Archiv für den Monat: Mai 2023

The White Camel

Es dauerte bis zum Jahr 2019 bis ich endlich wieder nach Agafay kam. Aber bis dahin hatte sich wirklich alles geändert, auch der Name. Nun residiert hier The White Camel. Wer aber nach wie vor hier ist und seine Ideen verwirklicht, ist Abdelkhalek. Schon 2019 gab es die luxuriösen Lodges, die sich während der Coronazeit aber stark vermehr haben.

Hier ein Video aus dem Jahr 2019:

Ich war völlig überrascht und begeistert, was ich nun vorfand. Es ist unglaublich riesig. Im ganzen gibt es nun 45 Lodges, und eine davon mit eigenem Pool. Aber auch die anderen können sich sehen lassen, es ist so schön und geräumig und jede Lodge hat eine Terrasse mit Sitzecke und alle sind sie ausgerichtet mit Blick zum Sonnenuntergang. Der ist berauschend hier, oft fällt die Sonne glutrot in den Horizont. Und es kommen nun auch richtig viele Leute. Wie schon zuvor gesagt, es sind nicht die Reisenden, die meinen Reiseführer kaufen würden und länger im Land bleiben. Das sind Menschen auf Kurzbesuch. Marrakech ist zur Zeit in aller Munde, es ist der Renner und schwer, ein passendes Hotelzimmer zu finden, und nach ein paar Tagen Stadt kommt man dann in dieses Camp. Ich habe sogar zwei Paare aus Florida getroffen, meiner zweiten Heimat, aber auch andere Amis, ein Paar aus Sri Lanka, das in der Schweiz lebt, Chinesen, aber auch viele gutsituierte Marokkaner. Sie kommen, um sich an den zwei Pools zu vergnügen, an der Bar einen Cocktails zu genießen, die gibt es auch alkoholfrei gibt, aber sehr viele kommen, um einen bestimmten Festtag zu feiern. Leider bin ich erst am Sonntag angereist, am Samstag davor fand eine Hochzeit von einem Paar aus Mali statt, in einheimischen Trachten, das hätte ich gerne erlebt. Aber auch für den Geburtstag am Sonntag wurde ein feierlicher Rahmen geschaffen, Kamelreiter mit brennenden Fackeln standen Spalier. Es gibt eine ganze Reihe von Restaurants auf dem riesigen Areal, so dass es keinerlei Probleme macht, an einem Abend mehreren Gruppen zugleich den originellen Platz zum Feiern zu schaffen.

Camp Agafay

Von Imlil zum Weißen Kamel ist eine Weltreise, obwohl es nur 90 km sind. Unter normalen Umständen wäre ich auch nicht hier, denn es ist keine Anlage, in die sich ein Tourist, der meinen Reiseführer kauft, verirren würde. Das hier ist Luxus pur und es kostet auch entsprechend.

Aber mal ganz von vorne. Im Jahr 2000 lernte ich in Mhamid Abdelkhalek Benalila kennen. Hier habe ich darüber berichtet.

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/kasbah-sahara-services/

Er fing damals ganz klein an, gründete seine Reiseagentur für Wüstentouren und baute dann das Hotel in Mhamid. Das Büro wurde nach Marrakech verlegt, wo er dann auf die Idee kam, dass es doch eine Menge Menschen gibt, die zwar nach Marrakech kommen, aber keine Zeit haben, in die Wüste zu fahren.

Agafay

Also muss er die Wüste nach Marrakech bringen. 30 km vor Marrakech gibt es die sehr hügelige, karge Region Agafay, die tatsächlich ein wenig Ähnlichkeit mit den Sanddünen der Wüste hat. Und dort baute er ein Biwak, damals noch Camp Agafay. Er war zwar nicht der einzige mit dieser Idee, gehörte aber doch zu den ersten. Im Jahr 2010 war ich zum erstenmal dort. Es war schon richtig schön, die Lage ist super und der Sonnenuntergang bezaubernd. Es war gerade mein Geburtstag und er bestellte sogar eine Musikgruppe für mich. Einige Leute kamen schon damals, aber so richtig der Renner war es noch nicht, obwohl das Camp sehr schön lag und die Zelte viel besser eingerichtet waren als die Wüstenbiwaks zur damaligen Zeit.

