Archiv für den Monat: Januar 2023

Workshop und Manatees

Das war mal wieder ein ausgefülltes Wochenende. Am Freitag ging es schon um 6 Uhr aus dem Haus, ein Workshop fand statt zum Thema Active Transportation for all. Es sollten Wege gefunden werden, wie man in Florida auch ohne Auto zurecht kommt und damit war natürlich in erster Linie das Fahrrad gemeint und der Ausbau der Fahrradwege. Maggie hatte in beeindruckender Weise die Verantwortlichen aus Central Florida in der historischen DeBary Hall zusammengebracht und viele, die schon an einem Fahrradwegenetz arbeiten, präsentierten ihre Erfolge als Anregung für andere. Wenn ein neuer Fahrradweg durch freie Landschaft geplant wird, also nicht entlang einer Straße, gibt es zunächst viel Protest von Anwohnern, aber am Ende stellt sich immer heraus, dass die Grundstückswerte steigen, wenn sie in der Nähe eines Trails liegen und wenn ein solcher Trail durch eine Stadt geht, wie z.B. in Winter Garden, dann bringt das den Geschäften deutlich mehr Kunden. Der Workshop lief über den ganzen Tag und sogar noch ein wenig länger, denn es gab viele Fragen. Und am Ende zogen wir um ins ebenso historische Museum von Enterprise zu einer After-Work Party.

Zwar konnte ich am Samstag ein wenig länger schlafen, doch gab es an diesem Tag natürlich all die Arbeit nachzuholen, die am Freitag liegen geblieben war. Ich arbeite an einer neuen Ausgabe meines Bike Führers, außerdem habe ich nächsten Samstag wieder einen Vortrag über die Bike Trails, und das erfordert immer eine gute Vorbereitung. Trotzdem fand ich Zeit, mich zum ersten Mal an einem Vitello Tonnato zu versuchen und war mit dem Ergebnis so zufrieden, dass ich sogar noch Andre dazu einladen konnte. Und als Abschluss fuhren wir zu einem sehr großen und vielfältigen Kunstmarkt in New Smyrna Beach.

Aber am Sonntag klingelte der Wecker schon wieder sehr früh, denn im Blue Springs Park fand das große Manatee Festival statt. Schon seit Jahren bin ich dabei als Volunteer tätig, meist zwar mit Maggie über die Bike Trails, diesmal aber war Maggie viel zu sehr mit dem Workshop beschäftigt, um auch noch das einzuplanen. Also war ich am Stand von Volusia County, wo unser Thema diesmal die Erhaltung der Wasserqualität war, indem wir vor allen Dingen auf den smarten Umgang mit Düngern hinweisen. In Florida ist es zum Beispiel verboten, im Sommer zu düngen. Zu dieser Zeit gibt es täglich starke Regenschauer, die den Dünger dann in die Gewässer fortspülen und dort die Algenblüte anregen. Diese breiten sich an der Oberfläche aus, wobei der Sauerstoff für die darunter wachsenden Pflanzten abgeblockt wird. Gerade den schönen Manatees, den Seekühen, die vor allem im Winter in Florida zu Hunderten zu sehen sind, wird so ihre Nahrung, das Seegras, abgeschnitten.

 

Nach meiner Schicht gab es dann noch eine kleine Biketour und ich fuhr heim zu einem leckeren Resteessen, von Vitello Tonnato war ja noch reichlich da.

Wie immer ein schönes Wochenende in Florida. Ich will hier nicht weg!

Merritt Island

Es war einfach wieder ein traumhafter Tag, but what else is new in Florida. Heute war es lauwarm gemeldet, kein Wind, kein Regen, also ideal zum Fahrradfahren. Also habe ich mal ganz spontan Merritt Island auf mein Programm gesetzt. Das ist eine Halbinsel, auf der auch das Cap Canaveral Space Center liegt, von hier starten die irren Milliardäre ins All, aber es ist auch ein weitläufiger Naturpark mit einigen Attraktionen. Ich hatte mir den eigentlich aufs Programm gesetzt, wenn meine Wiesbadener Freundin kommt. Sie sollte diesen Mittwoch eintreffen, aber kam erst in letzter Minute darauf, dass zur Einreise in die USA ja ein vollständiger Impfschutz gegen Corona notwendig ist, den sie nicht hat. Also bin ich nun einfach los.

