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Skyway Trail

In meinem AirBnB gibt es außer dem Hausherrn noch einen weiteren Gast, Jose, so etwa 25 Jahre alt. Habe schon gemerkt, dass er sehr wortkarg ist, obwohl ich immer fröhlich grüße, kommt kaum was zurück. Als ich heute heim kam ging er genau vor mir ins Haus, schlug die Tür hinter sich zu und ich musste den Code erneut eingeben. Aber naja, die Menschen sind halt verschieden. Als ich heute früh aufwachte schliefen die beiden offensichtlich noch tief und fest, ich bereitete mein Frühstück zu, wozu es gehört, dass ich meine Nespresso Maschine und Milchaufschäumer in der Küche aufbaue. Aber keiner von den beiden rührte sich und als ich gegen 10 Uhr aus dem Haus ging schliefen sie immer noch.

Mein erster Weg führte zu einem Fahrradladen am Pinellas Trail, wo mir der Inhaber 3 Bücher zur Probe abkaufte. Mal sehen, ob er sie verkaufen kann. Denn die Saison geht zu Ende. Es wird hier langsam zu heiß fürs Fahrradfahren, ich glaube, die meisten von euch hätten auch aufgegeben, aber ich liebe die Hitze. Meine Tour heute war 72 km lang, 30 Grad meist ohne jeden Schatten, aber ich kann das gut wegstecken.

Fort de Soto

Schon beim erstenmal war mir ein Wegweiser zum Skyway Trail aufgefallen, den ich heute erkunden wollte. Und das hat sich voll gelohnt, wenn auch diesmal wieder Wünsche offen bleiben. Denn ich hatte noch viel mehr vor, wollte zu St Pete Beach und weiter, wollte nach Gulfport, aber meine Energie hat doch Grenzen. Und diese 44,5 Meilen waren einfach genug. Am historischen Fort de Soto machte ich eine kurze Pause und füllte meine Wasserflasche, hatte bis dahin 27 Meilen zurück gelegt, und machte mich wieder auf dem Heimweg. Wollte ein wenig abkürzen, denn es wären sonst ja 54 Meilen geworden, und ich fand tatsächlich eine Route, die zwar einige wenige Meilen über normale Straßen ging, aber die waren ruhig und ich konnte fast 10 Meilen einsparen, hatte ja auch zu Anfang einen Umweg zum Bike Shop gemacht. Dieser Trail ist unbedingt zu empfehlen, ich werde im nächsten Jahr noch mal wieder kommen, den St. Pete hat noch einiges zu bieten, wozu es diesmal nicht reicht.

Eagles Pinellas Park

Als ich nach Hause kam war eine Nachricht in WhatsApp für mich gekommen, Vicki erwartet mich morgen früh um 8 Uhr zum Segeln. Ja, das ist doch schön. Auch dies eine eher unamerikanische Eigenschaft, denn oft wird hier etwas versprochen, aber nicht gehalten. Und dann habe ich ja auch Hunger. Wie schon mehrmals gesagt, bin ich geizig, aber trotzdem wild auf Margaritas, deshalb bin ich ja auch den Eagles beigetreten. Habe schnell mal angerufen, ob sie etwas zum Essen bieten, und was meint ihr? Heute 2 Tacos plus ein Margarita für 8 $. Das lasse ich mir nicht entgehen. Auch hier sehr freundlicher Empfang, aber unser Eagles in Port Orange ist doch weiterhin der beste.

Clearwater Beach

Bevor es wieder zurück nach Deutschland geht wollte ich noch eine kleine Tour machen. Ich war einmal in St. Petersburg, aber nur sehr kurz, da ein Gewitter drohte und ich noch weit zurückradeln musste. Aber seitdem wünschte ich mir, noch einmal zurück zu kommen, um mehr von der Stadt zu erleben. Deshalb habe ich also 3 Nächte hier in einem AirBnB gebucht, weil ich die Hotels nicht bezahlen kann. Und ja, schon am ersten Tag hat sich die Tour völlig gelohnt. Zunächst habe ich einen neuen Bike Shop gefunden, der auch meine Bücher anbieten wird, aber noch wichtiger ist das schöne Wetter. Für die ganze Woche ist Sonnenschein mit 30 Grad gemeldet, kein Tropfen Regen (obwohl wir den dringend bräuchten) und bei dieser Temperatur fühle ich mich so richtig wohl. Das ist es, was mich hier nach Florida bringt. Obwohl – wenn der Trail voll durch die Sonne geht, dann kann es schon mal heiß werden.

