Archiv für den Monat: April 2014

20.4. Rückfahrt

Schon die Ankunft in Almeria frühmorgens am Dienstag der Semana Santa war gut gewählt. Da ja fast alle Spanier in Marokko waren, war die Autovia ziemlich frei und ich konnte lange Strecken gemächlich mit Tempomat fahren. Ich liebe ja die spanischen Autovias. Vierspurig, gebührenfrei und dann immer die Via Servicio, mit Tankstellen, Restaurants, Hotels. Alles da, was der Autofahrer braucht und zu einem günstigen Preis, nicht so schreckliche Massenorte wie die deutschen Autobahn-Raststätten, die ich vermeide. Ich kam durch ganz Spanien ohne Gebühren und bis aufs Ebrotal und Andorra auch vierspurig. Da könnte sich manches Land – auch Frankreich – ein Beispiel nehmen.

Und die Abfahrt von Manfred am Ostersamstag war ebenso gut. Alles, was über Ostern verreisen wollte, war bereits angekommen und auch diese Strecke war recht verkehrsarm und kaum LKW. Mit vielen Stopps fuhr ich die 1250 km durch, ich zog es vor, lieber lange in der Nacht zu fahren, um dann in meinem eigenen Bett zu schlafen. Und es ist kaum zu glauben, was ein 45-Minuten-Schlaf hinter dem Lenkrad doch erfrischen kann. Ostersonntag um 2 Uhr war ich dann zu Hause. Und am Sonntag dann dermaßen kaputt vom vielen Schleppen der Sachen, vom Auto in die Wohnung, von der Wohnung zum Keller, 8 Waschmaschinen voll Wäsche gewaschen, gebügelt, aber ihr kennt das ja.

Und nun muss ich mich erstmal lange erholen!

19.4. Auberge de Fountescut

Das muss man sich wirklich merken. Und den winzigen Ort erstmal finden. Um 20 Uhr macht der Laden auf, an der Theke steht eine Batterie von dickbauchigen Flaschen (und ebensolchen Männern), alle hausgemacht und beschriftet und dann probiert man. Es sind Fruchtweine unterschiedlicher Art, Pampelmuse, Mandarine, Marone, Aprikose und was weiß ich noch alles, ich habe das ganze Dutzend durchprobiert. Dazu werden kleine Häppchen gereicht, Lachs auf frisch gebackenem Brot, mhm, eigentlich bräuchte man sonst nichts mehr. Wir bedienen uns selbst an den Flaschen, denn der Chef Jean-Francois steht ganz alleine in der Küche und hat zu tun. Das schöne ist, dass man mit den anderen Gästen dabei ins Gespräch kommt, denn es setzt sich noch lange keiner an den Tisch. Unser Grüppchen ist nett und international. Wir zwei Deutschen, ein Irländer, ein Spanier. Im Gespräch kommt eine interessante Lebensgeschichte heraus. Seine Mutter wollte 1939 aus dem bürgerkrieggebeutelten Spanien fliehen, mit dem 10 Monate alten Baby auf dem Arm. Sie wurde festgenommen und kam für zwei Monate ins Gefängnis, und erzählt noch heute, dass dies seine schönste Zeit war. Er als Baby unter all den gefangenen Frauen, wurde von jeder verhätschelt. Und irgendwie ist dann doch die ganze Familie über die Pyrenäen gekommen und lebt nun in der Gegend.

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Jean-Francois akzeptiert immer nur so viel Reservierungen, wie er schaffen kann, manchmal steht er alleine in der Küche, manchmal hat er Hilfe. Heute ist er allein und deshalb sind wir nur 12 Gäste, Gäste ist hier das richtige Wort, denn es ist eher ein Zusammentreffen von Freunden. Sobald er ein Minütchen in der Küche entbehrlich ist kommt er heraus und schreibt die Menüwünsche auf. Es gibt ein Menü zu 30 Euro, dazu gehört eine Vorspeise, ein Hauptgericht, Käseplatte und Dessert. Zum Menü für 34 Euro gibt es sogar 3 Vorspeisen, aber wer schafft das schon. Beim Hauptgericht hat man die Wahl zwischen Schwein, Rind und Fisch. Dann setzt man sich so langsam an den Tisch. Was ich besonders schön finde, Jean-Francois füllt die Wasserkaraffen am Wasserhahn. Ich kann nicht so ganz nachvollziehen, warum die meisten Menschen lieber Mineralwasser in Flaschen kaufen, das Leitungswasser ist gesund und vollkommen in Ordnung. Dazu gibt es dann noch eine Karaffe Hauswein, die aber nicht im Preis enthalten ist. Es schmeckt einfach toll. Das Menü differiert nach Jahreszeit, als Vorspeise gibt’s œufs cocotte aux cèpes. Hab ich noch nie gegessen. Und bin wieder so gierig, dass ich nicht an Fotos denke. Vier Tische sind besetzt, die umfangreiche Käseplatte gibt’s nur einmal, und der Tisch, der vor uns dran ist, lässts sich schmecken. Und schmecken. Der Wirt streicht mehrfach an dem Tisch vorbei und endlich geht er hin und fragt, ob die Gäste fertig sind. Haha. Und dann bekommen wir die Käseplatte. Aber keine Angst, meine lieben Nachesser, ich bin inzwischen schon so satt, dass ich die Platte sicher nicht leer mache. Muss mir ja auch noch ein wenig Platz lassen für den Nachtisch, der danach kommt. Und der ist auch wieder nur lecker. Wir gehen glücklich und zufrieden heim und sind erstaunt, dass wir noch recht nüchtern sind. Haben die Aperos halt doch nur sehr sparsam eingeschenkt.

