Archiv für den Monat: März 2019

So schön wohnt man in Florida

Mittags habe ich noch bei einem Telefongespräch mit Freunden ziemlich gehustet und nahm auch noch eine fiebersenkende Pille. Aber ich wollte ja unbedingt zu Maggies’s Party gehen, das wollte ich keinesfalls canceln. Und die Krankheit hat sich tatsächlich im Zaum gehalten, ich habe die Zeit fast ohne Husten überstanden. Und es war ja so schön. Leider waren wir nur ein sehr kleiner Kreis, da viele auf so kurze Notiz keine Zeit hatten, aber ich habe ja immer Zeit. Und wie sagte Maggie beim Abschied, so konnten wir doch viel besser miteinander reden. Und das taten wir. Weder einmal hoffe ich, hier eine Freundin gefunden zu haben.

Ich hatte ja schon angedeutet, wie schön ihr Haus ist. Und habe auch schon mehrmals gesagt, wie ich die Amis um ihren Lebensstil beneide. Man hat hier mehr Möglichkeiten, mehr Platz und wohnt viel schöner. Maggie und ihr Mann sind ganz normale Leute, keine Superreichen, also kann man das ganz gut mit den Menschen vergleichen, die in meinem Lebensumfeld wohnen. Das Haus ist ein altes Holzhaus, man nennt es hier Bungalow, obwohl es nach unseren Maßstäben keines ist. Aber sie haben nach dem Kauf sehr viel umgemodelt. Das Zentrum ist die große Küche, ein Traum für mich mit meiner schmalen langen, engen Küche. Die hohe Holzdecke wurde später eingebaut. Aber das Leben spielt sich draußen ab. Dort ist eine weitere vollausgestattete Küche auf der Terrasse, natürlich mit großem Webergrill und da hat Maggie leckeres Fingerfood aufgebaut. Und dann der Garten. So groß ist er nicht, aber ein richtiger Dschungel. Das Staghorn wächst an den Bäumen entlang, sieht super aus und für das nächste Jahr wurde mir ein Ableger versprochen.

Natürlich ging es wieder viel um das Biken und so langsam entwickelt sich ein Plan in mir. Ich werde doch schon für den kommenden Winter das Bikebook drucken. Und zwar in deutsch und englisch gleichzeitig.

Und vielleicht brauche ich nicht so lange zu warten bis ich Maggie und ihren Mann wiedersehe, denn sie wollen im Sommer in Deutschland eine Radtour machen. Sind nicht die einzigen. Auch Gail, eine Bekannte aus der Explore Volusia Gruppe wird nach Deutschland kommen. Ich freu mich.

Nur die Katze besucht mich

Zur Zeit gibt es wenig zu berichten, denn ich bin krank. Schon auf dem Bikeevent fiel mir auf, dass ich ziemlich müde war, obwohl die Radtour doch ziemlich kurz war und ich mich nicht sehr angestrengt habe. Es ging dann ganz langsam weiter, jeden Tag ein wenig mehr, bis sich schließlich eine Halsentzündung mit Fieber einstellte. Ich musste alle meine schönen Events absagen, Kayaktouren, eine Wanderung und eine Nachtfahrt in einem Naturpark. Heute morgen jedoch war wieder Kayak angesagt und ich hatte schon gestern das Kayak aufs Dach geschnallt, bin auch hingefahren, aber hab es dann doch gelassen. Ich bin einfach immer noch nicht gesund, wenn ich mich auch nur ein wenig anstrenge kommt ein Fieberschub. Ich weiß aus Erfahrung, hier helfen nur Antibiotika. Aber ich habe einfach Angst zum Arzt zu gehen. Die Preise sind einfach zu hoch. Ich bin zwar versichert, aber ich habe doch Angst, dass es Schwierigkeiten gibt, wenn ich öfter krank bin. Also helfe ich mir mit Ibuprofen gegen Schmerzen und Fieber und Lutschbonbons gegen die Halsschmerzen. Ab und zu kommt der Kater Prince und legt sich auf meinen Bauch. Das tut gut.

An diesem Wochenende wollte ich meine Freundin Carla besuchen, ich hatte mich sehr darauf gefreut. Aber auch das musste ich absagen, vor allem auch, weil sie große Angst vor Keimen hat und bei Flügen sogar eine Schutzmaske trägt. Das hat mich überrascht, so kannte ich sie nicht, aber es ist besser, sie sagt offen, wie sie darüber denkt. Also gibt es auch keine weitere Bikestrecke mehr zu erkunden.