Auf Merritt Island gibt es die Biolab Road, die ich bereits für Fahrradfahrer entdeckt und in mein Buch aufgenommen habe. Lustig war damals, dass dies als State Park einen Tagespass erfordert, der 10 $ kostet. Was es aber als Radfahrer kostet stand nicht dabei. Ich traf sogar einen Ranger, der das auch nicht wusste und seinen Chef anrief. Der wusste ebenfalls nichts, ich fuhr mit seinem Segen einfach los und schrieb das auch so in meinem Buch über die Bike Trails. Außer diesem Trail gibt es aber noch den Black Point Wildlife Drive, und der ist wirklich etwas Besonderes. Es geht über 8 km durch die sumpfige Landschaft, amigerecht mit dem Auto und bisher war ich das auch noch nie mit dem Fahrrad gefahren. Hier ist die komplette Vogelwelt zu sehen und die Alligatoren liegen manchmal quer über dem Weg. Als ich diesmal zum Gate kam gab es zwei Überraschungen. Die erste, dass es nun auch einen Preis für Fahrradfahrer gibt, 1 $ gegenüber 10 $ für ein Auto, und dann dass der Park geschlossen war. Das war eine Überraschung, war ich doch von weither extra angereist. Und ich war nicht allein. Autos über Autos stauten sich am Eingang, kamen aber nicht herein.

Naja, dann eben weiter auf der Hauptstraße. Die führte mich zum Ausgang aus diesem Wildlife Drive. Kein Verbotsschild in Sicht. Also rein. Gleich zu Beginn ein dicker fetter Alligator, aber vor denen habe ich keine Angst, die wollen zartes junges Fleisch und solange ich die nicht reize bin ich sicher. Am Rundweg angekommen sah ich drei Fahrzeuge. Schlechtes Gewissen, also erstmal angehalten und abgewartet. Nach einiger Zeit setzte sich eines der Fahrzeuge in Bewegung und kam in meine Richtung. Der Ranger. Aber so was von nett. Technically you are in the wrong direction. Stimmt. Der Drive ist Einbahnstraße und ich kam ja von hinten. Aber er meinte ich solle nur gut auf die Dumster Trucks aufpassen und so bald wie möglich rausfahren. Also ging es in aller Ruhe weiter und traf auf die beiden anderen Fahrzeuge. Es waren Birdwatcher mit riesen Kamera Linsen. Sie hatten das Glück, noch vor der Schließung des Gate in den Park reinzukommen. Nun konnten wir in aller Ruhe die Vögel beobachten, die Attraktion waren die weißen Pelikane, die relativ selten sind. Aber meine Freunde sind nun mal die Alligatoren.

Dann ging es weiter über die Straße und zur Biolab Route, die ich natürlich auch mal wieder fahren wollte. Zu Beginn gab es tatsächlich ein neues Schild, auch hier wird nun für Fahrradfahrer eine Gebühr von 1 $ erhoben. Ob die vielleicht durch mein Buch darauf aufmerksam wurden? Und obwohl das ja nie kontrolliert wird habe ich diesmal den Beutel mit einer Dollarnote bestückt und in den Kasten geworfen, so richtig in der Gewissheit, etwas zur Erhaltung der Natur getan zu haben. Ja, hier gab es auch noch einige meiner Freunde und dann ging es zum Playalinda Beach. Eigentlich ist der durch das normale Tor und mit einer Gebühr von 20 $ Auto und 10 $ Fahrradfahrer zu erreichen, aber über die Biolab Route kommt man so hinein. Naja, heute wollte ich ja eh nicht zum Strand, aber eine schöne Tour war es trotzdem. Auch hier gibt es einen Nacktbadestrand, bewacht von Geiern.

Cathy und André

Das schönste am Tree Give away Freitag war die Zeit, als ich noch allein mit den Kunden war. Wir konnten reden, uns über die Büsche austauschen und sie konnten in Ruhe den schönsten aussuchen. Habe auch nicht direkt mitgezählt, wieviel jeder mitnahm, denn ich hatte ja keine Ahnung, dass dies auf 2 Stück begrenzt war. Sollte halt die Anweisungen auch tatsächlich lesen, haha. Einer der Kunden, André, gab mir seine Karte. Das tun öfter mal Leute, aber wer die Amis kennt weiß, dass da nie was raus kommt. Er bekam meine auch, aber das wars.