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18.4. In der Wüste

Warum fahre ich die vielen Kilometer bis nach Marokko, um Abenteuer zu erleben? Das geht hier doch auch ganz einfach, man muss nur den ausgeschilderten Wanderwegen der Gemeinde Carla-Bayle folgen.

Manfred hat Schmerzen im Fuß und so laufe ich täglich mit Aicha eine Runde, und die wird immer größer. Heute wollte ich von der Domäne nach Daumazan, es gibt dazu einen ausgeschilderten Weg, einfach 5,5 km. Ich habe es mir in google earth angeschaut, Punkte ins GPS eingegeben und bin losgezogen. Doch bald schon stand ich auf dem frisch gepflügten Feld, von Wanderweg oder Markierung keine Spur. Wir suchten uns einen Pfad, stapften durch ein Sumpfgelände, krochen unter Elektrozäunen durch, Aicha immer ein wenig agiler als ich. Man schaut hier ja in weite Fernen und dort konnte ich durchaus einen Weg sehen, nur war uns der von einem Bach, einer Bullenherde und von Hecken umgebenen Feldern versperrt. Wir krochen durchs Unterholz, mehr Elektrozäune und hörten endlich Menschen, richtige Menschen. Bauer und Großvater sägten Bäume ab. Sehr nette Leute, obwohl ich mich ja auf Privatbesitz befand, ich erklärte, dass ich mich verlaufen habe und er lachte, sagte, ich hätte doch tatsächlich den kürzesten Weg nach Daumazan gefunden, und der führte durch seine Garage. Die Oma warnte noch und meinte, ich solle der Straße folgen, denn der Wanderweg sei unpassierbar.

Okay, wir folgten der Straße und kamen endlich in Daumazan an. Französischer geht’s nicht mehr. Ein winziges Dorf voller Charme, romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert, jeder grüßt nett Bonjour Madame und alles hat auf. Und das an einem heiligen Karfreitag. Heute ist der Wochenmarkt, er besteht aus Metzger, Käsebude, Gemüse und Winzer, der seinen Wein aus dem Fass anbietet. Mir fehlt leider ein Kanister. Wir gehen zum Bäcker und holen leckere Stückchen, dann ins Café für einen Café au lait. Aicha schaut mir jedem Bissen in den Mund nach und hypnotisiert mich, ihr was abzugeben. Statt einer alten Dorfbevölkerung, wie ich es mir so vorstelle, sitzen hier nur ziemlich alternative Hippies rum, junge Leute mit Rastahaaren und Tattoos. Und jeder scheint sich zu kennen.

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Dann geht’s auf den Rückweg. Und endlich sehe ich auch die Markierung des Wanderweges, und er sieht richtig gut aus. Aicha geht voraus, ich folge. Und ziemlich schnell wird uns klar, warum die Oma gewarnt hat. Die Brennnesseln gehen mir bis zur Hüfte, die Machete fehlt, und es gibt nur eins: durch. Ich habe zum Glück eine lange Hose an und Socken, aber die Nesseln brennen auch durch die Hose. Selbst Aicha, die uns immer einen Weg bahnt, bleibt stehen und weiß nicht mehr so recht, wie es weiter geht. Und der Boden ist absolut sumpfig. Dabei geht es hinauf. Aber aus dem Boden dringt überall Wasser und sammelt sich in Bächlein. Kaum zu glauben, dass in dieser Wildnis dann immer wieder Markierungen sind. Hier ist seit Jahren höchstens mal ein Wildschwein gelaufen, aber kein Wanderer. Und dann endet der Weg vor einen frisch gepflügten Acker, hier wäre also der Einstieg gewesen, nein, den konnte man ganz sicher nicht finden.

Nun einen kleinen Mittagsschlaf und heute Abend geht es dann zum Essen. Auch das eher alternativ. In Sieuras gibt es ein Restaurant, das nur an zwei Abenden in der Woche auf hat, nur auf Reservierung arbeitet, wobei es wochenlang ausgebucht ist, und dessen Besonderheit ein Aperitifbüffet ist. Als ich zum ersten Mal davon hörte setzte mein Kopf, der durchaus weiß, was ein Aperitif ist, sich das aber trotzdem nicht vorstellen konnte, es so um, dass ich glaubte, es wäre ein Vorspeisenbüffet. Aber nein, als ich mal durchs Fenster lugte, sah ich die riesige Batterie von Flaschen auf der Theke, für den Pauschalpreis stellt man sich zunächst dorthin, probiert alle Aperitifs durch und wenn man danach noch kann lässt man sich ein Essen servieren. Uns ist es gelungen, für heute einen Platz zu ergattern, und heute Abend geht es trotz wehem Fuß dorthin. Ich werde berichten.