Das nächstemal kam ich im Jahr 2012. Es war im Großen und Ganzen noch das gleiche Camp, aber es gab vor allem an den Wochenende spezielle Events und ich durfte sogar im Hubschrauber mitfliegen.

Zum Weißen Kamel geht es dann im nächsten Beitrag.

Bergsteigerparadies Imlil

Dieser Ort im Hohen Atlas stand auf meinem Plan, da ich lange nicht da war. Ist halt Bergsteigen und keine Wüste. Ist halt kalt und nicht warm. Also kein Edith-Ort. Doch die Pflicht ruft und ich habe mich bei Lahcen Bouredda angekündigt. Doch zunächst muss ich ja mal dort sein. Ich fahre von Telouet hoch auf den Tizi-n-Tichka Pass. Wusste, dass an der Straße noch immer gebaut wird, sicher schon fünf Jahre. Staus gab es zum Glück nicht, aber es regnete und die Baustellen waren völlig verschlammt, mein Auto dann auch. Während ich am Tichka gut durch kam war es auf der Nebenstraße einfach furchtbar. Ständig hatte ich einen Wagen vor mir, der 20 kmh unter dem Erlaubten fuhr, und das auf kurviger Bergstraße, wo man nicht überholen kann. Das ging lange Zeit so, meine Nerven waren völlig am Ende. Dann, auf der katastrophalen Straße von Asni nach Imlil, wo von Teer keine Spur mehr ist, aber Schlamm und Pfützen, kam ich an einer Baustelle, wo die praktisch im Stehen fuhren, seitlich an den drei Lahmarschen vor mir vorbei. Um 20 Meter danach von der Polizei angehalten zu werden. Und der Taxifahrer machte einen Riesenlärm über meine angeblich rücksichtslose Fahrweise.

La Police

Ich weiß nicht, ob es am Alter liegt oder woran auch immer, ich leide manchmal an schrecklichem Gedächtnisverlust. Mir fiel kein Wort mehr ein in Englisch oder Französisch, ich konnte plötzlich nur noch Deutsch. Aber der Polizist blies sich furchtbar auf, wollte 400 Dirham haben. Ein ganz Harter. Ich wollte die Nummer vom Chef, er meinte, er sei der Chef. Ich blieb einfach beim Polizeiwagen stehen und schimpfte furchtbar. Auf Deutsch. Und ich hätte es echt nicht gedacht, aber ihm riss vor mir der Geduldsfaden, er drückte mir die Papiere in die Hand und meinte ich solle mich in Zukunft an die Regeln halten. Konnte mich gerade noch zurückhalten, bevor ich Merci sagte, und drückte ihm nur verlegen lächelnd die Hand. Verlegen sollte es zumindest wirken, vielleicht war es ja auch siegreich.

Auberge Lepiney

Bei diesem Regenwetter und etwa 12 Grad macht mir Imlil schon gar keinen Spaß. Dabei sind die Leute so lieb. Mohammed und Lahcen Bouredda sind echte Kinder des Ortes und für alles da, was mit dem Bergsteigen zusammen hängt. Mohammed hat schon vor Jahrzehnten seine Auberge aufgebaut, am Anfang gab es nur sehr einfache Betten im Schlafsaal, aber nun gibt es richtig schöne Zimmer mit Bad. Was man hier bestimmt nicht braucht ist eine Klimaanlage.