Spiral Trail

Mein erster Stopp war Clearwater. Von dort führt ein Highway nach Clearwater Beach und entlang geht ein Bike Trail. Wichtiger war mir aber der spiralförmige Trail, der dort sein soll, der mir aber bei meinem ersten Besuch völlig entgangen ist. Diese Küste von Florida ist sehr viel touristischer und mehr besucht als mein Daytona Beach an der Ostküste, deshalb ist parken hier nicht kostenlos, aber ich Geizhals suchte und fand natürlich einen kostenlosen Spot. Aber was noch toller war, ich hatte keine Ahnung, wo diese Spirale ist, aber nach 200 Metern stand ich genau davor. Sie ist nicht eigentlich Teil des Trails, sondern führt hinauf auf die Brücke und zum Trail. Ich fuhr dann zum Strand und dort war es richtig, richtig voll. Zwar geht dort entlang des Strandes auch ein Trail, den man auch fahren darf, aber kaum kann, denn es sind natürlich Unmengen von Fußgängern unterwegs. Es war gerade ein Festival am Laufen, bei dem Skulpturen aus Sand gebaut werden.

AirBnB bei Austin

Ich fand die Biketour herrlich, aber ich habe die Leute am Strand nicht beneidet, das ist einfach nichts für mich. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. In St. Petersburg kann ich erst ab 16 Uhr einschecken, also bin ich zum nahen Eagles gefahren, um was zu trinken und aufs Klo zu gehen. Dieses Eagles war sehr viel kleiner als unseres, wir haben ja fast 4000 Mitglieder, dieses hier etwa 300, deshalb sind die Räume auch klein und es wird nicht so viel geboten. Aber dafür Herzlichkeit. Man hat mich sehr nett aufgenommen und sogar angeboten, mich mit deutschstämmigen Leute in Verbindung zu bringen, aber ich bin ja nur auf der Durchreise.

Nun aber zu meiner Unterkunft. Ich habe diesmal ein Zimmer, wo noch nicht mal ein Arbeitstisch steht, aber ich kann den Arbeitsbereich des Hausherrn benutzen, der meist nicht da ist. Austin ist sehr nett und hilfsbereit, aber naja, ist halt ein Junggesellenhaushalt. Zwar ist es nett eingerichtet, aber recht kahl und das benutzte Geschirr steht schon eine Weile in der Spüle, obwohl die Gäste angehalten werden, hinter sich zu säubern. Aber für 3 Tage geht es, ich habe etwa 170 Euro bezahlt, in einem Hotel hätte ich dafür nicht mal eine Nacht bekommen.

North Bay Trail

Ich trage das Gepäck ins Zimmer und setzte mich dann sofort aufs Rad. Ab auf den Pinellas Trail und nach Downtown St. Petersburg. Zwar wollte ich das endlich mal erkunden, aber irgendwie hat es doch nicht geklappt, weil direkt an der Demens Landing, wo ich damals aufgehört hatte, der North Bay Trail beginnt und ich gleich weiter gefahren bin. Es ist ein wunderschöner Weg entlang der Bay, aber auch hier viele Spaziergänger. Ich kenne einige Blogs, wo gesagt wird, dass die Amerikaner nicht wissen, wozu ihre Füße sind, jeden Meter mit dem Auto zurücklegen, aber auch in dieser Sache sind die USA sehr gespalten. Es gibt doch viele Menschen, die es hinaus in die Natur zieht, die sportlich sind, walken, joggen, skaten, biken. Ich genieße es, fahre immer sehr vorsichtig an Fußgängern vorbei. Hier in USA benutzt man keine Klingel, man ruft vor dem Überholen laut: on your left. Das Problem ist nur, dass die alle einen Knopf im Ohr haben und außer ihrer Musik nichts hören. Aber deshalb mache ich auch ganz langsam.

