Archiv für den Monat: Mai 2024

Danialand

Die Kasbah auf der Bergspitze ist alles, was vom alten Agadir nach dem verheerenden Erdbeben 1960 zurück blieb. Und wenn ich schon in Agadir bin muss ich natürlich auch die neueste Attraktion testen, die Seilbahn hinauf zur Kasbah. Die Abfahrtsstation ist in der Nähe der Marina. Es gibt große Parkplätze zu 8 DH die Stunde, was für Agadir sehr teuer ist. Die Parkplätze in Strandnähe kosten 2 DH am Tag, 3 DH in der Nacht. Fürs Parken, nicht pro Stunde. Und es geht weiter so, die Seilbahn kostet für Einheimische 95 DH, für Ausländer 120 DH. Grundsätzlich finde ich den Unterschied in Ordnung, Marokkaner verdienen einfach weniger als Touristen, aber insgesamt finde ich den Preis sehr hoch, zudem oben auf dem Berg noch einmal 90 DH gezahlt werden müssen, wenn man in die Kasbah möchte. Aber immerhin sorgt dieses Projekt für viele Arbeitsplätze, so viel Personal habe ich selten gesehen. Ich war kurz auf der Toilette, dort wird nach jedem Besucher durchgewischt. Auch die Gondeln wurden nach jeder Fahrt desinfiziert. Hier sitzt die Pandemie wohl noch in den Knochen.

Der Besuch der Kasbah ist aber nicht nötig, wenn man einfach nur die Aussicht genießen will. Und die ist toll. Schon während der Fahrt öffnet sich ein herrlicher Ausblick über die weite Bucht von Agadir, hier sollte man einen guten Fotoapparat nicht vergessen (so wie ich). Die üblichen Kamele stehen bereit für ein Foto, aber allein die Aussicht ist mir schon genug. Ich war recht früh am Morgen, aber am Wochenende und nachmittags kann es hier ganz schön voll sein. Ob teuer oder nicht, auch die Einheimischen wissen die Seilbahn zu schätzen.

Aber das ist noch nicht alles. Danialand ist ein umfangreiches Projekt, wobei die Seilbahn nur der erste Schritt ist. Auf dem Nachbarberg ist ein enormer Wasserpark kurz vor der Eröffnung, in der Abfahrtshalle konnte man ein Video davon sehen. Es wird ganz sicher eine gut besuchte Attraktion werden. Daneben wird es Restaurants in zwei großen Flugzeugen geben, auch das etwas Einmaliges. Ich konnte von der Straße aus einen Blick auf die Flugzeuge werfen. Wenn ich das nächste Mal nach Marokko komme muss ich das unbedingt erforschen.

Als dritten Schritt wird es einen Campingplatz geben, aber dazu habe ich noch keine Informationen. Es scheint noch etwas zu dauern.

Gite Forest Kasbah

Meine Woche in Agadir wird intensiv genutzt. Es gibt noch eine weitere Campingmöglichkeit, die zwar schon in meinem Buch aufgeführt ist, die ich aber noch nicht verifiziert habe. Im CF steht Kasbah Timsal, und das ist bereits das erste, was nicht so genau stimmt. Deshalb stand ich zwar korrekt davor, die GPS Punkte stimmen, aber am Haus stand Gite Forest Kasbah und ich war irritiert. Wollte anrufen, aber meine INWI-Karte hatte keinen Empfang. Später hörte ich, dass in dieser Bergregion nur Maroc Telecom funktioniert.

Die Anfahrt geht über eine schmale Bergstraße, ist von normalen Wohnmobilen zu schaffen. Wichtig ist es, in Amalou rechts ab zu biegen, weil man sonst auf einer Piste landet. Das hatte mir zwar Isabel am Telefon gesagt, aber ich landete trotzdem auf der Piste. Holprig, aber ging. Ich hatte mich bei Jean-Marc angekündigt und so öffnete er mir auf mein Klingeln sogleich das Tor und ich konnte in seine Garage fahren.

Auch heute hatte ich einen großen Geschichtenerzähler erwischt, weder kam ich groß zu Wort, noch konnte ich fotografieren. Er nahm mir mein Handy aus der Hand und zeigte mir, wo ich mich hinstellen soll, damit er mich dann fotografieren kann. Oje, ich stelle mir nur meinen Campingführer vor, wenn auf jeder Seite ein Bild von mir ist.

