Archiv für den Monat: August 2023

Le Maroc en Camping Car

Es gibt tatsächlich nicht viele Länder, die einen Campingführer für Marokko haben. Frankreich gehört dazu. Es gibt dieses Buch nun schon 20 Jahre, mein erster Campingführer in gedruckter Form kam 2007 heraus. Und tatsächlich kannte ich das französische Buch damals noch nicht, habe also nicht abgekupfert. Aber schon bald danach lernte ich übers Internet den Autoren Emile Verhooste kennen, wir haben seither einen sehr freundlichen Kontakt. Emile, wie ich nicht mehr der Jüngste, hat inzwischen einen Mitautoren und Nachfolger gefunden, Pascal Samson. Auch der sehr nett. Da ihre neue Nach-Corona-Ausgabe gerade die Druckpresse verlassen hat, haben Sie mir ein Exemplar geschickt. Wir beide machen uns ja keine Konkurrenz, sondern helfen uns gegenseitig mit Informationen. Kaum ein Deutscher wird ein französisches Buch kaufen und kaum ein Franzose mein deutsches.

Ich war vollkommen begeistert über dieses neue Buch. In den Anfangsjahren waren unsere beiden Bücher in der Aufmachung eher vergleichbar, aber dieses neue Buch ist völlig anders. Es hat natürlich einen professionellen Verlag dahinter, ist nicht wie meines eine einfache Selbstverlag-Ausgabe, ist sehr viel aufwändiger gestaltet und kostet daher natürlich auch mehr. Während in meinem Buch hauptsächlich die Campingplätze beschrieben sind, gibt es bei Emile und Pascal auch viele Informationen über das Land und sehr viele Farbfotos und gute Karten.

Natürlich habe ich seit gestern intensiv in dem Buch gestöbert, um zu schauen, ob es etwas gibt, was ich nicht habe. Nach Abschluss der Prüfung kann ich sagen, ja, ich habe ganz wenige Plätze gefunden, die ich noch nicht kannte und übernommen habe, aber ich habe auch etwa die gleiche Anzahl Stellmöglichkeiten gehabt, die Emile nicht kannte. Selbstverständlich werde ich ihm diese Liste nun zuschicken.

Kurz gesagt, herzlichen Glückwunsch an die beiden Autoren für ihre vorzügliche Arbeit, und wer die französische Sprache beherrscht kann sich das Buch ja zulegen.

Nur die armen Engländer, die haben es noch nicht zu einem Buch in ihrer Sprache gebracht, ich werde oft darauf angesprochen.

Regentag

Am Morgen fahre ich schon vor 7 Uhr zur Boulangerie Artisanal in Wissembourg. Rott hat keinen Bäcker, aber dies ist nur 3 km entfernt. Ich kaufe auch gleich für die anderen Gäste mit ein. Es regnet nicht, ist aber kalt und stürmisch.

Nach meinem gemütlichen Frühstück ist Regen angesagt, aber ich habe ein richtig spannendes Buch gefunden und lese. Daniel kommt immer mal vorbei und wir plaudern. Zum Mittagessen will ich nach Woerth, in ein sehr gutes Restaurant, in dem ich schon mehrmals war. Er will mitkommen. Wie schön, macht natürlich mehr Spaß zu zweit. Doch das Restaurant ist geschlossen, nur diese eine Woche, ich habe doch wirklich Pech. Aber auf dem Weg sah ich ein Restaurant mit sehr vielen geparkten Autos davor, das ist doch ein gutes Zeichen. Wir halten also dort. Obwohl es keine Überlandstraße ist, ist dies doch ein richtiges Routiere, also ein Lokal, wo man gut und deftig isst mit großen Portionen. Habe mein Handy im Auto gelassen, also gibt es keine Fotos.