Ich schaue mir auf google maps an, ob es nicht möglich ist, eine Runde zurück zu meiner Unterkunft zu fahren, statt den gleichen Weg zurück. Und wirklich, man zeigte mit eine Strecke entlang der 30sten Straße an und ich fahre los. Es ist tatsächlich eine richtige Bikelane und ich hoffe nur, dass es bis nach Hause so bleibt. Dann ertönt neben dem Trail Musik, ich stoppe und bin begeistert, eine Kneipe mit Live Music zu finden. Bleibe stehen und fotografiere, da spricht mich eine junge Frau an. Wir reden ein wenig, ich erzähle, dass ich auf Besuch sei und schon fragt sie mich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr zu segeln. Oh, das klingt gut, ja, würde ich gerne. Wir tauschen unser WhatsApp Kontakt aus, schon das erstaunt mich, da der normale Amerikaner kein WhatsApp kennt und nutzt. Später lese ich, dass St. Peterburg eine sehr liberale Stadt ist. Vickie will mir Zeit und Adresse senden. Bin mal gespannt.

Die Bikelane führt tatsächlich bis fast zu meiner Unterkunft. Ich lerne Austin kennen, der ist ganz erstaunt, dass ich tatsächlich so eine lange Tour geradelt bin. Also, es waren nur 25 km und ich bin vorher schon nach Clearwater gefahren, aber das kleine Bäuchlein des noch recht jungen Austin zeigt mir, dass er nicht so ganz zur sportlichen Sorte gehört. Ein sehr aktiver herrlicher Tag geht zu Ende, mal sehen, was der Morgige bringt.

USA so ein wunderschönes Land

Hier läuft alles so gut, seit Trump die Regierung übernommen hat. Die Menschen sind frei und offen.

So, reicht das jetzt zum Nachprüfen?

Irgendwie heule ich zur Zeit in mein Kissen, weil ich nicht den Mund aufmachen darf. Ich bin noch in USA und ihr alle wisst, was hier zur Zeit abgeht. Ich hätte sooo viel dazu zu sagen. Aber ich darf nicht. Ihr kennt ja alle den Satz, man darf ja nichts mehr sagen. Nun, genauso ist es zur Zeit hier in USA. Bald gehe ich heim, aber wenn ich im nächsten Jahr wieder in mein kleines Paradies zurück kommen möchte, dann darf ich eben nicht den Mund aufmachen. Smartphones können kontrolliert werden und alles was Trump-feindlich gesinnt ist, wird erst einmal in Abschiebehaft genommen. Es ist echt heftig, was hier zur Zeit abgeht. Ich bin Youtube-süchtig geworden, denn dort bekommt man gut mit, was abläuft. Und das heißt nicht, dass ich alles blind glaube. Ich vergleiche die unterschiedlichen Quellen gegeneinander, aber vergleiche es auch mit der Realität. So sagte kürzlich diese äußerlich wunderhübsche, innen aber unglaublich fiese Lügnerin Levitt, dass die Lebensmittelpreise zurückgehen, die Eier sogar um 84 %. Der Sprit kostet in einigen Staaten schon 2,25 die Gallone und wird bald unter 2 Dollar sein. Mir wird einfach schlecht davon. Die Spritpreise sind, seitdem ich im Land bin, also seit November, rauf und runter gegangen und der augenblickliche Preis hier in Florida ist so um die 2,89 $, was auch bei Biden oft der Fall war. Die Kanadier haben die Ölexporte nach USA stark eingeschränkt, was ganz sicher nicht den Benzinpreis unter 2 $ bringen wird. Und die Eier sind auf dem gleichen Stand wie seit Monaten. Biden hin oder her. Auch die übrigen Lebensmittel sind keinen Cent günstiger geworden.

Ich würde wahnsinnig gerne mit Menschen darüber diskutieren. Aber hier wird das Thema stark vermieden, zudem ich auch nicht sehr viele Freunde habe. In den sozialen Medien darf ich nichts darüber schreiben, damit ich beim nächsten Mal wieder rein kommen darf. Ich habe einfach niemand mit dem ich darüber reden kann und dabei ist mein Kopf so voll von Worten. Wenn irgendeiner Lust hat, mit mir zu diskutieren, schreibt mir einen PN und wir verbinden uns mit WhatsApp. Mit fehlt ganz sehr ein Gesprächspartner.

