Archiv für den Monat: April 2024

Familiengeschichte Schröder – Teil 3

Kriegstagebücher

Was mein Vater in dieser Zeit erlebte kann aus seinen Kriegstagebüchern entnommen werden, die mir vorliegen. Sie sind im ersten Teil in Sütterlin geschrieben und die Entzifferung war ziemlich schwer. Das erste geht vom 21.05.1940 bis zum 19.07.1941. Als Anschrift gibt er dort wie auch später Kirn, Bergerweg 37, an. Die Bücher gehen bis zum 14.02.1945 und sind alle als unbedenklich von der Wehrmacht abgestempelt. Auf der ersten Seite steht:

Dieses Tagebuch soll mir für spätere Zeiten als Erinnerung und Andenken dienen an meine Militär- und Kriegszeit. Sollte ich den Krieg nicht überleben, so soll es für meine Familie ein Andenken an mich sein.

1940 musste die Deutsche Reichspost Personal zu OKW/WNV/Fu III abstellen (OKW = Oberkommando der Wehrmacht), die Mitarbeiter kamen hauptsächlich zum Funkdienst/Abwehr. Nach der Einberufung am 21.5.1940 ging Erich Schröder zunächst nach Posen im heutigen Polen, wo er eine Ausbildung zum Funker machte. Er kam zur Abwehr und hatte zu Anfang die beste Zeit seines Lebens, als er in Bordeaux und dann in San Sebastian in Spanien beschäftigt war, einem Land, das nicht am Krieg beteiligt war. Dort lernte er Spanisch, konnte in seiner Freizeit tanzen gehen und kaufte Unmengen von Waren für die Familie ein, da es in Spanien sehr preiswert war. Später war er im Osten eingesetzt, in der Krim und der Ukraine. Durch seine Tätigkeit als Funker immer hinter der Front. In dieser Zeit entwickelte sich wohl seine Vorliebe fürs Reisen. Er langweilte sich schnell, wenn er längere Zeit fest auf einer sicheren Dienststelle war, er wollte immer fort. Die Reisen waren sehr abenteuerlich, oft mit der Bahn, was nicht einfach war, aber auch mit LKWs, die im Schlamm stecken blieben. Das schrieb er sorgsam auf, auch die Orte, durch die er fuhr. Aber im Tagebuch schrieb er hauptsächlich von der Freizeit, denn die dienstliche Arbeit war geheim. Er ging während seiner Kriegszeit mehr ins Kino, Theater und Café, als ich je in meinem Leben. Verglichen mit anderen Soldaten hatte er eine richtig gute Zeit, während meine Mutter zu Hause unter dem Bomben­hagel litt und andere Soldaten ihr Leben lassen mussten.

Einige Einträge im Buch sind denkwürdig:

4.6.1940 Bei dem Nachsprechen der Eidesformel befiel mich ein eigenartiges Gefühl. Jetzt bin ich Soldat mit Leib und Seele. Es gilt der Satz; wer auf die preußische Fahne schwört, hat nichts mehr, was ihm selber gehört. Wenn die Frage an mich herantritt, soll ich mein Leben einsetzen oder nicht werde ich mit allen Konsequenzen meine Pflicht tun.
7.7.1940 Seit dem Waffenstillstand mit Frankreich hat unsere Ausbildung sehr nachgelassen. Seitdem das Gerücht aufgetaucht ist, dass einzelne Jahrgänge entlassen werden sollen, ist nichts mehr los. Unser Fronteinsatz ist wahrscheinlich auch vorbei. Schade, gegen England wären wir alle gern dabei gewesen.
26.8.1942 Berti hatte 2 Rollen Drops geschickt. Damit hat sie mir große Freude gemacht. Diese Sachen entbehre ich hier sehr.
15.9.1942 Leider war unser Zimmer vollständig verwanzt und verlaust. Dadurch konnte ich die ganze Nacht kein Auge zutun. Bei Taschenlampenbeleuchtung ging ich auf die Jagd.
14.10.1942 Auf dieser Fahrt hatten wir reichlich Gelegenheit festzustellen, dass die Rede Göhrings von der Besserung auf Wahrheit beruhte. Von Rostow an war die Bahnstrecke zweigleisig ausgebaut. Fast alle Brücken waren schon durch eiserne Brücken ersetzt oder waren im Bau. Alle Bahnhöfe neu aufgebaut. Auf allen Bahnhöfen waren riesige Kohlenlager aufgestapelt für den Winter. Überall sieht man wieder rauchende Schornsteine von Fabriken. Teilweise wurden sogar neue Fabriken gebaut, die Felder sind zum großen Teil schon bestellt. Ja es ist Wahrheit. Die schlimme Zeit ist hinter uns. Jetzt noch den Kampf im Osten beenden, dann kann kommen, was will, es kann uns nichts mehr geschehen.
20.7.1944 Heute kam die aufsehenerregende Nachricht von dem Attentat auf den Führer. Glücklicherweise ist ihm nichts geschehen.
27.11.1944 Hoffentlich werden bald die neuen Abwehrwaffen eingesetzt, damit die Heimat mal zur Ruhe kommt.