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16.4. Leben wie Manfred in Frankreich

Marokko liegt hinter mir, Deutschland noch vor mir. Dazwischen liegt die Domäne von Manfred.

Ich hatte Manfred 2011 auf dem Weg nach Marokko getroffen und darüber in meinem Reisebericht geschrieben:

„Schon zweimal habe ich auf der Reise nach Marokko in einem Routière an der Landstraße Besancon – Lyon übernachtet. Die Zimmer sind sehr einfach, aber es ist billig und es gibt ein Bad. Und vor allem, direkt an der Straße. Ich gehe ins Restaurant, natürlich bin ich – abgesehen von der Bedienung – die einzige Frau im Laden. Hierher kommen nur LKW-Fahrer, es gibt einen großen Parkplatz, und dort steht mein Pickup sicher zwischen all den LKW. Die Portionen sind riesig hier, große Vorspeisenplatte, Fleisch dreimal so viel wie bei uns, aber kaum gewürzt. Ein Mann kommt rein, sieht sehr interessant aus mit grauem Pferdeschwanz und Cowboyhut. Interessiert mich. Ich biete ihm an, natürlich auf Französisch, an meinem Tisch Platz zu nehmen. Er entschuldigt sich, kann kaum Französisch. Ich versuchs auf Englisch. Bis ich endlich raus habe, aus welchem Land er ist … ist natürlich ein Deutscher. Berliner, 70 Jahre, Alt-68er, und auf dem Weg zu seinem Landsitz in den Pyrenäen, den er zusammen mit einigen Freunden hat. Ein sehr interessantes Gespräch entwickelt sich, warum nur treffe ich zu Hause nie solche Menschen.“

Zweimal schon war ich auf meinen Marokkoreisen hier eingekehrt und auch diesmal ist ein Stopp bei Manfred geplant. Wenn mich auch mein Heimweh in Marokko aufgefressen hat, so war es ein Heimweh nach Europa. Zwar auch nach meiner Wohnung, meinem Lebensumfeld, aber vor allem auch den Dingen, die man im Alltag so gewöhnt ist. Und Frankreich reicht mir da schon. Um zu Manfred zu kommen überquert man die Pyrenäen, kauft in Andorra billig ein und tankt den Wagen voll, lässt sich vom Zoll nicht erwischen und landet dann irgendwo mitten in der Prärie, im wahrsten Sinne des Wortes. Hier sind nur noch Wiesen und Wälder, hier hat man kein Grundstück, sondern eine Domäne, und Pferde gehören hier einfach dazu. Die Straße, die nach Carla-Bayle führt und mitten über den Dorfplatz geht, ist schmaler als Marokkos Wege, und ohne GPS finde ich absolut nicht dorthin, auch nicht nach dem dritten Mal. Aber pünktlich zur Kaffeezeit komme ich an, obwohl, Manfred trinkt keinen Kaffee, hat keinen Vorrat, aber eine Flasche Schampus tut’s auch. Es begrüßen mich Stella, die Graue, Bianca, die Schwarze, und der Kater, er hat keinen Namen, hat sich vor zwei Jahren den Zugang einfach mit Sturheit erkämpft. Dazu gehört Aicha, die Hündin, die sofort an mir hochspringt und mich wiedererkennt. Dazu gehören aber auch noch neun Pferde. Das kleine Mädchen war im letzten Jahr gerade erst geboren, kaum einen Monat alt und so süß. Nun ist es schon eine stolze junge Dame geworden und unzertrennlich mit einem schwarzen, männlichen Fohlen, nur ein halbes Jahr älter. Am Nachmittag ist es üblich, eines der beiden Jungen in eine Koppel zu sperren, das andere darf draußen lose laufen und grasen. Würde man beide los lassen, könnten sie zusammen verschwinden. Aber solange eins eingesperrt ist, bleibt das andere aus Solidarität in der Nähe.

Und trotzdem, heute Nachmittag war das Mädel eingesperrt, sie hat sich furchtbar angestellt. Immer wieder gegen das Gatter getreten, versucht, unten durch zu kommen. Später haben wir gewechselt und der schwarze Bursche hat es doch tatsächlich geschafft, ein Gatter zu zertrümmern. Aber dann sind sie wieder ganz lieb. Ich kam mit dem Striegel und hab die Kleine gebürstet, das gefiel ihr so gut, dass sie ganz das Fressen vergessen hat.

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Das war Dulcinea erst 1 Monat alt

Es ist ein tolles Leben hier so mit den Tieren. Zum Kochen haben wir keine große Lust, heute Mittag gabs einen aufgebackenen Flammkuchen, den ich aus Andorra mitgebracht habe, und am Abend gabs zum leckeren spanischen Sekt Tapas aus Spanien und Frankreich. Siehe die Überschrift!