Ich dürfte dies nicht schreiben, tue es in meinem Blog, weil ich denke, den liest eh kein Mensch. Aber wenn doch und ihr wollte diskutieren, ich brauche es ganz sehr.

Disco-Night

Freitag Abend, Disco-Night im Eagles! Ich komme rein, ziemlich voll. Blicke mich um, an der Bar winkt jemand heftig in meine Richtung. Ich schaue mich um, wer hinter mir läuft, denn ich kann ja nicht gemeint sein. Wer kennt, mag mich schon. Doch ja, ich bin gemeint und man hat sogar einen Stuhl für mich. Dann kommt auch noch Bob vorbei, wir plaudern alle und dann kommt Edna. Ich hatte sie schon vorher getroffen, eine sehr nette Frau und irgendetwas verbindet uns, obwohl sie gebürtig aus Brasilien ist, kulturell doch sehr anders als ich kühle Deutsche. Sie will heim, ist langweilig, meint sie. Ich kann sie überzeugen, dass wir uns doch an die Tanzfläche setzen. Und es beginnt wirklich so ein toller Abend. Wir tanzen wie verrückt, beide Ü70, aber die anderen auch. Hier interessiert es keinen wie alt man ist, wie gekleidet, ob man tanzen kann oder nicht. Selbst Stan, der nach einem Schlaganfall am Krückstock geht, tanzt. Das hier ist Leben. Und die Musik nicht wie in Deutschland für uns Alte angeboten, Volksmusik, nein, harter Rock-n-Roll.

Wer sind wir denn? Ich bin aufgewachsen zwischen Beatles und Rolling Stones, nicht mit Marianne und Michael. Habe meinen Sohn nach Brian Jones benannt, dem verstorbenen Gründungsmitglied der Rolling Stones. Später mochte ich besonders die Who, auch weil sie so toll gekleidet waren und ich viel davon nachnähte für meinen Mann und mich. Aber auch von Sonny and Cher war ich ein großer Fan, holte mir auch da Impressionen für meine Kleidung. Und dann setzt man mir in Deutschland so eine Humbatrara-Musik vor?

Thyme

Die Band heißt Thyme, ist selbst auch in Mittleren Jahren, die Sängerin in glitzernden Boots hat Sohn und Enkeltochter mitgebracht, das Mädchen fällt wirklich auf im Eagles und senkt das Durchschnittsalter drastisch. Bob kommt immer mal vorbei und erzählt mir, dass er auf Sharon scharf ist. Aber Sharon hatte mir zuvor gesagt, dass ihr Boyfriend sie für eine Jüngere „gedumpt“ hat und sie deshalb todunglücklich ist. Es klingt, als sei es gerade gestern gewesen, aber Bob sagt, es ist schon drei Jahre her. Und der Ex, David, ist da mit seiner Neuen, Pam. Genau die Pam, die mich an die Bar gewunken hatte. Es ist irgendwie so ein wenig wie auf dem Gang der Highschool, wo man sich über die Jungs und Mädchen unterhält. Irgendwie komme ich mir vor, als sei ich in meine Teenagerjahre zurück katapultiert worden. Herrlich!

Hard Rock Hotel

Heute gibt es ja wieder Cocktails, aber einfach nur dorthin fahren und trinken, das ist mir doch ein wenig zu billig. Es muss mehr daraus werden. Und da gibt es ja noch das Hard Rock Hotel. Vor wenigen Jahren in Daytona neu erbaut, aber ich habe es noch nie gesehen. Bob wollte nicht hin, denn dort ist Valet-Parking, das heißt, man übergibt seinen Wagen dem Valet, der ihn dann gegen ein Trinkgeld parkt. Nichts für uns. Aber … ich habe ja mein Rad.

