Archiv für den Monat: Juni 2018

Hontoon Island State Park

Dieses Naturreservat gehört zu meinen Lieblingsparks, hauptsächlich, wegen der Fahrt auf der kostenlosen Fähre. Der große, weitverzweigte St. Johns River umschließt hier eine Insel, die komplett zum Naturschutzgebiet erklärt wurde und man kann nur mit der kleinen Elektro-Fähre hinüber gelangen. Dort gibt es zu Beginn eine Rangerstation mit Laden, einen Spielplatz, Grillhütten und auch einen Campingplatz, wo man sein eigenes Zelt aufschlagen oder in netten Hütten wohnen kann. Die Insel ist lang und schmal, aber doch etliche Kilometer breit und lang. Diese Flächen kann man zu Fuß oder mit dem Rad erschließen. An der Rangerstation kann man Fahrräder und Kanus mieten, man kann natürlich auch seine eigenen Geräte mitbringen. Das Fahrzeug wird an der Fährstation geparkt und alles Zeltmaterial wird auf einer bereit stehenden Schubkarre transportiert.

Jedes Jahr fahre ich einmal auf diese schöne Insel, aber diesmal habe ich gefragt, was die Kanus kosten. Sie kosten 20 $ für einen halben Tag, und das ist ein echt guter Preis, es gibt auch Zweisitzer für das gleiche Geld. Ich versprach, dafür wieder zu kommen.

Und es war nicht schwer meinen Reisegefährten Jan dazu zu überreden. Er hatte seine vielfältigen Arbeiten, wegen denen er gekommen war, ziemlich abgeschlossen, und so fuhren wir am Montag los. Gegen 12 Uhr waren wir auf der Insel und nahmen unser Kanu in Empfang. Essen, Trinken und Sonnenöl waren dabei, aber offensichtlich unser Kopf nicht ganz, denn wir vergaßen, uns einzuölen, was sich nachher noch rächte. Aber wir paddelten voller Eifer los. Der Ranger hatte gesagt, dass die Strecke um die ganze Insel ziemlich lang ist und für gute Ruderer 5 Stunden erfordert. Nur zwei völlig Trainierte hätten es mal in unglaublichen 3 Stunden geschafft. Unser Ziel war es, ein, zwei Stunden aufwärts zu paddeln und dann wieder zurück, alles würden wir nicht schaffen, sind immerhin 10 – 11 Meilen. Haben durch unser Anti-Outdoor-Leben in Deutschland ja nicht unbedingt viel Training. Außerdem hatte ich gar nicht die Absicht, schnell zu rudern, wollte viel lieber die schöne Landschaft genießen. Und die ist einfach wunderschön. So eine Stille, so eine Einsamkeit. Am sumpfigen Ufer schlenderten einige Rehfamilien durch die Landschaft, sogar ein weiß geflecktes Bambi war zu sehen. Vögel aller Couleur, aber kein Alligator. Dem war es wahrscheinlich zu heiß. Es waren gut 30 Grad, aber auf dem Wasser gut auszuhalten. Für den Nachmittag waren Gewitter gemeldet, aber doch ein wenig von uns entfernt sollten sie sein.

hier sieht man zwei Rehe

Doch dann zogen dunkle Wolken auf. Ich kannte schon vom Strand wie schnell die sich zu einem Gewitter ausweiten können und Blitzschlag hat in Florida schon viele Menschen getötet. Wir kennen ja die Regel, bei Gewitter nie unter Bäume. Doch hier waren Bäume einfach überall. So ganz gut habe ich mich nicht gefühlt und schlug Jan vor umzukehren. Aber Jan wollte unbedingt noch sehen, was hinter der nächsten Ecke ist. Und ganz ehrlich, das wollte ich auch. So geht es mir auf meinen Spaziergängen auch immer, was ist hinter der Ecke?