P1030223 hier die 4 Tiere zur Begrüßung

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Und hier ist sie schon ganz groß, links mit ihrem Kumpel

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Ausblick von der Domäne auf die schneebedeckten Pyrennäen

 

14.4. Zurück in Europa

Die Überfahrt verlief problemlos und pünktlich, es waren doch mehr Leute auf dem Schiff als ich erwartet hatte, fast alles Marokkaner. Wir waren schon um 6 Uhr in Almeria, so dass ich noch eine gute Strecke zurücklegen konnte. In Benicarlo konnte ich endlich mal wieder in einem Aldi einkaufen, welch ein Genuss. Dieser Laden hat tatsächlich mehr deutsche Kunden als Spanier. Und dann ging es hinein in das schöne Ebrotal, wo ich nun in einem Hotelzimmer sitze. Morgen dann über Andorra zu einem Freund in Frankreich. Damit ist dieser Marokkoblog zu Ende, vielen Dank für alle eure netten Kommentare und bis zum nächstenmal.

13.4. Heimweh

Im Hotel kamen gestern Abend zwei Reisebusse an mit Deutschen. Auch viele Frauen allein, viele im gleichen Alter wie ich. Da frage ich mich, bin ich wirklich so alt, bin ich wirklich wie sie? Wie die Schafe, die früh meinen Weg gekreuzt haben, werden sie von ihrem perfekt deutsch sprechenden Reiseleiter herumgescheucht, alles schnell schnell. Gestern Abend kamen sie um 18.30 Uhr an, haben die Zimmer bezogen, das magere Büffet leer geräumt, so dass für mich nichts mehr blieb und müssen heute früh um 7.45 Uhr bereits abmarschbereit sein. Die armen Schäfchen. Reisen in Massen, schlafen in Massenquartieren, essen das Massenbüffet. Und das alles zu einem nicht massenhaft niedrigen Preis. Da haben es meine Kunden auf meinen ganz persönlichen Rundreisen doch sehr viel netter. Sie haben ein Fahrzeug ganz für sich allein, einen Fahrer, der sich um sie bemüht, schlafen in ausgesuchten, bequemen Unterkünften mit herzlichem, persönlichem Empfang und speisen die regionalen Spezialitäten. Und nicht mal zu einem utopischen Preis.

Nach dem – mageren – Frühstück hab ich mir noch schnell den Camping Diamant Vert angeschaut, der nun fertig umgebaut ist. Sehr schön. Wunderbare neue Rezeption, perfekte Entsorgungsstation, schicke Sanitäranlagen. Da lässts sich leben. Doch danach hat mich das Heimweh wieder erwischt, ich ordnete mich ein in die Autobahn und verließ sie nicht mehr vor Taourirt. Mein El Minzah, meinen Komfort zum Ende, auf den ich mich so gefreut hatte, habe ich storniert und fahre stattdessen in einem Zug durch bis nach Nador. Ich hoffe, ich komme da auf die Fähre nach Almeria. Die Semana Santa hat gerade begonnen, was bedeutet, dass jeder Spanier, der einen Geländewagen besitzt, übersetzt, und auf dem Weg nach Merzouga ist. Und deshalb müssen die Schiffe auf dem Rückweg ja leer sein. Ich hoffe, dass um 16 Uhr ein Schiff abgeht und ich einen Platz bekomme. Ich bin lange vorher da, aber, leider, heute ist Sonntag und die Fähre geht erst um 22 Uhr. Das sind noch ein paar Stunden. Ich habe irgendwie das Bedürfnis auf einen festen Anlaufpunkt und überlege, mir ein Zimmer zu nehmen. Die Hotels sind sehr einfach in Beni Ansar, ich finde eins für nur 70 Dirham, das würde ja reichen für die paar Stunden. Aber dann entscheide ich mich anders, vor allem, da es im Zimmer keine Steckdose gibt. Das Hotel und das dazugehörige Zimmer sind eher schmuddelig, aber die dazu gehörigen Leute super nett, und so entscheide ich mich, auf das Zimmer zu verzichten und stattdessen ganz einfach im Cafe Quartier zu nehmen. Bekomme den Wi-Fi Code und Strom, nehme einen Kaffee und bekomme dann sogar noch einen spendiert. Ein junger Mann lädt mich sogar ein, im Haus seiner Eltern gleich nebenan auszuruhen. Sehr nett, aber ich fahre lieber früh zum Hafen. Auch da kümmert sich sofort ein Beamter persönlich um mich, was ist nur heute los?

Und nun, ein paar Stunden später, bin ich dort immer noch. Ich habe ja früher schon von der Fähre nach Tarifa geschwärmt, und bin weiterhin der Meinung, das ist die beste. Wäre ich von Fes statt nach Nador nach Tanger zurück gefahren, ich könnte längst schon auf Spaniens Autovias dahinschweben. Oder gemütlich in einem Hotel schlummern. Aber nein, das Heimweh war so schlimm, dass die Rückwärtsrichtung einfach nicht möglich war. Und nun, um 22:39 Uhr, legt die Fähre ab. Spanien, ich komme.

