Archiv für den Monat: August 2017

Zurück in die Jugend

Schon mein Vater hat Schmalfilme von seinen vielen Reisen gemacht, und auch ich habe mir zu Beginn die Kamera gerne ausgeliehen und ein paar Familienszenen gedreht. Aber die Qualität war schlecht, ohne Ton und zu Anfang sogar noch schwarz-weiß. Dann schritt die Technik voran und ich legte mir eine Videokamera mit Kassetten zu, die ich früher oft und gerne genutzt habe. Dann ließ erst einmal das Interesse am Filmen nach und auch der Videorekorder, der Hi8 abspielte (kennt überhaupt noch jemand die Bezeichnung?) ging irgendwann kaputt. Also überspielte ich alle Filme auf DVD, die aber nicht auf einem PC, sondern nur auf meinem DVD-Player zu lesen waren. Und ich dachte lange nicht mehr daran.

Heutzutage muss aber alles in digitalisierter Form auf einem PC vorliegen. Und dann kann man das, was man früher ganz allein besaß und höchstens mal auf einem Familiennachmittag der gelangweilten Verwandtschaft vorführen konnte, plötzlich mit der ganzen Welt teilen. Also war es mir ein Anliegen, meine alten Filme zu digitalisieren. Karl Heinz erbot sich, das für mich zu übernehmen. Ich übergab ihm meine DVDs und den passenden Rekorder und machte mich auf nach Amerika, in der sicheren Gewissheit, Karl Heinz wird’s schon machen.

Und auch bald erhielt ich zwei Filmchen und freute mich sehr. Doch dann kam nichts mehr. Karl Heinz sprach von Problemen, die man so über den großen Teich nicht lösen konnte. Eilig war es auch nicht und so traf ich mich nach meiner Rückkehr mit ihm. Schnell stellte sich heraus, dass es eigentlich nicht möglich ist, diese DVDs, die viele einzelne Filme enthalten, ohne den, der die gedreht hat und genau kennt, zu konvertieren. Sonst würde man nur einen endlos langen Film erhalten, der auch endlos groß wird und mit dem man wenig anfangen kann. Ich fragte nach dem Gerät, mit dem das ganze digitalisiert werden kann und war erstaunt, dass es nur eine winzige Box von Terratec ist, die auch nur wenig kostet, für unter 80 Euro war sie schon einen Tag später mein.

Und dann gab es kein Halten mehr. Beim Konvertieren merkte ich sofort, dass dies keine Arbeit ist, die man einem anderen zumuten kann. Es dauert viele Stunden, denn nicht nur muss man die Filme in Echtzeit abspielen und auch anschauen, die Zeit für das Konvertieren dauert noch wesentlich länger. So waren denn schon einige Wochenenden mit heftiger Arbeit gefüllt.

Aber das Ergebnis war toll. Zwar waren die alten Filme immer noch in der gleichen schlechten Qualität, aber meinen heute fast 50jährigen Sohn als Baby zu sehen war doch schön. Oder die längst verstorbenen Eltern. Natürlich habe ich immer dann, wenn ich Leute in den Filmen gut kannte und noch Kontakt hatte, ihnen einen Link dazu über youtube geschickt, auch das gab immer tolle Momente. So schrieb mir ein tunesischer Bekannter, den ich schon Jahrzehnte nicht mehr gesehen habe: Merci, tu m’as fait vivre le meilleur moment de vie, et je suis devenue vie. Wer‘s nicht versteht, so etwa wie, danke, das war der beste Moment meines Lebens und ich bin ins Leben zurückgekehrt.

Einer Kusine schickte ich Fotos von ihren Eltern, die auch lange nicht mehr leben, und ihren kleineren Geschwistern. Und meine Nichte bekam einen Film von ihrer Erstkommunion, während das nächste Fest in ihrem Leben der Renteneintritt sein wird.

Aber das schönste Erlebnis war doch der Film über die Reise nach Griechenland, die ich 1980 gemacht hatte. Das Ganze kam sehr spontan zustande. Zu meinen Freunden zählte ein Student der Mainzer Uni, der über Ostern an einer geographischen Exkursion nach Griechenland teilnehmen wollte. Ich war schon ein wenig neidisch, wäre gerne mit, und kaum zu glauben, am Mittwochabend vor der Reise kam er zu mir und sagte, ein Student sei ausgefallen und man brauche Ersatz, weil sonst sein Kostenanteil von den anderen übernommen werden müsse. Zwischen Donnerstag und der Abreise am Samstag wurde ich dem Professor vorgestellt, ob er mich auch akzeptiert, musste ich um Urlaub fragen und meinen Sohn für die drei Wochen zur Schwester nach Holland schicken. Und am Samstag stand ich reisefertig am Bahnhof, denn damals flog man nicht mal so einfach nach Griechenland, man nahm den Zug für die 48 Stunden lange Fahrt.

Und ein Film dieser Reise war unter den alten Schätzen!