Über das Ende des Krieges schreibt mein Vater: Werde während eines Urlaubs in Kirn von dem Vormarsch der Amerikaner überrascht. Schlage mich durch ganz Deutschland bis nach Kunzendorf zur Truppe zurück. Komme dort am 20.4.45 an. Am gleichen Tag mit Oblt. Bachmann und Hans Esche Abfahrt über Kommando in Planian und Prag nach Schwarzenberg im Erzgebirge, um neues Einsatzgerät abzuholen. Können dort nicht mehr vor- noch rückwärts, da hinter uns in der Tschechei Aufstand. Vor uns Amerikaner. Am Führergeburtstag hatte Ltn Spode aus eigenem Entschluss noch schnell die alten Leute zu Unteroffizieren befördert, auch mich. In Schwarzenberg erklärt Bachmann, dass es zu Ende sei, er könne nichts mehr machen und entlässt uns. Ich gehe nach Aue, melde mich am 5.5.45 bei Postamt zum Dienst und bleibe dort bis zur russischen Besetzung am 10.6.45. Dann zu Fuß zurück nach Wetzlar. Dort bleibe ich bei Bauern.

Erzählungen zufolge kam er unbeschadet zurück nach Boppard. Allerdings hatte er auch nicht die nötigen Entlassungspapiere, die er sich zunächst mit etwas Mühe bei den französischen Besetzern besorgen musste.

Total überwältigt war ich von der Erkenntnis wie ähnlich mein Vater und ich uns sind. Ich reise durch die nordafrikanischen Länder, früher sehr abenteuerlich, heute etwas komfortabler, und ich habe es schon immer geliebt, darüber zu schreiben. Zunächst ins Tagebuch nur für mich; Internetblogs, die alles öffentlich machen, gab es damals noch nicht. Dann als Länderberichte für den Saharaclub. Und dann sehr bald in der Form von Reiseführern. Und nun muss ich erkennen, dass mein Vater genau das gleiche gemacht hat. Er reiste und schrieb darüber. Wenn er mal längere Zeit in relativer Sicherheit in einem Büro in Berlin, Warschau, Wien oder Krakau Dienst tat, dann langweilte er sich und meldete sich auf einen Einsatzort in der Ferne. Die Reise war sein Abenteuer und wenn es noch so schwierig war. Wie sehr kann ich mich doch mit ihm identifizieren. Er nennt die Orte auf seiner Strecke mit Namen. Viele der besuchten Länder gehörten damals zum deutschen Reich und die Orte hatten deutsche Namen, die heute ganz anders lauten.

Eine der Fahrten zum Einsatzort

Das Kriegtagebuch ist erschienen in gedruckter Form und kann hier bestellt werden:

https://shop.edith-kohlbach.de/Kriegstagebuch

Familiengeschichte Schröder – Teil 2

Eltern Erich Schröder und Berta, geb. Franz

Meine Mutter Berta Franz machte von 1928 bis 1931 eine Lehre als Verkäuferin und arbeitete dann bis zu ihrer Hochzeit am 24. Juni 1937 in diesem Beruf. Ich habe noch ihr Arbeitsbuch.