Laut Abdou ist Taunusstein die Wüste von Deutschland. Er konnte es nicht nachvollziehen, dass ich von Wiesbaden aus dorthin verzogen bin. Aber aus dieser Wüste sind nun sogar zwei Fahrzeuge auf dem Boot, ganz zufällig. Jochen Pfeffermann aus Taunusstein organisiert für seine Freunde Endurofahrten nach Marokko und ist ebenfalls hier. Und natürlich auch mit meinen Büchern, ich hatte es ihm frei Haus geliefert. Deshalb muss ich nun Schluss machen und in die Bar gehen.

12.4. Was ist schon Ouzoud …

Das war die Entdeckung des Tages! 30 Jahre Marokko schaffen es nicht, mir alles von diesem schönen Land zu zeigen, immer noch entdecke ich etwas, was ich vorher nicht gekannt habe. Jeder spricht von den Kaskaden von Ouzoud, aber schaut euch mal die Kaskaden von Marmoucha an, die sind einfach unglaublich. Mit lautem Donnern tosen sie ins Tal. Es gelingt mir nicht, den ganzen Verlauf aufs Foto zu bringen, da ich dafür zu weit weg gehen müsste, und der Zoom meiner Kamera defekt ist. Eigentlich die ganze Kamera, ich bin für jedes Bild, das sie noch macht, froh, wenn auch die Farben total verfälscht sind.

Der Morgen war übrigens doch noch ganz in Ordnung. Der See Aguelmame Sidi Ali liegt sehr schön in weiten, einsamen Landschaft. Im Winter wäre es zu kalt, aber jetzt im Frühjahr kommen langsam die Blumen. Der Junge, der in der Auberge arbeitet und leider kein einziges Wort Französisch spricht, hat mir den Kamin angezündet und ein Tajine gekocht. Und am Morgen dann noch ein Rührei gemacht. So kam ich früh los, denn ich hatte ja ziemlich viel vor.

Marmoucha liegt an der R 502 von Boulemane zum Pass Tizi-Bou-Zabel. Wer nicht weiter über den Pass will/kann sollte zumindest bis Marmoucha fahren, der Ort ist sehenswert. Steile Klippen überragen eine tiefe Schlucht, die einzelnen Ortsteile von Marmoucha sind in weitem Bogen über der Schlucht angesiedelt, und in der Engstelle der Schlucht rauscht ein mächtiger Wasserfall ins tiefe, fruchtbare Tal. Diese Kaskade braucht sich vor Ouzoud nicht zu verstecken, sie ist ebenso mächtig, wenn man sie auch schlecht vollkommen aufs Foto packen kann. Steile Steinstufen führen hinunter zu einer Aussichtsterrasse. Im Frühjahr blühen die Obstbäume, es ist wunderschön. Bei meinem Besuch war gerade Arbeitseinsatz, eine Gruppe von Männern machten: Unser Dorf soll schöner werden. Alle Menschen sind nett und freundlich, Touristen sind fast unbekannt, Führer und bettelnde Kinder gibt es nicht. Was auch fehlt sind Parkplätze.

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Das war die letzte Aufgabe, die ich mir setzte, bevor ich Marokko verlassen wollte. Am 29.12. wollte ich von Taza aus zum Pass und weiter nach Midelt, aber ich musste wegen Schnee umkehren. Deshalb war es mir ganz wichtig, die Strecke nun in umgekehrter Richtung zu machen, damit ich sehe und beschreiben kann, wie es weiter geht, aber auch, um herauszufinden, ob meine Entscheidung, umzukehren, die richtige war. Dass in Immouzzer irgendein Wässerchen rieseln musste, war mir klar, denn Immouzzer bedeutet Wasserfall. Aber so etwas wundervolles habe ich nicht erwartet und auch der Ort dazu ist sehr viel schöner als Ouzoud.

Von Marmoucha geht es dann weiter zum Pass Tizi-Bou-Zabel. Je näher ich komme, desto schlechter wird die Straße, überall liegen Steinbrocken auf der Straße, die bei schlechtem Wetter von den Hängen fallen. Auf dem Pass ist dann der Teer zerstört und weiter geht’s auf Piste, sie ist aber gut zu fahren, wurde offensichtlich ausgebessert. Doch geht es steil hinab und die Piste ist schmal, das bei Schnee, nein! Dann komme ich an eine Straßenkreuzung und ich weiß ganz genau, diese Abzweigung hätte ich im Schnee nie gefunden. Die Entscheidung umzukehren war die einzig richtige.

Nachdem ich also die alte Route bis zur früheren Umkehrposition gecheckt habe kann ich neue Wege suchen. Ich möchte gerne weiter nach Guercif, denn mein Heimweh lässt mir keine Ruhe. Ich möchte heute abend in Guercif schlafen, morgen dann nach Nador und von dort auf die Fähre. Ich fahre also zur letzten Kreuzung zurück und nehme die noch nicht gefahrene Strecke, das muss ja dann die Route nach Guercif sein. In der Karte ist das sehr schlecht zu erkennen. Ich fahre und fahre, die Straße ist ganz gut und hat sogar Wegsteine. Ribat el-Kheir steht drauf. Ich suche östlich vom Jebel Nacer und finde nichts. Fahre weiter, müsste ja eigentlich nach Nordosten, die Richtung ist mit den vielen Kurven schlecht zu erkennen, aber ich habe doch eher das Gefühl, dass es nach Westen geht. Dann treffe ich doch tatsächlich einen gut gekleideten jungen Mann. Er spricht Französisch und gibt seinen Beruf mit Guide an. Kaum zu glauben. In dieser abgeschiedenen, menschenleeren, untouristischen Ecke treffe ich einen Profi-Guide? Es stellt sich heraus, dass er gerade Urlaub hat und seine Eltern besucht. Und mir natürlich perfekt Auskunft geben kann. Ich fahre tatsächlich nach Nordwesten, in Richtung Fes.