Doch von Maggie, der Organisatorin der Biketour, habe ich wieder gehört. Vor allem hat sie mich damit überrascht, dass ich bei der Tombola, die erst stattfand, als ich schon gegangen war, etwas gewonnen habe. Und zwar einen Gutschein für eine Gesichtsbehandlung bei einer Kosmetikerin. Das ist genau das Richtige für mich, darauf freue ich mich sehr. Es war ganz ulkig. Sie hatte mehrere Geschäftsleute, die Preise gespendet hatten, und natürlich waren die meisten irgendwie Fahrradbezogen. Auf einem Tisch standen die Preise sortiert nach Sponsor und bei jedem Sponsor ein Korb. Für das Raffle, wie es hier heißt, bekam ich als Volunteer 4 Tickets, und die konnte ich in einen oder mehrere Körbe werfen, wo mir die Preise gefielen. Ich brauche weder Helm noch Luftpumpe und warf also mein Ticket in den Korb der Kosmetikerin und bei einem Bikeevent war der natürlich am leersten und so kam ich in den Genuss eines Preises. Ich freue mich sehr darüber, gewinne ich doch sonst nie etwas.

Maggie lädt morgen Abend ein zu einer Party, alle Helfer und Freunde, die dabei waren. Ich freue mich total und werde auf jeden Fall hingehen. Maggie wohnt ja in Deland in einem sehr schönen großen Haus, wo man schon ein paar Leute unterbringt. Ich werde mich aber dennoch warm anziehen, denn vermutlich feiern wir draußen. Sie hat eine wunderschöne, überdachte Terrasse mit einer Außenküche, einfach ein Traum. Aber nicht alles blitzblank und designerhaft, sondern wohnlich, richtig gemütlich. Mal sehen ob ich ein paar Fotos machen kann.

Für mich ist diese Einladung unglaublich wichtig. Ich bin eigentlich sehr gesellig und habe früher oft Partys gefeiert, oft mit mehr als 20 Personen in einer kleinen Wohnung mit Musik und Bauchtanz als Höhepunkt. Aber oft habe ich gemerkt, dass ich nie zurück eingeladen wurde. Irgendwie schlief das dann ein und mir bleiben heute weder Freunde noch Partys. Hier in Amerika habe ich ja sehr versucht, Freunde zu finden. Aber leicht ist das nicht. Früher als ich noch zum Fliegen herkam, war das einfacher, denn Fliegen verbindet. Später dann war ich jedes Jahr nur 3, 4 Wochen da und es war unmöglich, Freundschaften zu schließen, dafür braucht man einfach Zeit. Seit ich in Rente bin hatte ich dann Bob als Unterhalter, aber in diesem Jahr aus zwei Gründen nicht. Erstens habe ich dieses Jahr überhaupt keine Lust, abends ins First Turn zu gehen, seine Stammkneipe, und dann hat er ganz neu eine Freundin. Obwohl ich keinerlei Gefahr für sie wäre sind amerikanische Frauen doch sehr eifersüchtig und er hat sich noch nicht mal getraut, mich zur Bikeweek mal auf dem Motorrad mitzunehmen, wie versprochen. Bin gespannt, ob er mich wenigstens zum Flughafen bringen darf. Es macht mir aber nicht viel aus, denn außer dem First Turn hatten wir wenig Gemeinsamkeiten und ich tendiere doch mehr dazu, während des Tages etwas Schönes zu machen.

Da habe ich ja meine Explore Volusia Gruppe und die SIMs. Wir unternehmen öfter etwas, aber außerhalb der Gruppe gab es nie Treffen oder Einladungen. Schade. Umso wichtiger ist es mir, dass ich morgen zu Maggies Party gehe.

St. Johns River-to-Sea Loop

Heute endlich war es soweit, die große Radtour. Während ich selbst ja nicht unbedingt kapiere, warum man sich unbedingt einer geführten Radtour gegen Registrierungsgebühr anschließen sollte ist das hier doch recht häufig. Auch 10 km Läufe sind häufig gegen eine Gebühr, die meist für einen guten Zweck bestimmt ist. In diesem Fall ging es um eine Radtour, um die Initiative St. Johns River-to-Sea Loop zu unterstützen. Das ist ein großes Projekt, das einen 260-Meilen Rundweg beinhaltet, der aber noch im Aufbau ist und 2025 fertig sein soll. Ob ich da noch auf dem Fahrrad sitze?

