunderschöne Trailheads. Ich fuhr zunächst zur Winter Garden Station, die schön in der Mitte liegt. Ich traf dann später Gisela, von der ich bereits berichtet habe, und sie sagte mir, dass sie die Trails in meiner Umgebung so langweilig findet. Ich war natürlich etwas gekränkt, liebe ich doch unsere Radwege so sehr, dass sie mich sogar zu meinem Buch veranlasst haben.

Doch nachdem ich den West Orange Trail kennengelernt habe, muss ich Gisela Recht geben. Er ist wunderschön. Hier geht es nicht nur durch Natur, sondern auch durch sehr schöne urbane Regionen. Winter Garden, wo ich begann, das aber in der Mitte des Weges liegt, ist wirklich ein Traum. Es ist eine kleine, sehr charmante Stadt, in seinem historischen Ortskern ganz ohne die üblichen Fastfood-Ketten, hier gibt es europäisch anmutende kleine Restaurants und Cafés, und der Trail geht mitten hindurch. Und er ist belebt. Es ist zwar gerade Wochenende, aber dieser Radweg wird sehr gut angenommen und bringt damit auch Kunden in das lokale Business, etwas, das anderen Orten sehr fehlt. Ein Radweg in Florida ist immer eine Bereicherung für den Ort, es hebt auch den Wert der Grundstücke, die daran grenzen. So haben Gisela und John ihr schönes Wohnhaus gerade deshalb gewählt, da es an den Trail grenzt. Dass es außerdem direkt am schönen Lake Apopka liegt war natürlich auch ein Argument.

Von Winter Garden ging es dann zunächst ans westliche Ende, wobei man durch Oakland kommt. Das hat zwar nicht ein so hübsches Ortszentrum, es ist eher eine Schlafstadt für Menschen, die in Orlando arbeiten, aber dafür wunderschön. Herrliche alte Südstaatenhäuser unter moosbehangenen Eichen begrenzen den Weg und auch die neuen Siedlungen sind in einem passenden Stil gebaut. Ja, hier kann man es aushalten. Das Ende liegt dann in Killarney Station, von hier aus geht ein Trail weiter westlich zum Lake Minneola, aber der wird von mir später gefahren, heute muss ich zurück nach Winter Garden.

Am zweiten Tag habe ich mir dann die Strecke nordöstlich von Winter Garden angeschaut bis zum Ende des Trails in Apopka. Was für ein Unterschied. Apopka ist absolut hässlich, eigentlich genau so, wie man sich amerikanische Orte vorstellt, mit einer verkehrsreichen vierspurigen Straße durchs Zentrum und Fastfood an Fastfood. Trotzdem halte ich für einen Kaffee bei Dunkin Donuts und will am Drive-in Fenster bestellen, aber die Dame ignoriert mich vollkommen auf meinem Fahrrad. Erst als ein Pickup herankommt winke ich ihn vors Fensterchen und erst dann werde ich gefragt, was ich möchte.

Nein, Apopka ist nicht meine Welt. Es wird im Gegensatz zu Winter Garden sehr stark von AfroAmerikanern bewohnt und manch einer warnte sogar, es wäre nicht ganz sicher dort. Ich hatte keine Probleme, aber eins ist klar, diese Straße im Zentrum kreuzt man besser nicht mit dem Fahrrad, deshalb wurde hier auch ein aufwändiger Übergang gebaut, den ich dringend empfehle auch zu benutzen. Die Autos halten nicht. Jenseits geht es dann zur Apopka Station, auch dies wieder ein ehemaliger Bahnhof, und von dort noch einige Kilometer weiter nach Norden, die ich auch brav bis zum Ende fahre. Ich muss ja alles über den Trail erfahren. Aber jedem der hierher kommt kann ich nur raten, Apopka Station zum Umdrehen zu benutzen. Weiter geht es entlang einer sehr breiten verkehrsreichen Straße und von Schönheit ist hier nichts mehr zu sehen.

Zuvor hatte ich mir eine Unterkunft ausgerechnet in Apopka gesucht, ich kannte es ja nicht, wählte den Ort nur, weil er ideal an der Strecke lag und auch preiswert war. Doch war dies völlig okay. Orte in Florida sind ja meist sehr groß und weitläufig und so gibt es auch ruhige Gegenden. Meine Unterkunft lag in einem Privathaus in einer gepflegten Vorstadt und ich war recht zufrieden.

Das Buch kann im Onlineshop bestellt werden, es ist in Englisch.