Danach suche ich mir erstmal einen schönen Platz fürs Picknick. Überall blüht dottergelb der Ginster. Wunderschön. Und angenehm warm ist es mit 24 Grad ja auch. Und plötzlich bin ich in einer vollkommen veränderten Situation. Mir dämmert, dass ich ja Richtung Sidi Harazem fahre. Und dort hat HRM ein weiteres Hotel, das ich mir immer schon mal ansehen wollte. Da könnte ich doch noch ein Päuschen einlegen. Also ein kurzes Telefonat mit meinem Lieblingsdirektor vom Tichka, und nach wenigen Minuten ist alles klar, ich bin im Hotel Sidi Harazem willkommen.

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Übrigens habe ich über das Hotel Ouzoud gestern in Beni Mellal noch einmal nachgedacht. Auf meinem Rundgang durch die Stadt sah ich andere Hotels, und wenn ich die in Relation zum Preis setze, ist das Ergebnis doch sehr gut fürs Ouzoud. Ich denke da vor allem an Fahrer mit einem vollausgerüsteten 4×4, die einmal im Hotel schlafen wollen. Im Ouzoud kann man direkt vor dem Zimmer parken, es ist fast wie ein Motel angelegt. Ich selbst brauche auch immer was aus meinem Auto und freue mich deshalb, wenn ich es nah bei mir habe. Und das ganze auf abgeschlossenem und bewachtem Grundstück. Über booking.com kostet das Doppelzimmer mit Frühstück 40 Euro. Die Möbel sind zwar etwas alt, aber alles war sauber und das Wasser heiß.

Also genieße ich die mit Ginster bewachsene Landschaft und fahre gemütlich Richtung Ribat el-Kheir, da kommen mir doch tatsächlich zwei Motorradfahrer entgegen, die ersten Touristen, die ich sehe. Aber anhalten tun sie nicht.

Und dann komme ich in Sidi Harazem an, hier kommt das bekannte Mineralwasser her. Es ist Samstag und herrliches Wetter, was bedeutet, dass Kind und Kegel zur Quelle pilgern. Das ist ein richtiges Ausflugsziel mit Liegewiese, Rummel und Verkaufsbuden. Die Leute füllen das Wasser in große Kanister ab. Ein mit Hennahdekor verziertes Pferd trägt die Kinder herum, Frauen machen Hennahtattous, es wird gebrutzelt und mit dem Heilwasser Tee gekocht, kurz, es ist richtig was los.

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11.4. Ein ganz normaler Tag in Marokko

Am Morgen ging es zunächst von Stadtzentrum Beni Mellal aus den Berg hinauf zu der Quelle Ain Asserdoun. Das ist der Ausflugsort für die Einwohner, dort ist es schön kühl, das klare Wasser wird gerne zum Trinken geholt, in den Parkanlagen kann man lustwandeln und in den Cafés sich erholen. Doch ich wollte ja weiter über die Berge, mal wieder über eine neue Straße nach Tagleft. Und die war wirklich ein Erlebnis. Grandiose Ausblicke hinunter nach Beni Mellal hat man von hier, die Straße erklettert in ziemlich kurzer Zeit 1200 Höhenmeter, aber ich glaube am schönsten wäre sie in der Gegenrichtung, dann hätte man den Blick immer vor sich. Auch die Gebirgslandschaft ist einfach wunderbar, sie ändert sich auf dieser Strecke alle paar Kilometer, einfach wieder eine Straße, die man fahren muss. Auch für Motorradfahrer wäre das hier ein Paradies.

Als ich dann ins kleine Tagleft komme kreuzen schön geschmückte Fantasiareiter die Straße. Da muss ich natürlich nachsehen. Das Festival de la Fantasia findet heute statt und der ganze Ort ist auf den Beinen. Die Reiter spurten immer in Windeseile über den Festplatz, stoppen dann hart die Pferde und schießen mit ihren silbern verzierten Fantasiagewehren in die Luft. Die Pferde sind trainiert darauf, dass sie sich nicht erschrecken, ich aber nicht. Bei jedem Knall fahre ich zusammen und mein Foto wird verwackelt. Die Menschen sind sehr freundlich, viele sprechen mich an, die Kinder fragen nach meinem Namen, die Erwachsenen einfach wie es geht.

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Immer wieder wechselt das Landschaftsbild, schroffe Felsen, dann Felsbrocken, die fast kaum von den darüber ziehenden Schafen zu unterscheiden sind, dann eine Schlucht. Einfach wunderschön. Und dann fährt sogar noch eine Hochzeitsgesellschaft vor mir her. Die Braut sitzt im blumengeschmückten Mercedes, ein Transporter hat die Geschenke auf dem Dach und die Familie fährt in PKWs hinterher.

