Schon den ganzen März über haben wir richtiges Sommerwetter mit fast 30 Grad und keinen Regen. Einfach ein Traum, so als sollten wir hier in Florida für die harten Zeiten entschädigt werden. Heute früh überlegte ich kurz, was auf dem Programm stehen sollte und ich entschied mich für Titusville. Dort war ich schon lange nicht mehr und ich wollte schauen, wie der Trail (natürlich in meinem Bike Book enthalten) weitergeht. Der offizielle Trail endet ja vor der Brücke zu Merritt Island, aber über die Brücke sollte doch eine Spur gehen. Ich parkte also kurz vor der Brücke und fuhr zunächst den Trail ein wenig rückwärts, dann wieder zur Brücke. Tatsächlich geht eine Spur hinauf, aber nur durch eine Linie von der Fahrbahn getrennt. Also fuhr ich lieber unter die Brücke. Ach, was für ein herrliches Wetter. Die Sonne brennt so richtig auf meine Haut, genau was ich brauche und liebe. Und überall sitzen Angler und warten, dass einer anbeisst. Die offiziellen Bootsrampen sind ja seid heute geschlossen, wenn ich auch nicht genau weiß, warum. Nirgendwo kann man so schön social distancing üben wie allein auf einem Fischerboot. Und bei dem herrlichen Wetter zieht es die Menschen einfach raus. Aber es ist relativ ruhig, keine Menschenansammlungen und im Restaurant wird die Auszeit für einen Neuanstrich genutzt.
Zurück am Auto entscheide ich, über die Brücke und weiter zu Merritt Island zu fahren, denn das ist ein schöner, alternativer Rückweg. Ich komme zum Blackbear Wildlife Drive, den ich wegen seinem Wildlife sehr liebe. Es ist viel los, Auto hinter Auto, aber schon am Eingang konnte man es ahnen. Kein Wildlife in Sicht. Deshalb wurde für die Strecke auch keine Eintrittsgebühr erhoben. Aber ich kenne die Tierwelt hier ja gut, habe unzählige Fotos und so ist es auch interessant, diesen Drive einmal im Sommer zu sehen. Die Hitze und Trockheit haben die meisten Wasserstellen ausgetrocknet, die Migrantenvögel sind in ihre Sommergefilde zurück gekehrt und die Alligatoren bleiben lieber im kühlen Wasser, nur ein Kleiner liegt am Ufer.
Weiter geht es und ich komme am Scrub Ridge Trail vorbei, ein kleiner Spazierweg von einer Meile. Auch hier einfach wunderschön, durch die Landschaft zu streifen. Hier und da mal ein Vogel, aber sehr wenig. Und auch noch ein weiterer Trail folgt, den ich diesmal mit dem Fahrrad fahre, denn meine Kilometerleistung für heute ist noch nicht erreicht. Ich genieße jeden Sonnenstrahl, als wäre es mein Letzter.
Zu Hause habe ich auch etwas besonderes vor, eigentlich soll es Ente mit Orangensauce geben, ein Gericht, für das mein Sohn berühmt ist. Er hat mir sein Rezept verraten. Enten gibt es in Florida nicht, also muss Hühnchen her, das ich schon am Morgen in eine Marinade aus Kräutern und Orangen gelegt habe. Dazu gibt es Reis und eben die Orangensauce. Mein Sohn sagte, ohne Sherry und Cointreau geht es nicht, also ab zum Inder. Wird eine richtig teure Sauce. Das junge Mädel im Laden, das mich neulich so fachkundig über Margarita Mix beraten hat, hat von Sherry noch nie was gehört und denkt, es muss irgendwie Schnaps mit Kirschgeschmack sein. Aber als ich sage, es ist eine Art Wein schickt sie mich in die Weinecke und tatsächlich, dort steht der Sherry. Sie ist erstaunt, hat noch nie was davon gehört. Cointreau gibt es dann in der Miniflasche.
Nun habe ich also alle Zutaten zusammen und es geht los. Aber die Ehre gebührt doch weiterhin meinem Sohn, der Geschmack kommt bei weitem nicht an seine Sauce heran. Nun ja, es kann ja nicht jeder alles können.
Nach dem Essen muss ich unbedingt noch meinen Krimi zu Ende lesen. Das Buch Bad Wolf von Nele Neuhaus spielt im Frankfurter Raum. Aber es ist doch sehr, sehr seltsam, ein deutsches Buch in der englischen Übersetzung zu lesen. Manch ein Wort verstehe ich in der Übersetzung noch nicht mal, obwohl ich amerikanische Bücher fließend lese. Ich schaue nach dem Namen des Übersetzers, aber er scheint wirklich ein Muttersprachler zu sein. Dazu kommt, dass die Geschichte zu Anfang auch sehr kompliziert ist, viele Personen sind darin verwickelt, die man erst einmal auseinander halten muss.
Und dann war es schon Schlafenszeit, ein ganzer Tag vergangen ohne Nachrichten über den Virus. Ich glaube, ich lasse es heute auch dabei. Was für ein schöner Tag und das alles ohne dass ich einem Menschen zu nah kommen musste.