Lake Woodruff National Wildlife Preserve

Diesen Park kenne ich gut und ich muss jedes Jahr wieder hin. Vor allem wegen seinem „Gator in Residence“. Diesmal war ich aber mit einer kleinen Gruppe geführt vom Master Naturalist Roger Fulton dort und unser Augenschein galt anderem, Kleinigkeiten, die man sonst oft übersieht. Vor allem fiel mir dieser Baum auf, dessen Stamm mit Stacheln übersät ist, der Zanthoxylum clava-herculis wächst nicht bei uns und deshalb gibt es auch keinen deutschen Namen dafür, noch nicht mal einen deutschen Wikipedia Eintrag. Sein Same wird durch Vögel übertragen, die seine Frucht fressen und die Körnchen ausscheiden, deshalb stehen sie oft völlig allein in einem Wald. Oder wie es hier heißt, in einem Hammock. Hammock ist das indianische Wort für schattiges Gebiet, also sehr zutreffend für einen Wald. Schön anzusehen sind auch die Sumpfzypressen, die hier zwar endemisch, allerdings nicht selten sind, gibt es doch reichlich Sumpfgebiete in Florida. Die Echte Sumpfzypresse erreicht Wuchshöhen von bis 35 Meter und einen Stammumfang von gut 5 m. Sie kann über tausend Jahre alt werden. Die Art wächst auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets und wird sogar in europäischen Parks angepflanzt.

Dann sahen wir in einer Astgabelung ein Nest. Mit bloßem Auge konnte ich nicht erkennen, ob es bewohnt war, machte aber trotzdem mal ein Foto mit meiner zwar winzigen Kamera, die aber dennoch ein gutes Zoom hat. Und tatsächlich, zu Hause am PC konnte ich dann ganz klar den Rotschulterbussard erkennen, der seine Brut im Nest hütete.

Ab in den Dschungel

Heute stand Hiking auf dem Programm von Explore Volusia. Eine Extremtour von 2 km in 90 Minuten, da muss man sich natürlich entsprechend ausrüsten. Ich habe die Tour schon mehrmals gemacht und wollte eigentlich schwänzen, aber da hatte ich schon vor acht gut gefrühstückt, gespült und mein Zimmer gemacht, also warum nicht. 24 Leute gingen auf die Pirsch, natürlich vollständig ausgerüstet. Wenn schon, denn schon. Ich natürlich auch. Es folgen ein paar Fotos. Zu beachten die Dame voll ausgerüstet mit Moskitonetz um den Kopf und der schwere Silberarm. Und natürlich die Autorin in Tarnfarben. Damit mich die Wildschweine nicht sehen.

Back Home

Nun bin ich zurück in den eigenen vier Wänden nach einer dreitägigen Reise und bin total kaputt. Old Age or what. Klar, ich bin viel Fahrrad gefahren, aber habe auch recherchiert. Und bin einfach fertig. Es ist halt einfach nicht mehr so, als wäre man 20. Aber es war so schön. Der Trip hat sich wirklich gelohnt.

Alligator zum Frühstück

Geht der Wildlife Drive von gestern noch zu toppen?

Ja, geht. Obwohl heute etwas ganz anderes auf meinem Programm stand wusste ich nach dem Aufstehen doch, dass ich den Loop durch dieses Gebiet fahren will, also den Radweg und nicht wie gestern den Autodrive. Und so war ich schon richtig früh auf der Piste und das war einfach ein Traum. Das erste Tier, das mich am Eingang begrüßt hat, war ein Flussotter. Und so ging es weiter. Überall Vögel, es quakte, piepste und pfiff um mich herum. Der Fischadler saß hoch oben auf einem Baum und schaute nach einem Frühstückshappen aus, der Anhinga breitete seine Flügel zum Trocknen aus, Enten überall. Und natürlich Alligatoren en masse. Die größten und fettesten und längsten Exemplare, die ich je gesehen habe. Und vor allem zum Anfassen nah. Eigentlich habe ich keine Angst, aber so ein bisschen Respekt hat man doch. Der Riesenkerl liegt direkt neben dem Weg. Wenn er es sich jetzt in den Kopf setzt, mich anzuspringen, dann hat er mich. Schwimmsachen könnt ihr euch also sparen, denn ihr würdet sie zum letzten Mal nutzen.

Es ist Sonntag, ein bildschöner Tag und so ist der Trail gut besucht von Radfahrern und Wanderern. Ich rate aber jedem, der diesen Trail zum erstenmal macht, plant die doppelte Zeit ein. Man muss einfach ständig stehen bleiben und schauen. Ich habe so gut an die 20 Alligatoren gesehen. Da brauche ich keine Everglades.