Die Gite bietet nicht nur etwa 6 Stellplätze mit Stromanschluss an, im Haupthaus sind auch drei sehr schön und komfortabel eingerichtete Apartments mit voller Küche für 4,5 bzw. 7 Personen. Und im Garten ist ein schöner Pool. Der kostet allerdings für Camper 100 DH pro Tag und Person, was ich ein wenig heftig finde. Und nein, kein schönes Menü heute. Man macht zwar auf Wunsch Frühstück, aber die Gäste sollen sich weitgehend selbst versorgen. Ein Carrefour ist nicht allzuweit.

 

Christian der Belgier

Nun muss ich aber wieder zurück nach Agadir, doch auf dem Weg liegt Biougra. Und ganz in der Nähe davon hat sich ein Belgier angesiedelt und einen Stellplatz eröffnet. Dieser Platz ist zwar schon in meinem Campingführer, aber ich hatte ihn noch nicht selbst besichtigt. Er postet immer in Facebook Fotos von seinen wunderbaren Gerichten, das hat mich neugierig gemacht und ich möchte es unbedingt probieren. Als ich ihm meinen Besuch ankündigte schickte er mir sofort einen Menüvorschlag:

  • Hausgemachter Aperitif, Duo aus Entenpastete und Rillette
  • Entenmagensalat
  • Duo-Gericht aus Enten- und Taubenpastilla
  • Bio-Himbeersorbet Dessert

Ja, da läuft mir doch schon das Wasser im Mund zusammen. Als wir eintreffen stehen Aperitif und Hors d’Oeuvre schon auf dem Tisch. Christian ist sehr nett und hat viel erzählt, vor allem, als ich fragte, wie er auf die Idee kam, diesen Stellplatz zu eröffnen. Ich gebe hier einen kurzen Abriss der langen Geschichte:

Christian lebte und arbeitete in Belgien. Als ihn seine Frau verließ war er auf dem Tiefpunkt und dachte, in seinem Leben muss sich etwas ändern. Also packte er seinen Koffer und fuhr nach Agadir, vor allem auch, weil er hier mit seiner Muttersprache gut zurechtkommt. Er kaufte schließlich ein Gelände bei Biougra und begann mit Landwirtschaft, Gemüse zum Export. Die Souss-Ebene ist ja das größte Landwirtschaftszentrum Marokkos. Allerdings merkte er schnell, dass man es ihm hier als Ausländer nicht ganz leicht machte.

Er heiratete eine Frau mit zwei Kindern, adoptierte diese und auch noch zwei weitere Kinder. Deren allein erziehende Mutter starb an Diabetes, eine der größten Todesursachen in diesem Land mit seinem süßen Pfefferminztee. So lebten sie ganz gut, bis die Covid Pandemie begann. Es gab sofort sehr strenge Restriktionen und Christian beschloss, zum Marjane in Agadir zu fahren und dort Grundnahrungsmittel in sehr großem Stil einzukaufen. Dann fuhr er zum nächsten Souk und kaufte alles an Schlachttieren ein, was er kriegen konnte. Schafe, Ziegen, Hühner, Enten usw. Dann schloss er sein Tor ab und überstand die Pandemie im Kreis seiner Familie.

Als sich das Land wieder öffnete hatte er sich so an seine Tiere gewöhnt und wollte keine Landwirtschaft mehr betreiben. Zufällig lernte er den französischen Campingführer – Autor Emile Verhoost kennen und freundete sich mit ihm an. Der schlug ihm dann die Idee mit dem Stellplatz vor, und seitdem stürzt sich Christian mit Feuereifer darein. Ununterbrochen überlegt er, was für schöne Gerichte man mit seinen Enten und Tauben zaubern kann, und die werden dann von seiner Frau Hanane umgesetzt. Er bietet nun etwa 10 Stellplätze an, es geht ihm nicht darum möglichst viel Geld zu verdienen, sondern ein schönes Leben zu haben und freut sich immer, wenn Camper kommen und er neue Freunde macht. Überall auf dem Bauernhof gibt es kleine Sitzecken, es ist einfach, aber gemütlich und das Essen ist einfallsreich und lecker. Christian bietet seinen Camping-Gästen auch die Möglichkeit der Halbpension zu 145 DH pro Person an, zum Frühstück gibt es ganz leckere Konfitüren, natürlich selbst gemacht. Die Produkte der Farm wie kandierte Entenschenkel kann man auch kaufen.