Und Lahcen ist der geborene Bergführer. Er kennt sich hier richtig gut aus. Im Jahr 2008 habe ich mit ihm den Toubkal bestiegen, ich, die absolut kein Fan von Bergen ist. Aber was tut man nicht alles, wenn man in seinem Reisehandbuch darüber berichten möchte. Das Maultier trug unsere Sachen, ansonsten ging es Schritt für Schritt hoch. Und sobald ich nur ein wenig zu schnaufen anfing blieb Lahcen stehen, denn das darf nicht sein, man darf sich nicht anstrengen. Schlafen mussten wir dann in der Hütte zu Füßen des Toubkal, natürlich im Schlafsaal, wo alle paar Minuten nachts jemand aufstand mit seiner Stirnlampe und zur Toilette gewandert ist.

Jebel Toubkal

Jeder sagte, ja, aber der Abstieg ist so viel schlimmer. Nie! Runter ist doch immer viel leichter. Sagte die Bergunerfahrene. Oh mein Gott, was haben mir meine Beine weh getan, ich war völlig fertig. Habe mir nur immer gewünscht, ein Auto würde anhalten auf dem letzten Stück nach Arumd und mich mitnehmen. Aber mein Stolz ließ es dann doch nicht zu, dass ich jemand angesprochen habe.

Ich weiß, ich bräuchte nur die leiseste Andeutung zu machen und Lahcen würde sofort wieder mit mir in die Berge steigen. Aber ich halte mich zurück. Kann es auch nicht mehr. Meine Beine sind nicht mehr neu und das Knie nach dem Sturz von Moulay Bousselham immer noch nicht ausgeheilt. Man wird einfach nicht jünger, so gern man auch möchte.

Aber wie gesagt, wer will und kann, in der Auberge Lepiney seid ihr als Bergsteiger gut aufgehoben. Übrigens konnte man früher auch alleine den Berg besteigen, wenn man Erfahrung hat. Aber nachdem Ende 2018 am Aufstieg zum Toubkal zwei junge Touristinnen ermordet worden sind besteht ein Führerzwang. Eigentlich hat das schlimme Geschehen nichts mit dem Bergsteigen zu tun, aber man hat das wohl recht gerne zum Anlass genommen, die einheimischen Führer zu beschäftigen.

Imlil:

Tee im Nomadenzelt

Als ich bei Merzouga hinter den Erg gefahren bin, dahin, wo die vielen Biwaks aufgebaut sind, sah ich eine kleine Stadt aus Nomadenzelten und war geschockt. So geschockt, dass ich dies in Facebook gepostet habe. Ich war geschockt einfach weil ich das so nicht kannte, es gab diese Zelte vorher nicht und es ist ja klar, wenn diese Menschen auch von der Herkunft Nomaden sind und ihre Zelte echt, so sind sie doch nicht dort, weil sie mit ihren Herden umherziehen und nach Futter suchen, sondern weil sie den Touristen Tee anbieten und damit etwas Geld verdienen.

Für diesen Schock möchte ich mich heute entschuldigen, es war meiner ersten Überraschung geschuldet. Inzwischen habe ich mit vielen gesprochen und sehe die Sache heute komplett anders. Ein holländisches Paar saß bei mir am Tisch, zum erstenmal in Marokko und mit dem Mietwagen unterwegs. In Merzouga hatten sie eine Übernachtung im Biwak gebucht, aber waren schon früh da. Was anfangen mit der Zeit? Sie buchten eine Tour mit dem Geländewagen und kamen genau in eines dieser Zelte und tranken Tee. Und fanden es wunderbar.

Ich bin sehr privilegiert, weil ich Marokko schon so lange kenne und eine ganz andere Zeit erlebt habe. Ich saß oft mit echten Nomaden zusammen, trank Tee und habe sogar schon dort geschlafen. Wer heute für eine Woche nach Marokko kommt hat diese Erfahrung nicht. Warum also soll er nicht dieses touristische Angebot annehmen und dort tatsächlich sehen, wie so ein Zelt aussieht. Der Holländer meinte, wir zuhause haben doch auch solche Angebote für die Touristen wie den Käsemarkt in Alkmaar.

Also noch einmal, ich entschuldige mich. Der Tourist bekommt hier etwas geboten und gleichzeitig kann die Familie etwas verdienen. Gut so.