Ich hatte mich als Volunteer bereit erklärt. Maggie ist die Präsidentin des Clubs, der diese staatliche Initiative unterstützt. Der Spring-to-Spring Trail ist ein Teil der Strecke, der weitgehend fertig gestellt und landschaftlich sehr schön ist. Ich muss Maggie sehr loben, sie hat wirklich sehr viel Arbeit in die Organisation gesteckt, wenn auch von vielen Freunden unterstützt. Es gab 3 Streckenlängen, 25 und 55 Meilen … und … 8 Meilen. Ich hatte die Ehre, eine der Touren zu führen, und nun ratet mal welche? Natürlich die 8 Meilen.

Ich lag ja sowas von daneben

Wir hatten genaue Guidelines, die beschrieben, was die Aufgaben des Führers sind. Zum Beispiel darauf zu achten, dass wir Entgegenkommende freundlich grüßen. Dass wir nicht mitten auf dem Pfad anhalten. Natürlich einen Helm auf dem Kopf haben (den ich zunächst vergessen hatte und für den ich noch ein Stück zum Auto zurückfahren musste). Und natürlich eine Teilnehmerliste, die auch den Sweep enthält. Was ist ein Sweep, fragt ihr euch jetzt sicherlich genauso wie ich. Das ist ganz einfach der Schlussmann, der darauf achtet, dass keiner zurückbleibt. Und in der Liste stand sein Name, Jason Aufdenberg. Mich traf, ganz ehrlich, der Schlag, als ich ihn sah. Anfang 50, fettiger Pferdeschwanz, gammelig angezogen. Aber der Höhepunkt war sein Rad. Ein winziges zusammenfaltbares Rad.

Na gut, während der Tour hatte ich ja keine Berührungspunkte mit ihm, er ganz hinten, ich ganz vorn. Unsere Strecke war hügelig, man glaubt es kaum in Florida, und die drei Kinder, die dabei waren, hatten einfache Kinderräder ohne Gangschaltung. Deshalb hielt ich mehrmals an, damit wir alle zusammen waren, aber die Strecke war ja nur kurz. Als wir im Bluespringspark ankamen war von den  anderen natürlich noch keine Spur. Am Morgen waren zunächst die 55 Meiler aufgebrochen, nach 15 Minuten die 25er, und die aufgeteilt in 2 Gruppen, denn es war die höchste Teilnehmerzahl. Alles in allem gab es etwas 50 zahlende Radler. Wir waren dann die letzten, die ja immer die ersten sein werden. Im Park wollten wir zunächst die Manatees sehen, aber es ist jetzt im März doch schon recht warm, der Park hat ab 15. März wieder für die Schwimmer aufgemacht und die Manatees waren abgerauscht. Dabei hatte ich doch für die Kinder so viele schöne Fragen vorbereitet, die ich neulich mit Ashley zusammen erarbeitet hatte. Auch hier wieder zeigte es sich, dass Kinder ganz begierig darauf sind, solche Fragen zu beantworten, und es gab natürlich für annähernd richtige Fragen kleine Geschenke. Wie schwer wird so ein Manatee? Eine Sechsjährige: 30 Pound. War am nächsten dran an den richtigen 1200 Pound und sie suchte sich stolz ein Geschenk aus.

In einem Pavillon hatten Maggie und ihre Helferlein ein kleines Buffet mit Hotdogs und Salaten aufgebaut und eine Outdoor Ausrüstungsfirma verteilte Werbegeschenke. Und ich kam mit meinem Sweep Jason ins Gespräch. Und war ja sowas von Baff. Als erstes erfuhr ich, dass er hier in USA, wo ohne Autos nichts geht, ein autoloses Leben führt. Das kleine Rad hat er deshalb, weil er es überall hin mitnehmen kann und er benutzt öffentliche Verkehrsmittel, obwohl es die ja wenig gibt. Und was ist sein Beruf? Nein, kein Gammler oder Looser, er ist Professor für Astrophysik an der berühmten Embry Riddle University.