Camping in Tafraoute

Natürlich habe ich auch den Campingplätzen in Tafraoute einen Besuch abgestattet. Kleine Änderungen gibt es immer. Camping Tazka war zu. Der Betreiber ist ja während der Covid Pandemie gestorben und nun führt seine Schwester den Platz weiter. Aber sie lebt in Frankreich und kommt nur für die Wintermonate. Zudem ist es nicht so ganz ihr Ding und deshalb ist Granite Rose mit Omar nun absolut der beliebteste Platz. Omar hat früher ja ab und zu Ausfälle gezeigt, wenn er die Camper um Alkohol anbettelte und dann aggressiv wurde. Aber das scheint sich gelegt zu haben und er macht einen guten Eindruck. Viele Camper stehen eine Nacht auf dem Trois Palmier, weil es so nah zur Stadt ist, aber wechseln dann zu Omar, weil er einfach netter ist.

Ich war auch auf dem etwas außerhalb gelegenen Tete du Lion. Der Deutsche Gerd hat ja seit wenigen Jahren diesen Platz am öffentlichen Schwimmbad gemietet und sehr hübsch hergerichtet. Früher war das Schwimmbecken nur im Sommer gefüllt, aber er hat nun das ganze Jahr Wasser und lässt gerade neue Fliesen anbringen. Besonders für Wanderungen ist das ein idealer Ausgangspunkt.

Aber es gibt auch einen neuen Platz. Ihr kennt ja alle das Freigelände, wo im Winter hunderte von Campern stehen. Dahinter, also zum Berg zu, wurde nun die neue Auberge Tagtout gebaut mit Campingplatz. Auch hier ist ein Pool, der wohl bis zum Sommer fertig sein wird. Es hat mir sehr gut gefallen und ich glaube, der neue Platz hat eine gute Chance, obwohl direkt davor das preiswerte Freistehen ist. Aber auch die Camperwelt ist unterschiedlich eingestellt und eine Reihe von Campern stehen lieber auf einem richtigen Campingplatz. Es gibt auch zwei ordentliche Zimmer, was gerade die Camper lieben, die für ein paar Tage Besuch von ihrer Familie bekommen. Und auf der Höhe ist ein Zeltrestaurant mit Terrasse, wo man einfach wundervoll sitzen und die grandiose Aussicht genießen kann.

Und noch etwas ist neu. Momo hatte ja bisher schon eine Werkstatt, wo er Wohnmobile reparieren oder neu streichen konnte. Aber nun hat er ein großes Gelände gleich am Freistellplatz gekauft und bietet nicht nur seine Werkstatt an, sondern auch einen Stellplatz dazu, für 20 DH pro Nacht. Es gibt Wasser und ein WC, auch Strom ist möglich. Wurde im letzten Winter schon ganz gut angenommen.

 

Ait Mansour

Der schönste Ausflug ab Tafraoute führt ins kühle Oasental Ait Mansour. Das kann man als Ausflug machen, 30 km hin und das gleiche wieder zurück. Ideal für Wohnmobilfahrer. Wer aber die komplette fast 100 km lange Rundtour fahren will, braucht ein nicht zu großes, geländegängiges Fahrzeug. Oder bucht eine Tour bei Lahcen, er kommt oft auf die Campingplätze, aber man findet ihn auch über das Restaurant La Kasbah.

Um 9.30 stand Lahcen mit seinem 4×4 vor der Tür des Riad Nour. Zunächst fuhren wir stadtauswärts vorbei an den Campingplätzen und bogen dann auf die Piste zu den Blauen Steinen ab, die sind immer wieder sehenswert.

Umrahmt von einer imposanten Gebirgskulisse aus rosafarbenem Granit ging es sodann recht trocken und vegetationslos weiter, kaum vorstellbar, dass uns irgendwo saftige grüne Palmen und rauschendes Wasser erwarten sollte. Doch dann fuhren wir hinab in die grüne Oase Ait Mansour unter schattigen mächtigen Palmen. Alle möglichen Obstbäume wachsen hier unter dem Schattendach der Palmen, aber Datteln gibt es hier kaum, dafür ist die Lage mit etwa 1.250 m viel zu hoch. Schmackhafte Datteln reifen nur unter 1.000 m.

