Archiv für den Monat: Oktober 2022

Komoot in USA

Zuhause in Deutschland nutze ich zum Fahrradfahren die App Komoot. Das ist eine schöne Sache. Ich aktiviere beim Start die Aufzeichnung, nach dem Ende bekomme ich dann genaue Daten über KM-Zahl, Steigung und Geschwindigkeit. Dazu eine schöne Skizze und wenn ich unterwegs Fotos mache die auch noch dazu. Wenn ich mal gar nicht weiß, wohin ich fahren soll lasse ich mir ab meinem Standort schöne Radtouren anzeigen und habe schon sehr viel abgefahren. Immer voll zufrieden.

Nun bin ich aber in Florida. Einerseits ist Komoot hier nicht sehr bekannt, andererseits gibt es direkt um meinen Standort auch keine regulären Biketrails. Es gibt allerdings hin und wieder Straßen, die auf dem Bürgersteig oder neben der Fahrbahn ausgewiesene  Radspuren haben. Aber wenige. Radfahren ist noch nicht so richtig angekommen in diesem Autoland und wenn, dann freizeitmäßig auf den Biketrails, aber nicht in der Stadt, um irgendwohin zu kommen.

Deshalb ist es auch kein Wunder, dass mir Komoot auch absolut keine schöne Rundtour in meiner direkten Umgebung zeigt. Nun hat Komoot aber auch die Funktion, sich selbst eine Route anzulegen. Die kann man am PC genau bearbeiten und dann sogar ohne Internet unterwegs abfahren. Genau das habe ich heute getan. Eine Rundtour von gut 30 km. Ohne designierte Biketrails und entlang wirklich großer Straßen. Zum Glück gab es an den wirklich großen einen Bürgersteig, der für Radfahrer zugelassen ist, und an den Kreuzungen jeweils Drück-Ampeln. Nicht nur, dass man an solchen Ampeln eine Ewigkeit wartet ( es geht immerhin um 6- und mehr spurige Straßen), sondern vor allem rechnen die Autofahrer absolut nicht mit Radfahrern und es gibt immer wieder tödliche Unfälle.

Heute also habe ich das Risiko auf mich genommen und bin tatsächlich lebend zurück gekommen. Richtig Spaß macht es nicht, aber anders kann man kein Ziel erreichen. Plötzlich leitete mich die Komoot App in eine Wohnsiedlung, ich habe schon Böses geahnt. Es ging etliche Kilometer durch diese Siedlung, die laut Schildern ja nur für Residents ist, und am Ende war dann auch ein großes Tor, das mich eigentlich die vielen Kilometer wieder zurück schicken wollte. Aber zum Glück kam gerade ein Auto rein und ich konnte durchschlüpfen. Auf dieser Strecke hatten die großen Straßen jeweils einen schmalen Bereich am Rande, den ich nutzen konnte, der aber eigentlich nie als Bikelane ausgeschildert war. Und es bleibt einfach das Risiko.

Fazit: ich brauche unbedingt eine Transportmöglichkeit für mein Auto, um die schönen Biketrails zu erreichen.

EBike Kauf und Test

4 Tage besitze ich nun mein neues eBike und möchte einen ersten Bericht geben. Zunächst mal der Hintergrund. Da ich in zwei Welten lebe, Deutschland und Florida, muss ich leider auch die lebenswichtigen Dinge zweimal besitzen. Für den hügeligen Taunus habe ich mir ein eBike von Giant zugelegt. Das Giant Explore+ 2 GTS zu 2499 Euro hat die neueste Technik, hier mein Erfahrungsbericht:

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/2-wochen-giant-ebike-erfahrung/

Nachträglich muss ich zufügen, dass mir erstens der Rücken nicht mehr weh tut und ich zweitens viel mehr Kilometer fahren kann. Hab es nie bis zum letzten ausprobiert, aber als ich von Boppard nach Taunusstein fuhr hatte ich 85 km auf dem Display und immer noch eine halb volle Batterie.

Nun also nach Florida. Ich kam mit dem festen Vorsatz, mir KEIN eBike zu kaufen. Am ersten Tag auf meinem MTB 18 km gemacht. Ich war müde. Am zweiten die gleiche Strecke auf dem älteren Rad, ich war fertig. Und bei alldem geht es nur auf gerader Strecke, nicht auf die Brücke, die ich mithilfe der Gangschaltung zwar schaffe, aber es ist doch ziemlich lang und steil und gern macht man es nicht. Bin einfach nicht fit seit ich hier bin. Jetlag?