Also geht es wieder am Atlantik entlang, auch heute ist wieder herrlicher Sonnenschein und ab zum Hard Rock Hotel. Ja, die Valets haben gut zu tun, es kommen gerade viele Gäste an, vor der Garageneinfahrt steht ein dicker Rolls und der Valet weist mich an, mein Rad direkt dahinter zu parken. Ganz ohne Trinkgeld. Also ich finde, für mich ist es genau der richtige Ort.

Ein Rundgang durch das Foyer beeindruckt mich nicht gerade sehr, mehr kann ich nicht sehen, irgendwie traue ich mich nicht, überall stehen formal aussehende Leute. Im Foyer eine Harley, ein Auto aus einem Film mit Madonna, zwei berühmte Gitarren, naja. Und ein Souvenirshop. Die Zimmer kosten je nach Lage und Saison so ab 200 $. Würde ich hier wohnen wollen? Ich glaube, das Valet Parking würde mich abhalten. Lieber würde ich direkt am Pier im historischen Hilton wohnen. So direkt voll im Leben. Die Band Shell vor der Tür bringt am Wochenende oft Konzerte, am Strand ist es natürlich rappelvoll. Der Strand in Daytona Beach ist aufgeteilt in Zonen, wo man Auto fahren darf und wo nicht. Das Hard Rock Hotel liegt in einer Autozone, aber beim Bau haben sie zur Auflage gemacht, dass der Strand direkt davor für die Autos gesperrt wird. Das ist nun blöd, da muss man umdrehen auf jeder Seite, da es keine richtige Ein- und Ausfahrt gibt. Aber hinter dem Hotel steht wohl viel Geld, und genau das regiert in USA.

Zumindest habe ich es mal gesehen, und ich kann beruhigt zurück zum Streamline radeln für meine täglichen Cocktails.

Bob Biking

Das mit dem vergessenen Telefon wurmte mich, wollte ich doch auch den schönen Rundblick von der Hotelbar aus aufnehmen. Also habe ich Freund Bob mobilisiert, er kam mit seinem Bike und wir fuhren erneut zum Streamline. Okay, diesmal nicht am Strand entlang, obwohl es möglich gewesen wäre, ist am Strand in Daytona ja das Autofahren erlaubt. Und natürlich auch kein Aufnehmen über Komoot, zählt ja nicht mit Motorrad. Also schnell ein Harley-Shirt übergezogen und aufs Bike gestiegen. Bob hatte mir einen Helm mitgebracht, aber der war wohl eher für seinen Kopf gedacht, auf meinem fühlte er sich wie ein übergroßer Suppentopf an, ich glaube mit meinem Fahrradhelm wäre ich besser geschützt gewesen. Aber es ist ja nicht weit.

Und tatsächlich war alles sogar noch schöner als am Tag zuvor. Hier ein wenig über die Geschichte des Hotels, entnommen von der Website:

Streamline Hotel

Das historische und ikonische Streamline Hotel hat im Laufe der Jahre viele Meilensteine erlebt, von der Geburtsstätte des Stock Car Racing und dem Hauptquartier der Women’s Auxiliary Army Corp während des Zweiten Weltkriegs bis hin zu einem kürzlichen Auftritt im Travel Channel’s Hotel Impossible. Die Art-Déco-Architektur von Streamline, die Symbolik der Freimaurer und der geheimnisvolle Hoteltresor tragen zu seiner Anziehungskraft bei.

Bei Renovierungsarbeiten wurde im Keller ein versiegelter Tunneleingang entdeckt, der früher direkt zum Strand führte. Die Verlockung, die von diesem Tunnel ausgeht, umfasst Geschichten von Rennfahrerlegenden und Einheimischen, die behaupten, dass Fahrer, Mechaniker, Teambesitzer, Promoter und die lokale Elite durch den Tunnel zum Streamline Hotel eskortiert wurden. Später wurde die A1A auf zwei Fahrspuren verbreitert und der Tunnel von der Stadt Daytona Beach versiegelt.

Im Mai 2017 öffnete das Streamline Hotel nach einer 6 Millionen Dollar teuren Renovierung seine Türen wieder für die Öffentlichkeit. Der Eigentümer Edmond Hennessy war sehr stolz darauf, den historischen Aspekt des ursprünglichen Hotels zu erhalten und es mit Elementen des South Beach-Stils auf den neuesten Stand zu bringen.