Verschleppt in die Berge

Nach einem Tag Ausruhen wollte ich heute aber doch ein wenig in der Umgebung recherchieren und kam nach Toundout. Dort ist das Lehmhaus von Mohammed, in dem er mit seiner Familie wohnt. Hier bietet er für Gäste eine einfache Gite und ermöglicht den Besuchern die Teilhabe am Familienleben. Er kennt sich sehr gut mit Pisten und Wegen der Umgebung aus, deshalb kommen auch viele Trekkingleute und 4×4-Fahrer zu ihm. Ich hatte den Abstecher von Skoura aus gemacht und wollte auf dem gleichen Weg zurück. Aber Mohammed meinte, es gäbe eine neue Asphaltstraße zurück nach Skoura durch ein hübsches Tal. Ich fahre so was nicht gerne, wenn ich keinerlei Anhaltspunkt habe, aber er zeigte mir eine Karten-App, wo die neue Straße angeblich zu erkennen war und Asphalt findet man ja eh!

Ich bog ab auf die neue Straße und nach 6 km war Ende Gelände. Außerdem war der Weg bis dahin schon fernab der angeblich so guten Karten-App. Also zurück zu Mohammed. Er stieg kurzerhand ins Auto und fuhr mit. Die Karten-App zeigte die alte Piste an, aber Mohammed dirigierte mich auf der neuen Straße weiter, nur war sie noch nicht fertig, bei weitem nicht. Nach 10 km vor einem Ort wurde gerade eine neue Brücke gebaut und Mohammed dirigierte mich in die Wildnis. Hinauf und hinab, rechts, links, geradeaus. Nie hätte ich das alleine gefunden, in der Karte war der Weg nicht drin. Und von einer neuen Trasse keine Spur. Dabei soll angeblich die Straße bis zum Ende des Jahres fertig sein.

Fertig war vorläufig nur ich. War zum Mittagessen auf dem Camping Amerhidil verabredet, die wollten mich schon langsam suchen lassen. Auch dieser Campingplatz ist sehr schön und hat einen sehr freundlichen Empfang.

Nekob – Skoura per Piste

Nachdem die einst heftige Piste von Nekob nach Boumalne inzwischen asphaltiert wurde haben die Offroader natürlich eine schöne Herausforderung verloren. Aber Marokko ist groß, die Wüste weit und die Berge hoch und so gibt es auch hier Ersatz. Da bietet sich diese Route von Skoura nach Nekob an, sie hat genauso aufregende Landschaft, ist aber gut zu fahren. Und kaum jemand kennt die Strecke, es finden sich keine Staus durch Landrover-Karawanen. Aber natürlich auch keine Wegweiser und bei den bisher dreimal, die ich diese Strecke gefahren bin, habe ich mich doch jedes Mal verfahren. In meinem Reisehandbuch ist sie mit Ausgangspunkt Skoura beschrieben, und wenn man umgekehrt fährt sieht es komplett anders aus und die GPS-Punkte sind nur bedingt hilfreich. Dabei ist die Piste gut zu fahren, aber es gibt auch jede Menge Abzweigungen. Am Ende habe ich für die 100 km vier Stunden gebraucht und kam, wie üblich, erledigt im schönen 123Soleil an.

Hier die schönsten Stellen im Jebel Sarhro.

Kasbah 1.2.3.Soleil

Im Februar 1986 kam ich das erste Mal nach Marokko, mit dem Flieger und der Absicht, öffentliche Busse zu benutzen. Eine Arbeitskollegin begleitete mich und es wurde zur aufregendsten Fahrt meines Lebens, wobei der Bus schnell nicht ausreichte und ich einen Wagen mietete. Mit dem Ergebnis, dass die Kollegin nie wieder in das Land wollte, ich jedoch noch im gleichen Jahr mit eigenem Geländewagen zurück kam und das bis heute tue. Und auf dieser zweiten Fahrt, ebenfalls mit einer Arbeitskollegin, aber einer anderen, lernte ich dann in Zagora Hassan kennen, hier auf dem Bild links.