Die Brücke ist im Hintergrund

Am dritten Tag Recherche über eBikes begonnen. Aufgrund der doppelten Haushaltsführung sind meine Mittel begrenzt und ich kann mir keinesfalls ein qualitativ so gutes Rad kaufen wie mein Giant zu Hause. Ich wollte möglichst unter 1.000 $ ausgeben. Auch hier gibt es natürlich online Angebote. Ein sehr gutes Angebot für 1.100 $ gebraucht war leider schon weg, sonst nichts Berühmtes. Ein eBike Laden in Daytona Beach Shores hatte ein Rad, ein Eunorau E-Torque für 1.400 $. Es hatte eigentlich alles, was ich mir vorstelle. Kein Mountain Bike, sondern ein Cruiser mit Schutzblechen und Gepäckträger. Ich hätte sonst nichts weiter gebraucht. Nun muss man wissen, dass hier immer noch eine Salestax von 7 % drauf kommt. Der Verkäufer bot mir an, bei Barzahlung die Salestax zu streichen. Das ist ein tolles, wenn auch illegales Angebot, aber ich wollte ja keine 1.400 $ ausgeben. Ich versprach, es mir zu überlegen.

Daytona Electric Bikes

Auf dem Rückweg kam ich an dem Laden vorbei, der vornehmlich eBikes vermietet und sie dann später gebraucht verkauft. Daytona Electric Bikes, 116 Dunlawton Ave Ste 4, Daytona Beach Shores, daytonaelectricbikes.com.

Ich kam rein, der Verkäufer schaute mich an: Edith? Ja. Wieso kennst du mich? Ich bin doch Jimmy aus dem Bikestore in Sanford, wo wir deine Bücher verkaufen.

Großes Hallo. Aber nun zum Geschäft. Angeboten wird hauptsächlich das Surface 604 Colt zu einem Preis von knapp 3.000 $ neu und 1.450 $ gebraucht. Es ist ein sehr gutes, starkes Rad, das die Brücke, die an dem Laden beginnt, in einem Ruck hochsaust. Ja, macht Spaß. Aber es kam mir auch ziemlich groß und schwer vor. Und halt zu teuer. Denn auch hier käme ja noch die Salestax hinzu. Und ein Verhandeln über den Preis ergab nichts. Ich versprach, es mir zu überlegen.

Zuhause habe ich noch ein wenig im Internet geschaut, einige Gebraucht-Angebote kontaktiert und einen weiteren Laden gefunden. Ich vergaß zu erwähnen, dass es ja auch noch die drei lokalen Bikeshops gibt, die schon lange existieren und die meine Bücher verkaufen. Aber keiner dieser Läden hatte ein Rad in meiner gewünschten Preisklasse. Diese eBike und Rental Shops, die ich gefunden habe, sind dagegen ziemlich neu und bieten auch nicht das volle Equipment eines Bikeshops.

Gear Bicycle Sales

Ein solcher Shop ist auch Gear Bicycle Sales in 209 Dunlawton Ave, Port Orange. Ich düste mit meinem MTB dorthin. Sie hatten ein neues Aventon MTB inseriert für 1.000 $. Es gefiel mir schon, fuhr sich auch gut. Klar war aber schnell, wenn ich es auf meinen Autoträger montieren will brauche ich eine zusätzliche Querstange. Ich fragte was das alles zusammen kosten solle. Er addierte und addierte. Rad, Sales Tax, Battery Recycle fee, Querstange. Und kam auf 1203,45 $ Noch nicht mal den Change wollte er mir erlassen, handeln war absolut unmöglich. Dennoch war ich einigermaßen auf das Rad fixiert und fuhr zur Bank, um Geld zu holen. Und zu Hause das Auto. Doch inzwischen war die Antwort von einem Gebrauchtrad gekommen, das 500 $ kosten sollte. So ein Preis würde mir gefallen. Auf dem Foto konnte ich die Marke erkennen: Hyper. Und fand, dass Walmart es neu für 598 $ verkauft. Erstens zu billig, um gut zu sein, zweitens sind da 500 $ ein ziemlich schlechter Preis für ein gebrauchtes Rad. Mir ist auch die Kilometerleistung wichtig. Der Verkäufer sagte, er wäre immer 15 Meilen zur Arbeit gefahren und 15 Meilen zurück, dafür reichte es, ist mir aber etwas wenig. Zu den meisten Rädern im Angebot heißt es, sie fahren 45 – 50 Meilen (72 – 80 km).