Also fuhren wir weiter, und weiter, und weiter. Es war auch einfach zu schön. Und die Wolken verzogen sich. Nun hatten wir aber immer noch das Problem, umzukehren, am Abend geht um 7 Uhr die letzte Fähre zurück, danach muss man auf der Insel bleiben. Wir hatten eine Karte des Wasserwegs, aber deutlich war sie nicht. Ich hatte aber zusätzlich ein GPS, auch das nicht sehr deutlich, da die Landschaft hier einfach sehr verzweigt ist und nicht so ganz deutlich abgebildet werden kann. Dann kamen wir an eine Verzweigung. Der Hauptstrom bog rechts ab, links ging der kleinere Snake Creek in unsere Richtung. Damit müssten wir abkürzen können und die andere Inselseite erreichen. Aber ist der Creek wirklich durchgehend? Man kennt das, plötzlich wird es schmal und schmäler und versandet dann. Mein GPS zeigte, dass es vermutlich durch geht, aber in vielen Schlangenlinien, die viele Flusskilometer ergeben. Deshalb heißt der Kanal ja auch Snake Creek. Wir fuhren los. Herrliche Landschaft und nun wirklich völlige Einsamkeit. Kamen uns vorher etwa 5 Boote entgegen war hier niemand mehr. Und hier würde uns auch niemand finden. Zwar hatte ich die Telefonnummer der Rangerstation und könnte mithilfe des GPS unsere Position genau angeben, doch hatten wir meistens keinen Telefonempfang. Jan meinte immer, gleich sind wir da, auf der anderen Seite. Blick auf das GPS, wir sind noch lange nicht da. Und dann plötzlich, alles grün. Kein Wasser mehr zu sehen, alles war zugewachsen. Was nun? Umdrehen wäre einfach furchtbar, wir waren schon fast drei Stunden unterwegs, die Kraft, das alles zurückzufahren hätte ich nicht. Also durchkämpfen. Was, wenn nun ein Alligator den Weg blockiert. Auch Schlangen könnten im Wasser lauern. Hier kämen wir nicht durch. Und auch zu Fuß das Kanu schieben ist nicht unbedingt interessant bei dem unbekannten Untergrund, wo Schlangen und sonst was lauern können. Schieben, schieben, Jan beschwerte sich, weil ich lauter grünes Zeug nach hinten warf, wo er saß. Aber vorne war wieder eine Wasserfläche zu sehen, das gab Kraft.

Und wir schafften es. Irgendwann erreichten wir tatsächlich den breiten St. Johns River auf der anderen Seite der Insel. Wieder dunkle Wolken am Himmel, aber wenn schon Gewitter dann lieber hier wo doch ab und zu ein Boot kommt. Jan glaubte wieder, ach, nur um die nächste Ecke, dann sind wir da. Aber wie immer wusste es mein GPS besser, es war noch eine ganze Weile. Und dann plötzlich eine Anlegestelle, die erste auf dem ganzen Weg. Vorher gab es nur Sumpfland. Also nichts wie hin und erstmal verschnaufen. Ich kam kaum aus dem Kanu raus, war völlig steif. Und hatte knallrote Beine, Jan nicht weniger, hatten wir doch das Einölen vergessen. Wir stärkten uns mit unseren Vorräten, konnten während dem Paddeln ja nur schwer was zu uns nehmen. Und weiter gings. Es war immer noch eine ganz schöne Strecke, aber als wir nach 4,5 Stunden ankamen hatten wir 10 Meilen oder 18 km zurückgelegt. Nicht schlecht. Und das darf man dann auch mit einem guten Essen in einem netten Restaurant beschließen.

Driving on the beach

Ich habe euch erzählt, wie ich mit dem Wagen auf den Strand fahre und höre da oft Kritik. Muss man auf den Strand fahren? Deshalb möchte ich hier kurz die Hintergründe erzählen. Zunächst mal, der Strand bei Daytona Beach ist etwa 25 km lang und bei Ebbe 35 m breit. Und vor allem auch bei Ebbe sehr hart, so dass Auto fahren dort sehr einfach ist. Etwas südlich liegt New Smyrna Beach, wo der Strand ebenfalls sehr breit ist. Deshalb gibt es auch eine lange Tradition dafür, die in den 1920ern begann, als der harte Strand für Testfahrten genutzt wurde. 1927 fuhr der Rennfahrer Henry Segrave am Strand von Daytona Beach mit dem Sunbeam HP1000 als erster Mensch schneller als 300 km/h. Als richtige Rennstrecke diente der Strand von 1936 bis zum zweiten Weltkrieg und dann weiter mit dem ersten Rennen der Grand National in 1948 bis 1958, dann wurden die NASCAR – Rennen in den brandneuen Speedway in der Innenstadt verlegt. Darauf war der Strand nur noch für privaten Autoverkehr geöffnet, der zunächst ziemlich ungeordnet verlief.