Zu Beginn ist ein kleiner Stellplatz für Wohnmobile, diese Stelle ist sehr beliebt, ist es doch hier im Sommer herrlich kühl. Und es ist gleichzeitig der letzte Ort, zu dem man mit dem Wohnmobil fahren kann. Der weitere Weg ist einfach zu eng und zu sehr von Palmen eingerahmt, man würde sich alles verkratzen, es ist nur mit kleineren Fahrzeugen befahrbar. Aber ein paar Tage hier lohnen sich doch, man kann herrlich spazieren gehen und es gibt auch ein paar kleinere Gasthöfe zur Einkehr.

Gite Gdourt

Zum Mittagessen wurden wir bereits von Haj Abdoul erwartet. Er stammt aus dem Ort Gdourt, hat aber sein Leben in den großen Städten verbracht, fleißig gearbeitet und sich nun, gleichsam für die Rente, in der Heimat diese schöne Gite Gdourt am Berghang gebaut, in der er Gäste mit großer Herzlichkeit und gutem Essen bewirtet. Es gibt sogar schöne, saubere Gästezimmer. Auf uns wartete eine große Schale mit Couscous, gefolgt von einem reichhaltigen Obstkorb. Den Abschluss bildete der leckere Pfefferminztee mit einer Auswahl an leckeren Plätzchen.

Wir fuhren weiter durch den lauschigen Palmenhain, machten die große Runde und kamen dann noch an einer Koranschule vorbei. Hier lebte der fromme Ahmed Ben Mohammed, ein Mann, dem die segenreiche Baraka zugesprochen wird, also ein Marabut. Nach seinem Tod wirkt die Baraka noch immer, in einem kleinen weißen Schrein legt man seine Hand auf und trägt ihm im Geiste seine Probleme vor. Er wurde in einem schönen Haus mit grünen Dachziegeln begraben, auch dieses Gebäude nennt man Marabut. Davor breitet sich ein großer Friedhof aus, denn wenn man nahe einem Marabut begraben wird kommt man schneller ins Paradies. Die dazugehörige Moschee wird gerade renoviert.

Hier steht auch das Gebäude der Koranschule, ein massiver Bau, der für ältere Schüler ist. Uns aber spricht ein Junge von vielleicht 8 Jahren an und will uns seine Koranschule zeigen. Über enge Treppen führt er uns zu einer dunklen Kammer, in der etwa 10 Schüler im Alter von 6 – 10 Jahren mit dem Koran in der Hand stehen und über unseren Besuch begeistert sind. Ich dagegen denke nur, die armen Kinder.

Kurz vor Tafraoute kommen wir dann noch am Hut des Napoleon vorbei, der wegen seiner Form so genannt wird. Es waren etwa 100 km und eine schöne Tagestour mit herrlicher Landschaft und vielen Erklärungen durch Lahcen.

Wer nun sofort eine solche Rundreise buchen will wendet sich an Lahcen, oft Hassan genannt, Tel. 00212 672 303909 oder geht in den Teppichladen Maison Troc. Und noch ein Hinweis: Keinesfalls in den anderen Teppichladen gehen, das Maison Tuareg. Dort hat man im Gegensatz zu Lahcen keinen Geländewagen, macht die Tour mit Taxi und fährt zurück, sobald die Straße zu eng wird. Verkauft es aber trotzdem als Tagestour mit Geländewagen. Preis bei 4 Personen im Wagen 50 Euro pro Person inklusive Mittagessen.

Auf nach Tafraoute

Mein Mietwagen von www.sahara-experince.com wurde mir pünktlich zum Hotel gebracht. Ich arbeite schon lange mit Sahara Experience und organisiere für Kunden, also gerne für euch, wunderdschöne private Rundreisen in einem Geländewagen mit nettem Chauffeur, der euch alles erklärt. Aber wer selbst fahren möchte kann auch nur einen Wagen dazu mieten oder evtl. Unterkünfte buchen lassen. Alles ganz nach Wunsch. Wir hatten einen Dacia Logan. Am meisten überraschte mich der Spritverbrauch. Mietwagen werden hier völlig leer übergeben, also ging es erst mal zum Marjane, zum Tanken und Einkaufen. Ich tankte voll, wir wollen ja nach Tafraoute, aber als ich später wieder nach Agadir zurückkam und schon mehr als 400 km zurück gelegt hatte, war der Tank immer noch mehr als halb voll. Ich kann das Auto und vor allem die Agentur wirklich nur empfehlen.