Mein Vater Erich Schröder machte Abitur auf einem altsprachlichen Gymnasium mit Latein und Griechisch, vermutlich 1930, und suchte zunächst verzweifelt nach einer Arbeitsstelle. Durch Vermittlung eines Bekannten konnte er zwei Jahre später als Praktikant bei der Post anfangen. Unterlagen zeigen, dass er vor dem Krieg auf etlichen Postämtern im Hunsrück gearbeitet hat (z.B. Kastellaun und Andernach) und dann vermutlich auf dem Postamt in Boppard, wo er meine Mutter kennenlernte.

Kriegsjahre

Schon immer liebte mein Vater die Abwechslung, die ihm das Leben bisher aber noch nicht beschert hatte. Und so nahm er im Jahr 1938 das Angebot an, für ein Jahr die Arbeitsstelle mit einem Beamten aus dem Osten des Reiches zu tauschen, und das junge Paar zog noch im gleichen Jahr ins schlesische Gleiwitz, nicht ahnend, an welch geschichtsträchtigen Ort es sie verschlug, war Gleiwitz doch der Ausgangspunkt des 2. Weltkriegs. Am 31. August 1939 drangen SS-Leute als angebliche polnische Freischärler in den Sender Gleiwitz ein und riefen zu einem Aufstand der polnischen Minderheit auf. Diesen fingierten Angriff nahm Hitler als Auslöser für seinen Überfall auf Polen, offizieller Kriegsbeginn war der 1. September 1939.

Doch schon Anfang des Jahres gab es Vermutungen, dass ein Krieg bevorstand. Meine Mutter war schwanger und so legte mein Vater alles daran, wieder ins Rheinland zurück zu kommen. Der Tauschbeamte hatte sich inzwischen in ein Mädel aus dem Rheinland verliebt und wollte nicht zurück, aber irgendwie ist es ihm doch gelungen, und die Familie ging im Februar 1939 wieder zurück nach Boppard. Am 31. März 1939 wurde dann ihr erstes Kind, meine Schwester Sigrid, geboren. Vater wurde Ende 1939 nach Kirn (Nahe) versetzt. Die kleine Familie zog dorthin um und meine Mutter sollte die Kriegsjahre dort verleben. Meine Eltern hatten immer eine enge Bindung an Kirn, hatten Freunde dort und sind auch in späteren Jahren oft dorthin gefahren.

Vaters Papiere zeigen, dass er am 17.05.1940, mit 28 Jahren, eingezogen wurde. Von da an muss man für meine Eltern getrennte Wege berichten. Und wenn ich für mich zu wählen hätte, wurde ich ganz klar Vaters Militärzeit wählen, denn die war verhältnismäßig ruhig, während meine Mutter mit der kleinen Sigrid den Bombenhagel erleben musste.

Da ich zu dieser Zeit noch nicht geboren war habe ich nur Erinnerungsfetzen aus Erzählungen. Und alle Beteiligten leben heute nicht mehr, können nicht befragt werden. Im Gedächtnis blieb haften, dass meine Mutter sehr oft mit der kleinen Sigrid in den Schutzkeller flüchten musste. Der Bombenalarm ertönte, und sie mussten weg. Mehrmals täglich. In Hennweiler, einem Dorf 8 km von Kirn entfernt, lebte die Familie Fuchs, sehr gute Freunde von meinen Eltern. Zu diesen sind sie häufig gewandert, denn damals gab es dort keinen öffentlichen Nahverkehr. Familie Fuchs lebte auf einem Bauernhof und hatte daher immer etwas zu essen, woran sie meine Mutter und die Kleine teilhaben ließen. Auch später in meiner Kindheit haben wir die Familie noch oft besucht. Gut kann ich mich an den Donnerbalken erinnern. Das war der Klo draußen im Hof, ganz ohne Wasserspülung, ein Badezimmer mit WC und fließendem Wasser hatten sie lange nicht. Dorthin musste man bei jedem Wetter und um nicht in der Nacht raus ins Kalte zu müssen stand am Bett ein Nachttopf.