Natürlich steckt hinter der Idee der kostenlosen Cocktails der Gedanke, dass die Gäste dazu sich einige der leckeren Gerichte bestellen, und tatsächlich, die meisten tun dies. Es sieht ja auch sehr köstlich aus. Doch sowohl Bob als auch ich sind viel zu geizig dafür, ich warte nun auf den vermögenden Mann, der mich mal dorthin einlädt, Freiwillige bitte melden. Wir dagegen genossen unsere Cocktails ganz oben auf dem stürmischen Dach und ich konnte mein Video drehen.

Streamline Hotel

Nein, erfreulich ist die aktuelle Situation in USA nicht. Hätte ich nicht dieses Haus hier, ja, ich glaube ich würde meine Reisen in dieses Land erst einmal streichen. Zurück in Deutschland werde ich ganz bestimmt soweit wie möglich US-Produkte boykottieren. Aber mein kleines privates Paradies hier gebe ich nicht auf, das versuche ich zu halten, so lange es geht.

Allein diese Woche war unglaublich. Neben dem normalen Alltagsleben, einkaufen, Haus sauber halten, Verbesserungen machen, Gartenarbeit und natürlich Fahrrad fahren, hatte ich ein unglaublich schönes soziales Leben, vielleicht wie selten bisher. Es fing damit an, dass in Facebook eine Anzeige war, dass ein Hotel in Daytona unter neuer Leitung wieder eröffnet und deshalb zu seiner Rooftop Bar einlädt mit freien Cocktails. Und das 4 Tage in Reihe. So etwas lasse ich mir, bekannt als sehr sparsamer Mensch, natürlich nicht entgehen. Ich fuhr also die 14 km am Strand entlang, wir haben herrliches Sommerwetter, gut 30 °C, also genau das richtige für mich und mit der Meeresbrise gut auszuhalten. Hatte in der Komoot App auf Aufzeichnen gedrückt, aber als ich dann am Strand ein Foto machen wollte, musste ich feststellen, dass ich das Telefon zuhause hatte liegen lassen. Das mir, die ich immer alles poste. Einfach schrecklich. Diese schöne Strandfahrt fehlt nun auch in meiner Komoot Sammlung. Kaum auszuhalten. Aber um zurück zu fahren war es doch zu weit.

Da es noch nicht 4 Uhr war habe ich mir noch schnell im Ocean Deck direkt am Strand ein Bier genehmigt. Klar, es ist schön, direkt in den Atlantik zu schauen und sich die Brise um die Ohren wehen zu lassen, aber so richtig erfüllend war es nicht. 6 $ für ein Bier, zu viel für mich Geizhals und ins Gespräch kam ich auch mit niemand. Also weiter ins Streamline. Das liegt direkt im Zentrum des Strandlebens von Daytona, aber vom Strand durch eine Straße, die A1A, getrennt. Parken ist für mich kein Problem, Rad einfach ans Treppengeländer gebunden. Und dann kam ich hoch. Es war ja gerade 4 Uhr, zusammen mit einem Paar waren wir die ersten Gäste und bekamen sofort zwei Spielchips in die Hand gedrückt, für zwei Cocktails. Und dann trat ich auf die Terrasse. So sehr hoch ist das Hotel nicht, aber auch die umliegenden Häuser nicht und es bot sich tatsächlich eine berauschende 360 ° Umsicht. Einfach nur schön, besonders an einem so herrlichen, sonnigen Tag. Und ich kann nicht darüber posten, ohne mein Phone. Also was tun? Das nette Paar ansprechen und sie bitten, nicht nur ein Foto von mir zu machen, sondern es auch noch zu schicken. Woraus sich ein sehr nettes Gespräch ergab.

Ein wunderschöner Tag, doch wie sich herausstellen sollte, nur der erste in einer Serie.

Samstag: Back home

Am Morgen musste ich noch den Part abradeln, der vom Hotel aus weiter geht. Auch der ist auf dem Hochdamm und endlich konnte ich auch den See erblicken. Er ist ja so groß, dass man das gegenüberliegende Ufer nicht erblicken kann. Einmal übte ein Wasserflugzeug Landungen in dem Fluss gleich neben mir. Das war aber auch das einzige Highlight, denn so schön die Landschaft ist, es ist doch immer das gleiche auf viele Meilen.