Da hatte ich nichts mehr zu sagen. So schnell werde ich mir keine Meinung mehr über Menschen bilden.

http://faculty.erau.edu/Jason.Aufdenberg#link-info

Rechts ist der Prof

Es geht los …

Das dumpfe Grollen ist überall, Harleys dominieren die Stadt, die Bikeweek 2019 hat angefangen. Man muss es mögen, und ich tue es, denn das Leben ist doch sehr verändert. Überall Staus, was wir sonst nicht kennen, überall haben die Bikes die Vorfahrt, überall röhrt es. Hundertausende sind in der Stadt und in ihrem Umkreis und man sieht sie.

Gestern Morgen hatte ich ein Meeting in Deland. In einem Privathaus und das war wieder eine schöne Gelegenheit für mich, zu sehen, wie die Menschen hier wohnen. Und wieder einmal beneide ich sie um ihren Lebensstil. Hier wohnt man schöner, lebt intensiver. Wenn ich meine einfache Wohnung mit dem Leben hier vergleiche, oder auch das Haus, in dem mein Sohn wohnt. Hier hat man mehr Platz, die Häuser sind raffinierter geschnitten, es gibt zu jedem Schlafzimmer ein Bad und die sind oft richtige Badepaläste. Ach, wär ich nur in Florida geboren ….

Aber egal, ich mache ja das Beste daraus und bin – fast – mit meinem einfachen Trailer zufrieden. Irgendwie möchte ich ja schon mein Leben nochmal von vorn anfangen.

Auf dem Rückweg nach Port Orange dann war Deland’s Hauptstraße gesperrt, für die Biker natürlich. Ich hätte ja am liebsten geparkt und mir alles angeschaut, aber das ging nicht. Als ich am Morgen zu dem Meeting losfuhr wollte ich unterwegs tanken, griff nach meinen Geldbeutel mit Kreditkarte, Führerschein und alles was wichtig ist, aber er war nicht da. Zu Hause gelassen. Wenn ich zurück fahre verpasse ich mein Meeting, vor mir liegen 27 Meilen hin und 27 zurück, die Tankanzeige sagt, ich habe noch Sprit für 90 Meilen. Also los. Aber eben ohne Führerschein und mit den vielen Bikes ist die Polizei schon präsent. Also ging es auf dem schnellsten Weg Richtung Heimat. Dazu fährt man den Highway 44 von Deland nach New Smyrna Beach und ich habe noch nie so viele Bikes darauf gesehen. In ganzen Gruppen kamen sie, hunderte, tausende.

Zuhause dann war nicht nur mein Geldbeutel, sondern auch eine Nachricht von Carla. Ich hatte sie im letzten Jahr kennengelernt und wir waren sofort ein Herz und eine Seele. Aber sie ging zurück zu ihrem Mann, der weiter südlich wohnt und ich hatte den Eindruck, sie will vom Leben hier nichts mehr wissen. Hatte ihr nur kurz eine SMS geschickt wegen der Bikeweek. Und nun schrieb sie, sie sei extra gekommen und warte auf mich in der Main Street. Aber schon ein paar Stunden. Also schnell ins Biker Outfit gewechselt und hingefahren. Die Main Street ist in Daytona Stadt das Zentrum für die Biker, sie patrollieren auf und ab, die Läden führen Bikerzubehör und man muss sich einfach sehen lassen. Und da war Carla mit ihrem David, den ich noch nicht kennen gelernt hatte. Ein netter ruhiger Mann. Sofort zog mich Carla hoch zum Tanzen und es war einfach wieder schön. Mein letztes Wochenende hier werde ich die beiden besuchen fahren.

Eine Liebesgeschichte

Vor ein paar Tagen habe ich Susan, eine nette Amerikanerin, kennengelernt. Wir waren zusammen auf der Mardi Gras Parade, einem Karnelvalsumzug in New Smyrna Beach. Der hat mich ziemlich enttäuscht. Klar kann man nichts mit dem deutschen Karneval vergleichen, und auch in New Orleans, wo Mardi Gras herkommt, ist die Parade schon etwas anders. Okay, New Smyrna Beach ist nur ein ziemlich kleiner Ort. Doch sind selbst die Xmas-Paraden größer und vielfältiger. Was aber interessant war, man hat nicht wie bei uns mit Bonbons geworfen, sondern mit Perlenketten. Das hatte ich auch schon mal auf dem Silvesterfest in der Main Street in Daytona Beach erlebt.