Ich stoße auf die Straße von El Ksiba nach Imilchil und biege zunächst Richtung Imilchil ab. Also für Wohnmobile würde ich diese Straße nicht mehr empfehlen. Ich bin sie zum ersten Mal vor etwa 28 Jahren gefahren, es war damals eine schmale Teerstraße, und daran haben Straßenbauer nicht das Geringste verändert. Die Winter jedoch schon. Oft ist der Teerbelag so schmal und zerstört, dass man über den auch mit Löchern übersäten Rand fahren muss, hier bin ich wirklich froh, einen Geländewagen zu haben. Dann zweigt die neuere Straße nach Imilchil ab, aber ich fahre geradeaus nach Aghbala. Dorthin bin ich in all den Jahren noch nie gekommen und ich möchte mal sehen, wie es so weiter geht. Eigentlich hoffe ich, eine Verbindung nach Tounfite zu finden. Am besten neu asphaltiert. Aber das gelingt mir leider nicht. Mein GPS schickt mich zwar in die richtige Richtung, aber auf Pisten, die mir dann doch zu wenig vertrauenerweckend aussehen, ich fürchte, dass die niemals Tounfite erreichen. Also fahre ich auf der immer noch ziemlich schlechten Straße vorbei an Obstplantagen, alles blüht wunderschön. Es kommen immer mal wieder Abzweigungen, aber von Wegweisern keine Spur. Ich habe eigentlich überhaupt keine Ahnung mehr, wo ich bin. Aber ich fahre das ja alles, damit ihr später besser wisst, wohin es geht.

Und irgendwann komme ich dann auf der Straße R503 nach Boumia und Midelt raus. Nicht ganz was ich wollte, aber immerhin die Richtung stimmt. Eigentlich wollte ich ja zu Youssef auf dem Camping Timnay, aber dort ist alles ausgebucht, die Spanier sind im Osterurlaub auf dem Weg nach Merzouga. Ich wollte zumindest mal kurz hin. Aber dann bin ich doch so weit nördlich von Midelt, dass ich darauf verzichte. Ich spüre einfach wieder das Heimweh, das mich schon seit Tagen quält. Ich will nach Norden, raus aus Marokko, will nach Europa, will heim. So schön es hier ist, es reicht. Ich muss weg. Und deshalb entschließe ich mich, noch schnell den Pflichtbesuch zu machen, den ich meinem Tichka-Direktor versprochen habe, er will, dass ich seine Auberge am See Aguelmane Sidi Ali besichtige. Zwar kenne ich die Auberge schon von früher, aber da wusste ich ja nicht, dass sie ihm gehört. Und wenn auch sein Körper den Job im Tichka erledigt, sein Herz ist am See und er erzählt nur immer voller Begeisterung, wie schön es dort ist.

Die Ankunft ist enttäuschend. Kein freundlicher Empfang, kein Strom, kein Telefonnetz, geschweige denn Internet. Ich will nur noch weg. Aber hier ist so schnell kein anderes Hotel zu finden, erst recht nicht in der Richtung, wo ich von hier aus hin will. Ich hatte am Abend zuvor, also am 10.4., eine Reiseanfrage über immerhin 15 Tage bekommen, die am 16.4. starten soll. Und dann kein Internet, das ist schon eine Herausforderung. Noch spät am Abend konnte ich mich mit dem Kunden über die Route einigen – stellt euch nur vor, sie geht zu der neu entdeckten Schule in Agouti über die neu entdeckten Straßen – ich habe am Morgen alles an die Agentur geschickt, damit sie in dieser Hochsaison noch schnell die entsprechenden Zimmer finden kann und dann verließ ich die Internetwelt. Am Nachmittag haben wir den Rest dann per SMS erledigt und die Familie kann beruhigt reisen. Es wäre nun natürlich schön gewesen, wenn ich die schriftliche Bestätigung hätte abschicken können, aber leider ist das nicht möglich. Und ich frage mich, wie es morgen gehen soll, denn auch da will ich über ganz kleine Dörfer. Auch mein Notebook kann ich nicht einsetzen und den Tagesbericht schreiben, weil der Generator noch nicht läuft und ich auf den Abend warten muss. Das zerrt an meinen Nerven.

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9.4. Über die Cathedrale nach Beni Mellal

Von Ahansal ging es weiter über die Cathedrale-Route nach Beni Mellal. Ich war die Strecke erst im letzten Jahr gefahren und hatte eine ganz neue Trasse erlebt, ich hatte daraufhin die Strecke für alle Fahrzeuge empfohlen. Das hat natürlich ein Winter und der immer noch fehlende Teerbelag geändert. Die kurze freie Phase ist vorbei, nun sage ich: gute Piste für 4×4, gerade eben so für PKW, unmöglich für Wohnmobile. Aber der Knackpunkt, der auch für die Zukunft bleibt, ist die neue Brücke über den hinteren Stausee. Sie ist so schmal angelegt worden, dass ich mit meinem Landrover und ausgefahrenen Spiegeln gerade so drüber komme. Ich schätze mal, es sind so 2,50 – 2,80 m Breite. Das ist für Wohnmobile also auch in Zukunft zu wenig und die Rundfahrt wird nicht möglich sein.