Ich bin 14 Meilen in die eine Richtung geradelt, bis zum Port Mayaka, dann wieder das gleiche zurück bis zu meinem geparkten Auto. Der Trail ist ja immer wieder unterbrochen von den sogenannten Exits, ein Stauwerk regelt den Wasserzufluss.

Herbert Hoover Dike

Im Jahr 1926 traf der Große Miami-Hurrikan das Gebiet um den Okeechobee-See und tötete etwa 300 Menschen. Zwei Jahre später, 1928, überquerte der Okeechobee Hurricane den See und tötete mindestens 2.500 Menschen. In beiden Fällen wurde die Katastrophe durch Überschwemmungen infolge einer Sturmflut verursacht, als starke Winde das Wasser über den 2 m hohen Schlammdeich trieben, der den See damals umgab. Nach den beiden Wirbelstürmen gründete die Legislative des Bundesstaates Florida den „Okeechobee Flood Control District“ (Hochwasserschutzbezirk Okeechobee).

US-Präsident Herbert Hoover besuchte das Gebiet persönlich, und anschließend entwarf das Korps einen Plan, der den Bau von Kanälen, Toren und fast 140 Meilen Dämmen vorsah, um die Gebiete rund um den Okeechobee-See vor Überschwemmungen zu schützen. Der Damm erhielt daraufhin den Namen Herbert Hoover Dike.

Nach diesen 28 Meilen wollte ich eigentlich noch einmal in die andere Richtung radeln, aber nach einer Woche heftigem Touren war ich einfach völlig erschöpft, schleppte mich in mein Auto und machte mich auf den 170 Meilen langen Heimweg.

Zuhause warteten meine Gäste bereits auf mich. Wir redeten noch ein wenig und ich bewunderte vor allem die mächtige Harley, mit der sie aus Heidelberg gekommen waren. Das ist schon ein Teil. Und dann luden sie mich ins Turn zum Dinner ein. Doch wollten sie unbedingt auch das Eagles kennenlernen und wir ließen den Abend sehr gemütlich an der Bar ausklingen.

Freitag: Lake Okeechobee

Um nicht den ganzen, langen Rückweg auf einmal zu machen, schiebe ich noch einen Abstecher zum Lake Okeechobee dazwischen. Dieser See ist mit einer Fläche von rund 1.900 Quadratkilometern der größte See in Florida, und bietet Besuchern eine atemberaubende Vielfalt an Naturschauplätzen. Von malerischen Stränden über üppige Naturschutzgebiete bis hin zu faszinierenden Tierweltbeobachtungen. Vor allem aber gibt es entlang des Lake Okeechobee auch mehrere Wander- und Radwege. Diese Routen führen durch malerische Landschaften, darunter Sümpfe, Wälder und blühende Wildblumenwiesen. Während man die Wege erkundet, kann man die Stille der Natur genießen und die Pflanzen- und Tierwelt in ihrer ganzen Pracht bewundern.

Diego

Ich fuhr also zunächst nach Moore Haven, um dort meinen Wagen abzustellen. Dort traf ich außer den vielen Bootstrailern, man kommt hauptsächlich zum Fischen her, einen einzigen Radfahrer. Ich wollte nach dem Weg fragen, denn hier entlang dem Austritt eines Kanals ist es immer ein wenig kompliziert und dachte, das ist ein Einheimischer. Aber nein. Diego ist in Mexiko geboren, wohnt aber in Kanada und ist mit seinem Rad ganz allein die vielen Meilen bis zu den Florida Keys gefahren. Er hat alles, was er zum Leben braucht, an seinem Rad befestigt, nachts hängt er eine Hängematte zwischen zwei Bäumen auf. Zusammen suchten wir die Route und fuhren 10 Meilen, bevor ich mich dann wieder auf den Rückweg machte, um noch den Radweg in der anderen Richtung zu suchen.