Mardi Gras

Warum Perlen? Winzige Marken, die Wohlstand, Gesundheit und langes Leben repräsentieren, sind seit Jahrhunderten Teil der Menschheitsgeschichte. In Ägypten wurden Jetons in der Hoffnung verteilt, dass sie ein glückliches Leben nach dem Tod garantieren würden. Menschen, argumentiert der Archäologe Laurie Wilkie, zeigen eine Vorliebe für glänzende Objekte. Die klassischen Karnevalsfarben in New Orleans sind Violett, Gold und Grün. Dabei steht Grün für Glauben und Vertrauen, Gold für Kraft und Violett für Gerechtigkeit. Es ist ein möglicher Grund, warum Mardi Gras so viele Menschen  anzieht, die mit den Armen in der Luft begierig sind, ein billiges Plastikgeschenk zu erhalten. Und dort in dieser großen Stadt sollen auch besonders junge Frauen bereit sein, ihren blanken Busen zu zeigen, um eine Perlenkette zugeworfen zu bekommen. Das war in New Smyrna Beach nicht nötig.

Wir haben uns dann für den nächsten Tag in Port Orange verabredet, da meine Lieblingsbar dort am Mittwoch den Start der Bike Week feiern wollte, mit der Band Crashrockett, eine der beliebtesten lokalen Rockbands.

Eine Enttäuschung

Ich hatte mich so richtig auf einen Abend mit ausgelassenem Tanzen gefreut, denn Susan zeigte, dass sie sehr gern tanzt. Umso größer war die Enttäuschung, als sich heraus stellte, dass First Turn die Veranstaltung gecancelt hatte. Es war einfach zu kalt und man fürchtete, nicht genug Bier zu verkaufen, um die Band bezahlen zu können. Ich war total enttäuscht. Susan traf ein, auch noch Barbara, eine weitere Dame vom Fat Tuesday. Um es etwas auszugleichen lud ich die beiden zu mir nach Hause ein, denn ich wohne ja in der Nachbarschaft. Und das wurde ein richtig schöner Abend.

Susan erzählte mir, wie sie an ihren Ehemann kam. Und ich fand das so eine tolle Story, die wäre es wert, ein Buch darüber zu schreiben. Natürlich hat sie nur die Eckpunkte erzählt und die kann ich auch nur weitergeben, aber es genügt, um vor Rührung Tränen in die Augen zu bekommen.

Susan ist in den USA geboren, aber ihre Eltern stammen aus Serbien. Häufig fuhr die Familie dorthin in den Urlaub, sie stammten aus einem ziemlich kleinen Ort. Als Susan 13 Jahre alt war traf sie dort den jungen Dragan, 20 Jahre alt, der schönste Mann im Dorf. Sie verliebte sich sofort Hals über Kopf in ihn. Doch der Gute wollte nichts von ihr wissen, schickte sie heim zur Oma, sie solle ihre Milch trinken und früh ins Bett gehen. Susan war zwar beleidigt und musste nach Ende der Ferien zurück in die USA, vergaß ihren Dragan jedoch nie. Doch das Leben nimmt so seinen Lauf und mit 17 Jahren heiratete sie. Bekam einen Jungen. Doch kein Wunder bei so einer Frühehe, es ging schnell schief und mit 20 Jahren war Susan allein mit ihrem Sohn.

Auf der Suche nach Dragan

Sie hatte Dragan nie vergessen, hatte ihm auch geschrieben, aber er hatte es nie für Wert gehalten, ihr zu antworten. Daher hatte sie keine Ahnung wie sein Leben inzwischen aussah, ob er vielleicht verheiratet war. Trotzdem fasste sie einen Entschluss und fuhr nach Serbien. Mit dem festen Willen Dragan zu finden und zu heiraten. Susan kam im April an, von Dragan keine Spur. Es ist ein kleines Dorf, jeder kennt jeden, und so erfuhr sie schnell, dass er eine Arbeit hat und von seiner Firma nach Japan geschickt worden war. Susan ist redselig, und so erfuhr der ganze Ort von der Absicht der Amerikanerin, auf Dragan zu warten, ihn zu heiraten und mit nach Amerika zu nehmen.

Doch Dragan war nicht da. Eine Tages im Juni ging Susan zusammen mit Kusinen und Freunden in eine Kellerbar,  ihr Dorf hat nur zwei Läden, aber fünf Bars, und auf der Treppe kam ihr Dragan entgegen. Es war, als träfe sie ein elektrischer Schlag. Aber auch er war in einer Gruppe, es gab nur ein großes Hallo und jeder ging seiner Richtung. Susan ging nach Hause, voller Wünsche und Erwartungen, aber hielt es dort nicht aus. Und tatsächlich, auf der Dorfstraße traf sie Dragan. Der natürlich auch längst von dem Dorfklatsch gehört haben musste.

