Archiv für den Monat: Februar 2021

Es geht wieder aufwärts

Das schlimme ist ja, dass man nichts anderes tun kann, als morgens bereits auf den Abend zu warten, dass es dazwischen absolut nichts gibt. Aber mit dem herrlichen Wetter an diesem Wochenende ändert sich das für mich. Gestern bin ich schon entgegen dem Ratschlag meines Arztes 12 km Rad gefahren und hatte am Abend ein gutes Gefühl. Deshalb waren es heute bereits 23 km. Noch immer fühlt es sich gut an, mein Zinkleimverband ist noch drauf und gibt mir Halt. Heute früh traf ich sogar im Wald an der Platte auf meinen Sohn mit seinem MTB. Wenn ich die herrliche Sonne am Himmel sehe ruft natürlich auch das Kayak. Noch dürfen wir nicht in der Gruppe fahren, nur allein. Aber ich brauche Hilfe beim Heraustragen des Bootes. Und nun habe ich jemand gefunden. Am Dienstag ist es soweit und wir wollen auf den Rhein. Ach, es geht doch vorwärts!

 

Coronaunfall

Gibt es noch etwas Schlimmeres als Corona? Ja, verletzt sein in Coronazeiten. Noch in den eisigen Tagen bin ich Freitag im Wald auf Glatteis ausgerutscht, es hat mir einfach die Füße weggezogen und blitzschnell lag ich auf meinem Po, die Beine ausgestreckt, aber das rechte Bein fühlte sich irgendwie verdreht an. Zuerst konnte ich überhaupt nicht aufstehen. Es tat sauweh und mir war schlecht. Irgendwann dann hob ich mich hoch und klammerte mich an einen Baum. Rief Nachbar Aleksander an. Er war aber mit dem Auto unterwegs.

Es dauerte schon eine Weile, bis ich in der Lage war, an den etwa 2 km langen Rückweg zu denken. Ich humpelte los, irgendwie. Aleksander rief an und sagte, er sei auf dem Weg, will mich abholen. Ich übermittelte meinen Standort, aber es würde eh noch eine Weile dauern, bis er da ist. Mit Auto bin ich ja mitten im Wald nicht zu erreichen. Also weiter. Und nach meinen ersten Glatteisunfall vor 2 Wochen weiß ich ja auch, ich sollte in eine Ambulanz gehen. Aber wohin? Hat Taunusstein sowas? Ich rief also die berühmte 116117 an, die durch das Impfen ja bekannt wurde. Und so wurde ich auch gleich vom Automat gefragt, ob ich einen Impftermin wünsche oder ein gesundheitliches Problem habe. Habe ich. Dann hieß es, in Notfällen lieber gleich die 112 wählen. Naja, um Leben und Tod ging es ja noch nicht. Also blieb ich dran, bis mir dann freundlich mitgeteilt wurde, dass ich in der Warteschlange an Platz 15 sei. Humpel, humpel, weiter geht’s. Das Handy in der Tasche zählte brav die Warteplätze ab und irgendwann bog ich auf die letzte Etappe vor der Heimat ein. Dann geschahen zwei Dinge fast gleichzeitig, ich war auf Platz eins und eine freundliche, echte Dame fragte nach meinen Problemen. Ich erfuhr, dass ich in die Ambulanz soll, aber weder gibt es so etwas in Taunusstein noch hat sie bereits geöffnet, es war zwei Uhr. Und ja, mein Hausarzt hat weder nachmittags geöffnet noch ein Röntgengerät. Und dann kamen Aleksander und Hund Elvis um die Ecke. Eingehakt bei ihm kam ich im Grunde auch nicht besser voran, aber fühlte mich nicht mehr so allein.

Zuhause dann erst mal auf die Couch. Und dann doch in die Ambulanz von Wiesbaden. Dort ist natürlich Hochsicherheitstrakt. Am Empfang fragte man mich, ob ich Corona Symptome habe, musste einen Bogen ausfüllen und durfte dann in den grünen Bereich, statt in den roten Coronatrakt. Man röntgte mich und fand, dass zumindest die Knochen heil geblieben seien. Ich soll einfach mal zwei Wochen abwarten, ob die Schmerzen zurück gehen, wenn nicht dann zum MRT. Außerdem verpasste man mir Krücken.

Mit den Krücken also zurück zum glücklicherweise in der Nähe geparkten Auto. Auto fahren kann ich gut, aber dass ich mir mit den Krücken nicht noch beide Beine brach, ist ein kleines Wunder. Mit den Dingern komme ich überhaupt nicht zurecht und sie landeten dann auch sehr bald in der Ecke.