Nachdem ich wegen fehlendem Baumnachschub am Samstag arbeitslos war nutzte ich das schöne Wetter, um Cathy zu besuchen. Sie gehört zu einer Kirchengemeinde in Mims, der UMS Chain of Faith. Die liegt direkt am Bike Trail, und Cathy hat einen ganz tollen Bike Stop aufgebaut. Es gibt einen Raum mit Kühlschrank, Kaffeemaschine und Barbecue und hier gibt es einfach alles, was der Biker so braucht. Vor allem interessant für die Überlandfahrer. Hier können sie duschen oder sogar ihr Zelt über Nacht aufbauen. Man kann auch das Auto parken und den Trail von hier beginnen. Offiziell allerdings nur Samstag vormittag geöffnet. Cathy kümmert sich liebevoll um alle und bringt immer frische Donuts mit. Es gibt eine Donation Box, da kann man einfach reinwerfen, was man so möchte. Man freut sich aber auch über größere Spenden, denn alles was hier gebaut wird, wird nur mit den Spenden getan. Wenn wieder mehr Geld da ist soll ein guter Restroom mit WC und Dusche errichtet werden und natürlich auch eine Werkzeugstation. Cathys Ideen sind grenzenlos. Sie ist nicht ganz gesund, hat Knieprobleme, deshalb hat sie nun ein ganz tolles Rad gekauft, ein Trike mit E-Motor. Die sind hier in Florida sehr beliebt, so kommen auch ältere oder nicht ganz bewegliche Leute noch immer aufs Rad und in die frische Luft. Ich hatte für diesen Zweck aber am Trailhead Maytown Spur geparkt (gut 30 Meilen von zuhause), und bin dann die 12 Meilen hin und 12 zurück geradelt. Natürlich bei Cathy mit Kaffee und Donut gestärkt.

Am Sonntag früh ein wenig Büroarbeit erledigt und dann die Nase vor die Tür gehalten. Was für ein schönes Lüftchen. Ideal zum Radeln. Aber wohin? Hatte keine Lust, das Auto einzusetzen und tatsächlich kenne ich natürlich alle Ziele hier in und auswendig. Da bekam ich eine Message von André. So im Sinn, wenn du mal in die Gegend kommst …

Nun muss man erstmal meine Umgebung kennen. Ich wohne in Port Orange. Dies ist eine selbstständige Stadt, aber entlang der US1 reihen sich viele Städte ohne Zwischenraum wie an einer Perlenkette auf. Port Orange liegt am südlichsten, dann kommen South Daytona, Daytona Beach, Holly Hill, Ormond Beach und schließlich Ormond by the Sea. Ohne Unterbrechung. Warum das nicht eine einzige Stadt ist weiß ich nicht. Es sind in direkter Linie genau 20 Meilen oder 33 Kilometer und tatsächlich wohne ich am südlichsten Punkt und André am nördlichsten. Mein GPS spuckte also genau 20 Meilen aus und gab 1:50 h Fahrzeit an. Los gings.

An der Granada Bridge in Ormond Beach waren es immer noch 8 Meilen und ich überlegte umzukehren. Nicht dass ich keine 20 Meilen durchhalte, aber ich muss ja auch wieder zurück. Aber mein Stolz siegte. Nun habe ich es so weit gebracht, da geht auch noch mehr. Und klopfte schließlich an Andrés Tür. Wau, wau. Oh, werde ich jetzt zum Frühstück verspeist? Dem Geräusch nach (und auch in Wahrheit) ein richtig großer Hund. Aber nachdem er sich bemerkbar gemacht hatte zeigte er sein wirkliches und verschmustes Gemüt. Ich konnte also ohne Gefahr rein. Eine Gefahr ging auch von André nicht aus, er scheint kein Serienkiller zu sein, der seine Leichen im Garten vergräbt (ich sehe zu viel True Crime). Nein, stattdessen setzten wir uns in diesen Garten und ich konnte seine gärtnerischen Bemühungen sehen. André wohnt noch nicht so lange in dem Haus, deshalb brauchen seine Pflanzen nun erst einmal einen Sommer, aber es könnte schön werden. Gibt sogar Papayas und Olivenbäume.