Der Radweg verläuft hoch über dem Herbert Hoover Dike, einem Hochwasserschutzdamm. Ich fühle mich fast wie auf einigen Wegen entlang des Rheins. Wir fahren gemütlich und unterhalten uns. Diego hat im Sommer einen Job als Tree-Planter. Wenn in der wichtigen Holzindustrie in Kanada Wälder abgeholzt werden, muss natürlich auch neu gepflanzt werden, und dieser Job wird gut bezahlt. Er pflanzt so etwa 2.500 Bäume am Tag. Im Winter hat er dann frei.

Clewiston

Ich fuhr also zurück und auf dem Damm weiter bis nach Clewiston, ich war der einzige Radler (oh wie schön, dass ich das generische Maskulinum benutzen darf). Rechts und links von mir Kanäle, in denen zahlreiche Alligatoren schwammen. Ansonsten traf ich keinen. Clewiston ist da schon anders, viele kommen mit Auto her und stehen am Fluss. Es gibt Hotels und Restaurants, auch ein Campingplatz. Aber ich hielt mich nicht auf und fuhr zurück.

Uncle Joe

Unterwegs machte ich noch einmal Station bei Uncle Joe. Das gefällt mir schon viel besser, ist es doch einfach und urtümlich. Es gibt eine Kneipe, einen Campingplatz, einen Bootsverleih und man kann Hütten mieten. Eigentlich wollte ich eine Kleinigkeit essen, aber die Köchin ist krank und ich wurde stattdessen mit den kostenlosen Erdnüssen gefüttert, die an der Theke stehen. War richtig nett. Aber wie Onkel Joe sah die Gastwirtin nicht aus, sie meinte, sie habe das Lokal schon Jahrzehnte, aber der Onkel Joe stammt noch aus der Urzeit und liegt wohl unter der Erde.

Okeechobee

Ich hatte mir zur Übernachtung ein Hotel in Okeechobee ausgesucht, weil ich im Internet nichts Besseres fand. Onkel Joe war da jedenfalls nicht zu finden. Und obwohl die Travellodge 150 $ kostet ist es doch sehr, sehr einfach und auch nicht 100 % sauber. Hier würde ich sicher nicht mehr hinkommen. Der Kaffee ist aus, Frühstück gibt es schon gar nicht und die Bettdecke ist zu dünn. Zudem ist der Trail vom Hotel aus gar nicht so leicht zugänglich, obwohl er Luftlinie 350m entfernt liegt. Aber man muss die Straße bis zu einer Brücke fahren, nein, ideal ist die Unterkunft für heute nicht. Aber morgen werde ich wieder im eigenen Bett schlafen, worauf ich mich sehr freue.

Donnerstag: Connector Trail to North Port

Der Sturm gestern hat ja eine Kaltfront gebracht, es soll heute kühl bleiben, aber kühl bedeutet in Florida so um die 18 Grad, in Deutschland perfektes Radler-Wetter. Wenn nur der Sturm nicht noch heftiger geworden wäre. Ich überlege hin und her, was genau ich heute mache, der Connector ist von meinem Haus aus 17 Meilen entfernt, natürlich dann auch wieder zurück. Wenn ich aber zur Abzweigung mit dem Auto fahre, spare ich mir jeweils 3 Meilen. Aber nein, ich habe einfach keine Lust, das Rad aufzuladen und ins Auto zu steigen, ich fahre los. Und tatsächlich ist auch heute der Sturm durchaus machbar. Der Trail geht wieder völlig schnurgerade und bietet so gut wie keine Abwechslung. Auch keine Donut – oder sonstige – Versuchungen. Also fahre ich und fahre und bin tatsächlich schon um die Mittagszeit wieder zurück, nach 55 km.

Da komme ich doch an einem Eagles Clubhaus vorbei. Wenn das mal nicht die Gelegenheit für eine Margarita und einen Lunch ist. Nichts wie hinein. Es war okay, ja, nicht so toll, unser Eagles ist einfach viel besser.

So, zurück zu meiner Garagenwohnung, die letzte Nacht steht an und ich nutze den Nachmittag – leicht beschwipst – um die Informationen aufzuschreiben.

Keine besonderen Vorkommnisse heute.