Tafraoute ist meiner Meinung nach der schönste Ausflug, den man von Agadir aus machen kann. Es sind zwar nur 170 km, aber um Agadir wird man von heftigem Verkehr aufgehalten und später ist die kurvige Bergstraße auch nicht gerade schnell, daher braucht man schon fast 4 Stunden für die Fahrt. Man muss ja auch immer mal anhalten und die Landschaft bewundern, denn es geht es durch eine wunderschöne Natur und wir haben ja Zeit. In Tafraoute fahren wir natürlich direkt zum Restaurant La Kasbah, wo ich meine Freunde Hassan und Mohammed treffe. Sie stammen aus Merzouga, wo die Familie den beliebten Camping Ocean des Dunes schon lange betreibt. Aber andere Teile der großen Familie sind schon vor vielen Jahren nach Tafraoute ausgewandert und besitzen dort das Teppichgeschäft Maison du Troc sowie das Restaurant. Ganz neu ist nun aber das Riad Nour, in dem wir heute schlafen werden. Und natürlich kann man bei Ihnen auch tolle Ausflüge in die Umgebung buchen.

Am Abend schaute ich mir noch schnell die wichtigsten Campingplätze an und besuchte vor allem Omar auf dem Camping Granite Rose. Das ist zur Zeit der beliebteste Platz, Omar bieten den Gästen einen herzlichen Empfang, kocht auf Wunsch auch ein köstliches Tajine. Der Platz Taska daneben ist nicht mehr ganz so nett, seit der Betreiber gestorben ist und seine in Frankreich lebende Schwester nun den Winter über kommt, aber keine Ahnung vom Geschäft hat. Es gibt aber auch noch einen neuen Platz, über den ich später berichten werde.

Agadir Beach

Ich fahre nach Marokko seit Mitte der 1980er, natürlich richtig in die Wüste und das weite Land und immer haben wir uns als Abenteurer verstehenden Reisenden Agadir geringschätzig angeschaut, das ist doch nur was für Touris, da fährt man nicht hin. Und es war auch nichts Besonderes, da hat mich einfach nichts hingezogen. Bin durchgefahren, um die Campingplätze im Umkreis anzuschauen, aber einen Strandurlaub in dieser Stadt zu machen, nein, niemals.

Zwar weiß ich, dass Agadir eine wunderschöne Strandpromenade gebaut hat, war ab und zu mal in der Stadt, aber immer auf Recherche, zur Durchreise. Eigentlich ist diese Woche Last Minute Hot Deal, und vor allem die Tatsache, dass ich nicht alleine gefahren bin, sondern einen Begleiter habe, der Durchbruch. Erst jetzt entdecke ich, wie schön eine Ferienzeit in Agadir sein kann und werde dies auch meinen Kunden, für die ich hin und wieder eine Reise organisiere, wieder empfehlen. Bisher hatte ich sie eher nach Taghazoute geschickt.

Was ist also so schön in Agadir? Zunächst natürlich die Hotels. Es gibt wirklich für jeden Menschen und jeden Geldbeutel etwas. Die alten, in den 1960ern gebauten Hotels, mit ihren miserablen Sanitäranlagen, hatten heftig zum schlechten Ruf der Stadt beigetragen. Aber da hat sich sehr viel getan. Das neue Viertel Founty ist entstanden, zwar weiter von der Innenstadt entfernt, aber mit luxuriösen neuen Hotels, und auch im alten Bereich wird immer mehr abgerissen und neu gebaut. Und die herrliche, kilometerlange Strandpromenade hält alles zusammen. Da ist am Abend alles auf den Beinen. Touristen und Einheimische gleichermaßen, während am Morgen die Sportlichen unterwegs sind, zum Joggen oder an den vielen Fitnessgeräten. Und das ist genau der Punkt. Wer hier Ferien macht, hat nicht nur das Hotel. Hier kann man bummeln, findet schöne Lokale, kleine Shops, alles in Gehweite. Und alles zu vernünftigen, nicht überzogenen Preisen. Wie zum Beispiel der so schön servierte Schneckentopf zu 15 Dirham (1,50 €). Wer aber ein Auto zur Verfügung hat findet Parkplätze, die tagsüber gerade mal 2 Dirham kosten, nachts 3, und die Wächter halten sich daran, keine Abzocke.