Hassan hat, wie wir wohl alle, ein sehr aufregendes und abwechslungsreiches Leben geführt. Doch am Ende landete er in der Oase von Skoura, heiratete eine Frau mit Landbesitz und hat nun dort ein schönes Hotel. Es ist eher einfach, hier herrscht kein Luxus, aber es ist trotzdem schön und einen Pool gibt es auch. Hier komme ich immer gerne für ein paar Tage her, um mich von der anstrengenden Reise auszuruhen und mein Gepäck zu sortieren. Wenn man jede Nacht woanders ist und aus dem Koffer lebt, findet man irgendwann nur noch die obersten Sachen und weiß nicht mehr, was unten alles vergraben ist. Ich habe ja eine Tasche für Kälte, eine für Hitze, aber da wir zunächst eine Hitzewelle hatten, dann eine Kältewelle, kam alles etwas durcheinander. Und so ist es schön, dass es Hassan und die Kasbah 123Soleil gibt.

Ich fühle mich wieder wohl in Marokko, habe nach der langen Covid-Abwesenheit wieder den Zugang gefunden, aber trotzdem freue ich mich auch auf die Heimfahrt, einfach weil ich mal wieder Ordnung und ein ruhiges Leben brauche. Weiß aber auch, dass ich nach einer Woche wieder Fernweh bekomme.

Bab n’Ali

Nach einem schönen Abend in der Berber Nomad Kasbah hatten Steffi und Berit noch genug Zeit, die reizvolle Landschaft zu erkunden, bevor es auf die recht kurze Strecke zum nächsten Etappenziel, Zagora, ging. Und auch ich wollte mit. Mohamed Rachyd, Eingeborener und Fachmann für diese Region, hatte uns vorgeschlagen, sowohl den Doppelgipfel als auch einen Wasserfall zu erkunden, bevor es dann in der Farm seiner Eltern ein Mittagessen geben sollte.

Der unübertreffliche Fahrer Khalid, bereits seit einem Jahrzehnt bei der Agentur beschäftigt und von allen zum Fahrer des Jahres erwählt, holte uns ab. Auch für ihn war es neu, dass man bis zum Bab n’Ali fahren kann, denn wir drei Damen waren uns einig, zu viel wollten wir nicht laufen, schoben es aber auf das uns fehlende passende Schuhwerk. Khalid, der über die Coronajahre ein wenig zugenommen hat, schob Wache bei dem Fahrzeug, zu Recht, denn die etwa 100 Ziegen hätten es bestimmt geklaut. Und Khalid ein paar Schritte gut getan. Aber wir brauchten wirklich nicht zu viel zu laufen und bekamen doch recht gut die Gipfel auf das Foto, das allein zählt, haha.

Dann ging es weiter zum Wasserfall. Mustapha aus dem Gästehaus, der Bruder von Mohamed, war unser Führer. Da nirgends auch nur ein Tropfen Wasser zu sehen war erkundigten wir uns vorsichtig, wie lange wir denn laufen müssten. 10 Minuten meinte er. Also los. Es gab natürlich keinen Weg, wir mussten durch steinige Flussläufe und Oleanderhecken, in meinen Schuhen sammelten sich die Kieselsteine an. Steffi gab auf, aber Berit und mich trieb die Neugier vorwärts. Und tatsächlich, ein Wasserbecken, ein Wasserfall, genau wie vorher geschätzt über die stattliche Höhe von 20 Zentimetern. Ach ja, wir haben ja keinen Wanderurlaub gebucht. Es ist eine wunderschöne Gegend und viele kommen nur zum Trekking hierher, zu Recht, aber uns stand der Sinn nicht so zum Wandern und auf dem Rückweg konnten wir dann auch die Zeit ablesen, 20 Minuten waren es und wir hatten unsere Pflicht getan.