Ich schaute mir das Foto noch einmal genau an. Es war ein MTB, hatte also keinen Gepäckträger und keine Schutzbleche. Das genügt mir nicht. Schaute noch mal das Aventon zu 1.200 $ an. Ebenso. Das war die Entscheidung! Die zurück zum Eunorau, das alles hat, was ich brauche für 1.400 $. Mein Cash gezählt und genau die geforderten Scheine gefunden, nichts wie ab zum Laden.

Nun muss ich das Rad aber auch nach Hause kriegen. Meine Autohalterung für 2 Normalräder ist nicht für schwere eBikes ausgelegt, zudem hat das Rad auch keine Querstange. Aber ich werde es versuchen.

Daytona Outdoors

Ist in Daytona Beach Shores, 2408 S Atlantic Ave, https://daytonaoutdoors.com. Auch hier werden vornehmlich Fahrräder zum Vermieten angeboten, aber auch neue verkauft. Und der Verkäufer ist ein wirklich netter Typ. Mein Eunorau E-Torque stand noch wie gewünscht in der Ecke und ich erkundigte mich zunächst mal, ob zu den 1.400 $ auch wirklich nichts dazu kommt, wie diese blöde Recycling Fee. Nein, das ist der Endpreis. Und schon wurden wir uns einig. Als erstes half er mir, das Rad auf meinem Wagen zu befestigen. Schon dabei zeigte sich, dass diese Billighalterung einfach nicht ausreichend ist. Aber ich schaffte es, das Rad sicher heim zu bringen. Und es fühlt sich in dem schönen Abstellraum, der in den Florida-typischen Farben wie das Rad gestrichen ist, sichtlich wohl.

Auto-Rack

Aber das Thema Autohalterung besteht weiter. Mein Budget ist erschöpft, und mein Auto hat keine Anhängerkupplung, ich bin nicht mal sicher, ob man eine anbringen könnte. Aber es fehlen mir einfach die Mittel dazu. Ich habe daraufhin in der Fahrradgruppe nach Empfehlungen gefragt, welche Halterung ich benutzen könnte, die wie bisher an der Rückseite befestigt wird, aber auch ein eBike aushält. Die Antworten sind ernüchternd. Es scheint einfach nicht möglich zu sein. Mein Entscheidung für den Moment ist also, das Rad nur in der heimischen Umgebung zu benutzen und für die schönen Florida Trails, zu denen ich im Auto anreisen muss, noch das alte Rad zu nutzen.

Kilometerleistung

Und so radele ich also munter durch die Daytona Area. War schon zur Main Street während der Bike Week, habe den neuen Sweetheart Trail an der Beachstreet ausprobiert und war in Ponce Inlet. Alles einfach super. Dabei waren etliche Brückenüberquerungen nötig, die das Bike locker schafft. Ich mache im Schnitt 30 km pro Tour. Übernommen habe ich das Rad voll geladen und diese erste Ladung hatte nach 3 Tagen und 103 km noch einen Füllstand von 25 %. Also kann ich wesentlich mehr Kilometer damit fahren als von den Verkäufern angegeben. Es kommt mir etwas langsamer vor als mein Giant, aber ist vollkommen ausreichend für das flache Florida.

Throttle

Anders als in Deutschland haben die eBikes hier einen Throttle, also einen Gashebel. Eigentlich fand ich das als Biker ja blöd. Will doch kein Moped haben, sondern mich trotz Motor noch sportlich betätigen. Ein eBike ist pedal assisted, also der Motor läuft nur, wenn man in die Pedale tritt. Hier in Florida sind die meisten eBikes tatsächlich halbe Mopeds, mit breiten Reifen, einem starken Motor und werden meist ohne in die Pedale zu treten gefahren. Das ist mir aber nicht sportlich genug. Ich wollte ein richtiges Fahrrad und habe es mit dem e-torque bekommen. Aber es hat auch einen Throttle. Und natürlich muss ich den auch mal ausprobieren. Und muss zugeben, dass es doch schön ist. Vielleicht hat man nach einer langen Fahrt mal müde Beine und kann sich ein paar Meilen ausruhen. Das Bike beschleunigt dann auf 18 mph, denn es ist ja genau wie die deutschen eBikes auf 25 kmh begrenzt. Wo ich es aber besonders hilfreich finde ist es bei einer Anfahrt im Berg. Aufsitzen, den Throttle drücken und schon fährt man los. Ich freue mich inzwischen darüber und hätte es mir auch für mein deutsches Bike gewünscht.