Zurück in Rott regnet es immer noch, aber mein Buch ist ja auch noch nicht fertig gelesen. Erst am Abend kommt ein wenig die Sonne raus, das Happy End war gut, also nichts wie auf das Rad und nur eine kurze Strecke um Rott herum. Mit Google Maps den Weg gesucht. Das war nicht gut, es ging in den schlammigen Wald und sogar auf eine Gefällstrecke, die nur aus Felsbrocken bestand. Ich musste das Rad schieben. Und die ersten Regentropfen kamen auch wieder. Also als Radurlaub steht der Kurztrip unter einem schlechten Stern. Doch sonst ist es schön. Daniel will zu seinen Biohühnern gehen, die sind in einem Garten an der Dorfgrenze. Das lasse ich mir nicht entgehen. Den Hühnern geht es gut, zumindest was die Unterkunft betrifft, aber einige haben einen ganz zerkratzten Rücken und ich erfahre sehr bald, woher das kommt. Als der Hahn auf die Henne steigt, das ist schon eine heftige Aktion, vor allem da der zweite Hahn dazwischen geht. Daniel meint, dass Frederic bald im Kochtopf landen wird, drei Hähne sind einfach zu viel. Ich frage, ob er selbst dem Tier den Hals umdreht, nein, nein, sagt er, das macht eine Frau im Dorf.

Am Abend stelle ich wieder die Sauna an, das ideale an einem so kühlen Regentag und Daniel kommt mit. Ist doch viel schöner als allein. Ich fühle mich hier schon richtig zuhause.

Fazit, die Fahrt hierher hat sich gelohnt, nicht fahrradmäßig, aber vom Erholungswert.

Cave Vinicole Cleebourg

Es regnet sich ein. Deshalb arbeite ich zunächst ein wenig am PC und fahre dann gegen 12 Uhr mit Auto zum 2 km entfernten Hotel-Restaurant Le Cleebourg für den Mittagstisch. Den Hinweis darauf hatte ich schon gestern an der Tür gefunden. Und da ich ja aus bitterer Erfahrung weiß, dass man es mit der Mittagstischzeit sehr genau nimmt, bin ich rechtzeitig da, obwohl ich lieber später gegessen hätte. Ich bekomme einen netten Tisch neben einem deutschen Paar, sie reichen mir freundlicherweise schon die Karte. Dort keine Spur vom Mittagsmenü. Aber ich weiß ja Bescheid und bestelle es. Als Vorspeise Croque Monsieur und dann Kassler in Blätterteig mit Kartoffelsalat, sehr lecker. Den Nachtisch spare ich ein, denn ich habe ja noch eine Zitronentarte von gestern. Die deutschen Nachbarn sind überrascht, denn man hat ihnen nichts von der Mittagskarte erzählt, wohl dem ganzen Lokal nicht. Scheint so eine Insidergeschichte zu sein.

Ich bleibe nach dem Essen noch ein wenig, denn um 14 Uhr soll ja die Kellerführung gleich nebenan stattfinden. Und so finden sich auch einige Leutchen ein, die Wartezeit wird mit einem Gläschen Wein versüßt. Dann geht es hinab in den Keller. Ich war vorgewarnt worden, die Führung sei nur in Französisch, kein Problem, kann ich. Aber natürlich nicht das schnelle Rattern des Kellermeisters, der mit Fachausdrücken nur so um sich wirft. Aber egal, es ist nicht meine erste Kellerei und es macht Spaß. Cleebourg ist ein Zusammenschluss der Winzer der Region und ich sagte es ja schon, es gibt hier einen wirklich hervorragenden Wein zu einem angemessenen Preis. Aber nicht nur Wein, es wird vor allem auch der hervorragende Cremant hergestellt, in Flaschengärung. Deshalb die merkwürdige Palette mit den Flaschen, die die in regelmäßigen Abständen gedreht werden müssen.

Nach der Führung geht es natürlich wieder an die Theke und obwohl schon einige Kistchen im Wagen sind kaufe ich dennoch ein wenig mehr. Denn ich bekam eine Idee. Nächste Woche habe ich Freunde eingeladen, wusste noch nicht, was ich zum Essen machen soll, aber nun ist es klar. Es wird eine Elsässer Weinprobe mit entsprechender Brotzeit! Habe den Kellermeister auch gefragt, auf wieviel Grad ich meinen schönen neuen Weinkühlschrank einstellen soll zum Servieren der herrlichen Weißweine. 8 Grad!