Aber dann kam raus, dass er gar kein waschechter Ami ist. André ist Schweizer, und trotz seines französischen Namens schwyzerdütsch aufgewachsen. Und jetzt kommts: nachdem er seinen Militärdienst abgeleistet hatte und in der Richtung nicht mehr eingesetzt werden wollte, ging er ins Ausland, nach Wiesbaden! Und lernte Friseur, brauchte es bis zum Meister. Das war in den 1960ern, also die Zeit, als auch ich nach Wiesbaden kam. Ich fragte ihn nach dem bekanntesten Friseur dieser Zeit, dem Salon Hölzel, und er sagte, ja klar, das war mein Meister. Tja, so klein ist die Welt. André nahm aber an internationalen Wettbewerben teil und so bekam er schließlich ein Jobangebot in die USA. Ihr merkt schon, wir haben uns an diesem netten Nachmittag unser ganzes Leben erzählt und ich will natürlich nicht alles mitteilen, nur so viel, er blieb nicht beim Haareschneiden, sondern hatte später ein Baugeschäft. Und nun Retired in Florida.

Inzwischen war es Lunchtime und André bot an, für uns Pasta zu kochen. Das tat er richtig gut. Ist halt kein Ami! Ein Gläschen Wein dazu und schließlich meinte ich, ich müsse mich auf den Heimweg machen. Er bot an, mein Rad in seinen Van zu packen und mich heimzufahren. Shit, ich faule S… nahm das tatsächlich an. Mit schlechtem Gewissen natürlich, aber so konnte ich André dann noch mein kleines Paradies zeigen und wir nahmen uns vor in Kürze zu einem schweizer Käsefondue zusammen zu kommen.

Mandarinen und Blaubeeren

Neulich hat eine Bekannte gepostet, dass sie mit Roger Fulton im Chuck Lennon Park war und dort Orangen und Mandarinen gesehen hat. So etwas höre ich mir nicht zweimal an und habe es direkt auf meinen Stundenplan gesetzt, ideal für heute, da ich am Mittag im Tiger Bay State Forest sein musste. Chuck Lennon ist die gleiche Strecke, nur noch etwas weiter.

Gleich nach dem Frühstück ging es also los. Ein wenig war ich enttäuscht, ich hoffte auf eine schöne Hikingstrecke im Park, gesäumt von Mandarinenbäumen. Aber es waren nur anderthalb Meilen, viel zu wenig für mich. Mein Autorenkollege Roger Fulton macht ja Mittwochs und Sonntags Touren und lädt seine Fans dazu ein, meist ältere Damen, die ihn anhimmeln. Gehimmelt habe ich noch nie, aber früher ging ich ganz gerne mit ihm. Doch auch Roger wird älter und seine Touren sind einfach zu kurz für mich. 1,5 Meilen, noch nicht mal 3 Kilometer. Deshalb habe ich schon lange aufgehört, da mitzugehen. Aber Mandarinen. Das zieht. Und trotz der Kürze der Tour bekam ich ein Säcklein voll.

Auf dem Rückweg zum State Forest hatte ich aber noch eine weitere Herausforderung zu meistern. Inflation ist überall, aber was hier zur Zeit bei Eiern abgeht ist historisch. Skyrocketing nennen das die Amis. Früher hatte ein Duzend im Schnitt so um die 2,50 $ gekostet, wenn Aldi sie manchmal für nur 79 Cent angeboten hat war das ja schon krank, heute ist es schon günstig, wenn sie 7 $ kosten. Bei Aldi zur Zeit 4,89 $. In den Nachrichten werden verschiedene Gründe genannt, Inflation, Vogelgrippe …

So war es eigentlich günstig, dass ich kürzlich im Safe-a-Lot Eier ohne Käfighaltung für 3,39 gesehen hatte, aber nicht gekauft, ich Esel. Heute nur noch ein Ei im Kühlschrank, aber bei Safe-a-Lot ausverkauft. Das witzige ist, dass tatsächlich im Moment die Eier von großen Farmen teurer sind als die von kleinen Betrieben, die die Hühner gesünder halten. Anscheinend sind diese von der Vogelgrippe nicht so stark betroffen. Aber Frühstück ohne Ei, das geht gar nicht für mich. Also wollte ich beim Safe-a-Lot in DeLand vorbei schauen. Und tatsächlich, der hatte die Eier noch. Steine fielen mir vom Herzen, mein Frühstück für die nächsten Tage gesichert.

Aber wenn wir schon mal bei den Preisen sind. Auch Brot, Muffins, Bagels sind hier deutlich teurer geworden, wenn auch nicht egg-skyrocketing. Meist backe ich selbst (aber auch das Mehl ist teuer), aber wenn ich gutes Brot bekomme kaufe ich auch mal. So war ich in meinem 6th Street Sale, ein Laden, der große Restmengen billig verkauft. Muss zwar hin und zurück 30 km fahren, aber wozu hat man ein eBike. Und da gab es einen Beutel mit kleinen Ciabata Brötchen für 2,99 $, das ist günstig. Zuhause nachgezählt, es waren 27. Also gut 10 Cent für ein Brötchen. Schmeckt echt lecker.