Allerdings steht in der Beschreibung, dass man bei Nutzung des Throttles nur etwa 15 Meilen mit einer Ladung fahren kann, es braucht ja wesentlich mehr Energie.

Marokko nach Corona

Es waren genau zweieinhalb Jahre, in denen mit Marokko nichts lief. Nach Ausbruch der Pandemie hat Marokko seine Grenzen ziemlich schnell und abrupt dicht gemacht. Es war Anfang März, noch viele Wohnmobilisten waren im Land, um wie jedes Jahr die Wintermonate dort zu verbringen. Von einem auf den anderen Tag konnten sie das Land nicht mehr verlassen. Als dann die Bundesregierung Sonderflüge organisierte, um wenigstens die Menschen nach Hause zu bringen, mussten viele ihr teures Gefährt im Land zurücklassen, auf lange, lange Zeit.

Das hat vielen einen Schock versetzt. Einzelne blieben zwar vorläufig im Land, gestrandet auf einem Campingplatz, wo oft sich der Inhaber super nett um seine Gäste gekümmert hat. Hier ein paar Fotos vom Camping Soleil in Sidi Kaouki aus dieser Zeit:

Doch mit Schließung der Grenzen war Marokko als Urlaubsland erstmal vorbei. Meine schönen Reiseführer blieben im Lager, keiner wollte mehr ein Buch kaufen und ich war arbeitslos. Eine schreckliche Zeit. Geht es mir doch nicht um die paar Euro, die ich mit den Büchern verdiene, wobei gar nicht viel bleibt, wenn Nebenkosten und Recherche-Reise bezahlt sind. Aber mein Lebensinhalt war weg. Keiner rief mehr an und stellte Fragen zu Marokko, keine nächste Reise konnte geplant werden, nein, wir mussten alle zuhause bleiben.

Im November 2020 bestellten dann ein paar Hoffnungsvolle doch wieder ein paar Bücher, die Grenzen sollten angeblich wieder geöffnet werden, aber die Lage war doch immer noch viel zu unstabil. So hat sich das auch wieder gelegt. Erst im August 2022, als nicht nur die Grenzen wieder geöffnet waren und auch die Fähren wieder fuhren, festigte sich der Marokkowunsch in vielen Herzen erneut. Langsam ging es aufwärts.

Meine wichtigsten Bücher sind das Reisehandbuch mit Beschreibungen von Land, Leuten und vor allem Straßen, sowie der Campingführer. Und dieser letzte ging inzwischen aus. Ein Nachdruck des alten hätte keinen Sinn gemacht, aber ich konnte auch noch nicht nach Marokko fahren, aus privaten Gründen. Also begann ich eine große Aktion, die Campingplatzbesitzer zu kontaktieren. Das ist nicht leicht. Denn telefonieren wollte ich nicht, viel zu teuer. Also schrieb ich die, von denen ich eine Email habe, an. Der Rücklauf war bescheiden, aber dennoch, ein neues Buch musste her. Eine so große Auflage wie vor Corona kam nicht infrage und wenn die Druckkosten einer Kleinauflage unter dem erzielbaren Verkaufspreis bleiben sollten musste ich kürzen. Deshalb schmiss ich zunächst mal Mauretanien raus, über dieses Land hatte ich sowieso keine neuen Informationen. Nur allzugerne möchte ich mal wieder dorthin fahren, die Reise wäre von den Coronabedingungen sogar noch vor Marokko möglich gewesen, aber ich verkaufe doch recht wenig Bücher über dieses kleine Land und kann mir noch keinen Neudruck leisten. Also wurde der ursprüngliche Campingführer von 360 auf 236 Seiten gekürzt, was gerade so einen vertretbaren Druckpreis ermöglichte. Doch kaum war das Buch im Druck trudelten immer noch Emails von den Campingplätzen ein. Ja, ich hätte warten können, aber dann hättet ihr kein Buch gehabt. Bis heute bekomme ich noch Antworten, manche Inhaber lassen sich richtig Zeit oder antworten überhaupt nicht. Ich habe das so gelöst, dass ich in meinem Shop

https://shop.edith-kohlbach.de/

im Bereich eBooks ein kostenloses Update eingestellt habe, wo die verspäteten Antworten aufgeführt werden.