Unser Abend endete in einem super Strandrestaurant, wo wir eine tolle Lamm-Tajine aßen und ein DJ Musik auflegte. Ein kühles Bier vom Fass wurde serviert und Jungs liefen mit großen Tabletts voller Nüsse herum. Es war einfach ein total gelungener Abend und für mich ist Agadir Beach nun viele Stufen nach vorne gerutscht. Hier kann man entspannt Urlaub machen.

Camping in Agadir

Der alte, miserable, aber schön gelegene Campingplatz in Agadir Stadt ist ja schon länger zu und genauso lange wird an einem neuen Projekt gebaut. Das wird nicht nur ein Campingplatz, sondern ein großer touristischer Complex mit Wasserpark und so. Ich stelle es mir ein wenig wie Diamant Vert in Fes vor. Im neuen Campingführer schreibe ich:

Souss Camp, N30 26.343 W09 38.043. Nicht weit vom Hafen und östlich der N1 (Blvd. Mohammed V) ist diese riesige Anlage mit Wasserpark seit 2019 im Bau und könnte bereits in der Wintersaison 2023/24 öffnen.

Das ist dürftig, aber mehr konnte ich nicht herauskriegen. Und ganz klar stand das auf meinem Programm an erster Stelle. Ich fuhr also auf der N1 aus der Stadt raus und bog dann auf Höhe das Hafens nach rechts ab. Oje, da war ich ja in heftige Bauarbeiten geraten. Das ganze Tal, auch wo früher der Camping International war, wird völlig umgebaut, alles ist aufgegraben und noch lange nicht fertig. Mein GPS schickte mich den Berg hoch zur Kasbah, aber es war ja alles umgeben von Baumaschinen und ich musste weiter aus der Stadt raus fahren Richtung Inland. Gar nicht so einfach, da zu drehen und wieder zurück zu fahren. Aber dann bin ich doch in die Straße zur Kasbah abgebogen, zu Beginn standen einige Taxis. Mhm. Aber die Straße war frei und in Ordnung, ich fuhr. Man hat da ja einen wunderbaren Blick über die Bucht von Agadir, die Seilbahn fuhr über mir, und als ein Parkplatz kam hielt ich an für Fotos. Doch da kam noch ein Wägelchen, Police National. Oho. Und ein frisch gebügelter Beamter klärte mich auf, dass die Straße gesperrt sei und unten ein großes Schild darauf hinweise.

Aber ich konnte ihn ausfragen. Der Complex sei noch nicht fertig und die Straße solange gesperrt. Aber ich könnte mit dem Taxi herauffahren. Okay, die Logik erschließt sich mir nicht ganz, aber ich fuhr zurück. Er meinte, es würde vielleicht im Sommer geöffnet. Ich fuhr also wieder nach unten, bog aber auf die N1 wieder stadtauswärts ab. Wollte doch mal sehen, ob es vielleicht von hinten eine Auffahrt gibt. Nein gibt es nicht. Aber ein Blick auf den Berg. Und da sah ich Erstaunliches. Zwei Flugzeuge, so groß wie das mit dem ich gestern angeflogen kam, stehen auf der Bergspitze nahe der Kasbah und sehen aus, als wollten Sie gleich abheben. Und daneben ein ummauertes Areal. Das wird wohl der Campingplatz.

An der Straße stand ein gut gekleideter Jugendlicher, der nach Agadir wollte, ich nahm ihn mit und er meinte, in diesen Flugzeugen würden Restaurants eingerichtet. Also ich denke, wir können mal gespannt sein.

Schnell mal weg

Ich bin ja nicht mehr die Jüngste, Wehwehchen sind überall und bald muss ich ins Krankenhaus und bin danach für längere Zeit ausgeschaltet. Und was macht man da, wenn man so unruhig ist wie ich? Man fliegt noch schnell mal in Urlaub.