So ging es also übers Wochenende. Und nun muss ich euch auch noch ein Geheimnis verraten. Am Sonntag war ja ein Date vorgesehen. Wir wollten durch den Wald laufen. Was auch sonst. Also sagte ich die 10 km ab, aber bestätigte den Kuchen danach. Im Moment brauche ich jede Abwechslung. War ganz nett. Aber am Montag rief ich doch lieber meinen Orthopäden an. Zum Glück habe ich ja nur gute Ärzte und bekam sofort einen Termin. Holte schnell die Röntgenbilder ab und fuhr los. Auf den Bildern sah der Gute nichts, an meinem Bein auch nicht, aber als er dann die Mikrowelle einsetzte, sorry, natürlich, den Ultraschall, schrie er vor Schreck. Ich übrigens auch. Es war ein ziemlich großer Muskelfaserriss. Okay, und was nun? Ganz einfach, Ruhe, Ruhe, Ruhe. Kein Sport, keine Belastung. Zinkleimverband.

Zwar fühlte ich mich mit dieser Verletzungsursache wie ein hochdotierter Fußballer, aber so richtig hilft mir das auch nicht. Seitdem bin ich wirklich wie ein Tiger im Käfig, als den ich mich ja schon länger fühle. Bisher konnte ich aber meinen Frust in den Taunuswäldern ablaufen und nun geht gar nichts mehr. Das gemeine ist, es tut kaum weh. Eigentlich könnte ich ganz gut laufen. Ich bin ja leistungsorientiert, möchte eigentlich jeden Tag üben, immer ein bisschen mehr, bis wieder alles gut ist. Und genau das wurde mir verboten. Ich wimmerte, kann ich nicht zumindest ein wenig eBike fahren? Nein, absolut nicht. Und nun steht der Frühling draußen vor der Tür und ich muss mir das von innen anschauen. Wer holt mich hier raus?

P.S. Am Fluchtplan wird weiter gearbeitet.

Der Tiger im Käfig

Ich halte es nicht mehr aus. Ich kann so nicht leben. Das Leben besteht nur noch aus existieren. Warten bis zum Mittagessen, warten auf den Abend, dass man ins Bett gehen kann. Aufstehen und der gleiche Trott fängt an. Natürlich gehe ich raus, durchlaufe wie eine Wilde die Wälder um Taunusstein, laufe und laufe, aber nichts davon füllt mich aus. Und das Highlight des Monats ist ein Arztbesuch. Das kann doch einfach nicht alles sein.

Mein Lebensinhalt ist einfach dahin. Reisen, Menschen treffen, Neues erleben. Ich habe Freunde, aber sie wohnen weit weg in der Welt und eben da kann ich nicht hin. Ich sinne nur noch auf Fluchtmöglichkeiten.

Was ich mir wünsche wäre ein Gleichgesinnter. Ein Mensch, der sich eingesperrt fühlt wie ich und mit dem zusammen man versucht, das Beste daraus zu machen. Ja, ich habe Nachbarn. Drei sogar, alle Single. Und wenn wir uns treffen – nicht immer gleichzeitig – sind wir illegal. Ich tue es trotzdem. Aber es erfüllt mich nicht. Ich bin dankbar für sie, möchte keinen einzigen von ihnen missen. Aber sie sind anders als ich. Ich wünsche mir zum Beispiel jemand, mit dem man etwas machen kann. Ja, in der Pilzsaison bin ich mit einigen in den Wald gegangen, aber die Pilze sind vorbei. Ich würde mir wünschen, dass wir etwas gemeinsam tun. Zusammen kochen vielleicht, einen Ausflug zusammen machen. Aber nichts kommt da zurück, gar nichts. Jeder darbt allein vor sich hin. Dann kommen solche Äußerungen wie: Ich hoffe auf bessere Zeiten. Mit der Situation habe ich mich schon lange abgefunden. Ich gehe viel spazieren.

Also ich habe mich absolut nicht abgefunden, ich will raus.

Ich denke oft, dass unsere Politiker vollkommen abgesetzt sind von der Wirklichkeit. Es gibt viele Problemgruppen in der Gesellschaft, die sich schwer tun. Familien mit Kindern, Einzelhändler und so weiter. Ich will aber nur für meinen Bereich sprechen, ich kann nicht für andere reden. Unsere Politiker haben täglich Besprechungen, ob persönlich oder virtuell, aber sie sind immer in Kontakt mit Menschen, haben ihre Arbeit. Der Blick für solche allein lebenden Menschen wie ich, die einerseits in Rente sind und nicht mehr mit anderen beruflich in Kontakt kommen, andererseits aber auch von ihren normalen Freizeitbeschäftigungen abgeschnitten sind. Zum Beispiel dem Sportverein. Bei mir ist es meine Nebentätigkeit. Ja, ich habe auch einen großen Verdienstausfall, weil niemand mehr meine Reiseführer kauft. Die Menschen können ja nicht reisen. Aber das kann ich aushalten. Was mir fehlt ist der Lebensinhalt, der dahin ist. Keine Bestellungen abarbeiten, Bücher verschicken, Buchführung machen, keine Anfragen beantworten. Kein Kontakt, nichts. Ich halte es nicht mehr aus. Wenn es dir genauso geht, bitte melde dich. Ich brauche einfach Gleichgesinnte zum Austausch.

Am nächsten Tag: Fluchtplan A ist geschmiedet. Nun heißt es abwarten!!!