Selten kam Vater zu Besuch, später erzählte er nie vom Krieg, aber eine Heldentat blieb haften. Als er nämlich im Urlaub in Kirn mehr aus Versehen zusammen mit einem Freund ein Wildschwein erlegte. Eine schwere Straftat damals, aber ein unglaubliches Geschenk für die Familie. Das Fleisch wurde heimlich unter den Freunden aufgeteilt und eingemacht. Mit Eingemachtem haben auch andere Erinnerungen zu tun, die meine Mutter oft erzählte, dass nämlich gegen Kriegsende amerikanische Soldaten in die Stadt kamen, die Häuser durchsuchten und vor allem das Eingemachte aus den Kellern mitnahmen. Im Frühjahr 1945 erreichte der Vormarsch der Amerikaner Kirn. Außerdem stand die Einschulung Sigrids bevor, das Schuljahr begann damals noch an Ostern, und die Familie entschied, dass es besser sei, nach Boppard ins Elternhaus zurück zu gehen, damit Sigrid dort in die Schule käme.

Familiengeschichte Schröder – Teil 1

Ein Jubeln ging durch das Krankenhaus. Mitten in der „schlechten Zeit“, am 5. Dezember 1947 kurz nach dem Krieg, als es fast kein Geld und wenig zu essen gab, wurde endlich mal ein pralles Baby geboren. Natürlich kann ich, Edith Kohlbach geb. Schröder, mich nicht wirklich an das Geschrei erinnern, aber es war so etwas besonderes, dass es mir noch oft erzählt wurde. Genauso wie der Ärger meiner Schwester Sigrid, die 9 Jahre lang ihr Dasein als Einzelkind genoss, und genau am Nikolausabend auf ihre Mutter verzichten musste, denn ich wurde kurz vor Mitternacht geboren.

Großeltern väterlicherseits

Meinen Großvater, den Klavierbauer und Händler Johannes Schröder, habe ich nie kennengelernt, er wurde am 18. Oktober 1878 in Koblenz als Sohn des Kaufmanns Wilhelm Schröder geboren. Johannes hatte in Koblenz in der Schlossstraße das Musikaliengeschäft seines Vaters übernommen. Mein Vater Wilhelm Leonhard Hans Erich Schröder wurde am 25. November 1911 in Düren geboren. Die Heiratsurkunde zeigt, dass Erich eine Frühgeburt war, denn Johannes hat seine Margarete Steiger (geb. 4.11.1890) erst am 19. Mai 1911 geheiratet. Am 27. März 1915 wurde ein weiterer Sohn, Hans, geboren.

Johannes Schröder wurde im 1. Weltkrieg (28.7.1914 – 11.11.1918) als Soldat eingezogen. In dieser Zeit scheint sich das Ehepaar entfremdet zu haben. 1918 wurde Schwester Rita geboren, und der Vater war nicht Johannes. Das führte zur Scheidung im Jahr 1919. Die beiden Söhne kamen noch während des Krieges ins Waisenhaus. Johannes heiratete am 27. Mai 1921 erneut, und zwar Franziska Müller (geb. am 4. Mai 1886 in Koblenz-Pfaffendorf). Die beiden Jungen kamen irgendwann zurück zur Familie. Mein Vater hatte in seiner Jugendzeit oft Krach mit seinem Vater, verstand sich aber mit seiner Stiefmutter gut.

1942 wurde das Haus in der Schlossstraße 9, das Geschäft und Wohnung enthielt, völlig ausgebombt, so dass die Eltern das sehr zerstörte Koblenz verlassen mussten und zu Verwandten nach Wetzlar zogen. Meine eigenen Eltern besaßen noch viele Schall­platten aus ihrem Besitz. Der Großvater ist kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges am 14. Mai 1945 verstorben, die Familie sagte mir, er sei ermordet worden, weil man ihm sein Fahrrad stehlen wollte. So habe ich ihn nie kennengelernt. Seine zweite Frau Franziska starb am 1. Dezember 1952.

Die geschiedene Großmutter Margarete hat später Ritas Vater, einen Herrn Happ, geheiratet, der Kinder mit in die Ehe brachte. Eines davon war Hubert. Rita heiratete später diesen Stief-/Halbbruder Hubert, vermutlich um 1951. Alle wohnten in Büsdorf bei Köln. Meine Eltern pflegten einen guten Kontakt mit ihnen, wir fuhren oft hin und Familienfotos zeigen, dass Rita und Hubert uns auch besuchten.