Nun sind also die ersten Besucher wieder in Marokko eingetroffen. Und man hört nur Gutes. Fast alle Campingplätze haben weiterhin geöffnet, die Preise haben sich nur unwesentlich geändert, vor allem natürlich der Strompreis. Die Marokkaner selbst sind unendlich glücklich, dass ihr wieder kommt und wir wollen einfach nur hoffen, dass die Zukunft gesund und friedlich bleibt.

Save Food

Oh, was habe ich gerade so gut gegessen. Es gab Lachs auf Rahmporree und Penne, mit Käse überbacken. Zum Nachtisch dann ein schönes Stück Obsttorte. Einfach köstlich. Und nichts davon habe ich selbst gekauft und bezahlt, alles sind gerettete Lebensmittel.

Wenn ich das im Bekanntenkreis erzähle ist jeder sehr erstaunt. Aber du bist doch nicht Hartz 4 oder so. Stimmt. Hier geht es nicht um die Überlebensversorgung von armen Menschen, sondern um das Retten von Lebensmitteln. Ich habe es durch Zufall entdeckt und es macht total Spaß. Geht so:

Man braucht einen Mittelmann. Hier in Taunusstein ist das ein sehr aktives Paar, die sich unglaublich engagieren. Sie haben selbst nicht viel Geld, aber fahren jede Woche viele Kilometer, um Lebensmittel in Geschäften und Restaurants abzuholen, die kurz vor dem MHD sind. Die werden dann an eine Gruppe von Interessenten verteilt. Die Grundbedingung war ursprünglich nicht, dass es um Menschen gehen muss, die nicht genug Geld zum Leben haben. Es ging darum, Lebensmittel vor dem Wegwerfen zu bewahren. Und wenn man erst einmal hinter die Kulissen schaut, ist man wirklich total erstaunt. Neulich fuhr ich mit zum Abholen. Eine Bäckerei schießt Samstags um 13.30 Uhr. Unser Abholtermin war 13.20 Uhr. Wir kamen hin, die Regale in der Bäckerei waren noch ziemlich voll. Brot, Brötchen, Kuchen, sogar belegte Brötchen. Alles wurde eingepackt und ins Auto verladen.

Samstagabends ist dann der Termin zum Verteilen. Wir treffen uns auf einem Parkplatz. Alles übrigens völlig legal und mit der Ordungsbehörde abgesprochen. Während vorher es völlig unerheblich war, wer genau diese Lebensmittel bekommt, es ging ja ums Retten, so kommen nun immer mehr Menschen, die von der wachsenden Inflation erschlagen werden. Oder auch zum Beispiel die Nachbarsfamilie, um die ich mich kümmere. Sie kamen im Juni aus der Ukraine und haben 3 Kinder. Sie können wirklich jedes Teil gebrauchen, das es hier gibt.

Bewundern muss man die Helfer, die viele Kilometer fahren, um diese Lebensmittel abzuholen, und auch die viele Zeit, die sie investieren. Deshalb gibt es bei den gestiegenen Spritpreisen nun auch die Ansage, dass jeder ein paar Euro für Benzin an die Abholer gibt. Aber das kommt spielend wieder rein bei den vielen schönen Sachen, die hier verteilt werden.

Ich habe auch mal gefragt, warum diese Lebensmittel nicht an die Tafel gingen. Die Antwort war sehr leicht zu verstehen. Die Tafel hat nur bestimmte Tage zur Abholung, nicht am Wochenende. Und wenn also am Samstag die Bäckerei ihre nicht verkauften Waren abgibt, so müssten die bei der Tafel bis zum Montag liegen. Die können einfach nicht so flexibel sein wie die privaten Abholer. Und die haben dann jeweils einen kleinen Kreis von Menschen, die davon profitieren. Natürlich kommt immer die Tafel an erster Stelle. Aber die privaten nehmen dann Lebensmittel, die die Tafel nicht brauchen oder zeitlich nicht abholen kann.

Es hat mir echt weh getan in der Bäckerei, zu sehen, wie viele Backwaren dort am Samstag übrig waren. Ich bin sehr froh, dass es diese Initiative gibt und das Ganze nicht im Abfall oder bei den Schweinen landet.

Und wenn ihr mitmachen wollt könnt ihr euch hier informieren:

https://foodsharing.de/

Den heutigen Lachs habe ich nicht fotografiert, aber dies ist eine „gerettete Lauchtorte“. Es ist einfach inspirierend, irgendetwas zu retten und sich dann etwas leckeres einfallen zu lassen, was man daraus zubereiteten kann.