Mittagessen auf der Farm

Erholsam war es dagegen in der elterlichen Farm. Da man öfter mit Touristen hierher kommt hat man nette Ecken geschaffen, wo man in Ruhe sitzen und die Stille genießen kann. In den Plantagen reifen die unterschiedlichsten Früchte und wir durften die ersten genießen, eine Art Pflaumen oder Mirabellen, sehr lecker. Das war auch das Mittagessen, wir hatten das gefüllte Brot gewählt, um dem üblichen Tajine zu entgehen, es wird oft Pizza Berber genannt, hat aber mit Pizza nichts zu tun. Schmeckte jedenfalls sehr gut. Besonders schön fand ich, dass sich die Eltern mit uns an den Tisch zum Essen setzten und wir damit nicht als Touristen, sondern als Gäste betrachtet wurden.

Und dann mussten sich unsere Wege leider wieder trennen, ich fuhr nach Norden, Steffi und Berit nach Süden.

Sarhro Piste – von Boumalne nach Nekob

Das Wahrzeichen von Nekob und dem Sarhro Gebirge ist der Doppelgipfel Bab n’Ali. Den kenne ich natürlich schon lange, bin ich doch die schwierige, steinige Bergpiste unzählige Male gefahren, wahlweise ab Boumalne oder ab Tinerhir. Noch in meiner Ausgabe 2011 des Reisehandbuch Marokko schrieb ich:

Sehr steinige Bergpiste, nur für Geländefahrzeuge. Kaum Mobilfunkempfang

Nördlich von Nekob ist der Djebel Sarhro mit dem bizarren Doppelgipfel Bab n’Ali in einer faszinierenden Bergwelt. Die Anfahrt dorthin ist aber nur für Geländewagen möglich. Es handelt sich nur um insgesamt 86 km mit 71 km Piste, aber die sind haarig. Die Strecke könnte in umgekehrter Richtung einfacher zu fahren sein, da die schlimmste Strecke die 16 km Anstieg sind, der Abstieg ist besser. Die Aussicht ist einfach grandios, aber der Fahrer hat wenig Zeit, dies zu genießen. Die Mitfahrer sollten schüttelerprobt und schwindelfrei sein.

Hier ein Foto von 2007

Wie staunte ich als ich 2013 auf einmal eine Asphaltstraße vorfand. Und heute ist die Strecke nicht nur sehr beliebt bei allen Rundreise-Chauffeuren, sondern in den beiden Auberges am Gipfel gibt es sogar Internet. Viele Touren halten hier an den beiden Herbergen, was den Familien zu einem bescheidenen Einkommen verholfen hat.

Marrakechtours.de

Ich reise gerne durch Marokko, seit 37 Jahren, ich schreibe Reiseführer über Marokko vor allem für Selbstfahrer und Camper, aber was viele nicht wissen, ich organisiere auch kleine feine Rundreisen. Die Kunden buchen sich den Flug selbst, wenden sich dann an mich und ich stelle ihnen eine genau auf sie zugeschnittene Reise zusammen. Meist geht es mit dem Flieger nach Marrakech, dort werden sie am Airport abgeholt und in ein schönes Riad inmitten der Medina gefahren. Nach 1, 2 Tagen steht dann morgens ein Fahrer mit Geländewagen vor der Tür und auf geht’s ins Abenteuer. Es gibt hier keine Standardtour und vor allem keine Mitreisenden, der Fahrer ist zugleich Führer und meist entwickelt sich ein richtig schönes, freundschaftliches Verhältnis. Und wenn ich zeitgleich im Land bin, so organisiere ich es auch meist, dass wir uns treffen.

Infos hier: www.marrakechtours.de

So war das auch in diesem Fall. Die beiden Damen sind aus Skoura angereist, über das Rosental in die Dadesschlucht und dort habe ich sie dann zum Mittagessen getroffen. Dann haben wir uns getrennt, aber nur, um uns in Nekob wieder zu treffen.