Großeltern mütterlicherseits

Meine Großmutter Elisabetha Pauline Reinehr wurde am 9. Juni 1886 in Niederheimbach geboren, einem kleinen Ort am Rhein. Ihr Vater war dort der Schreinermeister und Möbeltischler Wilhelm Reinehr (geb. 1853) und ich habe noch Stücke aus seiner Hand gesehen. Reinehr war damals eine alteingesessene Familie im Ort, doch im Jahr 2019 steht kein einziger Reinehr mehr im Telefonbuch von Niederheimbach. Die kleine Gemeinde hatte damals wie heute keine 1.000 Einwohner.

Niederheimbach zieht sich entlang des Rheins, ist aber von der daran entlang führenden Eisenbahnlinie und der Straße vom Fluss getrennt. Es war ein eher armer Ort, der von seinen wenigen Weinbergen lebte; die Chronik berichtet, dass 1854 39 Bürger des Ortes wegen großer Not auswanderten nach Brasilien und Australien. Unter den Glücklichen, welche es geschafft hatten, ist auch ein Anton Reinehr. 1859 war dann der Eisenbahnbau in vollem Gange. Dies und die aufstrebende Schifffahrt mit ihrem Frachtverkehr auf dem Rhein brachten nun viele Einwohner Niederheimbachs in Arbeit und Brot. Viele Gärten, Äcker und Wiesen am Rhein fielen dem Eisenbahnbau zum Opfer. Für die Entschädigung konnten andere Grundstücke angekauft, oder, was mehrfach der Fall war, mit diesem Geld endlich Schulden bezahlt werden, welche die Menschen in den letzten sehr schlechten Jahren der Missernten zu machen gezwungen waren, um ihre Familien ernähren zu können. In einer Kopie eines Dokumentes vom 12. April 1859 sind die Namen der Niederheimbacher aufgeführt, die eine Entschädigung für ihr Grundstück erhielten. Hier findet sich auch ein Reinehr (Andreas).

1899 wurde dann auch mein Großvater in der Stadtchronik erwähnt. Am 21. August am Kirmes – Montag, 9 Uhr, brannten 12 Häuser im „Flecken“ nieder. Das Feuer brach im Stall von Anton Stark aus und innerhalb einer halben Stunde standen schon mehrere Häuser in Flammen. Es hatte in dieser Zeit wochenlang nicht geregnet, so dass der Heimbach kaum Wasser führte, was zum Löschen unbedingt benötigt worden wäre. Eine Wasserleitung gab es noch nicht. Wilhelm Reinehr gehörte eines der abgebrannten Häuser. Die Häuser waren damals schon alle bei der Provinzial versichert und erhielten Entschädigungen. Die damals wieder aufgebauten Häuser sind an ihren roten Backstein – Fassaden zu erkennen. Dieses Ereignis und andere schwere Brände führten 1932 zur Gründung einer freiwilligen Feuerwehr. Zum Brandmeister wurde Wilhelm Reinehr gewählt, vermutlich ein Bruder Paulines, denn der Vater wäre für diese Aufgabe schon zu alt gewesen.

 

Niederheimbach
Die neu aufgebauten Backsteinhäuser

Pauline heiratete am 2. August 1909 den Eisenbahnschaffner Josef Franz (geb. 5.3.1881), dessen Vater Winzer in Niederheimbach war. Auch die ersten Kinder wurden in Niederheimbach geboren. In den 1920ern zogen sie ins größere Boppard, Opa Josef war dann Lokführer der Hunsrück­bahn. In den 1930ern erwarben sie das Haus in der Sabelstraße 18, in dem ich aufgewachsen bin. Sie hatten fünf Mädchen, meine Mutter Berta Franz wurde am 29. Juli 1912 geboren. Die älteste war Paula, dann Berta, Käthe, Rosi und als Nesthäkchen Hannele.

Paula, Berta und Käthe noch in Niederheimbach

Die fünf Schwestern hatten ganz offensichtlich eine schöne Kindheit, wenn man rein von den Fotos her urteilt. Der 1. Weltkrieg (1914 – 1918) war gerade vorbei, die Weltwirtschaftskrise zum Ende der 1920er und im Verlauf der 1930er Jahre schien auf die Bahnbeamtenfamilie keine große Auswirkung zu haben. Oma Pauline starb am 15. Dezember 1978, Opa Josef lange vorher am 30. September 1957. 

Weihnachten um 1932 oder 1933

Die fünf Schwestern