Heute gibt es zwei Lager in Volusia County, dem Kreis, zu dem der Auto-Strand gehört. Die Traditionalisten, die auf dieses Recht nicht verzichten möchten und die Naturschützer, die den Strand lieber autofrei sehen möchten. Daneben gibt es natürlich auch Sicherheitsaspekte zu beachten.

Hier die Punkte der Naturschützer:

  • Die Luft ist reiner ohne Autos
  • Personen könnten durch Fahrzeuge verletzt werden
  • Das Marine-Leben, z.B. die Nester der Seeschildkröten, ist gefährdet

Die Argumente der Traditionalisten

  • Die 100 Jahre alte Tradition sollte gewahrt werden
  • Autofahren am Strand ist ein Teil der Freiheit
  • Ein praktisches Argument ist, dass eine Familie alle die vielen Stühle, Sonnenschirme, Picknickkoffer nicht anders transportieren könnte
  • Aber das wichtigste, es gibt fast keine Parkmöglichkeiten in Strandnähe

Als Kompromiss hat man nun einige Teile des Strandes für den Autoverkehr gesperrt, andere sind offen, es ist etwa 50:50. Aus Sicherheitsgründen muss das Licht an sein und die Fenster auf, Limit 10mph, texting and driving ist verboten. Bei hoher Flut kann der Strand zeitweilig gesperrt werden.

Es kostet aktuell 20 $ pro Tag, ein Jahrespass 120 $. Für Einwohner des Volusia County kostet der Jahrespass 25 $. Dafür werden Bademeister gestellt und der Strand sauber gehalten, letzteres gilt auch für die autofreie Zone.

Zur Parksituation: In Daytona Beach gibt es um den Strand einige private Parkplätze, wo man etwa für 10 – 15 $ täglich parken kann. Außerdem den schönen Sunsplash Park mit vielen kostenfreien Parkplätzen. Natürlich lange nicht ausreichend im Sommer. Außerhalb des Zentrums findet man in den Seitenstraßen einige wenige kostenfreie Parkplätze und muss dann 100 – 200 m laufen.

In Daytona Beach Shores, wo ein großer Teil Strand liegt, ist es vollkommen verboten, entlang der Straßen zu parken. Es gibt dafür aber einen schönen Park mit WC und einer Menge Parkplätzen. Außerdem noch ca. 3 kleine Off-Beach-Parkplätze. Diese sind in der Wintersaison einigermaßen ausreichend, im Sommer hoffnungslos überfüllt. Das würde bedeuten, nur noch reiche Leute können zum Strand, die den teuren Tagespreis bezahlen können. Die Stadt möchte gerne mehr Parkplätze in Strandnähe bauen, aber ein Haus mit Ferienwohnungen bringt mehr Steuern.

In dem kleinen New Smyrna Beach kann man schon eher Sträßchen finden, wo man parken kann, aber leicht ist das nicht. Am Hauptzugang zum Strand ist ein großer Parkplatz, der aber auch 20 $ pro Tag kostet. Aber New Smyrna hat für die Einwohner den netten Service, dass sie sich registrieren lassen können und diese Plätze kostenfrei nutzen können.

Mit diesem Hintergrund habe ich mich für den 25 $ Resident Pass entschieden und freue mich, nun immer am Strand parken zu können. Lange Fahrten mache ich dort aber nicht.

My Beach is my Castle

Am Donnerstag dann nichts wie ab zum Strand, diesmal nach New Smyrna Beach, weil ich dort noch eine Bekannte treffen wollte. Ich war schon vor 9 Uhr dort, fand daher auch noch genug Platz, parkte und schleppte mein neues Gazebo zum Strand, in die Linie, die wohl immer für diese Gazebos vorgesehen ist. Schirme kann man überall aufbauen, selbst im Wasser, aber Gazebos stehen immer etwas entfernt in einer Reihe. Direkt neben mir ein weitere Familie, mit dem gleichen blauen Paket, wie ich neu aus dem Laden, die Pappe war noch drum. Ich also hingeschielt wie man das macht, zu zweit wäre es ja einfacher, aber ich habs gepackt. Doch das Dach war nicht straff, sah furchtbar aus und ich fand den Fehler nicht. Aber wir Frauen sind ja nicht zu stolz zum Fragen, ich bin rüber und habe um Hilfe gebeten. Der Fehler wurde sogleich gefunden, oben müssen Knöpfchen einrasten. Ja, ich könnte auch die Anleitung lesen, aber das wäre ja langweilig.