Natürlich dachte ich gleich an diesen Studenten. Nach der Reise hatten wir den Kontakt verloren, die Leben drifteten auseinander. Dank meines Tagebuches war der Vorname klar, an den Nachnamen konnte ich mich nicht recht erinnern, nur dass er mit P begann. Und ob ihr es glaubt oder nicht, ich fand ihn. Zunächst ein Versuch über google in Zusammenhang mit der Mainzer Uni, das brachte nichts. Aber in Facebook fand ich ihn ziemlich schnell und sendete ihm einen Link.

Thomas war ganz begeistert. Auch für ihn war es schön, einen kleinen Rückblick in sein Leben vor 37 Jahren zu erhalten und er schlug vor, dass wir uns treffen. Am Montag war es dann so weit und wir besetzten stundenlang einen Tisch im Café, um über die alten Zeiten zu reden. Es war richtig schön. Interessant dabei auch, wie zwei Menschen sich oft sehr unterschiedliche Reiseszenen merken. Aber wenn dann der eine ein Ereignis erwähnte, fiel es dem anderen auch wieder ein.

Ich finde ja oft, je älter wir werden, desto wichtiger wird die Vergangenheit. Ich würde gerne viel öfter Menschen aus meiner Vergangenheit treffen und über die alten Zeiten reden. Das heißt jetzt nicht, dass ich nicht in der Neuzeit lebe und aktiv bin, aber das alte sollte doch nicht vergessen sein, es gehört zu uns und hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Und diese Griechenland-Reise war eigentlich der Auslösepunkt für meine vielen Reiseaktivitäten, die danach kamen.

Kommödchen

Plötzlich erschien mir die bisherige Kommode im Schlafzimmer nicht mehr angemessen. Nicht nur außen abgestoßen, auch zu niedrig und man hat ja Rücken! In die niedrigen Türen den ganzen Kram zu packen ist nicht nur schwierig, tut weh, sondern bringt auch keinerlei Ordnung. Ich gierte daher nach einer neuen Kommode, in die alles passt und dazu übersichtlich angeordnet ist. Daher brach ich auf zu einer Möbelrundfahrt. Mann Mobilia war mein erstes Ziel, aber heute hat es ja den schrecklichen Namen XXL. Dieser Name ist völlig falsch gewählt, klingt eher nach Billigheimer und Ramsch, dabei haben die wirklich schöne Sachen und billig sind sie auch nicht. Aber ich war ziemlich enttäuscht. Mein Schlafzimmerschrank ist helle, glatte Eiche, aber offenbar ist es nun modern, alle Möbel nach uralten Kisten aussehen zu lassen, der Euro-Paletten-Look ist in. Passte absolut nicht zu mir. Zwar ist die vordere Ecke, wo die Kommode hin soll, eher schwarz, so war auch die alte, also geht entweder Esche oder schwarz. Nichts da, schwarze Kommoden gab es schon gar nicht.

Also ab zu Möbel Martin. Da fahre ich immer gerne hin, ist so ein schöner, freundlicher Laden. Aber auch hier ist nur Holzfurnier im Angebot, das auf alt gemacht ist. Einfach scheußlich und würde vor allem nicht zu glattem Holz passen. Deshalb fuhr ich mit leerer Ladefläche heim.

Dort trug gerade der Briefträger den neuen Ikea-Katalog aus. Also habe ich wirklich Seite für Seite durchforstet, und wo blieb ich hängen? An meiner geliebten Malm-Kommode, die ich auch schon in Florida gekauft habe. Diese Kommode ist einfach praktisch, geräumig, zeitlos und preisgünstig. Bei uns, nicht in Florida. Dort ist sie teurer. Das kann mit den Transportkosten zu tun haben, aber auch mit dem amerikanischen Markt. Möbel sind dort nicht nur ziemlich scheußlich, sondern auch sehr teuer, daher sind Amis bereit, bei Ikea mehr zu zahlen als bei uns.

Am nächsten Morgen ging es also zu Ikea. Und die Kommode war da und schnell eingekauft. Nicht ganz so schnell ins Auto gepackt, denn das Paket war so unglaublich schwer, dass ich es nicht allein schaffte und einen Vorübergehende jungen Mann ansprechen musste. In Gedanken dachte ich auch schon an die 387 Schrauben, die ich in Florida dort eingedreht habe und an den Arm, der mir die ganze Nacht weh tat.

Aber es ist halt gut, wenn man Freunde hat. Und meine besten Freunde in Taunusstein, die immer für mich da sind, sind nun einmal meine Roma-Flüchtlinge. Der Familienvater geht inzwischen einer Arbeit nach und ist nicht immer greifbar, aber der junge Erjon sprang sofort ein. Ich holte ihn in Orlen ab, er schleppte die schweren Pakete nach oben und ließ es sich nicht nehmen, mir beim Schrauben zu helfen. Was für ein Unterschied, wenn man so etwas zu zweit macht. Es ging flott, kein Arm tat weh und nach 2 – 3 Stunden stand die Kommode, danke lieber Erjon.