Sie machten einen Spaziergang und Dragan erzählte von seiner Arbeit in Japan, aber auch, wie sehr er seine Heimat vermisst habe und so froh war, wieder zu Hause zu sein. Er hatte nie geheiratet, weil er zwar einer der bestausehendsten Männer im Dorf war, aber so arm, dass ihn niemand heiraten wollte. Er lebte in sehr bescheidenen Verhältnissen, zusammen mit seiner Mutter in nur einem Zimmer, aber er hatte die Mutter sehr vermisst. Susan, die im Inneren ja ganz genau wusste, was sie wollte, fragte nur, also würdest du nicht mehr aus Serbien fortgehen? Er ahnte wohl, was hinter der Frage steckte und meinte nur, mal sehen, das weiß ich noch nicht.

Sie verabredeten sich ein weiteres Mal und ein drittes Mal und bis dahin gab es noch nicht mal so viel wie einen Kuss. Und da konnte Susan nicht anders, sie fragte ihn rundheraus: willst du mich heiraten?

Und er sagte ja.

Dragan wollte sie küssen, doch Susan wehrte ab. Ihr zweijähriger Sohn war beim Onkel und sie sagte, bevor er sie küssen darf müssen sie erst zum Onkel gehen und die Verlobung öffentlich bekanntmachen. Man muss mal eines bedenken: Es war in den 1980ern! Aber gesagt getan, Dragan war einverstanden und der Onkel öffnete den Selbstgebrannten. Und heute sind sie seit 30 Jahren glücklich verheiratet und haben zum Erstgeborenen noch zwei weitere Söhne. Ich kenne nur einen, aber das ist ein toller junger Mann.

Maul zu – für einen guten Zweck

Vor ein paar Wochen hatte ich das Foto dieses jungen Alligators in facebook gepostet, ich gebe zu etwas provokativ mit der Frage, ob das nicht ein Haustier für die Taunussteiner wäre. Ein Sturm der Entrüstung löste das aus. Tierschutz und so. Nun möchte ich euch etwas über den Hintergrund erzählen. Die Lyonia Preserve ist ein staatliches Naturschutzcenter, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Natur zu schützen und die Bevölkerung aufzuklären. Sie machen vor allem auch viele Veranstaltungen für Schulen.

https://www.volusia.org/services/community-services/parks-recreation-and-culture/land-management/conservation-lands-map/lyonia-preserve.stml

Das Alligatorfoto ist auf dem jährlichen Festival entstanden. Laura Albert arbeitet dort als Outreach Coordinator, das heißt sie leitet viele dieser lehrreichen Veranstaltungen. Sie hat nicht nur immer Schlangen um ihren Hals hängen, sondern ist auch für den Alligator verantwortlich. Natürlich nimmt man den Tierschutz sehr ernst und hat genau das Für und Wider abgewägt. Aber eine Veranstaltung, an der ein lebender Alligator teilnimmt und ein paar Schlangen, ist einfach besser besucht, als wenn nur trockene Theorie verbreitet wird. In der Preserve leben nur einige Alligatoren, die krank sind und sich in der Natur nicht durchschlagen könnten. So ist der auf dem Foto blind. Das Klebeband muss trotzdem sein, aus Sicherheitsgründen, aber es ist ein leichtes Band, das dem Tier nicht weh tut. Laura sagt, ein Alligator, der das nicht will, der lässt sich das Maul nicht zukleben. Es ist eigentlich mit einem Maulkorb für Hunde vergleichbar. Auch Hunde mögen das nicht besonders, es muss aber manchmal sein. Wenn sie ins Gehege gehen, um ein Tier auszuwählen, dann gibt es welche, die weglaufen, und andere, die auf die Menschen zukommen. Für den öffentlichen Vortrag werden natürlich nur letztere ausgesucht, denen das nichts ausmacht. Ich kenne Laura gut und weiß, wie gut und tiergerecht sie die ihr anvertrauten Kreaturen behandelt, ihr braucht euch also keine Sorgen zu machen.

Florida oder Marokko?