Tiger Bay State Forest

Aber ich war doch auf dem Weg zum Tiger Bay State Forest. Dort war ich für das Tree Giveaway als Volunteer eingesetzt, wir sollten heute Nachmittag und morgen früh kostenlos Bäume ausgeben, Bäume, die in Florida heimisch sind. Da mein Mandarinen-Wanderweg zu kurz war, war ich statt wie gefordert um 12.30 Uhr schon um 11.30 Uhr dort. Die Bäume waren da, aber noch keiner der anderen Helfer, kein Registrierungsformular, kein Tisch. Aber Kunden. Obwohl das ganze ja erst um 13 Uhr anfangen sollte. Zunächst aber kam Keith, er ist der zuständige Gärtner und erklärte mir alles über die Pflanzen. Machte richtig Spaß und ich sicherte mir auch 3 davon, zwei Blueberry Büsche, also Heidelbeeren, und ein Yaupon Holly (?). Dies ist ein größerer Busch, der Beeren bringt, die von der Vogelwelt geliebt werden. Ja, das brauche ich für meinen Garten.

Dann kamen die Kunden. Es war richtig toll. Immerhin konnte ich sie über die Bäume aufklären, dank Keith, half ihnen auszusuchen. Immer ganz allein. So gegen 12.30 Uhr kamen dann die Helfer, der Tisch, das Registrierungsformular. Der Spaß war vorbei. Die Leute standen Schlange. Und waren auch ein wenig böse, dass schon um 13.30 Uhr alles ausgegeben war. Sollte ja nicht nur bis 16 Uhr dauern, sondern auch am nächsten Morgen noch weitergehen. Aber die 190 Bäume wurden uns sozusagen aus den Händen gerissen, kein Wunder, bei den Preisen, die man dafür in der Baumschule zahlt.

 

Nachdem ich also so früh schon mit der Arbeit fertig war konnte ich mein Bike abschnallen und noch auf eine kleine Radtour durch den Forst gehen. Als ich zurück kam, kam der Ranger zu mir und sagte, dass ich den Park durch den Hintereingang verlassen müsste, der Vordereingang musste versperrt werden, weil unablässig Leute kamen, die Bäume wollten.

Zuhause dann hatte ich die dankbare Aufgabe mich um die Mandarinen zu kümmern. Es gab einen Ansatz für einen Mandarincello (diesmal eben nicht Limoncello) und noch 3 Gläser Mandarinmarmelade. Das ist doch ein erfüllter Tag. Die Bäume bekamen Wasser. Werden aber erst morgen gepflanzt. Ich bin kaputt!

Purple Martin

Die Purpurschwalbe oder Purple Martin im Englischen gehört auch zu den Vögeln, die immer mehr ihren angestammten Lebensraum verlieren und für die wir etwas tun müssen. Sie überwintern in Brasilien und ziehen im Frühling gen Norden bis nach Kanada zum Brüten. Während sie anderswo verlassene Spechthöhlen, Löcher in Kakteen oder Bäumen, auch Felsklippen zum Nisten nützt, brütet sie im Osten fast ausschließlich in Nistkästen, die von den Menschen zur Verfügung gestellt werden. Die Purpurschwalbe nistet gerne in der Nähe der Menschen, weil deren Anwesenheit die Feinde abhält, und bevorzugt weite, offene Gebiete in der Nähe von Wasser. Sie fängt Insekten im Flug und trinkt sogar im Flug, indem sie dicht über der Wasseroberfläche fliegt und mit dem Schnabel Wasser aufnimmt. Die Vögel kehren zum Brüten immer wieder an die Stelle zurück, an der sie geboren wurden.

Wir treffen uns also im Marine Discovery Center, das ideal an einer offenen Fläche am Wasser liegt und stellen Nistkästen auf. Diese wurden bereits vorgefertigt, bekommen jeder einen weichen Boden aus Piniennadeln im Innern und werden dann hoch aufgehängt. Zum Anlocken tönt aus einem Lautsprecher der Schwalbengesang und eine passende Figur sitzt auf der Stange. Es ist nicht wirklich so, dass wir uns abgeschuftet haben, um diese Nistkästen aufzuhängen, es war ja alles vorbereitet, aber indem immer wieder Volontäre in solche Projekte eingebunden werden, soll einfach eine größere Aufmerksamkeit und Achtsamkeit für die Natur erfolgen.