Das war wirklich die perfekte Beschäftigung für diesen regenreichen Tag und als ich wieder heraus komme ist es doch tatsächlich trocken. Von Sonnenschein kann man noch nicht sprechen, aber nachdem ich mir bei Daniel wieder einen Kaffee gekocht und meine Zitronentarte gegessen habe setze ich mich aufs Rad und fahre nach Seebach. Soll einer der schönsten Orte in der Gegend sein. Stimmt ja, ist sehr hübsch. Hätte gerne ein Häuschen hier. Und ich komme tatsächlich ohne einen Regentropfen wieder zurück von der 20 km Tour. Noch nicht richtig angekommen kommt draußen wieder ein Regenschauer runter.

 

Daniel

Daniel besitzt in Rott ein echtes Elsässer Bauernhaus gleich neben der Kirche. Sein Garten eine Wüstenei, weil er irgendetwas mit Holz arbeitet, was sich mir noch nicht so ganz erschlossen hat. Der Wohnbereich teilt sich in das Haus, in dem er wohnt, im Erdgeschoss die Küche, die auch ich betreten darf, weil da nämlich der Kaffee-Vollautomat steht. Arbeitet mit Bohnen und nicht mit den überteuerten Kapseln! Sehr gut. Ansonsten absolutes Chaos im Haus wie auch im Garten.

Aber daneben ist quasi ein Extrabereich, der meine Wohneinheit sein wird. Mein Zimmer ist ein kleines Kämmerchen, aber es ist alles da, was ich brauche, einschließlich einem Arbeitstisch, an dem ich gerade sitze und schreibe. Neben meinem Kämmerchen ist das multifunktionale Bad, dort ist eine Kochecke mit Mikrowelle, Induktionskochplatte, Kühlschrank, Spüle, Dusche und Sauna. Extra gibt es noch einen WC. Und da hier nur dieses eine Gästezimmer ist, ist dies also meine kleine private Wohnung. Und anders als der Daniel-Bereich ist es hier aufgeräumt und sauber. Ich fühle mich wohl. Mein Fahrrad findet einen Platz direkt im Flur vor meiner Zimmertür.

Am Abend habe ich zunächst mal die Sauna angestellt und freue mich wahnsinnig. Ist doch die Sauna in meinem Haus schon lange geschlossen. Herrlich und entspannend, so sehr dass ich danach völlig erschöpft ins Bett falle und richtig gut schlafe.

Am Morgen wecken mich die Regentropfen. Ja, auch heute ist wieder den ganzen Tag Regen angesagt. Aber ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen und frühstücke erst einmal. Habe ja alles dabei und auch eine komplette Küche zur Verfügung, koche mir sogar mein Frühstücksei. Die habe ich mir von zuhause mitgebracht, weil ich ja nicht wusste, dass Daniel Bio-Eier verkauft, 4 Euro für 10 Stück. Ich werde welche mitnehmen.

Nun werde ich ein wenig arbeiten und zum Lunch will ich das Hotel-Restaurant testen, das zum Weingut gehört und sehr gute Einträge hat. Danach Kellerführung und wenn alles gut geht gibt es am Nachmittag doch ein wenig Sonne und ich kann eine kleine Radtour machen. Ich werde berichten.

Elsasstour

Ich muss einfach raus. In Taunusstein auf der Couch sitzen ist nicht mein Ding. Und die versprochene Klimaerwärmung ist ja auch nur von kurzer Dauer gewesen. Es ist kalt und regnerisch. Die Taunussteiner Berge kenne ich in- und auswendig, also muss ich raus. Habe zunächst in die Wettervorhersage geschaut und mir Anfang August als gut rausgesucht. Und ein Zimmer in meinem geliebten Nordelsass gebucht. Nordelsass weil es nicht weit von mir entfernt ist und ich keine Lust auf lange Autofahrten habe. Es soll ja mit Auto in den Elsass gehen und dann schöne Rundfahrten mit dem Rad, natürlich mit leckerem Einkehren zwischendurch.