Hab das Internet eine ganze Weile abgesucht nach einem schönen preiswerten Trip. Alle wollten mich in die Türkei schicken, ist das billigste. Ich wollte nach Djerba, meinen alten Freund Kamel besuchen, aber preislich lagen beide Ziele über 500 Euro für eine Woche Flug und Hotel. Ich hätte Djerba ja gern gemacht, aber die Hotels dort sind so schlecht, da bin ich nicht bereit so viel zu zahlen.

Und dann kam DAS Angebot. Eine Woche Agadir für 325 Euro, inklusive Flug mit Gepäck und Transfer, Hotel, aber ohne Verpflegung. Habe einfach mal geschaut, was der Flug alleine kosten würden, beides mit Tui Fly, und das waren schon knapp 300 Euro. Wenn das mal kein Schnäppchen ist. Ich hatte keine großen Erwartungen an das Hotel, aber für eine Woche, das geht schon. Als ich mit der TUI Dame telefoniert hatte, las sie mir die Angaben des Hotels vor und erwähnte auch eine Küche, na das ist doch prima, das reicht mir.

Nun kenne ich aber einen weiteren Alten, der genau wie ich und zum gleichen Zeitpunkt eine Krankenhaus Behandlung vor sich hat und auch genauso unruhig ist. Ich erzählte von dem Angebot und noch bevor ich den Satz zu Ende gesprochen hatte, schrie er, ich komme mit.

So sind wir zwei Alten also ins Flugzeug gestiegen, zu beiden Seiten drei Sitze und wir hatten Fensterplatz und Mitte. Eine Dame kam schließlich und bezog den Gangplatz, ihr Mann den gegenüber. Neben ihm waren die 2 Plätze frei und so zog sie zu ihrem Mann und wir hatten jeweils den Mittelsitz frei, sehr bequem, denn die TUI-Sitze sind doch viel enger als auf der Langstrecke nach USA.

Der Flug nahm seinen Gang und kurz vor dem Ende stand ich mal auf und sprach die Dame an, wie schön wir es doch gehabt hätten. Und ihr glaubt einfach nicht, was die Dame daraufhin sagte: Sind Sie die Edith Kohlbach? Ich war baff. Mit einer solchen Frage hätte ich in einem Flugzeug voller Pauschaltouristen nicht gerechnet. Aber damit war das Eis gebrochen und wir schnatterten bis zum Aussteigen.

Beinbruch in Agadir

Ihre Geschichte war interessant und ich erzähle es, weil es auch viele andere Camper angeht. Sie waren wie üblich mit ihrem Wohnmobil in Marokko, auf dem Camping Atlantica Park, und dann stürzte die Dame und hatte einen Oberschenkelhalsbruch. Ab in eine Privatklinik nach Agadir, OP, und so bald es ging, ADAC-Ambulanzflug nach Deutschland. Ihr Mann durfte nicht mitfliegen und musste sich selbst etwas buchen, das Wohnmobil blieb auf dem Parkplatz am Airport stehen, 100 Euro für einen Monat. Und nun sind sie auf dem Weg zurück und wollen noch ein paar Tage bleiben. Als ich im Shuttle saß, sind sie gerade an uns vorbei gefahren, das Wohnmobil hat also brav gewartet.

Residence Intouriste

Nun mussten wir aber zunächst mal einchecken. Mir war die Küche sehr wichtig, reise schließlich immer mit meiner Kaffeemaschine, und auch mein Begleiter will sich sein Frühstück selbst machen. Das Hotel hat drei Zimmerkategorien. Standard ohne Küche, Studio mit Kochecke und Apartment mit Wohnschlafzimmer, Küche und Terrasse. Um bei der Wahrheit zu bleiben, im Gegensatz zu dem was die TUI Dame gesagt hat, stand auf der Bestätigung nur was von Standard Einzelzimmern. Aber das ließ ich nicht gelten. Ich bestand auf meiner Küche. Es folgte eine längere Diskussion, durchaus freundlich und viele Telefonate. Und schließlich bekam ich ein Apartment ganz oben, wo man sogar ein Fitzelchen vom Strand sehen kann, und mein Begleiter ein Studio, zwar ganz unten und zur Straße, aber er ist zufrieden. Super zu dem Preis und ich ging zurück zu dem Rezeptionisten und drückte ihm ein Trinkgeld in die Hand. Das hat er verdient.