Dann habe ich mein schönes neues Strandzimmer bezogen mit Stuhl und Liege, Body Board und Imbiss-Tasche. Fand in der Nähe auch Wifi, so dass ich meiner Freundin eine Nachricht schicken konnte, wo ich bin.

Doch sie kam nie an. Stattdessen aber viele dunkle Wolken. Ich brachte schon mal die kleineren Sachen ins Auto, wartete aber noch ab. Die anderen blieben alle ruhig unter ihren Pavillons sitzen. Doch dann, kurz nach 12, fing es an zu tröpfeln und ich hatte eine gute Gelegenheit, herauszufinden, wie schnell man das ganze wieder einpacken kann. Und ja, es ging ganz schnell, ich wurde nicht nass. Rief dann Joy an, sie hatte meine Email nicht bekommen und wir trafen uns in ihrer Condo. Sie ist daran interessiert, nach Marokko zu fahren. Und deshalb ist heute morgen kein Beach angesagt, sondern ich muss eine ausführliche Reisebeschreibung in Englisch machen.

Hot, hotter, Florida

Ich könnte diesen Gabor verfluchen! Wenn er nicht wäre, ich wäre nicht hier. Und hätte viel Geld gespart. Und viel Freude eingebüßt. Aber von vorne.

Natürlich bin ich nur im Winter in Florida, ist doch der Sommer die einzige Jahreszeit, die ich in Deutschland ertragen kann. Und ein weiter Flug pro Jahr reicht mir auch. Aber dann, kaum war ich aus Marokko zurück, rief Gabor an und sagte, sein Partner Jan fliegt im Juni für 3 Wochen nach Florida und ob ich nicht mit wolle. Es dauerte nicht lange, der Kampf zwischen meinem Kopf und meinem Herzen, dann sagte ich spontan zu. Und habe es nicht bereut. Florida im Sommer ist anders. Und heiß. In Marokko kann es um diese Jahreszeit locker 55 ° Celsius werden, in Florida nur gut 30 ° C. Müsste doch eigentlich gehen, oder? Nein, die Hitze hier ist feucht und es fühlt sich eher unerträglich an. Natürlich nicht für mich, ich liebe die Hitze. Im Haus muss zwar ununterbrochen die Klimaanlage laufen, sonst könnte man es nicht aushalten, aber am Strand ist es richtig schön. Zwar heiß, aber dann geht man ins Spülwasser warme Wasser und kühlt sich ab. Jahre war ich nicht mehr im Wasser, da es mir einfach zu kalt ist, und nun ist es genau richtig. Bin ja kein Strandmensch und ging sonst immer nur für eine Stunde am Strand spazieren, aber nun macht es mir mehr und mehr Spaß. Am ersten Tag auf die Uhr geschaut und es knapp 2 Stunden ausgehalten, will ja braun werden. Dann wurde es immer schöner und spätestens als ich einen Sonnenschirm aufgebaut habe wurden es 4 Stunden. Und in nur einer Woche habe ich schon einen richtig schönen Braunton erzielt, ohne Sonnenbrand. Habe fleißig geölt.

Aber der Sonnenschirm! Ich gehöre zu den wenigen, die einen benutzen. Die anderen bauen meist Gazebos auf, also kleine Pavillons, worunter dann ein richtiges Strand-Wohnzimmer aufgebaut wird mit Kühlbox, Grill, Tisch und Stühlen. Ein bisschen neidisch war ich schon. Aber was soll ich Einzelperson mit einem solchen Strandzimmer. Bis zum zweiten Sonnenschirm-Tag. Da kam ein Windstoß, blies meinen Schirm um, er war kaputt und mir erschien dies wie ein Zeichen vom Himmel. Ein Gazebo soll es sein, auch für mich.

Also ging es vom Strand direkt zu Walmart, viel Auswahl und Konkurrenz gibt es hier ja nicht unter den Geschäften und schon war ich stolze Besitzerin eines Gazebos.

Fortsetzung folgt.