Schon gleich am nächsten Tag nach der Buchung der große Schock. Es ist geradeso als wollte mich das Wetter mal so richtig verarschen, plötzlich ist für diese Tage nur noch 100 % Regen und unter 20 Grad vorhergesagt, und das den ganzen Tag über. Jeden Tag schau ich rein, es wird eher schlechter als besser. Die Unterkunft habe ich in AirBnB gefunden und sie kostet gerade mal 87 Euro. Nein, nicht pro Tag, für 3 Tage! Und es gibt eine Sauna. Da kann man nicht meckern. Xmal habe ich überlegt, ob ich nicht einfach absagen soll, das Geld wird nicht erstattet, aber es ist auch nicht viel.

Doch dann dachte ich, zuhause kann ich bei Regen nur auf der Couch sitzen. Fahr doch einfach, es kann nur besser werden. Mal schön essen gehen, zum Weingut und vielleicht ist es dazwischen doch mal trocken genug für eine kleine Fahrt.

Die ganze Nacht hat es geregnet. Zumindest immer dann wenn ich mal kurz wach wurde. Auch noch am Morgen. Aber dann, oh Wunder, als ich mein Auto packen wollte, Fahrrad drauf und so, kam die Sonne hervor. Um 10 Uhr ging es dann los nach Bad Bergzabern (Deutschland). Dort am Kurhaus geparkt und ab aufs Rad. Ich hatte mir eine schöne 30 km Rundfahrt ausgesucht über Weissenburg (Frankreich) und zurück über das Weintor in Schweigen. Es hat alles richtig schön geklappt, zwar drohte mal eine schwarze Wolke am Himmel, aber sie hat sich zurückgehalten und ich war sogar dankbar, dass ich meine Sonnenbrille eingepackt hatte.

In Weissenburg gibt es viele schöne Restaurants und ich ging wieder dorthin , wo ich schon einmal war und recht zufrieden. Doch diesmal, nein, absolut nicht. Die Bedienung schaute erstmal überhaupt nicht nach mir und als ich endlich, endlich bestellen konnte, das Mittagsmenü zu 13,50, da meinte sie, nein, das gibt es nur bis 13 Uhr. Ja, so kann man es auch machen, die Leute sitzen lassen bis 13 Uhr vorbei ist. Ich war eh nicht sehr hungrig, stand abrupt auf und machte mich auf den Weg zu meinem Quartier. Zunächst aber zum Supermarkt um für das entgangene Menü einzukaufen, das ich dann in meinem Zimmer nehmen wollte.

Doch nicht, ohne zuvor bei meinem Cave vorbei zu schauen. Der Cave Vinicole de Cleebourg, den ich mal auf einer Fahrradtour entdeckt hatte, ist weit über die Grenzen bekannt, auch viele deutsche Kunden sieht man dort, weil es einfach einen vorzüglichen Wein gibt zu akzeptablen Preisen. Und an der Tür stand ein großes Schild, dass immer Mittwoch eine Führung durch den Keller ist, heute ist Dienstag, also das werde ich mir morgen nicht entgehen lassen.

Dann ging es zur Unterkunft. Kein Hotel, sondern Privatunterkunft über AirBnB. Ich sagte es ja schon oben. Preiswert. Sehr preiswert. Von daher kann man nicht viel erwarten. Aber ich komme auch mit wenig zurecht. Es gab im Angebot viele Fotos, von daher wusste ich ziemlich gut, was mich erwartet. Und so war es auch. Daniel ist ein junger Deutscher (ja, in meinem Alter ist fast jeder jung, aber könnte wirklich mein Enkel sein), ganz locker drauf und wirklich nett. Wir sitzen draußen an einem Tisch in seinem Garten und unterhalten uns, ich trinke Cremant de l‘Alsace zu einem herzhaften Brie. Das mag ich, nicht so ein anonymes Wohnen.

Danach geht es mit dem Rad nochmal die 3 km nach Wissembourg für einen Stadtbummel und da springen doch zwei leckere Törtchen in meinen Korb.