Nekob: Kasbah Berber Nomad

In Nekob wohnten wir in der Kasbah Berber Nomad. Eine lokal ansässige Familie hat dieses Gästehaus vor wenigen Jahren erbaut, mit tatkräftiger Unterstützung der Deutschen Ingi Gaide. Schon vorher allerdings hat Mohamed Rachyd Trekkingtouren durch das faszinierende Sarhro-Gebirge geleitet. Die wenigen Zimmer sind zwar klein, aber mit sehr viel Liebe eingerichtet und verfügen über ein Dusch-Bad und Klimaanlage. Sowohl Mohamed als auch Ingi waren mit Kunden unterwegs, deshalb empfing uns Bruder Ahmed sehr nett mit Tee. Ich hatte für uns drei Damen eine Flasche Sekt kalt gestellt, davor hatten die Beiden sogar noch einen Martini auf der Terrasse beigesteuert, es ging uns also richtig gut, so gut, dass wir nach dem Abendessen alle ins Bett fielen. Marokko ist so wunderschön und vielseitig, es gibt immer etwas Neues zu sehen und zu erleben, so dass man abends vollkommen erschöpft ins Bett fällt.

 

Tamtattouchte

Weiter ging es nach Tamtattouchte, dieses Dorf mit 5 Ts liegt hoch über der Todraschlucht und hat noch mehr Auberges mit angeschlossenem Camping. Jede musste ich bei strömendem Regen besuchen und jede hatte irgendetwas zu bieten. Freundlichkeit immer, bei Amazigh dazu noch ein köstliches Mittagessen. Man gab mir eine Decke zum Einkuscheln, zündete den Ofen an und ich fühlte mich richtig wohl. Lud mich sogar zum Bleiben ein, aber ich wollte noch einige andere Herbergen besuchen. Arbeit geht vor.

In der Auberge Baddou blieb ich dann aber doch, am Ende von Tamtattouchte, oder am Anfang, wenn man von unten kommt. Es ist die größte und am besten ausgestattete, deshalb dachte ich hier bin ich richtig. Aber ich glaube tatsächlich Amazigh wäre besser gewesen. Das Klimagerät in meinem Zimmer heizte nicht richtig und ich holte mir meine Kuscheldecke aus dem Auto. Das Besondere beim Abendessen war dann das Dessert, ein richtiger Künstler hatte hier ein kleines Meisterwerk einer Obstskulptur vollbracht.

Todra-Staudamm

Früher habe ich ja immer in der Kasbah Les Amis gewohnt. Der Inhaber Mohammed spricht sehr gut Deutsch, die Herberge war gemütlich und hatte auch einen Campingplatz. Aber diese sowie das daneben liegende Hotel Essalam, 140 Wohnhäuser, eine Moschee und ein altes Marabut sind dem neuen Staudamm zum Opfer gefallen. Ich verstehe ja den Wasserbedarf, dennoch war eigentlich abzusehen, dass dieses Projekt außer Zerstörung nicht viel bringen wird. Der spärliche Todra kann den Stausee nicht füllen, man setzt auf Regen und Schmelzwasser, aber bisher gibt es nur ein kleines Rinnsal am Boden. Diese Geschichte hat Mohammed das Herz gebrochen, denn seine Auberge war mit viel Geld und Liebe sein Lebenswerk und nun ist alles weg und er bekommt keine Entschädigung. Beziehungsweise eine sehr geringe, die nur einen Schuppen berücksichtigt und kein ganzes Hotel.

Doch ist er mit diesem Kummer nicht allein. Den Bewohnern der anderen 140 Häuser hat man zwar ein Stück Land zugeteilt, Strom und Wasser verlegt, aber kaum Geld zum Bau eines Hauses gegeben. So gibt es noch immer keine neuen Wohnungen für die Menschen, nur eine große Moschee wurde gebaut. Das ist ja wichtig, so können sie zumindest zu Allah beten und um Wohnungen bitten. Das Ganze ist vor Gericht, was noch Jahre dauern kann.

Die neue Moschee plus Grundstücke