Eigentlich wollte ich ja noch mal zu Ilse in Afourer, aber sie ist zur Zeit nicht da. Also besuche ich das Hotel Ouzoud, das zu der gleichen Kette gehört wie mein Tichka. Grundsätzlich muss ich mal voranschicken, dass Hotels, auch wenn sie vier Sterne haben, nicht für Individualreisende ideal sind. Diese gehen viel besser in Gästehäuser und bekommen da so einen guten Service wie ich gestern im Dar Ahansal. Und ein gutes Essen. Die Hotels sind nur für Gruppen, da sie viele Zimmer haben, aber sie bieten halt nicht so einen tollen Service. Es kommt noch hinzu, dass die Sterne nur einmal vergeben werden, wenn das Hotel aufmacht. Und die bleiben dann fürs Leben. Egal wie heruntergekommen das Haus in der Zwischenzeit ist.

Wenn man das alles berücksichtigt, ist das Tichka wirklich noch in der oberen Liga. Es hat seine Schwächen, die vor allem im Essensbüffet liegen. Aber vom Gebäude her ist es in Ordnung, es wird instand gehalten und die Toilette hat mir so gut gefallen, dass ich überlege, mir zu Hause auch so ein tollen Klo installieren zu lassen, der Deckel geht ganz sachte zu. Und fürs Abendessen empfehle ich, ein paar Euro drauf zu legen und lieber im marokkanischen Restaurant à la carte zu speisen, das ist wirklich gut. Die Gesellschaft HRM hat etliche ältere Hotels aufgefangen, die den Anschluss nicht geschafft haben. Dazu gehören zum Beispiel die Riad Salam Hotels und die der Sogatours Gruppe, die es nicht mehr gibt. Ich glaube, es sind etwa 17 Hotels, die vor der Insolvenz gerettet wurden. Und da ist das Tichka ganz sicher am oberen Rand. Und das Ouzoud am unteren! Es ist wirklich nicht ausreichend. Ein ehemaliges Viersterne-Hotel, in großem Garten mit Pool. Was mir zuerst auffällt, ist, dass in allen möglichen Ecken defekte Möbelstücke, Gartenstühle, Tische und sogar Fernseher gestapelt sind. Es wäre besser, sie gleich weg zu werfen. Es gab wohl auch mal einen Kinderspielplatz, aber nun auch nur die Reste davon in einer Ecke zusammengestellt. Was noch existiert ist der Tennisplatz, er hat sogar ein Netz. Man empfing mich natürlich sehr freundlich, denn Moulay Abdellah hat mich ja angekündigt, und ich wurde in eine der beiden Suites geleitet. Aber die Klinke hatte ich dann schon in der Hand. Alle Möbel sind alt und abgewohnt, aber positiv ist, dass alles sauber ist. Das Abendessen ist à la carte und ganz okay, der Koch kommt schon nach dem ersten Bissen und fragt, wie es ist. Zum Frühstück gibt’s das übliche, Marmelade, gekochte Eier, Käseecken, aber dreierlei Crèpes. Damit hat das Frühstück für mich gewonnen. Ach ja, am Abend war der ganze Garten voller Einheimischer, die ihr Bier zu einer lauten Musik mit dröhnenden Bässen tranken, um 23 Uhr war aber Schluss. Kurzum, ich fühlte mich nicht gestört.

8.4. Zaouia Ahansal

Heute bin ich von Tabant hoch gefahren in Richtung der Cathedrale-Route. Die Strecke ist wieder sehr, sehr schön. Auf dem Pass ist an den Nordhängen noch Schnee, diese Gegend hier hat ja immer viel Schnee, der Pass ist auf gut 2800 Meter. Ich denke mal wieder warum ich nur manchmal Heimweh habe. Es ist so herrlich durch diese wunderschöne Landschaft zu fahren. Wenn ich zu Hause bin werde ich das ganz schnell wieder vermissen. Man müsste auf den fliegenden Teppich steigen, mal für ein, zwei Wochen die heimatliche Umgebung genießen und dann wieder zurück kommen. Die Straße von Azilal bis Zaouia Ahansal ist nun komplett geteert und damit für Wohnmobile möglich und hier in Ahansal ist ein wunderschöner Campingplatz mit erstklassigen Sanitäranlagen, sogar überdimensioniert. Getrennte Bereiche für Mann/Frau, jeder hat 2 Duschen, 3 Sitzklo, 4 Waschbecken, alles in super Zustand. Und noch viele Spülbecken und eine Waschmaschine. Nur Kassettenentleerung fehlt noch. Der einzige Platz weit und breit in dieser Qualität. Und dann noch die tolle Aussicht von den Terrassen. Er gehört zum Hotel Dar Ahansal, das sehr schöne Gästezimmer hat und auch eine gute Küche, wo ich mal wieder zu viel esse.