Die Saison für Wohnmobilreisende, also für die Mehrzahl meiner Reiseführer-Kunden, ist Winter bis Frühling. Dann sind sie unterwegs im Land und genießen das schöne Wetter in ihren Wohnburgen. Ich habe kein solches Gefährt, nur meinen kleinen Geländewagen und schlafe in Hotels. Und so schön die auch sind, nach 2 – 3 Monaten bin ich es einfach leid, immer aus dem Koffer zu leben. So habe ich hier in USA mein schönes Plätzchen gefunden und liebe es sehr. Für fest zu Wohnen ist es für mich hier sehr viel schöner und abwechslungsreicher als Marokko.

Doch einige Leute, die von meinen Aktivitäten im Blog oder in Facebook lesen, wundern sich. Viele meckern vielleicht nur vor sich hin, andere schreiben mir auch. Was ich denn in USA mache, warum ich nicht in Marokko bin. Also, ich muss ja nun wirklich nicht 12 Monate im Jahr in Marokko sein, um einen aktuellen Reiseführer zu schreiben. Und ich muss auch nicht gleichzeitig mit den Schreibern der Emails im Land sein. Keine Sorgen, ihr Lieben da draußen, Marokko ist für mich nicht vergessen, ich war zuletzt im September dort und ich werde auch 2019 wieder dort sein. Nur eben jetzt nicht.

Und Marokko ist ja auch in Florida in meinen Gedanken. Ich arbeite täglich, ich bin ja nicht auf Urlaub, sondern habe nur meinen Wohnsitz verlegt. Ich bin Frühaufsteher und nach dem Frühstück wird gearbeitet. Über Nacht kommen Anfragen, ich bin ständig mit meinem super guten Mitarbeiter in Kontakt und habe über alles den Überblick. Schreibe an meinen Büchern, beantworte Anfragen. Danach kann ich Kayak fahren.

Reisen nach Marokko

Aber meine Lieblingsarbeit ist es, Reisen zu organisieren. Und am liebsten ungewöhnliche. Schon im Herbst hat es mir großen Spaß gemacht, eine Reise für eine Mutter mit ihrem Sohn zusammen zu stellen, der auf den Rollstuhl angewiesen ist, meine Pilotenreisen sind ja fast schon Routine geworden, aber jetzt kam doch wieder etwas neues. Zwei junge Männer wollten etwas besonderes erleben, wollten auf eine Kurzreise nach Marokko ohne ihre Freundinnen und es sollte etwas sein, wofür die Mädels zu ängstlich sind, sie wollten sich einfach etwas beweisen und Spaß haben. Na gut, das kann man in Marokko. Sie dachten zum Beispiel an eine Quadfahrt, von mehr wagten sie nicht zu träumen. Der Haken an der Geschichte, sie haben nur wenig Zeit, allzu lange dürfen sie nicht frei laufen, haha. Also 3 Tage Abenteuer. Schnell haben wir Handynummern ausgetauscht und uns via Whatsapp verbunden, wie schön, wie heute alles so einfach ist. Und ganz schnell kristallisierte sich das geeignete Abenteuer heraus.

Sie werden einen Mietwagen nehmen, einen Geländewagen. Natürlich kann man Marokko ganz alleine bereisen, aber ganz sicher nicht zum Erg Chegaga ohne jede Wüstenerfahrung und in kurzer Zeit. Also bekommen sie einen Fahrer mit, der daneben sitzt und Tipps gibt. Zuerst natürlich mal, wo die Polizeikontrollen stehen. Und dann in der Wüste. Wie fährt man im Sand? Wo ist die verdammte Piste. Und wie kriegt man den Wagen wieder heraus, wenn er eingesandet ist. Sie werden am ersten Tag über Telouet und Ait Benhaddou nach Zagora fahren. Zwar alles Asphalt, aber dennoch so ganz anders als die deutschen Autobahnen. Am nächsten Morgen dann ab in die Wüste. Hier haben wir den ganzen Tag für Sandspiele angesetzt. Und auch am Morgen danach ist noch genug Abenteuer zu erwarten, wenn es durch das FechFech gleich hinter dem Camp geht, wo ich selbst schon stecken geblieben bin. Wenn sie dann in Foum Zguid ankommen heißt es natürlich direkt zurück nach Marrakech, denn 3 Tage sind halt nicht länger.

Ich fand das ganze Projekt so schön und nachahmenswert, dass ich es gleich als Tour in meiner Webseite aufgenommen habe.

http://marrakechtours.de/chegaga-for-boys.html