Er nahm dann auch gleich die alte Kommode mit, denn die Familie zieht gerade in ein neues, größeres Zimmer. So war beiden Seiten geholfen.

Ich habe Angst!

Wir alle wussten ja, wie gefährlich dieser Donald Trump als Präsident werden kann. Aber wir alle hofften, dass es nicht zu einer Eskalation kommt, wo er die berühmten Knöpfe drücken wird. Aber nun habe ich Angst, dass es genau dazu kommt, und schon nächste Woche. Natürlich wird auch in den deutschen Medien über die Verschärfung des Tones zwischen USA und Nordkorea gesprochen, aber ich schaue vor allem US-Medien und da klingt die Lage doch sehr viel ernster. Der dritte Weltkrieg könnte schon nächste Woche beginnen. Nordkorea droht für Dienstag einen Angriff auf die US-Kolonie Guam an und Trump will zurückschlagen. Damit ist der Krieg da. China und Russland werden sich auf die Seite Nordkoreas stellen und der dritte Weltkrieg ist da.

Ich habe Angst davor. Denn wir alle werden davon betroffen sein. Das Ausmaß kann so schrecklich sein, dass ich mir es kaum vorstellen will.

Daran gemessen sind meine persönlichen Sorgen eher klein. Ich habe für den Herbst einen Flug nach Florida gebucht, in mein geliebtes Häuschen. Und diesmal ist es, als persönliches Geburtstagsgeschenk, ein sehr, sehr teurer Flug. Jeder weiß, Flüge kann man nicht stornieren, wenn also Krieg ausbricht und Touristen vielleicht nicht mehr nach USA einreisen können, ist das Geld für diesen Flug futsch. Mein Häuschen vielleicht auch. Was natürlich alles egal ist, wenn wir alle unter der Atomwolke sterben.

Also so richtig rosig sind meine und die Aussichten der Welt nicht.

Heimweh

Auf Sixx gibt es am Nachmittag eine Sendereihe, die sich mit Häusern in USA befasst. Zunächst Lakefront, wo man mit einem Immobilienmakler Häuser an einem See in USA besichtigt, dann Beachfront, das gleiche am Meer. Danach Fixer Upper und Super-Makler, wo jeweils Bruchbuden saniert werden. Nein, ich sitze nicht alle Nachmittage am TV, aber ich schaue doch immer mal wieder gern in diese Sendungen rein. Und sie wecken in mir ein kolossales Heimweh nach Florida.

Die USA sind ein so wunderschönes Land, was es da an Landschaften gibt, ist beeindruckend. Und die Möglichkeiten der Menschen kolossal. Sie können einfach Arbeit und Freizeit ideal verbinden. Wenn da nur nicht die Politik wäre. Schon unter Bush gab es Probleme im Einvernehmen mit meinen Bekannten, aber Trump ist ja einfach indiskutabel. Und so sehr ich mich auf meine baldige Reise freue, ich habe auch Angst. Es könnte zu einem Krieg mit Nordkorea kommen, und dieser Krieg wird alles sprengen, was wir bisher über Krieg wissen. Also besser nicht zu viel darüber nachdenken.

Ich kann es kaum erwarten, bis ich wieder in Florida bin. Ich fühle mich inzwischen dort viel mehr zu Hause als in Deutschland. Und so sehr ich meine Reisen nach Marokko liebe, so wäre es doch niemals ein Land, in dem ich leben möchte, da sind mir die Kulturunterschiede einfach zu groß. Leider habe ich nicht die Mittel für ein so schönes Haus wie in den Fernsehserien, aber ich bin ja bescheiden und freue mich an meinem einfachen Trailer in Port Orange, immerhin liegt er in einer wahnsinnig schönen Natur. Ich freue mich auf meinen roten Kater Prince, auf die vielen Vögel in meinem Garten und auf die Überraschung, welche sonstigen Tiere ich diesmal im Garten finden werde. Und natürlich auf mein Kayak, mit dem ich wieder die Wasserläufer erforschen werde. Ich habe so einiges vor, der Floridaroom soll renoviert werden, aber vor allem der Garten verschönert. Leider bin ich weder Handwerker noch Gärtner. Am Haus kann ich nichts selbst machen, bin auf meinen Handyman Bob angewiesen, aber Bob ist alt und krank und ich muss damit rechnen, dass er nichts mehr machen kann. Und ohne ihn werde ich meine Pläne kaum bezahlbar umsetzen können. Im Garten kann ich mich zwar selbst betätigen, aber so richtig fehlt es mir an Kreativität, also muss ich erst mal abwarten, ob ich das, was ich im Kopf habe, auch umsetzen kann.

Aber egal, was passiert, ich bin aktiv und es wird wieder wunderschön werden!