Nun warten wir alle, dass die ersten Vögel kommen und sich bei uns niederlassen. Es hätte ja auch den Vorteil für sie, dass sie sich und ihren Nachkommen den weiten Weg bis nach Kanada ersparen.

Small-Talk

Der Neujahrstag war um Längen besser als der Weihnachtstag und das lag nur am Wetter. Am Morgen habe ich etwas länger geschlafen, 8 statt 7 Uhr, haha, da ich ja am Abend schön mit Freunden in der Mainstreet Silvester gefeiert habe zu Rockmusik. Und dann um Mitternacht am Beach das Feuerwerk bewundert.

Nach dem Frühstück dann einige Sachen im Haus erledigt, natürlich auch am Telefon Neujahrswünsche ausgetauscht, doch dann habe ich meine Nase vor die Tür gesteckt. Und war hin und weg von dem lauen Frühlingslüftchen und dem Sonnenschein. Da kann ich nicht im Haus bleiben, da muss ich raus.

Für den Nachmittag war ich zu einer Neujahrsparty bei Maggie eingeladen, aber dazwischen sind ja noch einige Stunden. Und in der Facebook Cycling Gruppe sprach man von einer Verbindung zwischen zwei Trails, die noch ziemlich unbekannt ist. Das ist doch etwas für mich. Ich liebe die Erforschungsarbeit beim Radfahren, mir geht es nicht nur um die Bewegung, ich muss immer was entdecken. Was Neues. In diesem Fall ging es um einen sehr neuen Trail, der erst im letzten Jahr fertig gestellt wurde – von mir selbstverständlich bereits beschrieben -, und von dem es eine Verbindung zum berühmten West Orange Trail geben sollte. Also nicht etwa ein Trail, sondern eine Strecke über Landstraßen. Und es war genauso wie immer, es gibt zwar diese Information, aber sie ist sehr ungenau und man kann es danach eigentlich kaum finden. Deshalb schreibe ich ja mein Buch und deshalb wird es auch so gerne gekauft, weil ich eben genau aufschreibe wie so eine Strecke verläuft, damit es auch jeder finden kann. Und von dort aus kann ich ja dann zu Maggie fahren.

Die Beschreibung lautete: entlang dem Highway 429. Doch das ist eine gebührenpflichtige Autobahn, da kann ich nicht mit dem Rad fahren. Ich will euch nicht mit den Einzelheiten quälen, nur so viel, ich habe meinen Weg schließlich gefunden und fühlte mich so richtig gut. Mission completed. Als ich dann am Straßenrand noch einen wilden Mandarinenbaum fand packte ich mein Fahrradkörbchen so voll wie es ging, damit ich wieder ein paar Gläser Gelee kochen kann.

Inzwischen ist es halb vier, die Party beginnt um 4 und der Trailhead hat keinen Restroom zum Umziehen. Also in voller Fahrradmontur ab zu Maggie, und dort erst mal ins Badezimmer abgerauscht, das ich ja gut kenne, da ich während Hurrikan Nicole bei ihr gewohnt habe. Dann habe ich mich ins Getümmel gestürzt. Nun muss man wissen, dass ich überhaupt nicht für Gruppenereignisse gemacht bin. Wenn ich in Deutschland auf einer Party bin, wo ich kaum jemand kenne, da stehe ich am Rande und sage nichts. Aber in USA ist das anders. Die Amis sind einfach Weltmeister im Smalltalk. Deshalb stand ich auch hier nicht lange allein, immer kommt jemand vorbei und findet die richtigen Worte, um ein Gespräch anzufangen. Was ich so nie könnte. Ob es nun ums Fahrradfahren ging, um die Tatsache, dass ich aus Deutschland komme, wie man an meinen starken Akzent sofort merkt oder auch übers Fliegen. Denn aus dem Zeitungsartikel, der kürzlich erschienen war, haben einige erfahren, dass ich hier in Daytona Beach den Flugschein gemacht habe. Ich sprach mit so vielen Leuten, wie ich in Deutschland nie könnte und habe dazwischen noch die leckeren Appetizer von Maggie probiert. Es war einfach schön. Aber erst als sich der Garten langsam leerte fiel mir ein, ein Foto zu machen, so dass ich euch nicht viel davon zeigen kann.

Ach, bin ich froh, in Florida zu sein!